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Dativ die Form Mettius nicht recht zu brauchen, und Mettus will ich gelten lassen, obwohl ich kein hinlänglich sicheres Beispiel kenne 0); aber aufserdem bot sich ihm auch Metius dar. Ferner schreibt Vahlen Fubettus statt Fufetius, ohne sich durch das Bedenken, das eine so absonderliche Form erregen mufs, irre machen zu lassen. Was Ennius bestimmt haben könnte, statt Fufetio vielmehr Fubettoi, wo sich sogar eine dreifache Abweichung von der regelrechten Form fände, zu schreiben, ist nicht abzusehen: metrische Gründe waren es jedenfalls nicht, und doch führt eben diese Quintilian zur Entschuldigung des Dichters an.

Quintilian hatte erwähnt, dafs ein gewisser Tinca aus Placentia sich lächerlich machte, indem er precula statt pergula sprach, und dies als einen zwiefachen Barbarismus in einem einzigen Worte bezeichnet: Ennius, fährt er fort, ist dagegen in einem ähnlichen Falle in seinem Recht: in eadem vitii geminatione besagt nichts anderes als auch Ennius habe zwei Barbarismen, d. h. Abweichungen von der normalen Form in einem und demselben Worte sich gestattet; fraglich ist nur, wie auch Hermann sehr richtig bemerkt hat, ob nur eines der angeführten Worte oder jedes der beiden für sich zwei Fehler enthielt; da aber Quintilian zwei Worte anführt, so wird die Bemerkung wohl auch für beide gleichmässig gelten. Dafs aber diese Abweichungen bei Ennius ähnlicher Art sein müfsten, wie Hermann voraussetzt, ist nicht nöthig, ja es läfst sich vielmehr das Gegentheil 329 erweisen. Quintilian führt alle Barbarismen auf adiectio und detractio eines Buchstaben oder einer Sylbe, sowie auf Lautwechsel und Lautversetzung (immutatio und transmutatio) zurück: in precula fand Lautwechsel und Lautversetzung statt; in den beiden Namen des albanischen Dictators (denn dafs dieser gemeint sei, darin sind Alle einverstanden) ist eine Umstellung der Consonanten nicht möglich, da diese sich nur auf die liquiden Mitlauter beschränkt; eine Vertauschung der Laute aber, wenn sie überhaupt hier zulässig war, hatte wenigstens

20) Mettus wird bei Gellius XX. 1, 54 gelesen. Aus Mettius (Metius) konnte ebenso gut Mettus wie Messus entstehen, und bei Virg. Aen. VIII. 642 spricht allerdings die älteste Tradition für Haud procul inde citae Mettum in diversa quadrigae Distulerant. Metum, wie man gewöhnlich liest, ist entschieden falsch, aber Virgilius konnte auch Metium schreiben. Was Servius, der von einer mutatio oder mutilatio nominis redet, gelesen hat, ist nicht klar zu erkennen. Auch der Sabiner aus der Zeit des Titus Tatius heilst Mettius oder Metius Curtius, nicht Mettus. So bleibt noch die problematische Inschrift bei Meyer Anth. Lat. 1192: Mettus Fuffetius Corelianus, wo übrigens Mettus lediglich Conjectur statt Metius ist.

für Ennius keinen Zweck, und Quintilian konnte einen solchen sog. Barbarismus nicht durch Berufung auf das poeticum ius rechtfertigen: es kann sich also in diesem Falle nur um adiectio oder detractio handeln. Dies Resultat, zu dem man auf streng methodischem Wege gelangt, halte ich für sicher; aber welche Form gerade Ennius sich erlaubte, ist ungewifs, da wir eben nur die beiden aus dem Zusammenhange losgelösten Worte in schwankender handschriftlicher Ueberlieferung vor uns haben. Und so wäre es vielleicht gerathen, sich an jenem negativen Resultate genügen zu lassen; doch trifft vielleicht folgender Vorschlag das Richtige. Ich lese:

