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Alles, was wir thun können, um uns und Andere in der Erkenntniß Gottes zu fördern, besteht in dem Bestreben, uns und Andere, so viel an uns ist, beffer, wohlwollender, tugendhafter, unser Sinnen und Trachten von Selbstsucht freier und an thatkräftiger Liebe reicher und fruchtbarer zu machen. Das und nichts anderes verdient den Namen Religion oder Anbetung, dieses Ausdrucks der Sehnsucht dem Unendlichvollkommnen näher zu kommen, damit sein Reich, d. i. sein Wille, in uns walte.

15) Die Schranken, die dem Erkenntnißvermögen des Menschengeistes gesteckt sind, verglichen mit seiner Sehnsucht, diese Schranken zu durchbrechen, deuten ihm auf eine dem flüchtigen Erdenleben folgende Stufenleiter des Daseins hin, wo auch seinem Verlangen nach Erkenntniß eine vollständigere Befriedigung vorbehalten ist. Einleuchten muß es, daß für eine beschränkte Lebensdauer auch nur ein beschränktes Maaß von erreichbarer Erkenntniß bestimmt und zugeschieden werden konnte. Wir sollten hierin nur die Weisheit des Welturhebers und Weltregierers erblicken und bewundern, nicht aber eine Entschuldigung für unsere Lässigkeit finden, innerhalb der uns gesezten Schranken nach immer größerer, hellerer Erkenntniß und genauerer Erfüllung des göttlichen Willens zu trachten.

16) Da wir uns den Geist selbständig und sein Wesen unabhängig vom Körper denken können, so ist uns dadurch die

sehr entwickelt ist und nie Veranlassung fand, den Glauben an Gott gegen Zweifler oder Ungläubige zu rechtfertigen. Auch Solchen kann Gott aus Allem, was fie in und außer sich wahrnehmen, als das belebende Licht entgegenstrahlen, von welchem alles Leben, alle Wahrheit, Weisheit und Tugend in die Welt ausströmt. Einem einfältigen Gemüth offenbart sich Gott, während er einer auf ihre Scharfsicht und Bildung hochmüthigen Intelligenz verborgen bleibt. Das Unerläßliche in der Idee von Gott ist seine Unendlichkeit, Einheit und Geistigkeit, vermöge welcher Er über alles Endliche erhaben ift, Ales umfaßt, die Quelle alles Guten ist, Ales Nichtgute von sich ausschließt, und Jeglichem nahe steht, der guten Willens ist.

Möglichkeit von geistigen Wesen, denen kein körperliches als Organ beigefellt ist, gegeben. Und so wie wir in der Körperwelt eine große Stufenordnung von Wesen in Bezug auf orga= nische und unorganische Vollendung wahrnehmen, so haben wir auch Grund, eine gleiche, wo nicht noch ausgedehntere Stufenordnung in der ganzen Geisterwelt zu vermuthen, und in dieser Vermuthung, welche schon durch die große Verschiedenheit unter den uns bekannten in Leibsgestalt erschienenen und erscheinenden Geistern bestätigt wird, stimmen die Sagen der Völker zusammen. Doch von der Wirksamkeit jener unsichtbaren Hierarchie von Geistern und von einer Verbindung derselben mit der Körperwelt, insbesondere mit den Menschen, ist uns jede Wissenschaft entzogen. Die Berichte der Geisters · seher sind nur Dichtungen oder Täuschungen der Einbildungskraft, die sowohl durch krankhafte Zustände des Leibes, als durch Gemüthsstörungen verursacht sein können, beizuzählen 39). Denn ein bloßer Geist und den Augen sichtbar sind zwei Dinge, die sich nicht zusammenreimen. (Luc. XXIV. 39). Man kann zwar Niemanden wehren, daß er behaupte, Geister gesehen zu haben. Ein solcher soll aber auch von Niemanden fordern, daß er ihm glaube. Was Jemand im Traume gesehen oder gehört zu haben meint, kann nur etwas sein, das auch im Zustande des Wachens von ihm hätte gesehen oder gehört werden können, bleibt aber doch stets nur Traum, und will beurtheilt werden als - Traum 40). Damit soll keines= 39) Sam. Hippert hat in seinen Andeutungen zur Philosophie der Geistererscheinungen (deutsch) Weimar 1825, die dabei unterlaufenden Läuschungen aus natürlichen Ursachen zu erklären versucht. Merkwürdig ist, daß nicht blos Fromme und Tugendhafte, sondern auch Ungläubige und Lasterhafte von gehabten Geistererscheinungen erzählen. 40) Ein Visionär wie.Schwedenborg ist kein Betrüger, wenn er uns versichert, alle Geister in Himmel und Hölle gesehen und gesprochen zu haben. In seiner Einbildung that er es wirklich. Aber wenn er es für mehr als Einbildung ausgibt, ist er ein Schwärmer.

