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Anmerkung. Als Synonymum des Reflexivpronomens kann vuós bei Homer betrachtet werden in Wendungen wie θυμὸν ἔδων sich selbst abhärmend“, εἶπε πρὸς ὃν μεγαλήτορα θυμόν, ἐῷ συμφράσσατο θυμῷ, τὸ δ' ἐμὸν κῆς ἄχνυται ἐν θυμῷ. S. AMEIS, Anhang, zu Z 524. Damit vergleicht sich, dass das, was wir Deutsche durch das substantivische Reflexivum ausdrücken, im Altindischen durch atmán- „Seele" gegeben wurde, z. B. sá yajñám ātmáną vy àdhatta „er verwandelte sich selbst in das Opfer (Delbrück, S. F. 5, 208. 262 f.).

486. Die adjektivischen Pronomina (Possessiva) éμós, ýμétegos, oós, ὑμέτερος, ὃς ἑύς, σφός σφέτερος.

1) Zu diesen Pronomina erscheint öfters avtov im Sinne von „ipsius“ hinzugefügt, wie ἀρνύμενος πατρός τε μέγα κλέος ἠδ ̓ ἐμὸν αὐτοῦ Ζ 446, οὐκ ἂν δή τις ἀνὴρ πεπίθοιθ ̓ ἑῷ αὐτοῦ θυμῷ κτλ. Κ 204, ὑμέτερος δ ̓ εἰ μὲν θυμὸς νεμεσίζεται αὐτῶν β 138, αὐτῶν γὰρ σφετέρησιν ατασθαλίῃσιν öλovro a 7, kret. và fà avras Exer Ges. v. Gort. 2, 46.

2) Die Adjektiva os, sós waren, im Gegensatz zu dem substantivischen Pronomen gleichen Stamms, in allen Mundarten nur reflexiv, wie die entsprechenden Pronomina der anderen Sprachen ai. svá-s, lat. sovo-s suus, lit. săva-s. Der Rezipient (das Bezugswort) brauchte seit uridg. Zeit nicht das Subjekt des Satzes zu sein, sondern konnte auch ein anderes substantivisches Satzglied sein, wenn dieses als die Hauptperson im Satz erschien, z. Β. Ο,τιν ἐγὼ πύματον ἔδομαι μετὰ οἷς ἑτάροισιν ι 369.

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ös, sóc gingen von uridg. Zeit her auf jeden Numerus, wie die anderen idg. Sprachen beweisen (z. B. ai. utá svéna śávasa sušuvur náraḥ durch ihre Kraft gediehen die Helden"). Nachdem sich aber im Griech. die Formen mit σg-, ebenfalls als Reflexiva, daneben gestellt hatten, trat mehr und mehr eine Scheidung nach den Numeri ein, indem die mit dem Spiritus asper anlautenden Formen speziell singularisch, die mit σg- anlautenden speziell pluralisch wurden. Als Reste der alten freieren Gebrauchsweise sind zu betrachten die pluralischen ős, sós ▲ 142 (oʊ margós nach Zenodots Lesart), Hesiod. Th. 71 (лavέqa öv), Op. 58 (¿òv xaxóv) und die singularischen σφός, σφέτερος Hesiod. Th. 398 (σὺν σφοῖσιν παίdεool), Sc. 90 (oyetéọovs te toxias) und bei Pind., Aesch. und anderen Dichtern, wozu die Substantiva oyè, ogìv in singularischer Bedeutung zu vergleichen sind. Auf pluralischem os ós beruhte, wie wir § 485, 3 sahen, auch αὐτῶν ἑαυτῶν.

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Ferner gingen ös, sós seit uridg. Zeit auch auf die 1. oder 2. Person, wie wieder die anderen idg. Sprachen lehren (z. B. ai. svéna hí vṛtrá śávasā jaghánta denn durch deine Kraft hast du den V. geschlagen“, yád indrāgni mádathaḥ své duroné „wenn ihr beide, J. und A., euch ergötzt in eurem Hause"). Es standen bei Bezug auf die 1. und 2. Person von Haus aus zwei Ausdrucksweisen zu Gebote, die nicht-reflexivische mit quós, ἡμέτερος, σός, ὑμέτερος, wie στυγεῖς τὸν σὸν πατέρα, und die reflexivische mit ős, ós, welche den Sinn, dass etwas einem eigen ist, betonte, wie στυγεῖς τὸν ὃν πατέρα. Im Beginn der historischen Gräzität war die letztere Ausdrucksform schon im Weichen; sie wurde hauptsächlich durch ἐμὸς αὐτοῖ, σὸς αὐτοῦ, ἡμέτερος αὐτῶν, ὑμέτερος αὐτῶν abgelöst. Dass von ihr noch Reste vorhanden waren, ist sicher, wenn freilich über den Umfang, in dem sie noch in Übung war, nicht mehr ins Klare zu kommen

