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diesem Falle (όταν δύο ὦσι διάνοιαι τὸ αὐτὸ σημαίνουσαι, τοῦ ποιητοῦ γεγραφότος ἀμφοτέρας, ἵνα τὴν ἑτέραν ἕληται) die Verse der ersten Recension mit dem Antisigma Ɔ, die der zweiten Bearbeitung mit einem oder auch zwei Punkten (am Anfang und Ende der einzelnen Verse) zu bezeichnen; die Späteren gebrauchen dagegen das einfache Antisigma, wie das Anecd. Paris. bemerkt: ad eos versus quorum ordo permutandus erat; dagegen das αντίσιγμα περιεστιγμένον 3 zur Bezeichnung solcher Dittographien, und zwar nicht blofs bei den Dichtern, sondern auch bei Prosaikern wie Platon 8), oder auch einfacher (Anecd. Par.), 320 | (Isidor): cum eiusdem sensus versus duplices essent et dubitaretur qui potius legendi. Und dieses Zeichen erkenne ich eben hier").

Dieselben Zeichen X und & verbunden finden sich übrigens auch IV. 1073 oder (1072) an einer Stelle, wo auch die Lemmata am Rande offenbar aus alter Tradition stammen, wie z. B. die Schilderung der Liebe mit Recht durch das Lob haurà ausgezeichnet wird; dann folgen die Randbemerkungen VT AMOREM DEVITES und VT CLAVVS CLAVO TRVDITVR. Ebenso findet sich zu v. 1117, und v. 1117 — 1123 sind wiederum am äussersten Rande mit dem Zeichen Ɔ versehen. Obelosartige Striche, wie sie auch sonst in Handschriften nicht selten vorkommen und oft wohl nur dem Zufall ihre Entstehung verdanken, finden sich auch hier, z. B. II. 1093 und 1128; V. 453 scheint ein kritisches Zeichen getilgt zu sein. Bemerkenswerther ist V. 1004: Nec poterat quemquam placidi pellacia ponti mit dem Lemma PELLACIA. Es ist fraglich, ob das Zeichen sich gerade auf diesen Vers bezieht oder auf einen andern in der Nähe; vielleicht hat sich hier nur ein Rest von einer ausführlicheren adnotatio critica erhalten, denn die ganze Stelle hat auch jetzt noch mehrfache Bedenken: so z. B. wird. Lucretius schwerlich temere in cassum frustra (V. 1002) verbunden haben, dann der verdächtige V. 1006: Improba navigii ratio tum caeca iacebat, den Lachmann gestrichen hat. Das Zeichen selbst kommt sonst nicht vor, es könnte aber recht gut von einzelnen Kritikern angewandt sein; dagegen findet sich der ὀβελος περιεστιγμένος : von den Platonischen Kritikern angewandt πρὸς τὰς εἰκαίους ἀθετήσεις,

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8) Diog. Laërt. III. 66: ἀντίσιγμα περιεστιγμένον πρὸς τὰς διττὰς χρήσεις καὶ μεταθέσεις τῶν γραφῶν.

9) Ganz dieselbe Bezeichnung findet sich übrigens auch in der Handschrift I. 713 (712) — 733, und nochmals 923—930 (931), wo man freilich an das avτíoiyμa лequeστiyμévov nicht denken kann: es war wohl hier das einfache Ɔ, welches, wie die griechischen Techniker angeben, gebraucht ward πρὸς τοὺς ἐνηλλαγμένους τόπους xaì uǹ ovvάdovras. In den notae simplices wird als Bezeichnung des versus alienus aufgeführt.

und der obelus superne adpunctus ad ea de quibus dubitatur tolli debeant necne (Anecd. Par.), und dies Zeichen war hier sehr wohl anwendbar 10).

II.

Varro VI. 82 führt aus Ennius als Beleg für den Gebrauch des Verbum specere die Worte an: vos epulo postquam spexit. Festus S. 330 citirt denselben Vers vollständiger und mit Angabe des Buches (Ennius lib. VI, nach Keils Vergleichung lib. XVI, wie auch die älteren Ausgaben des Festus haben):

quos ubi rex. . . ulo spexit de contibus celsis.