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wegs gesagt werden, daß es nicht Traumgesichte geben könne, die eine Bedeutung haben, welche Beachtung anspricht 41). Daß es jederzeit Gespenster gegeben habe und noch gebe, wer kann das läugnen? Ist doch die Einbildungskraft in Erschaffung von solchen unerschöpflich. Die wahrsten und bes achtungswürdigsten Gespenster sind die, welche die Brust der Frevler mit Schrecken erfüllen; die verwerflichsten die, womit verschmigter Betrug die arglose Unwiffenheit gängelt und prellt 42).

41) Solche Träume sind jedoch seltene Ausnahmen. So die Träume, welche Joseph, welche Daniel gedeutet, so auch Träume des weisen Sokrates. Dagegen wurde die aus dem Morgenlande später in's Abendland gedrungene Traumdeuterei eine Fundgrube des Wahnglaubens und Betrugs.

42) Gespensterfurcht ist grundlos und albern. Mehr Grund hat die Scheu vor bösen Geistern, indem es wirklich böse und gute Geifter gibt. Alein der angeblich mit den Sinnen wahrnehmbare Spuck böser Geister (Teufelsspuck) ist blos ein Erzeugniß der Phantasie, ein unvernünftiger Wahn und weiter Bereich für den Aberglauben. In der Vorstellung des Volks vom Teufel waltet die größte Verwirrung. Dies kann nicht befremden, wenn man bedenkt, daß die Vorstellungen vieler Theologen vom Teufel nicht minder verworren sind. Diese Verwirrung rührt blos daher, daß man aus dem Teufel eine leibhafte Person gestaltet hat, während er doch nichts als ein Ausdruck, eine Vorstellung vom Grund des Bösen ist, welcher in denjenigen Wesen Plaß findet, die ihn in ihren Willen aufgenommen haben. Der Teufel hat seinen Siß nur in den Bösen, und diesen Leufel auszutreiben ist allerdings Chriftus gekommen. Daß es in diesem Sinn eine Legion von Leufeln gebe, ist auch ganz richtig, indem es so viele Teufel als verschiedene Auswüchse oder Neusserungen, Verzweigungen der bösen Begierlichkeit gibt (Ephes. VI. 12. Vergl. II. 23). Alle andern Vorstellungen vom Teufel, die ihn zu einer Person gestalten, sind dem Wesen des Christenthums fremd und haben ihre Duelle in theils jüdischen, theils heidnischen Ueberlieferungen. Je weniger die Vernunft eines Volkes ausgebildet ist, desto geneigter ist seine Phantasie, sich den Ürgrund der Uebel und des Bösen als eine mächtige, furchtbare Persönlichkeit vorzubilden, deren Einwirkung sie dann alle die einzelnen Uebel, deren Ursprung sich einer natürlichen Erklärung zu entziehen scheint, zuschreibt. Kein Wunder, daß das teuflische Wesen unter mancherlei Gestalten vergöttert und mancherlei Mittel ausgesonnen wurden, wodurch man dieses Wesen besänftigen und seinen Einfluß abwenden könnte. Die gefallenen Engel, die aus Hoffart von Gott abfielen, sind allerdings böse Geister. Db und wie sie aber auf Menschen einwirken können, darin hat uns Gott nichts geoffenbart. Die sinnlichen Geftaltungen des bösen Geistes bei verschiedenen Völkern sind ganz willkürliche Erfin

