schuldhaften Handlung war und sie nicht verhinderte. Dies kann etwa der jüngeren Iulia (Augustus' Enkelin) ehebrecherisches Verhältnis mit D. Silanus gewesen sein (Tac. ann. 3, 24). Iulia wurde in dem gleichen Jahre wie Ovid verbannt (Tac. ann. 4, 71), Silanus fiel in Ungnade und ging freiwillig in die Verbannung (Tac. ann. 3, 24). Aus den drei öffentlichen Bibliotheken (§ 219, 21) wurden sämtliche Werke Ovids (nicht etwa nur die ars, vgl. v. 65) verwiesen, trist. 3, 1, 60 ff. BOISSIER, Rev. des deux mondes 69 (1867), 580. CLROTH, Württ. Korresp.-Bl. 1854, 185. ADEVILLE, Sur l'exil d'Ovide, Par. 1859. EAPPEL, Quibus de causis Ovid. relegatus sit, Lps. 1872. GSCHÖMANN, Phil. 41, 171. EKÖRBER, De Ov. relegationis causis, Petersb. 1883. ETHOMAS, Rev. phil. 13, 47. 4. Die Art, wie Ovid seine Verbannung ertrug, läßt sich nur mit der Zerknirschung des durch mehrjährigen Kerker gebrochenen Schubart vergleichen; das Gewinsel etwa mit dem des verbannten Cicero; die Kriecherei gegen August geht bis zum délire d'adulation (BOISSIER). Mit Rom hatte er sich selbst verloren. Bald beschränkt er sich auf die Bitte, ihm wenigstens einen anderen Verbannungsort anzuweisen (z. B. trist. 2, 577. Ibis 28), bald jammert er um Verzeihung und Rückberufung. Schon hatte August durch des Dichters fortwährendes Flehen sich erweichen oder ermüden lassen, als er starb (Pont. 4, 6, 15 f., unrichtig BRANDES, JJ. 115, 352), und an seines Nachfolgers kühler Brust prallten Seufzer wie Schmeicheleien gleich wirkungslos ab (Pont. ao. 17). So starb Ovid in Tomi (am Schwarzen Meer, in Mösien, heute Köstendje): HIERON. zu Eus. chron. a. 2033 17 n. Chr. (im Amand. schon zu a. 2032, im Bongars. erst zu a. 2034) Ovidius poeta in exilio diem obiit et iuxta oppidum Tomos sepelitur. Fast. 1, 223—226 sind in der letzten Zeit des Dichters geschrieben; vgl. MERKEL, Ov. fast. p. CCLXVII. PETER, Anh. 2. St. 5. Die handschriftlichen vitae Ovidii sind ohne Wert; desto reicher sind Ovids eigene Gedichte für die Geschichte seines Lebens, besonders trist. 4, 10. Von neueren Darstellungen besonders JMASSON, Ovidii vita ordine chronologico delineata, Amstelod. 1708. Umständliche Ausmalung von VLEUTSCH bei Ersch und Gruber 3, 8 (1836), 39, DE LA VILLE DE MIRMONT, La jeunesse d'Ov., Paris 1905 (belanglos). Prosop. 2, 441. Glaubwürdige Bildnisse Ovids sind nicht erhalten: BERNOULLI, Röm. Ikonogr. 1, 287. 6. Zur Charakteristik: SEN. contr. 2, 10 (oben Anm. 1) und 9, 28, 17 Ovidius nescit quod bene cessit relinquere. SEN. nat. qu. 3, 27, 13 poetarum ingeniosissimus, ... nisi tantum impetum ingenii et materiae ad pueriles ineptias reduxisset. QUINT. 10, 1, 88 lascivus quidem in herois quoque Ovidius et nimium amator ingenii sui, laudandus tamen in partibus. Vgl. ebd. 93 (Ovidius utroque — Tibull und Properz ( lascivior). 98 Ovidii Medea videtur mihi ostendere quantum ille vir praestare potuerit, si ingenio suo imperare quam indulgere maluisset. Von Ovids eigenen Äußerungen sind besonders bezeichnend: trist. 