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Nun bestätigen aber die Lesarten der Handschriften, wie Ritschl selbst bemerkt, meine Vermuthung, dafs Theopropides (Oɛono̟onidŋs) herzustellen sei: Ritschl kann sich demungeachtet nicht entschliessen, mir beizustimmen: Nam quod nusquam repugnare metrum Bergkius dicit, verum non est (nachdem er zugegeben hat, dafs v. 447. 805. 962. 970. 1128 die von mir empfohlene Form dem Verse angemessen ist, fährt er fort): sed bacchiaco versu 787 ...: Heus Theúropidés. Heus quis hic nominat me quid fiet? Qui quamdiu non est ad alterius formae mensuram probabiliter accomodatus, satius fuerit etc. | Nun, 296 der Vers läfst sich mit leichter Aenderung herstellen: Heus heús Theopropidés. Heus, quis hic nominát me oder vielmehr: Heus heus Theupropides, und Theupropides bietet B vollständig dar. - Warum aber Mercator 277 [II. 2, 6]: I tu hinc ad villam atque istos rastros vilico Pisto ipsi facito coram ut tradus in manum die handschriftliche Lesart geändert wird, kann ich nicht absehen: Ilorós ist der Name des Verwalters: Hotós ist nämlich zu accentuiren, nicht Iliotos, vergl. Phot. Bibl. c. 279 und Herodian bei dem Schol. A zu Il. IX. 150: οὐ γὰρ τὰ ἐπὶ ἐπαίνου μένει· καὶ τῶν μὲν τρεπόντων ἀρητὴ Ἀρήτη, τῶν δὲ μεινάντων πινυτή μητὴρ δὲ πιστὴ ἀγνή. οὕτως καὶ ἱρή. Lehrs' Verbesserung dieser Stelle*) kann ich nicht billigen, ich schreibe: τῶν δὲ μεινάντων Πιντή, Μήτηρ δὲ Πιστή. Αγνή, οὕτως καὶ Ἱρή. Herodian führt drei Frauennamen an, von denen er einen mit einem Beispiele aus einem Komiker (Menander?) belegt. Daher wird man auch in der Inschrift bei Böckh C. I. I. 1209 richtiger Hotά accentuiren, und ebendas. 185 Ayvós, nicht Ayvos.

IX.

Archaische Formen sind noch vielfach theils mit Hülfe der Handschriften theils auch aus Conjectur herzustellen: so ist z. B. Mil. Glor. 676 [III. 1, 82] accipiem für accipiam aus BCD zu schreiben, ebenso Mostell. v. 914 [III. 3, 11]. (Beachtenswerth ist, dafs auch v. 915 die Handschriften cupies für cupias bieten.) So gut wie Cato sich dieser Formen bediente, so gut werden wir sie auch dem Plautus zugestehen dürfen, der Analogie sind sie ohnedies genau entsprechend. Hinsichtlich der Archaismen ist es übrigens merkwürdig, dafs zwischen einzelnen Komödien oft eine auffallende Ungleichheit sich zeigt: was hier auf Rechnung des Dichters selbst kommt, von dem man keine consequent durchgeführte Gleichmässigkeit erwarten wird, und was der Tradition, die bald mehr bald minder treu und gewissenhaft war, zuzuschreiben

[*) Herodiani Scripta tria emend. p. 250: τῶν δὲ μεινάντων Πινιτή μήτηρ πινυτή" (Od. υ 131)· Αγαυή.]