Ohne Zweifel besteht auch zwischen Geistern als solchen ein Verband und Verkehr. Der Mittelpunkt davon ist Gott. Der zuverläßigste und heilvollste Verkehr des Menschen mit guten, geliebten und verehrten Geistern besteht jedenfalls in dem Andenken an ihre Tugenden und Verdienste und in dem Streben nach Fortpflanzung derselben. Der Gedanke, daß eine unabsehbare Abstufung der Wesen, vom reinsten Seraph bis zum geringsten Sonnenftäubchen, bestehe, ist der Idee von Gott, als dem Unendlich-Vollkommenen, ganz gemäß. Dieser Gedanke begründet auch den Glauben an das Dasein einer groBen Abstufung von Geistern, nicht aber den Glauben, daß der Mensch bloße Geister mit leiblichen Augen zu sehen, zu schauen vermöge. Wenn uns die wohlbeglaubigten heiligen Urkunden melden, daß himmlische Geister (Engel) den Menschen auf Erden erschienen sind, so ist dies in menschlicher Gestalt geschehen, und allerdings läßt sich Gott die Macht nicht absprechen, förs perlosen (himmlischen) Geistern menschlich -leibliche Gestalt zu verleihen. Aber nur das Zeugniß jener heil. Urkunden kann. für uns einen Grund zum Glauben abgeben, daß Gott wegen ganz besondern wichtigen Zwecken den Menschen himmlische Geister in menschlicher Gestalt habe erscheinen lassen. Uebrigens läßt sich aus ihren Berichten so wenig das Wie solcher Erscheinungen erklären oder begreiflich machen, als die Absicht, täuschen zu wollen, entnehmen.

dungen der Phantasie. Die Evangelien liefern dazu keine Züge. Nirgend, selbst nicht bei der Versuchung Chrifti in der Wüste erscheint der Satan in einer sinnlichen Geftalt. Die Erzählung jener Versuchung verliert aber deshalb nichts an Wahrheit und Merkwürdigkeit, weil keine leibhafte Gestalt des Satans zum Vorschein kommt; gerade dies gibt ihr mehr ihre hohe geistige Bedeutenheit.

III.

Gott ist der Mittelpunkt aller Dinge, und die Idee von Gott bildet den Ausgangs-, Mittel- und Endpunkt aller wahren Erkenntnisse und würdigen Bestrebungen des Menschen.

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1) Es gibt nur Ein für sich selbst nothwendiges und als solches allgemein zu erkennendes Wesen, das seinen Grund in sich selbst hat. Dieses ist Gott. Er ist Alles in Allem, und dennoch nichts von Allem 1). Er ist über der Welt, wirkt aber doch in der Welt und insbesondere im Menschen, freilich auf eine uns unbegreifliche Weise. Die Unbegreiflichkeit der Art seines Wirkens kann der Anerkennung der Thatsache dieses Wirkens nicht im Wege stehen. Weil Gott der Grund und Zweck von allem Seienden ist, so ist Er eigentlich allein der wahrhaft Seiende. Er ist das Band des Zusammenhangs aller Wesen und ihrer Bestandtheile. In Ihm allein ist das Wahre und Gute an sich; andere Wesen find nur in so weit wahr und gut, als sie ihm ähnlich sind. Alles Wahre, Gute, Unvergängliche in des Menschen Brust ist blos ein Ausfluß von Gott. Gleichwie die Erde nichts Gutes hervorbringen kann, als mittelst der von Gott in sie gelegten Kraft, so auch der Mensch. Weder Vater noch Mutter gibt dem Kind das

1) Vergl. Röm. XI. 36: Von Ihm, durch Ihn und für Ihn ist Alles.

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