ist. Ausser an der schon genannten Stelle 4 142 ist der freiere Gebrauch noch an wenigstens acht Homerstellen glaubwürdig nachgewiesen, wie ν 320 ἀλλ ̓ αἰεὶ φρεσὶν ᾗσιν ἔχων δεδαϊγμένον ἦτορ ἠλώμην, ι 28 οὔ τοι ἐγώ γε ἧς γαίης δύναμαι γλυκερώτερον ἄλλο ιδέσθαι, α 402 καὶ δώμασιν οἷσιν ἀνάσσοις, Ξ 249 ἤδη γάρ με καὶ ἄλλοθ ̓ ἑῇ ἐπίνυσσες ἐφετμῇ. Bei Hesiod σοὶ δ ̓ εἰ πλούτου θυμὸς ἐέλδεται ἐν φρεσὶν ᾗσιν Op. 381. Indirekter Zeuge ist, wie wir § 485, 3 gesehen haben, die Beziehung von avrov, avTov auf die 1. und 2. Pers. Dieser weitere Gebrauch von os teilte sich analogisch auch den og-Formen mit, daher Hesiod Op. 2 devre, Al évvénete σφέτερον πατέρ' ὑμνείουσαι, vgl. σφίσι αὐτοῖσι ὑμῖν αὐτοῖς bei Herodot (§ 485, 3). Vgl. u. a. Verf., Ein Problem S. 37 ff., Jbb. f. klass. Ph. 1878, S. 433 ff., v. HARTEL, Ztschr. f. öst. G. 1876, S. 734 ff., HENTZE, Phil. Anz. 8 (1877), 25 ff., CHRIST, Rh. M. 36, 36 f., DYROFF, Pron. reflex. 51 ff. 73 f., KVÍČALA, Badání 1, 201 ff. 220 f., DELBRÜCK, Grundr. 3, 491 f.

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487. Genitiv des substantivischen Pronomens und Possessivum.

Die Genitive uéo σéo to usw. hatten denselben Gebrauchsumfang wie der Gen. jedes beliebigen Substantivums und mussten nicht bei dieser oder jener Beziehung durch das adjektivische Pronomen vertreten werden (vgl. z. Β. ὁ πατήρ μου und ὁ ἐμὸς πατήρ gegenüber dem einzigen lat. meus pater). Andererseits waren die sogen. Possessiva des Griech. nicht auf den possessiven Sinn beschränkt, vgl. λ 202 σòs пółоs „die Sehnsucht nach dir“, Thuk. 1, 69 ai vμéteqai éλπídɛs „die Hoffnungen auf euch“.

Anmerkung. Zuweilen erscheint der Gen. des Possessivs an der Stelle des substantivischen Pronomens, wie Θ 37. 468 ὡς μὴ πάντες ὅλωνται οδυσσαμένοιο τεοιο, Τ 384 πειρήθη δ' ἑοῦ αὐτοῦ ἐν ἔντεσι διος Αχιλλεύς (nach Zenodot, während o metrisch falsch ist), Hesiod. Th. 401 παῖδας δ' ἤματα πάντα ἑοῦ μεταναιέτας εἶναι, mehreremale ἑοῖο ἑοῦ où bei Apoll. Rh., dor. Tɛov (s. Verf., KZ. 27, 406 ff., G. MEYER, Gr.3 511 f.). Dieser Gebrauch mag der ep. Sprache ursprünglich fremd gewesen sein, ') jedenfalls war er nicht rein aus der Luft gegriffen und erfordert eine Erklärung. Entweder trat, wie in andern Sprachen (z. B. lat. mei, Gen. von meum, Verf., Grundr. 2, 826 f., KvíČALA, Badání 1, 214 f., DELBRÜCK, Grundr. 3, 475 ff.), das substantivische Neutrum des Adjektivs für das Personalpronomen ein (vgl. auch Herodot. 8, 140 μỶ tò vμétεgov áviíov yévyrai, Plat. Lach. p. 188, c to quòv ovdèv xwhvεi) und wurde mit ihm völlig gleichwertig. Oder der Umstand, dass im Att. und in einem Teil des Dorismus der Gen. des Substantivums und der des Adjektivums gleichlautend geworden waren (uov usw.), gab Anlass zu falschen Epismen. Die letztere Auffassung ist durchführbar und erscheint mir, in Ermanglung unverdächtiger Zeugen für organisch entwickelte Genitive von der Art des lat. mei im System der substantivischen Pronomina, jetzt als die angemessenere. Über uous usw. bei Korinna s. MEISTER, Gr. D. 1, 247 f., über eis (ev) ημɛtéqov neben ɛis (ev) yuav oben § 481.