4, 10, 26 quidquid tentabam dicere (in Prosa) versus erat; ebd. 40 otia iudicio semper amata meo. Er fühlt sich als Sohn seiner Zeit (a. a. 3, 121 prisca iuvent alios, ego me nunc denique natum gratulor; haec aetas moribus apta meis... quia cultus adest, nec nostros mansit in annos rusticitas). Über die Götter denkt er sehr aufgeklärt: expedit esse deos, et ut expedit esse putemus ... innocue vivite, numen adest (a. a. 1, 637; vgl. 3, 654. am. 3, 3, 23). Daß der Götterapparat ein bloßes Spiel ist, empfindet man bei ihm besonders stark (z. B. rem. 555. 704, ars 2, 493). KRUSE, De Ov. moribus et operibus, Strals. 1856. JREICHART, Die sittliche Lebensanschauung des Ovid, Potsd. 1867. ENN. ann. 7. Als sein eigentlichstes Gebiet und seine Hauptleistung betrachtet Ovid selbst die (Liebes-) Elegie (am. 2, 18, 13. 3, 1. 3, 15, 13. rem. am. 389. 395. trist. 4, 10, 54. Pont. 3, 3, 29), in deren Maße er denn auch den eigentlich der Jambik zugehörenden Stoff des Ibis behandelt hat. Unter seinen Vorgängern war ihm der Liebste Tibull (vgl. am. 3, 9), von welchem er häufig Stoffe, Gedanken, Bilder, Wendungen und Worte entlehnt (AZINGERLE 1, bes. 54), freilich oft sie ins Leichtfertige verkehrend (vgl. a. a. 2, 669 mit Tib. 1, 1), und dem er durch die Natürlichkeit des Ausdruckes nacheifert, dann Properz (vgl. § 246, 2 u. BUERGER [$ 248, 2] S. 48 u. ö.). Auch an die sonstige Literatur der Zeit (Vergil, Horaz, Lygdamus, cons. ad Liv.? u. a.) sowie an Lucretius finden sich manche Anklänge, wie bei einem Dichter von so fabelhaftem Gedächtnisse selbstverständlich ist, und er macht solche Zitate gern kenntlich (fast. 3, 475 CATULL. 64, 143; met. 14, 812 u. fast. 2, 487 1, 47 Vahl.). Anklänge an den Epigrammatiker Philodemos aus Gadara: 8. § 248, 2 g. E., an Leonidas v. Tarent: GEFFCKEN, JJ. Suppl. 23, 147, Verwandte Richtung des Antipater v. Sidon, Meleager v. Gadara, Antipatros v. Thessalonike: KNAACK, WfkPh. 1891, 921. REITZENSTEIN, PW. 6, 94. Auch die bei Ovid häufigen Vergleiche (255 in den met.) und Bilder sind meist aus der Lektüre geschöpft. WASHIETL, De similitudinibus imaginibusque Ovidianis, Wien 1883. Endlich wiederholt er sich selbst sehr häufig, teilweise mit berechnender Absicht (wie a. a. 2, 77 met. 8, 217); 8. SEN. suas. 3, 7. Vgl. AZINGERLE, Ovid u. s. Verhältnis zu den Vorgängern (I Cat. Tib. Prop., II Enn, Lucr. Verg., III Hor.), Innsbr. 186971 III. LÜNEBURG, De Ovidio sui imitatore, Königsberg 1888. TOLKIEHN (§ 248, 3) 38. 89; wie er denselben Mythos hier und dort verschiedenen Intentionen anzupassen versteht, zeigt PRESSLER, Quaest. Ovid., Halle 1903. Dies alles und die Behandlung seiner Stoffe zeigt, daß Ovids hauptsächliche Stärke in der Formgebung liegt. Jeden Gedanken weiß sein überraschendes Anpassungs- und Anempfindungsvermögen sich zurechtzulegen, ihn vielfach geschmeidig ausweichend umzugestalten und in allen Lichtern einer feinen Rhetorik spielen zu lassen. Wie ein Improvisator gibt Ovid vor dem Leser ein Spiel, welches diesen entzücken kann gleich einem kunstreichen Feuerwerk, aber auch so rasch wie dieses verpufft, ohne tieferen Eindruck zu hinterlassen. Das mythologische Rotwelsch seiner Zeit spricht Ovid meisterlich und benutzt es geschickt zur Erweiterung der Grundmotive (rem. 461 quid moror exemplis, quorum me turba fatigat?); dabei nimmt er es aber mit dem einzelnen so. wenig genau als bei anderen bestimmten Angaben (z. B. am. 3, 6, 31. 