Unglücklicherweise ist also auch hier das Wort epulo, welches in diesen Zusammenhang nicht pafst und offenbar verdorben ist, nur zur Hälfte leserlich. Die verschiedenen Verbesserungsvorschläge, die der | neuste 321 Herausgeber nicht einmal der Erwähnung gewürdigt hat, paullo, ultro, pullos oder gar sedulo, können allerdings nicht befriedigen; aber auch Vahlens Conjectur populos [Ann. 402] scheint mir ebenso wenig das Rechte zu treffen. Bedenklich ist schon, dafs sie zu weit von der Ueberlieferung sich entfernt, an die man sich hier um so enger anschliefsen mufs, da die Handschriften des Varro und Festus in allen Buchstaben, die bei beiden sich finden, vollkommen übereinstimmen. Vahlen bezieht [p. LXXVI] nach dem Vorgange früherer Erklärer diesen Vers (mit Berufung auf Livius XL. 21. 22) auf Philippus von Macedonien; dort wird erzählt, jener König habe den höchsten Gipfel des Hämus bestiegen, gleichsam um von dort aus den Schauplatz des bevorstehenden Krieges zu übersehen; denn nach dem herrschenden Volksglauben erblicke man von jenem Gipfel das adriatische Meer und den Pontus, die Alpen und den Donaustrom. Der Gedanke, diesen Vers des Ennius von jener Reise Philipps zu verstehen, ist scharfsinnig; allein abgesehen davon, dafs alle Beziehungen auf König Philippus, die Vahlen und andere in den Bruchstücken dieses Buches zu finden glauben, höchst unsicher sind, pafst in den angenommenen Zusammenhang der Ausdruck populos ganz und gar nicht: wenn der Blick von einem hohen Berge die Ferne überschaut, werden wohl Berge und Thäler, Meer und Flüsse, Städte und Weiler, aber nirgends, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, populi erwähnt 11).

10) Unter den notae simplices, die von den älteren notae Probianae offenbar wohl zu unterscheiden sind, kommt zweimal das Zeichen vor, vielleicht das einemal für oder verschrieben.

11) Die Erzählung des Livius ist jener Conjectur nichts weniger als günstig. Livius sagt: cupido eum ceperat in verticem Haemi montis ascendendi, quia vul

Getäuscht durch Müllers, wie ich glaubte, verlässige Angabe, dafs der Vers dem sechsten Buche angehöre, verstand ich die Worte früher vom König Pyrrhus; seit aber durch Keils Vergleichung die alte Lesart bestätigt worden ist, möchte ich den Vers auf den Krieg in Istrien beziehen, und lese daher ohne eine wesentliche Aenderung vorzunehmen:

Quos ubi rex Epulo spexit de cotibu' celsis 12).

Bei Livius XLI. 12 heifst dieser Fürst allerdings Aepulo: paucis ante diebus Iunius Manliusque oppidum Nesactium, quo se principes Histrorum et regulus ipse Aepulo rcceperat, summa vi oppugnare coeperant; indefs Aepulo und Epulo sind in den Handschriften kaum zu unterscheiden. Denselben König erwähnt auch Florus II. 10, wo jedoch die Handschriften auch apulo oder apolo darbieten. Die Darstellung bei Florus erscheint auf den ersten Anblick so abweichend, dass man glauben sollte, er habe nicht wie sonst gewöhnlich aus Livius geschöpft, sondern sei einem andern unbekannten Gewährsmann gefolgt. Denn während nach der Erzählung des Livius der König nach hartnäckigem Widerstande, als die Römer bereits in seine Feste eingedrungen sind, 322 sich selbst tödtet, | um nicht in feindliche Gefangenschaft zu gerathen, fällt derselbe nach der Darstellung des Florus auf der Flucht in trunkenem Zustande den Römern in die Hände. Allein prüft man genauer, so sieht man, dafs auch hier Florus mit seiner gewohnten Flüchtigkeit sein Original benutzt hat: er verwechselt nämlich die Vorgänge, die Livius (XLI. 3 u. 4) bei der Wiedereroberung des römischen Lagers erzählt, mit der im Jahre darauf erfolgten Einnahme der Stadt Nesactium, und giebt so, indem er das Ganze rhetorisch ausschmückt, eine durchaus entstellte und unwahre Darstellung des istrischen Krieges.