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ist, wird sich vielleicht niemals mit Sicherheit ermitteln lassen: jedenfalls sind wir jetzt noch nicht im Stande, diese Fragen zu beantworten. Aber auf einen Punkt will ich hier aufmerksam machen, es finden sich nämlich im Miles Gloriosus eine Anzahl Stellen, wo das Suffixum der 1. Person Sing. m im Praesens und Futurum sich noch erhalten zu haben scheint. V. 784 [III. 1, 189]: aequi istuc faciom (CD, faciundum B) dummodo. - V. 231 [II. 2, 76]: Et ego te impetrare dicom (BCD) id quod petis. - V. 237 [II. 2, 82]: Nunc sic rationem incipissom (BC, incipissam Camerarius) hanc instituam astutiam. V. 649: subigitom in convivio (D: subigitom in conviviū, C: subigito min convivium, Ba: sub digito meo covivio). V. 1313 [IV. 8, 3]: Videom (B). Audin Palaestrio? Anderwärts ist wenigstens, wie es scheint, diese Endung in den Varianten noch zu erkennen, so V. 461 [II. 5, 51]: eum ego obtruncabo (Ba: obstruncabo me) ex tempulo. Zweifelhafter ist 738 [III. 1, 143]: Nunc volom obsonare (volo B, volom CDa, voloem Db). V. 903 [III. 3, 29]: hat B ducam für duco, was auf du com deuten könnte. V. 1175 [IV. 4, 39]: quae imperabo, discito (BCD: imperabo non, d. i. imperabom.) V. 1312 [IV. 8, 2] könnte abeom in den Varianten liegen und 1324 [IV. 8, 14]: videom. Es mag hie und da ein Irrthum der Abschreiber mit unterlaufen, wie z. B. bei Cicero de Rep. II. 9, 16: post viderom: multaeque dictione ; aber der Analogie entspricht jene Form vollständig. Man nimmt gewöhnlich an, dafs das Suffixum sich nur in sum und inquam 298 erhalten habe, ich mufs nun aber bemerken, dafs die Vergleichung zwischen sum und inquam ganz unstatthaft ist, denn inquam ist nicht Praesens, sondern Praeteritum, wie eram. Ursprünglich gebraucht, wo man etwas Gesagtes wiederholt, verdrängt es die erste Person Praes. inquio vollständig, und ruft so eine neue Imperfectbildung inquiebam hervor: die echte Bedeutung von inquam als Praeteritum ist übrigens noch in manchen Stellen erkennbar.

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Bemerkenswerth ist unter andern die Form milis für miles, welche die Plautinischen Handschriften häufig darbieten, z. B. Mil. Glor. 108 [II. 1, 30], 112 [II. 1, 34], 249 [II. 2, 94] u. s. w.; ferner hospis für hospes ebendas. 741 [III. 1, 146], 752 [III. 1, 157]. Freilich neigt die Vulgärsprache der späteren Jahrhunderte dahin, die Endung es in is zu verwandeln; zahlreiche Beispiele, zwar zum Theil verschiedener Art, bietet das interessante Verzeichnifs bei Endlicher Anal. Gramm. S. 444 dar: ales non alis. cautes non cautis. plebes non plebis. vates non vatis. tabes non tabis. apes non apis. nubes non nubis. suboles non subolis. vulpes non vulpis. palumbes non palumbis. lues non luis. deses non desis. reses non resis. vepres non vepris. fames

non famis. clades non cladis. Syrtes non Syrtis. aedes non aedis. senes non senis. proles non prolis. obses non (obsis). Aber in vielen Fällen hat sich gerade in dieser lingua rustica das Alterthümliche erhalten, so z. B. wenn ebendaselbst gelehrt wird: nescio ubi non nescio cube. Ebenso erkennt man, wie auch später noch häufig das schliessende m abgeworfen wurde: passim non passi. numquam non numqua. pridem non pride. olim non oli. idem non ide.

X.