3, 12, 21. am. 783). Er ist der erste römische Dichter, von dem man sagen kann, daß er sich der Rhetorik verschrieben und die Kunstgriffe der Deklamatoren in die Poesie eingeführt hat; wie sie glänzt er durch die Kunst, einen Gedanken je nach Bedarf zusammenzudrängen oder zu erweitern und eine mit Pathos durchtränkte Rede durch eine überraschende Pointe abzuschließen. In seinen zahlreichen Schilderungen verwendet er die Künste der rhetorischen ÉxqpUOLS. NORDEN, Kunstprosa 891 u. ö. MORAWSKI, Ovidiana, Krakau 1903. 8. Die Sprache ist einfach, klar und von natürlicher Anmut; sie unterscheidet Ovid vorteilhaft von den meisten seiner alexandrinischen Vorbilder. Doch hat ihn manchmal die Rhetorik zu Künsteleien verleitet; LEHRS, Horaz p. CCXXII. Der Versbau ist glatt, fließend und elegant: kein Römer hat glücklicher als Ovid das elegische Maß beherrscht; die Schwierigkeit, einen Gedanken über Hexameter und Pentameter zu verteilen, ist für ihn nicht mehr vorhanden. Doch wird seine Verskunst, die in der virtuosen Behandlung des elegischen Distichons ihren Triumph rem. feiert, in ihrer gleichmäßigen Anwendung auf alle Gegenstände leicht eintönig. LSCHEIBE, De sermonis Ov. proprietatibus, Halberst. 1880. PHAU, D2 casuum usu Ovid., Münst. 1884. DRÄGER, Ov. als Sprachbildner, Aurich 1888. JFAVRE, D3 Ov. novatore vocab., Paris 1885. LINSE, De Ov. vocab. inventore, Tübing. 1891. BEDNARA de dactylic. lat. sermone, Arch. Lex. 14, 317. 532. Anderes s. beiden einzelnen Schriften. MSCHMIDT, De Ovidii hexametris, Cleve 1856. LMÜLLER, De re metr. 91. 408. BIRT, Hist. hexam. lat. 52. DRAHEIM, Herm. 14, 253. JHILBERG, Die Gesetze d. Wortstellung im Pentam. des Ov., Lpz. 1894. Vgl. oben $ 19, 2. 32, 4 u. 5. Gleiche oder ähnliche Versschlüsse: EGEIBEL, Hadersleben 1872. SEDLMAYER, Wien. Stud. 2, 293. 9. Über Ovid u. s. Schriften s. VLEUTSCH in Ersch u. Grubers Enc. 3, 8, 54. TEUFFEL, PRE. 5, 1028. Haupt vor s. Ausg. d. Met. S. III. HERTZBERG in den ausgew. Gedd. d. 'röm. Elegiker (Stuttg. 1855) 227. CAVALLIN, Ad libros Ov. prolegg., Lund 1859. RIESE vor s. Ausg. 1, VSAPPA, Ovidio umorista, Riv. di filol. 11, 347. CRUSIUS, PW. 5, 2301. WUNDERER, Ovids Werke in ihrem Verh. zur Kunst, Er. langen 1889. POKROWSKIJ, Beitr. z. Charakt. Ov., JJ. 1902 IX 252. 248. Am treuesten spiegeln Ovids Eigentümlichkeit die Werke wider, mit denen er seine dichterische Laufbahn begann, die Amores, drei Bücher Elegien, üppige Bilder, an den Namen Corinna geknüpft, die rhetorischen Epistulae (Heroides), erdichtete Liebesbriefe von Frauen der Heroenzeit an ihre Liebhaber, die alle den Rahmen der Briefform sprengen und teilweise der vorausgesetzten Situation nach keine Briefe sein können; sodann besonders die Ars amatoria, ein halb humoristisches Lehrgedicht in drei Büchern, von lockerem Sinn und Ton, aber mit viel Sachkenntnis und psychologischer Feinheit, und das Gegenstück dazu, die Remedia a moris, sowie das Gedicht über die weiblichen Schönheitsmittel (libellus de medica mine faciei). Aus derselben Periode Ovids stammte seine Tragödie Medea und anderes, was nicht auf uns gekommen ist. 1. Verse aus Amores, Ars und Her. als Wandinschriften zu Pompeji; s. CIL. 4, p. 260. . 