Die Demonstrativa.

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sõ,

488. ó (ő), (5), tó ai. sá, sá, tád, got. sa, so, pata (§ 277). Das ή τό Pronomen war seit uridg. Zeit substantivisch und adjektivisch und deutete im allgemeinen auf Bekanntes, besonders auf Erwähntes hin. Ich hebe einige wichtigere Punkte aus dem vielseitigen Gebrauch hervor.

1) Der substantivische Gebrauch blieb bei Homer uneingeschränkt. Am häufigsten erscheint ó hier anaphorisch. tóv und uìv, & verhielten sich zu einander etwa wie nhd. den und ihn, d. h. dem wohnte eine gewisse deiktische Kraft inne, vgl. os ô tоv лεdíοto dinero 602. Die Nominative o, voi oi deuteten in der Regel einen Wechsel des Subjekts an, wie 1) 37. 468 konjiziert man rɛɛło, T 384 d'ét' avtov oder dè & avrov. S. DYROff, KZ. 32, 87 f.

Ε 390 Ἑρμέᾳ ἐξήγγειλεν· ὃ δ ̓ ἐξέκλεψεν Αρηα. Sie erscheinen aber bei Homer und Herodot oft auch, in Verbindung mit yè und dé, wo das Subjekt dasselbe ist wie im unmittelbar vorausgehenden Satz, z. B. tov uèv äμagỡ, ὃ δὲ Λευκον, Ὀδυσσέος ἐσθλὸν ἑταῖρον, βεβλήκει 4 491. Über diesen Gebrauch s. § 489, 2. Seltener wies o auf folgendes hin, indem dem Redenden beim Aussprechen des Pronomens etwas bereits als bekannt vorschwebt, wie B 402 αὐτὰρ ὃ βοῦν ἱέρευσεν, ἄναξ ἀνδρῶν ̓Αγαμέμνων,1) υ 220 τὸ δὲ ῥίγιον, αἶθι μένοντα . . . πάσχειν, δ 655 ἀλλὰ τὸ θαυμάζω, ἴδον ἐνθάδε Mértoga. Aus der Fähigkeit, auf noch zu sprechende Worte hinzuweisen, erklärt sich auch die Korrelation mit den Relativpronomina und mit konjunktionalen Nebensätzen, wie I 615 καλόν τοι σὺν ἐμοὶ τὸν κήδειν, ὅς κ' ἐμὲ κήδῃ, 4 361 τὰ γὰρ φρονέεις, ἅ τ ̓ ἐγώ περ, ι442 τὸ δὲ νήπιος οὐκ ἐνόησεν, ὡς . . . δέδεντο. Vgl. § 653. Alle diese Verwendungen von ὁ haben als uridg. zu gelten. Im Att. haben sie sich bis auf ein paar Reste wie ὁ μέν — ὁ δέ, τὸ μέν tò τὸ δέ (Adv.), πρὸ τοῦ verloren, indem meist andere Pronomina, wie outos, an die Stelle getreten sind.

Über die Anwendung von ó als Relativpronomen, eine Neuerung des Griechischen, s. § 642.