Auf Herstellung der ächten Orthographie wird von neueren Herausgebern sorgsam Rücksicht genommen: wie weit man in diesem Punkte gehen darf, ist freilich im concreten Falle nicht immer leicht zu bestimmen: am wenigsten wird man strenge Consequenz verlangen dürfen; ich wenigstens bin nicht der Ansicht, dafs Alles in orthographischen Dingen gleichmässig und nach strenger Consequenz mit Verachtung der Ueberlieferung durchgeführt werde, aber in der Plautinischen Kritik herrscht doch eine gar zu auffallende Unsicherheit und Inconsequenz: so ist es gewifs seltsam, dafs Ritschl in einigen Komödien die Orthographie der besten Handschriften ganz in denselben Fällen verwirft, wo er sie in anderen Stücken befolgt, so z. B. hat R. in dem zuletzt herausgegebenen Mercator consequent ei | für i herge- 299 stellt, wo die Autorität der Handschriften diese Schreibart darbot; und allerdings haben sich in diesem Stücke besonders zahlreiche Reste jener alterthümlichen Orthographie erhalten: auch in anderen Komödien, wo diese Schreibart mehr vereinzelt sich findet, hat R. dieselbe gebilligt, obwohl noch in gar manchen Stellen das Rechte unbeachtet geblieben ist, z. B. Mostellaria v. 22 pergraecaminei, v. 154 [I. 2, 71] alieis u. s. w. Ritschl selbst hat sich in den Prolegomenen zum Trinummus S. XCVIII darüber sehr richtig ausgesprochen: um so unerklärlicher erscheint die consequente Inconsequenz, mit der derselbe diese Orthographie in den Menaechmen, die er selbst für eins der ältesten Stücke erklärt, verschmäht. Schon der Titel lautet in dem acrostichischen Argument Menaechmei, ferner findet sich, um nur einige ganz sichere Fälle anzuführen, v. 29 ludei, v. 105 [I. 1, 29] careis, v. 144 [I. 2, 35] Catameitum, v. 182 [I. 3, 1] mei, v. 202 [I. 3, 202] mieis, v. 238 [II. 1, 13] 239. 241 sei, v. 243 quei deicat, v. 258 Epidamnicis, v. 259 maxumei, v. 260 plurumei, v. 263 urbei, v. 375 [II. 3, 24] heic, v. 451 [III. 1, 6] quei, v. 521 [III. 2, 48] comedereis, v. 676 [IV. 3, 3] mei, v. 972 [V. 6, 7] ereis, v. 1082 [V. 9, 23] geminei 4).

4) Nicht minder zeigt sich dies schwankende Verfahren in anderen Punkten: so schrieb Ritschl früher stets quor, jetzt qur, u. s. w.

Jenes an sich löbliche Streben, auf Grund der alten handschriftlichen Ueberlieferung die alterthümliche ächte Schreibweise herzustellen, führt in einzelnen Fällen zu entschiedenen Mifsgriffen. So wird Mostell. v. 3 permicies statt pernicies aus CD mit Berufung auf Ad. Koch Exercitationes criticae [p. 9] geschrieben: Ribbeck hat dieselbe Unform in seiner Ausgabe der römischen Tragiker hergestellt, Schweizer in der Zeitschrift für vergleich. Sprachw. III. 398 sucht auch etymologisch diese Form zu rechtfertigen, an der, wie er sich ausdrückt, ein Zweifel schwer zu begründen sein möchte, und es steht zu befürchten, dafs diese Schreibart bald in die neueren Ausgaben lateinischer Classiker Eingang finden werde 5): ich möchte aber denn doch warnen und eine gewisse Behutsamkeit anempfehlen: Herausgeber classischer Autoren sollten den Ausspruch des trefflichen Marius Victorinus [Gramm. Lat. VI. 14 K.] nicht vergessen: nam ut aliquid nescire turpe non est, sic in deterius scribere vel emendare turpissimum est. Permities aber statt pernicies, wenn es auch an zwanzig oder dreifsig Stellen alter Autoren in einzelnen Handschriften sich finden sollte, ist meiner Ansicht nach doch lediglich als Schreibfehler zu betrachten: ein solcher Wechsel zwischen m und n ist im Anlaut oder Inlaut ganz abnorm 6). Wie ist nun aber jene Unform entstanden? Ich glaube dies ganz einfach erklären zu 300 können. Ueberall da, wo jetzt permities (permicies) erscheint, stand ursprünglich pernuties (pernucies), indem, wie auch sonst oft, nu und mi mit einander von Abschreibern vertauscht wurden.7) Für die Form pernucies giebt es ein bestimmtes Zeugnifs des Aelius Donatus de Barbar. p. 31 (ed. Basil. 1527): per immutationem litterae, sicut olli pro illi; syllabae), ut pernucies pro pernicies (in der Hagenauer Ausg. 1526 ist irrig pernuces und pernices gedruckt*). Pernucies aber ist die ächte