776 ; $ 251, 1. Die Handschriften sämtlicher carmina amatoria Ovids gehen auf einen Archetypus zurück, worin dieselben wohl in dieser Folge standen: ars am., remedia, amores, epistulae, medicamina (s. A. 7). Die besten Hss. sind zwei Parisini, 8242 P(utaneus) s. XI und 7311 R(egius) s. X, dann Sangallens. 864 s. XI, Eto. nensis s. XI (s. SEDLMAYER, Proleg. crit. p. 4) usw. Anderes s. bei den einzelnen. - Ausgaben: Ovidii amatoria o. var. lect. ed. WERNSDORF, Helmstedt 1802; recogn. (ohne epist. und medic.) LMÜLLER, Berl. 1861. Ovids erotische Werke, übersetzt von ABERG, Stuttg. 1867. 2. Jugendgedichte. Trist. 4, 10, 57 carmina cum primum populo iuvenilia legi, barba resecta mihi bisve semelve fuit. moverat ingenium totam cantata per urbem nomine non vero dicta Corinna mihi (vgl. am. 2, 13. a. a. 3, 538. MART. 5, 10, 10. 8, 73, 10 u. a.). AP. SIDON. carm. 23, 159 nennt sie (offenbar irrtümlich) Caesarea puella. In die Amores kann natürlich auch Selbsterlebtes vom Dichter verarbeitet sein, aber das Ganze ist ein Werk dichterischer, durch bekannte Motive, Situationen und literarische Vorbilder genährter Phantasie. Der Name Corinna ist nur gewählt Teuffel, röm. Literaturgesch. Neub. 6. Aufl. 7 amorum als eine Sammeladresse für die Elegien (vgl. auch am. 2, 17, 29. a. a. 3, 538); der Versuch, ihren Liebesroman zu erzählen (z. B. bei MARTINON, S. unten), muß kläglich scheitern. Das Werk atmet die verfeinerte Liederlichkeit des vornehmen Rom. Die Unsauberkeit geht manchmal ins Widerliche (wie bes. 2, 13 f. 3, 7). Daneben aber auch so Reines wie die Elegie auf den Tod des Tibullus (3, 9: Motive und Wendungen T.s sind ähnlich verwendet wie solche des Gallus von Vergil ecl. 10). Die Amores mit ihrer Verwässerung der alten Motive lassen erkennen, wie sehr deren begrenzter Umkreis erschöpft ist, und bezeichnen daher das Ende der römischen Liebeselegie. Ovid veranstaltete (nach dem voranstehenden Epigramm) von den Amores zwei Ausgaben: die erste in fünf Büchern, wohl noch in jugendlichem Alter veröffentlicht (z. B. 3, 9 kurz nach Tibullus' Tod J. 19), die zweite (erhaltene) war eine gesichtete, welche Unreifes ausmerzte. Teilung in Pentaden wäre möglich, wenn man (mit LMÜLLER) aus 3, 11 zwei Gedichte machen dürfte. Sie erschienen (auch in zweiter Ausgabe) vor der a. a., also vor 2 v. Chr.; s. am. 2, 18, 19. a. a. 3, 343 deve tribus libris titulus quos signat amorum elige quod docili molliter ore legas. 3, 538. JACOBY, RhM. 60, 71. Der Epilog (am. 3, 15, 18) kündigt ein größeres Werk (Tragödien? vgl. A. 8) an. GRUPPE, Röm. El. 1, 374. 2, 205. LMÜLLER, De Ov. libris, Phil. 11, 60. 192. RAUTENBERG, De arte compositionis in Ov. am., Bresl. 