2) Der adjektivische Gebrauch war ebenfalls uridg. Auch bei diesem war teils anaphorisch, teils auf Nachfolgendes hinweisend. Ersteres z. B. A 33 edelσev d'ò yéowv, nachdem der Greis, Chryses, vorher genannt war. Letzteres in Korrelation mit Relativa und konjunktionalen Nebensätzen, wie Z 292 ἤγαγε ... τὴν ὁδόν, ἣν Ἑλένην περ ἀνήγαγεν, ψ 252 ήματι τῷ, ὅτε δὴ κατέβην δόμον Αϊδος εἴσω. Ferner wurde ὁ zum Substantivum gesetzt, wo der Sprechende diesen Begriff ohne weiteres als bekannt voraussetzt, wie Η 412 ὡς εἰπὼν τὸ σκήπτρον ἀνέσχεθε πᾶσι θεοῖσι. Ist, wie hier (vgl. auch das Pronomen in Verbindung mit narý, viós u. dgl.), ein Substantivbegriff genannt, der sich zu einer Person, von welcher die Rede ist, in ständiger Beziehung befindet, ihr zugehört, so entsteht der Schein, als habe das Pronomen die Funktion eines Possessivpronomens. Doch ist dies, wie wegen einiger neueren Behandlungen des Gebrauchs von bei Homer betont werden muss, eben nur Schein; wir sind nicht zu der Annahme berechtigt, dass das Pronomen von den Griechen hier anders empfunden worden sei als anderwärts. 2) Die genannten Gebrauchsweisen waren aus vorgriechischer Zeit ererbt und haben sich im Griech. durch alle Zeiten erhalten. Eine Einschränkung hat nur der korrelative Gebrauch insofern erfahren, als bei ihm, wie beim substantivischen ó, in nachhomerischer Zeit das schärfer deiktische ovvos bevorzugt worden ist.

Der Gebrauch des adjektivischen ist bei Homer nicht reinlich zu scheiden von dem substantivischen o, wie wir es unter 1) in B 402 avràg ὃ βοῦν ἱέρευσεν, ἄναξ ἀνδρῶν ̓Αγαμέμνων kennen gelernt haben. Namentlich, wo zwischen und dem Substantivum nur Partikeln stehen, ist die

1) Als rückwärts und vorwärts weisend kann ó angesehen werden in Stellen wie 4 348, wo es heisst ἣ δ' αέκουσ' ἅμα τοῖσι yuv xiev, nachdem Briseis kurz zuvor, V. 346, genannt worden ist. Vgl. das anaphorische μιν $ 249 οὐδέ τ' ἔληγε θεὸς μέγας,

ὥρτο δ' ἐπ' αὐτῷ ἀκροκελαινιόων, ἵνα μιν παύσειε πόνοιο, δῖον ̓Αχιλλήα.

2) An einigen Homerstellen, wo man dem Pronomen ó die Funktion eines Possessivums zugeschrieben hat, ist die Lesart mutmasslich verderbt. S. Verf., Ein Problem S. 45 ff.

Auffassung oft zweifelhaft, wie X 405 ὡς τοῦ μὲν κεκόνιτο κάρη ἅπαν· ἡ dé vv μýtŋg tíllɛ xóμŋv. Man hat vermutet (s. VOGRINZ, Gramm. 196 f.), der adjektivische Gebrauch von sei im Griechischen überhaupt aus dem substantivischen entstanden, indem das Heranrücken von an das Substantivum, welches dem Pronomen appositionell nachfolgte, bewirkte, dass o in ein attributives Verhältnis zum Nomen kam. Diese Ansicht ist darum abzuweisen, weil die anderen idg. Sprachen lehren, dass die attributive Verbindung von *so mit Substantiva schon uridg. war, und sehr unwahrscheinlich ist, dass die Griechen diesen Gebrauch zuerst verloren und dann wieder neu entwickelt haben (s. DELBRÜCK, Grundr. 3, 503). Richtig wird jedoch so viel sein, dass der ererbte attributive Gebrauch von jener Seite her erklecklichen Zuwachs erhalten hat. Es fällt nämlich auf, dass das Pronomen bei Homer so oft attributiv auftritt, wo etwas Neues, ein Gegensatz einzuführen war, und dies mag von dem substantivischen Gebrauch ausgegangen sein. So wäre also z. B. 41 oi dè Jɛoí nach der ursprünglichen Auffassung „die (sie) aber, die Götter" gewesen. Dass diese Annahme auch für solche Fälle statthaft ist, wo das Pronomen dem Nomen ganz unmittelbar vorausgeht, wie 4 399 votos env Tudeús Αιτώλιος· ἀλλὰ τὸν υἱὸν γείνατο εἷο χέρεια μάχῃ, Ψ 465 ἦε τὸν ἡνίοχον (im Gegensatz zu den vorher erwähnten Stuten) guyov vía; K 498 τógoa δ ̓ ἄρ ̓ ὁ τλήμων Ὀδυσεύς (im Gegensatz zu dem vorher genannten Tydiden) λύε μώνυχας ἵππους, wird erwiesen durch die substantivische Anwendung des Pronomens in anderen Fallen, wie v 52 ἀνίη καὶ τὸ φυλάσσειν πάνvvxov ¿yońσσovta „beschwerlich ist auch das, Wache zu halten". Dieser auf Substantivbegriffe vorausweisende Gebrauch, der sein Gegenstück in der altgermanischen Poesie hat (s. HEINZEL, Über den Stil der altgerm. Poesie 7 f.), war wahrscheinlich einst ein weiter verbreitetes Element des epischen Stils der Griechen gewesen; er verkümmerte infolge der Umwertung, die bei grösserer Nähe des Substantivbegriffs stattfand.