Metie o Fufettie

Mettius Fufetius war die gewöhnliche Form des Namens. Ennius, indem er dort das einfache, hier das doppelte t gebrauchte, hatte also nach der üblichen Theorie der Grammatiker in jedem Worte einen Barbarismus zugelassen. Indem er ferner den Vocativ nicht auf i, sondern auf ie bildete, so dafs derselbe um eine Sylbe wuchs, machte er sich wiederum eines zwiefachen Barbarismus schuldig. Den Vocativ Fufeti konnte Ennius im Hexameter nicht wohl anders gebrauchen, als indem er einen Hiatus zuliefs: denn wollte er den Vocal i elidiren, so konnte dies in daktylischen Versen nicht anders geschehen als unter der Einwirkung eines kurzen Vocales: bei solchen Vocativen ist mir aber kein Beispiel dieser Art bekannt 21). Aufserdem konnte er freilich auch noch den Nominativ statt des Vocativs gebrauchen, was bei Appellativis öfter vorkommt; bei einem Eigennamen hat es sich Lucretius gestattet I. 50:

Quod superest, vacuas auris mihi, Memmius, et te

Semotum a curis adhibe veram ad rationem:

denn so lautet der erste Vers vollständig in der Münchner Handschrift, und zwar von erster Hand, so dafs jeder Verdacht später Interpolation wegfällt 22). Ennius zog es vor in Fufetius das t zu verdoppeln, eine

21) Ich meine Vocative, die auf einen Creticus ausgehen, wie eben Vergili, Fufeti: werden doch überhaupt Elisionen wie asperi Athones, improbae ineptae möglichst gemieden. Sonst kommt allerdings die Elision des Vocativs vor, namentlich bei folgender Länge, wie Lucilius bei Cic. de fin. II. 8, 24 [IV. 4 L. Müller]: 0 Publi, o gurges, Galloni, es homo miser, inquit. Catull. 9, 1: Verani, omnibus e meis amicis, 28, 3: Verani optime, 47, 1: Porci et Socration, 108, 1: Si, Comini, arbitrio (was jedoch schwerlich heil ist). Aber auch bei kurzem voca

lischen Anlaut, 11, 1: Furi et Aureli, 37, 19: Egnati, opaca.

22) Lachmann freilich bemerkt, diese Ausdrucksweise sei hart und gesucht, und ergänzt die Lücke nach dem Vorgange von Bernays: vacuas auris animumque sagacem mit Beziehung auf das Citat in den Scholia Veron. Virg. Georg. III. 3,

330 Freiheit, die bei einem Eigennamen und in einer Zeit, wo hinsichtlich der Gemination der Consonanten so Vieles schwankend und unsicher war, sehr wohl zulässig erscheint. Aufserdem aber, weil dieser Name im vorletzten Fufse des Verses stand, schrieb er statt Fufetti vielmehr Fufettie: Priscian [Gr. Lat. II. 301] hat gewifs Recht, wenn er Virgilie, Mercurie als die ursprünglichen Formen ansieht, wie ja auch filie sich noch bei Livius Andronicus findet. Und nach derselben Analogie bildete Ennius nun natürlich auch den Vocativ Metie; eine metrische Nöthigung war hier nicht vorhanden: sowohl Mettius als auch Mettus waren dem Gesetz des Verses dienstbar; aber Ennius mochte den Namen in dieser Form überliefert finden, kommt doch auch sonst nicht selten die Schreibart Metius neben Mettius vor: vielleicht war er auch gerade an diese Namensform von seiner Heimath her gewöhnt: auf einer oskischen Inschrift aus Samnium Nr. XI [in Mommsens Unterit. Dial. p. 176] kommt Metiis als Gentilname vor, wie auch bei Livius XXIV. 19 ein Samniter Statius Metius erscheint; auf unteritalischen Inschriften findet sich Metius bei Mommsen I. R. N. 391. 422, womit man aufserdem Metilius, Metidiena, Meteia vergleichen kann; dagegen ist auf der Inschrift 5340 Mettia zu lesen, wie überhaupt Mettius auf zahlreichen Inschriften jener Gegenden vorkommt.