1868. HEUWES, De tempore quo Ov. amores, heroides, ars am. conscripta sint, Münster 1883. Benutzung der Epigramme des Philodemos von Gadara (Freundes des L. Calpurnius Piso cos. J. 58 § 179, 37): KAIBEL, Philod. Gad. epigr., Greifsw. 1885. RBÜRGER, De Ov. carm. amatoriorum inventione et arte, Wolfenb. 1901, S. 6. Ausg. m. Übers. u. Komm. v. MARTINON, Paris 1897. EDNEMETHY, Budap. 1907. Übers. v. WHERTZBERG (Stuttg. 1854; Auswahl in d.. röm. Elegikern, Cl. d. Alt. S. 225), LINDEMANN (Lpz. 1859), ABERG (s. A. 1) u. OELSCHLÄGER, Lpz.2 1881. 3. Ars am. 3, 345 (nach Erwähnung der Amores) vel tibi composita cantetur epistula voce; ignotum hoc aliis ille (Ovid) novavit opus. Es ist eine von Ovid zuerst ausgebildete Spielart der poetischen Epistel (§ 25), wozu ihn etwa Properz' Brief der Arethusa an den Lycotas (4, 3) anregen konnte (REISCH, Wien. Stud. 9, 143), auch griechische Vorgänger (KDILTHEY, Ind. lect., Gött. 1884, 1), namentlich aber die Rhetorenschule mit ihren лооблолоiíαι; und gerade in diesen Briefen macht sich die Rhetorik besonders breit: HPETER, Abh. d. sächs. Ges. 20, 189. BÜRGER, (A. 2) S. 27, der Properz von Ov. angeregt sein läßt. Daß 14 eine regelrechte controversia ist, zeigt EHWALD, Progr. Gotha 1900, und Deklamationen sind mehr oder weniger alle. PIÉRI, aO. 42. Das Versetzen in bestimmte Zeiten und Lagen hat sich der Dichter ziemlich leicht gemacht und die Frage, ob Penelope an Ulixes, Ariadne an Theseus schreiben konnte, nicht aufgeworfen; fein ist aber auch hier die Zeichnung der auf- und niederwogenden Stimmungen. PRISC. GL. 2, 544, 4 Ovidius in her o idi bus; ebenso schol. Ibid. p. 66 (73). 98 Ell. In den Hss. heißen sie meistens epistulae. Briefe der a) Penelope, b) Phyllis, c) Oenone, d) Canace, e) Hypsipyle, f) Ariadne, g) Phaedra, h) Dido und i) Sappho erwähnt als fertig (oder beabsichtigt) OVID am. 2, 18, 21-26, sowie Antwortschreiben der bezüglichen Liebhaber auf a. g. h. b. e. i. von seinem Freunde Sabinus ebd. 27-34 (§ 252, 4). Die Sammlung besteht aus folgenden Briefen (die auch in den Amores aO. genannten Briefe sind gesperrt gedruckt): von 1) Penelope, 2) Phyllis, 3) Briseis, 4) Phaedra, 5) Oenone, 6) Hypsipyle, 7) Dido, 8) Hermione, 9) Deianira, 10) A riadne, 11) Canace, 12) Medea, 13) Laodamia, 14) Hypermnestra, 15) Sappho, 16) Paris, 17) Helena, 18) Leander, - 19) Hero, 20) Acontius, 21) Cydippe. Unter diesen nimmt Nr. 15 Sappho eine besondere Stellung scheinbar dadurch ein, daß dieser Brief in den Hss. der Heroiden entweder gar nicht (so in den besten und den meisten) oder nicht als zu den Heroiden gehörig sich findet und kaum je (allein im Vindob. 3111 s. XV) den Namen Ovids trägt. Aber daß eine alte hs. Überlieferung vorhanden war, welche die Sappho als Nr. 15 der Heroiden gab, zeigen außer den Exzerpten bei Vincenz von Beauvais besonders die Pariser Exzerptenhss. 7647 und 17903 (s. § 245, 7), in denen Exzerpte aus 15 zwischen solchen aus 14 und 16 stehen. Und daß in der Tat die Sappho aus bester Zeit stammt, beweisen vielleicht Beziehungen auf sie im Epicedion Drusi (ş 251, 5): später finden sich solche bei SACERDOS, GL. 6, 482, 1 (daraus PROBUS, GL. 4, 30, 19) und bei AUSONIUS; (v. 139 vgl. mit LUCAN. 