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ihm, und kann unmöglich verendlichen. Nachdem einmal Bewegung in die verschiedenen Theile des Weltalls gekommen war, erklärt sich die Fortseßung dieser Bewegung dadurch, daß immer die eine Bewegung die andere verursacht hat. Aber der Urgrund aller Bewegung (und insbesondere alles Lebens) läßt sich nur in einem Wesen denken, das selbst nicht zur Welt gehört. Gott, der selbst unbewegliche Beweger des Alls, dem sein Wille das Dasein gab, sieht die Dinge in ihr beständig. sich verändern: Meere sich bilden, wo festes Land war und umgekehrt, Berge und Inseln auftauchen und verschwinden, Paradiese in Wüsten, Wüsten in Paradiese sich umwandeln, ein Geschlecht dem andern folgen, die schwächsten Völker zur Macht sich erheben, die mächtigsten stürzen und vergehen, die herrlichsten Städte mit all' ihrer Kunst und Pracht entstehen und untergehen, daß keine Spur davon übrig bleibt 16). Das All des Seienden beharrt in seinem Wesen, obgleich die Seinsweise des Einzelnen im All sich unaufhörlich verändert. Gott, selbst ohne Wechsel, sieht Alles wechseln, ohne daß dieser Wechsel sein Wesen berührte, oder eine Veränderung darin hervorbringen könnte. Wie kein Abnehmen, ist auch kein Zunehmen in Gott möglich, kein Rückschritt, aber auch kein Fortschritt. Sein Wille und feine Kraft sind sich ewig gleich 17). Er hat aber in alle Wesen einen Trieb nach Erhaltung und Ausbildung gelegt, der zur Vervollkommnung des Ganzen dient,

16) Valet ima summis mutare. Horat. Beobachtungen am Sternenhimmel haben sogar auf die Vermuthung geführt, daß zuweilen ganze Weltkörper vergehen und neue sich bilden. Doch Gewißheit haben wir hievon keine.

17) St. Augustin sagt von Gott: „In se ipso ubique totus." Gottes Denken und Wollen, seine Weisheit und sein Walten sind Eins. Die Indier nennen das höchste

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Wesen Achar, d. h. unbeweglich, unveränderlich. Prevót Hist. gen. des Voyages T. XXXVIII. 227.

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damit dieses sich immer mehr Ihm nähere. Der Stufen diese Annäherung sind unzählig viele. Vor dem durch Nichte beschränkten Blick des Unendlich Vollkommenen stellt sich das All der endlichen Dinge im ganzen Zusammenhange dar. Für Ihn gibt es weder Vergangenheit noch Zukunft, keinen Unterschied von Möglichkeit und Wirklichkeit. Dies sind lauter Begriffe von endlichen Wesen. In Gott ist Alles ewig. Gott kann von dem Weltall und dem, was es enthält, nicht begrenzt werden. Allein dem Menschen kann Gott nur in der Zeit handelnd erscheinen, und so stellt ihn auch die menschliche Sprache dar. Sein von allumfassender Liebe bestimmter Wille ist der Beweggrund seiner Erschaffung der Welt und ihrer Einrichtung, und sein Wollen überhaupt befaßt nichts in sich, als daß sein vollkommenes Wesen das All seiner Schöpfung durchdringe, daß das Ewig-Gute geschehe, und troß allen Widerstrebungen, denen es begegnen mag, überall zuleßt obsiege und sich behaupte. Dies ist auch der Gegenstand seiner Allwissenheit und seiner Vorsehung, die sich uns unablässig in Thatsachen ohne Zahl offenbart, und alle Menschen durch das Organ ihres Gewissens und durch die Stimme der Erfahrung und Ueberlieferung zur willigen Theilnahme an der von Gott gewollten Verwirklichung des Ewig- Guten auffordert 18). Durchaus unabhängig müssen wir uns Gott denken von Raum und Zeit und allen Schranken der Endlichkeit, und nichts kann den Menschen berechtigen, seine beschränkten Begriffe auf Ihn anzuwenden, wodurch unser Verstand nur sich selbst und zwar unvermeidlich in unauflösliche Irrthümer und Widersprüche verwickelt. Des Menschen Sprache von Gott

18) En Dieu il n'y a pas prescience, mais science, pas prévoyance, mais voyance. Dieu voit tout à la fois. Blanc gl. Bonnet De l'Unité spirituelle 1841. I. 249.

kann nur fymbolisch sein. Sie ist nur ein Lallen des Kindes von den Eindrücken des allbelebenden Geistes, der Himmel und Erde durchathmet und die Tiefen des Herzens durchdringt, (2. Kor. III 3. Joh. III. 8). Alle Eigenschaften Gottes sind im Grund nur Eine, nämlich die Vollkommenheit (die unbegrenzte Fülle des Guten). Unzertrennlich sind sie alle in dieser Einen enthalten. Nur bezeichnet des Menschen Geist in seiner Vorstellung und Sprache einzelne Bestandtheile oder Kundgebungen der Vollkommenheit nach der Analogie seines eigenen Wesens 19). Wir schwimmen auf einem Meere, deffen Ufer wir nicht wahrnehmen können. Aber aus zahllosen Quellen und in zahllosen Strömungen dringt in die Seelen, deren Empfänglichkeit durch keine künstlichen Einflüsse abgeftumpft ist, der Abglanz des Unendlichen, dessen geistiger Odem die Welt belebend und ordnend durchweht, so daß von ihm die Stärke zur Schwäche, die Schwäche zur Stärke wird. Taufende von Wundern geschehen vor unsern Augen. Würden wir diese nur immer sehen! Nach seiner Größe ist Gott (der Herr des Weltalls) uns verborgen; aber in seiner Liebe ist Gott (der Vater) uns offenbar (Irenäus). Des Tages Licht ruft uns zur Thätigkeit, die Nacht lädt uns zur Ruhe. Aber der Anblick von beiden wecket in uns den Gedanken an den, der abwechselnd die Sonne und dann die andern Himmelsgestirne über uns leuchten heißt, Zeugen seiner Herrlichkeit und liebevollen Fürsorge. Troß allem Anschein vom Gegentheil im Einzelnen, gewahren wir bei tieferm Forschen im Ganzen,