Dieser ganze Krieg gegen die Istrer, der in die Jahre 576 und 577 fällt, war eigentlich ohne alle Bedeutung; die römischen Zustände erscheinen sogar in einem möglichst ungünstigen Lichte: der Consul Manlius, der nach Gallien beordert war, fällt ohne vom Senat autorisirt zu sein in das Gebiet jener kleinen aber tapferen Völkerschaft ein;

gatae opinioni crediderat, Ponticum simul et Adriaticum mare et Histrum amnem et Alpes conspici posse, nachher: quod diversa inter se maria montesque et amnes ex uno loco conspici potuerint. Man vgl. auch noch Florus II. 12: accessit his consilium ducis, qui situm regionum suarum a summo speculatus Haemo positis per abrupta castris ita Macedoniam suam armis ferroque vallaverat u. s. w.

12) Cotibus ist offenbar in der Lesart bei Festus contibus zu suchen, wie schon die Alliteration zeigt, nicht montibus. Wefshalb Vahlen cautibus verlangt, vermag ich nicht zu errathen.

er lässt sich auf die schimpflichste Weise in die Flucht schlagen und büfst sein Lager ein; als die Nachricht davon nach Rom gelangt, ergreift alle ein panischer Schrecken und man rüstet, als wäre der Feind vor den Thoren. Dafs dann endlich die Istrer nach tapferem, hartnäckigem Widerstande durch die Uebermacht erdrückt wurden, ist erklärlich; auch mag in jenen Kämpfen Mancher sich brav gezeigt haben, schon um die frühere Schmach auszutilgen; aber in einem solchen Kriege konnte man weder sonderlichen Ruhm noch reiche Beute gewinnen, und um das Letztere war es damals den Römern vor Allem zu thun. Wenn dennoch Ennius die Begebenheiten dieses Krieges sehr ausführlich schilderte, so mufs man sich vergegenwärtigen, dafs die Darstellung dieses historischen Epos, welches successiv entstand, sehr ungleichmässig war: bedeutende Begebenheiten wurden theils ganz übergangen theils mit summarischer Kürze abgethan, während der Dichter dann wieder geringfügigen Ereignissen die ausführlichste Darstellung widmete; namentlich war dies der Fall, sowie Ennius sich der Gegenwart näherte: je reicher und unmittelbarer hier der Stoff von allen Seiten dem Dichter zuflofs, desto ungeeigneter war derselbe wenigstens zum gröfseren Theil für dichterische Behandlung, und man begreift wohl, wie jener unbedeutende Krieg mit seinen blutigen Kämpfen, wo Mann gegen Mann focht, mehr Reiz für einen Dichter haben mufste als die grofsen Feldzüge, wo durch taktische Operationen und durch die Massen Alles entschieden ward 13). Dabei wirkten oft persönliche Verhältnisse mit ein: der Dichter war bestrebt, befreundeten Männern 323 ein ehrenvolles Andenken bei Zeitgenossen und Nachlebenden zu stiften. Dafs dies gerade hier der Fall war, erhellt unzweifelhaft aus einer Bemerkung bei Plinius N. H. VII. 101: Q. Ennius T. Caecilium Teucrum fratremque eius praecipue miratus propter eos sextum decumum adiecit annalem. Plinius spricht dort von Beispielen kriegerischer Tapferkeit und bezieht sich dabei eben auf dies sechszehnte Buch des