6, 508 ff. beweist nichts). Über die Anklänge an Ovidische Dichtungen im Sapphobrief WERFER, Acta sem. Monac. phil. 1, 4 und LOERS in s. Ausg. Die Gründe für die Unechtheit sind in keiner Weise stichhaltig (amor. 2, 18, 34 weist auf v. 181 hin). · WELCKER, RhM. 11, 241; Kl. Schr. 2, 116. BÄHRENS, Riv. di filol. 13 (1884), 49. BIRT, RhM. 32, 388. 399. SEDLMAYER, Prolegg. p. 32; Wien. Stud. 10, 167. MHAUPT, op. 1, 339. DEVRIES, Ep. Sapph. ad Phaonem, Leid. 1885. BARBU, De Sapph. ep., Berl. 1887. Von der letzten Nr. 21 (Cydippe) bieten die besten und meisten Hss. nur v. 1—12, den Rest geben nur wenige und junge Hss. Trotzdem sind die Verse unzweifelhaft echt, d. h. sie sind die ursprüngliche Fortsetzung des hs. erhaltenen Anfangs. In alten Ausgg. steht heroidum Ovidii ultima recens reperta (vgl. § 251, 5). DILTHEY, De Cydippe Callimachea, Lps. 1863 (woselbst p. 133 auch der Text von Nr. 20 und 21, nebst der griech. Übersetzung des Maximus Planudes von 20 u. 21, 1—12; zu letzterer s. STUDEMUND, Phil. 34, 370. GUDEMAN, Berl. Stud. 8, 1). Endlich sind nur durch alte Drucke (z. B. Parm. 1477) überliefert die Verse 16, 39—142, aber doch ursprünglich zugehörig, wie durch Quellenuntersuchung WENTZEL, Epithal. f. Passow, Gött. 1890 beweist; das Fehlen erklärt sich durch Blätterverlust, PETERS a0. BIRT, Gött. GA. 1882, 831. Die beste der uns erhaltenen Hss. ist P ($ 248, 1), dann Eton. (ebd.; über die Anfangsdisticha, die er zu vielen Briefen allein enthält, VAHLEN, Abh. Berl. Ak. 1881. WINTERFELD, Gött. Anz. 1899, 897. EGGERDING, diss. Hal. 18, 136), Bern. 478 s. XII (Vergleichung bei WARTENBERG, WfkPh. 1887, 1272; vgl. DILTHEY, Obss. in her. 1, 11), doch sind auch die jüngeren Hss. von Wert. Aufzählung und Beurteilung der Hss. bei SEDLMAYER, Prolegg. 1. 32. 85 und dazu DILTHEYS Obss. in her. 1, 10. PETERS ao. cap. 1. Die sechs letzten Epistulae weichen von 1–14 ab sowohl durch ihr Gepaartsein, als durch größeren Umfang und kleine metrische und prosodische Besonderheiten. LACHMANN, Kl. Schr. 2, 61. LMÜLLER, De re metr. 46; RhM. 17, 192. 18, 87. ESCHENBURG, Metr. Untersuchungen üb. die Echtheit der Heroiden des Ovid, Lübeck 1874; Wie hat Ovid einzelne Ww. und Wortklassen verwandt? e. Beitr. z. Echtheitsfrage der Her., Lüb. 1886. Doch folgen auch sie durchaus der Verskunst des ersten Jahrhunderts und enthalten kein die Autorschaft Ovids ausschließendes Moment. Wie jene Verschiedenheiten zu erklären sind, bleibt fraglich. Manche dachten an einen gewandten Nachahmer (s. z. B. Haupt, op. 1, 125. MADVIG, Adv. 2, 77. BIRT, RhM. 32, 386). Andere ließen (und dies ist das wahrscheinlichste) Ovid selbst den Dichter sein; er sei etwa in späteren Jahren (?) mit weniger Frische, aber um so größerer Wortfülle (die sich freilich auch in den ersten Briefen bemerkbar macht) auf jene von ihm in seiner Jugend in Umlauf gesetzte Gattung zurückgekommen. ARIESE, JJ. 109, 569; JB. 3, 234. 10, 20. 14, 243. WZINGERLE, |