19) Nur in menschlicher Weise kann der Mensch von Gott denken und sich ausdrücken. Da er sich Ihn, den Unendlich-Vollkommnen, nur als einen Geist vorstellen kann, so kann er auch von diesem Geiste nur so ferne reden, als er zwischen sich, seinem eigenen Geist und jenem unendlich vollkommenen eine Aehnlichkeit denkt.

wie in dem materiellen, so auch in dem sittlich geistigen Bereich das Walten Eines Geistes, der Ordnung und Harmonie bezielt.

4) Eines der großen Wunder, welche wir beständig vor Augen haben, ist das Leben mit seinen mannigfachen Erscheinungen. Mit unsern Sinnen wahrnehmen wir den Unterschied zwischen dem Leben, d. i. derjenigen Thätigkeit, die aus eigener, einem organischen Wesen inwohnender Kraft hervorgeht, und dem Aufhören dieser Thätigkeit dem Tode; so auch zwischen dem Lebendigen und dem Todten. Was aber eigent= lich das Leben oder sein innerster Grund sei, ist uns ein undurchdringliches Geheimniß. Seine Entstehung und sein Erlöschen sind für uns mit Dunkel umhüllt. Nur so viel zeigen uns alle Nachforschungen, daß zum Leben ein Organismus, d. i. eine Einrichtung für gewisse Zwecke erfordert werde, und daß mit der Zerstörung von diesem Organismus auch das Leben aufhöre. Wie aber in den Organismus Leben komme, wodurch es in ihm entstehe, wissen wir nicht. Wir sehen das Leben in Thieren und Pflanzen durch Zeugung oder Entwickelung von Keimen und Saamen sich fortpflanzen. Aber die Kraft, die dies bewirkt, ist uns unbekannt 20). Eine ursprüngliche Selbsterzeugung dieser Wesen ist nicht denkbar, und nichts nöthigt uns, dieselbe vorauszuseßen. In der ganzen, Natur sehen wir alle lebenden Wesen, so weit unsere Beobachtung reicht, nur von gleichartigen lebenden Wesen erzeugt werden. Dies gilt vom größten bis zum kleinsten. Organisches wird

20) Die Chymie zerseßt Thiere und Pflanzen und entdeckt dadurch ihre Bestandtheile; aber das Belebende, die Lebenskraft, entgeht ihr eben, weil sie zerseßt, d. i. zerstört. So ist es auch mit der chemischen Zersezung des Wassers mineralischer Heilquellen, Das eigentlich Belebende findet sie nicht.

nur von gleichartigem Organischem erzeugt 21). Lebendiges nur von Lebendigem. Geistiges auch nur von Geistigem. Wie im Menschen der Keim des Geistigen zugleich mit dem Keime des Leiblichen entwickelt werde, ist uns freilich auch eben so ein Geheimniß, als das Zusammenwirken des Geistes und des Leibes. Dieser Umstand ist nur ein Grund mehr für uns, die Ursache alles Seins außer der Sinnenwelt zu suchen. In der Folgenreihe der Zeugungen muß eine die erste gewesen sein, welcher keine vorherging, und Alles drängt uns dazu, einen allgemeinen Urheber des Lebens anzunehmen, deffen Gesezen es unterworfen ist. Ein Bewirktes läßt sich nicht denken ohne ein Wirkendes. Gleiche Bewandtniß hat es mit der Bewegung aller, auch der unorganischen Körper. Jede Bewegung sett ein Bewegendes voraus, und kein Bewegendes läßt sich ohne Treibkraft, teine Treibkraft ohne Ursache denken, und keine Urs sache ohne wieder eine andere, bis zur ersten, die den Grund aller bewegenden Kraft in sich selber enthält.

5) Wir nehmen zwar nur das Wenigste von Gottes Werken wahr, und sein ganzes Werk zu ergründen ist uns unmöglich 22). Aber dessen Wesen (das unaussprechliche) taucht in uns auf in der tief unserm Innern eingeprägten Idee von allgemeiner und unbedingter Uebereinstimmung (Harmonie) alles Einzelnen zu Einem Ganzen, von der wir bet gehöriger Aufmerksamkeit überall einen Widerschein und Widerklang ver

21) Sobernheim's Elemente der allgemeinen Physiologie. Berlin 1844. S. 2—114. 22) Die körperlosen Geister kann der Mensch nicht sinnlich wahrnehmen. Von den Weltkörpern (Sternen), deren Zahl die neuesten Sternkundigen z. B. Littrow (die Wunder des Himmels §. 196. S. 453) auf beiläufig 534,600 Millionen berechnen, erreicht selbst unser bewaffnetes Auge nur die wenigsten; das Gleiche findet in Hinsicht der allerEleinsten Körperchen statt.

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