5) Dafs diese Besorgnifs nicht ungegründet ist, sehe ich soeben: und nur dieser Grund bestimmt mich, diese Bemerkung über permities hier zu publiciren: denn sonst ist es bei dem gegenwärtigen Zustande der Philologie nicht gerathen, eine andere Ansicht als die herrschende Meinung des Tages zu hegen oder gar Irrthümer Anderer aufzudecken.

6) Höchstens könnte man eine solche Form als unverständige Corruption der Volkssprache, als wirklichen Barbarismus betrachten, etwa wie bei Endlicher Anal. Gramm. Vindob. 446: numquit non mim quit.

7) Z. B. bei Catull. 61, 13 tumula statt tinnula, 10, 30 Cuma statt Cinna, 45, 21 Septinnius statt Septumius, 3, 16 bonus ille statt [i]o miselle.

8) Der Ausdruck syllabae darf nicht befremden, vergl. Consentius de Barbar.

p. 15: syllabae, ut si quis dicat tarterum.

[*) Nach Keil Gramm. Lat. IV. 392 ist die richtige Lesart der Stelle: syllabae, ut permities pro pernicies, wofür Bergk in den Beiträgen zur lat. Gramm. p. 155, wo er diese ganze Frage p. 154 157 noch einmal behandelt, vielmehr pro pernities verlangt.]

alte Form (das Wort ist zunächst von noceo abzuleiten), woraus dann permicies und nach später gewöhnlicher Weise pernities entstanden ist. Auf Donatus sich stützend, könnte man freilich meinen, pernucies sei eine Verderbnifs der späteren Volkssprache, die wie so manches Aehnliche dann auch in die Texte der Classiker Eingang gefunden habe aber es hat sich eben auch hier in der lingua rustica nur das Alterthümliche erhalten 9).

VI.

Commentatio de Plautinis fabulis emendandis*).

Cum denuo praefandi hoc officio fungi debeam, visum est ex III Plautinis fabulis seligere aliquot versus, ut quantum fieri possit redintegretur germana forma et species, quae etiam nunc, postquam doctissimi et ingeniosissimi viri in his fabulis emendandis operam suam collocaverunt, multis et gravibus vitiis deturpata est. Nam cum omnino veterum scriptorum emendatio nisi coniunctis multorum viribus non possit absolvi, tum haec antiquissima Latinae poesis monumenta nimis diu neglecta iacuerunt, et qui primus felici successu aggressus est arduum hoc et difficile opus Fridericus Ritschelius ingenue credo profitebitur, sibi nihil exoptatius accidere posse, quam si suo exemplo aliorum studia excitentur.

Segregabo autem ab hac disputatione omnia quae ex metricae artis legibus indagandis suspensa sunt vel arcta necessitate cohaerent cum grammaticis quaestionibus, quandoquidem ea, quae de his rebus mihi maxime verisimilia videntur, alio tempore et commodiore loco explicaturus sum. Item nunc quaestiones perquam difficiles et dubita

9) Bei dem beständigen Schwanken der Handschriften zwischen ci und ti kann nur die Etymologie entscheiden: so schreibt man noch immer pretium, das Richtige ist precium (der Preis, den man fordert), verwandt mit preces (prox), procus, procari, procax. Dagegen ist nuntius, nicht nuncius zu schreiben, das Wort ist aus noviventius contrahirt (nountius nuntius), der neue Ankömmling, der Bote, der Neues meldet, dann Botschaft, Zeitung.

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*) [Index scholarum in universitate Halensi cum Vitebergensi consociata per hiemem anni MDCCCLVIII MDCCCLIX. . . . habendarum.]

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