Schliesslich will ich noch erwähnen, dafs wahrscheinlich einige heimathlose Verse auf die Zerstörung von Alba Longa zu beziehen

welches vielmehr auf Lucr. IV. 912 geht. Wenn man den Vers, so wie Bernays vorschlägt, ergänzt, dann muss man nothwendig vorher den Ausfall mehrerer Verse annehmen, wie auch Lachmann richtig erkannt hat; allein sonst ist Alles im besten Zusammenhange, und man wird nichts, was an solcher Stelle schicklich zu sagen war, vermissen. Auch Anderes, was die Kritik bei Lucrez verdächtigt hat, wird wieder zu Ehren kommen müssen; so v. 28 ff.:

Quidve tripectora tergemini vis Geryonai

Et Diomedis equi spirantes naribus ignem,

Thracam Bistoniasque plagas atque Ismara propter,

Tanto opere officerent nobis uncisque timendae

Unguibus Arcadiae volucres Stymphala colentes?

Die Umstellung der Verse so wie die Ergänzung der Lücke schreibt Lachmann dem Marullus zu. Marullus würde zu den Kritikern ersten Ranges gehören, wenn alle die zahlreichen und glücklichen Verbesserungen, die Lachmann auf ihn zurückführt, ihm gehörten; allein der Anspruch des Marullus auf solches Verdienst ist ebenso wenig erwiesen als die Beschuldigung, dafs Hier. Avantius unehrlicherweise sich die Verbesserungen des Marullus angeeignet habe. Hier nun ist in der

Münchner Handschrift von dem ersten Abschreiber, nicht von einem spätern Corrector, nicht nur die richtige Folge der Verse hergestellt, sondern auch die beiden Hemistichien am Rande nachgetragen. Dies hat dieser Abschreiber nicht etwa aus eigner Einsicht oder Willkür gethan, sondern er hat eben nur mechanisch die alte Handschrift copirt.

sind. Servius zu Virg. Aen. II. 486 bemerkt: de Albano excidio translatus est locus, was, wie auch schon von Anderen erkannt ist, nur auf Ennius gehen kann; nun erinnern aber die Worte des Virgilius ferit aurea sidera clamor an den ähnlichen Vers des Ennius (Varro VII. 104 [520 V.]):

Clamor ad caelum volvendu' per aethera vagit,

der also wohl hierher gehört. Die Wehklagen der Frauen bei der 331 Zerstörung von Alba Longa hebt auch Livius I. 29 hervor, wiewohl er vorher die Todtenstille erwähnt, welche die Römer bei ihrem Einzug in die Stadt empfängt. Da Servius ferner zu Aen. II. 313 bemerkt: plerumque ad tubam evertuntur civitates, sicut Albam Tullus Hostilius iussit everti, so kann man vielleicht hierauf den bekannten Vers [452]: At tuba terribili sonitu taratantara dixit

beziehen, was, wie ich so eben sehe, auch Vahlen [p. XL] muthmasst. Doch haben alle solche Vermuthungen etwas sehr Mifsliches, daher ich nichts Weiteres dieser Art hinzufügen mag 23).

23) Gar manche Verse des Ennius glaubt man ganz sicher untergebracht zu haben, während die Sache gegründeten Bedenken unterliegt. Wenn Persius 6, 9 ff. sagt: Lunai portum, est operae, cognoscite, cives. Cor iubet hoc Enni, postquam destertuit esse Maconides, Quintus pavone ex Pythagoreo, so meint man, dieser Vers [16 V.] beziehe sich auf die Erzählung jenes Traumgesichtes im Eingange der Annalen, auf die Persius anspielt; wefshalb aber Ennius diesen Traum gerade nach Luna verlegt habe, vermag ich nicht abzusehen. Aus den Worten des Persius ist man zu einer solchen Vermuthung nicht berechtigt: Persius in seiner manierirten Weise konnte diese Bemerkung zu jedem beliebigen Verse des Ennius machen. Wahrscheinlich geht der Vers auf die Gründung der römischen Colonie in Pisa im Jahr 577, obwohl Ennius auch schon früher diese Gegend erwähnen konnte, von der Rom bereits im Jahr 559 Besitz ergriffen hatte. Vielleicht gehört dagegen zu der Schilderung des Traumes der Halbvers bei Cicero de Orat. III. 47, 182: aliae (altae) sunt geminae quibus: Cicero führt diese Worte an, um darzuthun, inwieweit der daktylische Versfufs in der Prosa zulässig sei. Dals Cicero dieses Beispiel nicht selbst gebildet hat, liegt auf der Hand; ebensowenig aber dürften die Worte aus einem Prosawerke entlehnt sein: Cicero konnte ganz gut zu seinem Zwecke den ersten besten halben Hexameter anführen: je bekannter der Vers war, desto angemessener war das Citat: wir haben offenbar den Anfang der Beschreibung einer Oertlichkeit vor uns, ich vermuthe:

Antae sunt geminae, quibus -:

mit diesen Worten konnte Ennius die beiden Pforten der Träume bezeichnen, vgl. Hom. Od. τ 562: Sovaì yáo tɛ núdαi åμevyvóv eloìv dvɛíqwv und Virg. Aen. VI. 894: Sunt geminae Somni portae. Antae sind allerdings gewöhnlich die Pfeiler, Eckwandpfeiler, und so scheint der Ausdruck antae geminae nur für die Bezeichnung eines einzigen Thores zu passen; indefs nach den Gloss. Labb. S. 198 war auch der Singular anta üblich und bedeutete den Raum vor der Thür (ò ngò tây xvààv

IV.

Die Verse aus dem dritten Buche der Annalen [148] bei Probus zu Virg. Ecl. 6, 31 (S. 19 Keil):

Et densis aquila pinnis obnixa volabat

Vento, quem perhibent Graium genus aëra lingua

hat Scaliger Coniect. in Varr. S. 31 sehr frei abgeändert; er liest: Vento, Graiugenum perhibet quemne aethera lingua. Aethera ist ganz gegen den Sinn: führt doch Probus die Verse gerade zu dem Zwecke an, um zu beweisen, dafs das lateinische ventus dem griechischen dig 332 entspreche: nam et quod ait Vergilius: Ni faciat, maria ac terras caelumque profundum Quippe ferant rapidi secum verrantque per auras, non, ut Asper putat, mundum in tres partes divisit: nam pro aëre venti hic extrinsecus accipiuntur: ad quod argumentum collegimus Ennii exemplum de annalium tertio. Aemilius Asper hatte ganz verständig erinnert, dafs Virgil der volksmäfsigen Vorstellung folgend gewöhnlich Himmel, Erde, Meer neben einander nenne; Probus, der ein entschiedener Vertreter der allegorisirenden Exegese ist, sucht dagegen wo möglich jene Dreizahl auf die vier Grundelemente, Luft, Wasser, Erde, Aether, aus denen nach der Physik der Stoiker Alles besteht, zurückzuführen 24). So meint er denn, dafs in jenen Versen des Virgil (Aen. I. 58 f.) die Winde (venti), die über Land und Meer durch den Himmel dahinfahren, das vierte Element repräsentiren, den aër, und beruft sich eben zur Bestätigung dieser Ansicht auf jene Stelle des Ennius. Probus wendet hier wie anderwärts das bei den griechischen Grammatikern besonders seit Krates beliebte Hülfsmittel an, wo man das, was die Vollständigkeit des Systems verlangt, nach Belieben supplirt (oder oooλaußávεiv, extrinsecus adhibere war dafür der Kunstausdruck) 25). Gerade so erklärt er die Verse Aen.

τóлоs), und so konnte der Dichter wohl auch antae geradezu in dem Sinne von portae gebrauchen.

24) Asper hat also seinen Commentar zu Virgil früher abgefafst als Probus, und so wird auch in den Scholia Veron. Aen. IX. 373 [p. 101 Keil] zuerst Asper, dann Probus genannt, während Servius zu VII. 542 ungenau Probus, Asper, Donatus aufzählt. Wie es sich mit den Commentaren beider Grammatiker zu Terenz verhielt, steht dahin: wenn Donat zu Ter. Ad. III. 2, 25 schreibt: Probus assignat hoc Sostratae, Asper non vult ad omnia servum respondere, sed nutricem putat hoc loqui, so kann diese Aufzählung nichts entscheiden.

25) Servius kennt offenbar Probus' Erklärung, aber er schliefst sich derselben nicht an, sondern bemerkt verständig: atqui quattuor elementa sunt, terra, aqua, aër, aether. sed hoc loco rite praetermisit aetherem, quia venti non turbant superiora, ut ait Lucanus: pacem summa tenent, sed aut terras aut maria aut aërem.

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