13) Weichert [Poetarum Lat. reliq. p. 10] hat angenommen, dafs auch Hostius die Geschichte dieses Krieges in seinen Annales belli Histrici geschildert habe; allein ich halte es für höchst unwahrscheinlich, dafs dieser Dichter einen Stoff von so beschränktem Umfange, den bereits Ennius ausführlich behandelt hatte und der ohnedies für eine spätere Zeit wenig Interesse haben konnte, von Neuem bearbeitete. Ich glaube nicht zu irren, wenn ich das Gedicht des Hostius vielmehr auf den Krieg beziehe, den Sempronius Tuditanus als Consul im J. 625 mit wechselndem Glück gegen die Istrer und Iapyden führte: dieser Krieg endete mit der Unterwerfung der Istrer, und dem Tuditanus ward die Ehre des Triumphes zuerkannt, vgl. Plin. N. H. III. 129. Hostius, vielleicht mit Tuditanus (der auch selbst als Historiker sich versuchte) befreundet, mag dann später eben diese Kriegsthaten besungen haben.

Ennius, dem er wohl nicht mit Unrecht poetica fabulositas vorwirft: die Heldenthaten dieser beiden Brüder müssen also eine hervorragende Stelle in diesem Buche eingenommen haben, das Buch bildete offenbar ein abgeschlossenes Ganzes. Die Vermuthungen über den Inhalt des sechszehnten Buches schwebten bisher ganz in der Luft; was Vahlen aufstellt, ist nicht besser begründet als die Hypothesen seiner Vorgänger, und die Sache ist um so schwieriger, da wir über den Inhalt des nächst vorhergehenden wie der folgenden Bücher gleichfalls im Dunkel sind. Habe ich das Rechte getroffen, indem ich in jenem Verse den Namen des Epulo (Aepulo) erkannte, dann haben wir einen festen Punkt gewonnen, dann hat Ennius eben die Geschichte des istrischen Krieges in diesem Buche behandelt. Es fragt sich nur, ob damit die Stelle des Plinius stimmt. Teucer läfst sich meines Wissens sonst nicht als Cognomen in einer älteren römischen Familie nachweisen, am wenigsten bei der gens Caecilia, daher schon Hardouin und Gesner Dentrem schrieben. Livius erwähnt allerdings in dieser Periode einen L. Caecilius Denter als Prätor in Sicilien und einen M. Caecilius Denter als Gesandten in Macedonien und Aegypten; dafs es Brüder waren, geht aus Livius nicht hervor, und um nun einigermassen die nöthige Uebereinstimmung zu gewinnen, hat man auch das Praenomen Titus bei Plinius mit Lucius vertauscht, aber man hat nicht nachweisen können, welchen Antheil diese Caecilier an den Begebenheiten hatten, die Ennius im sechszehnten Buche schilderte; vielmehr stehen die Worte des Plinius, die darauf hinweisen, dafs ein bestimmtes Ereignifs der römischen Kriegsgeschichte, an dem jene Brüder Theil hatten, den Hauptinhalt dieses Buches bildete, mit den Hypothesen der Bearbeiter des Ennius, welche in diesem Buche die verschiedensten Begebenheiten zusammenfassen, in offenem Widerspruch.

Ich bin freilich ebenfalls nicht im Stande den Antheil dieser Brüder am istrischen Kriege zu erweisen: denn Livius, der bei diesem Anlass viele Andere erwähnt, gedenkt ihrer nirgends; dies wäre nun an sich nicht gerade befremdend: Livius konnte recht gut Persönlichkeiten, die bei dem Dichter in den Vordergrund traten, in seiner gedrängten Darstellung mit Stillschweigen übergehen; aber ich mufs bemerken, dafs überhaupt die Verbesserung Dentrem für Teucrum sehr geringe Probabilität hat. Der Fehler kann recht gut in dem Gentilnamen liegen: ich habe daher vermuthet, dass T. Aelium Teucrum 14) zu schreiben 324 sei. Livius erwähnt an zwei Stellen, XLI. 1 u. 4, T. et C. Aelii tribuni

14) Ueber dies Cognomen enthalte ich mich jeder Vermuthung.

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