3) Der Gebrauch des adjektivischen Pronomens als sogen. „bestimmter Artikel" (gute Bemerkungen über diesen Terminus bei FR. KERN, Die deutsche Satzlehre, 2. Aufl., S. 103 ff.) war eine Neuerung des Griechischen. Es handelt sich dabei aber nicht um die Einführung einer neuen Bedeutung zu den alten oder um Umwertung eines alten Wertes, sondern nur darum, dass eine altüberkommene Verwendung, die nicht obligatorisch war, gewohnheitsmässig durchgeführt wurde. Von vorgriech. Zeit her konnte der Sprechende durch den Artikel einen Substantivbegriff als einen in seiner und in der Vorstellung des Angeredeten bereits vorhandenen, also als einen bekannten kennzeichnen, that es aber nur in gewissen Fällen und in diesen nicht konsequent. In griech. Zeit nun wurde diese Kennzeichnung mehr und mehr zur stehenden Gewohnheit, bis man schliesslich allen Substantivbegriffen (ausgenommen waren fast nur die Eigennamen, vgl. GILDERSLEEVE, On the Article with Proper Names, A. J. of Ph. 11, 483 sqq.), wenn sie als „bestimmte" anzusehen waren, das Pronomen beigeben musste. Dieser Prozess wurde durch den Unterscheidungstrieb gefördert. Er lässt sich etwa damit vergleichen, dass der Zusatz von är zum Optativus, wenn dieser potentialen Sinn hatte, allmählich obliga

torisch geworden ist: wie der Optativ ohne av die potentiale Bedeutung mehr und mehr ausschloss, so das Substantivum ohne ò mehr und mehr den Sinn der Bestimmtheit. In der Zeit, aus der die ältesten Prosawerke der Attiker stammen, war die Entwicklung schon im grossen Ganzen abgeschlossen, und die Prosa der ausser-ionischattischen Mundarten zeigt keine wesentliche Verschiedenheit gegenüber der attischen.

Die oft aufgeworfene Frage, ob die homerische Sprache schon den Artikel gehabt habe oder nicht, ist von vornherein falsch gestellt. Es fragt sich nur, wie weit man in der Gewöhnung der Bezeichnung der Bestimmtheit vorangeschritten war. Da ist nun soviel klar, dass man von dem durch den attischen Sprachgebrauch bezeichneten Endpunkt noch weit entfernt war: an unzähligen Stellen treten bei Homer Substantive ohne auf, wo die att. Prosa dieses gesetzt haben würde. Hierin ist, wie noch bemerkt sein mag, der sicherste Beweis dafür geliefert, dass sich derjenige Gebrauch des uridg. Pronomens *so im Griech. und im Germ., den man mit dem Namen des bestimmten Artikels bezeichnet, in beiden Sprachgebieten selbständig gebildet hat.

Vgl. u. a. A. STUMMER, Über den Artikel bei Homer, Münnerstadt 1886, MEISTERHANS, Gr.2 183 ff., KvíčALA, Badání, 1, 233 ff. 255 ff., DELBRÜCK, Grundr. 3, 507 ff.

489. 1) Die Gebrauchsverschiedenheit zwischen den drei, ebenso wie (§ 488) teils substantivischen teils adjektivischen, Pronomina outos, öde und xeiros exεivos, von denen die beiden ersten enthielten (§ 278. 279), auf eine kurze erschöpfende Formel zu bringen ist nicht möglich. outos diente vorzugsweise dazu, auf vorher Besprochenes hinzuweisen, und als demonstratives Korrelat zu Relativpronomina (§ 653). In beiden Beziehungen erweiterte es seine ursprüngliche Gebrauchssphäre in nachhomerischer Zeit auf Kosten von ó. öde wies auf die unmittelbare Nähe des Sprechenden, auf das, was der Sprechende sinnlich oder geistig gerade anschaut. Es hatte am meisten deiktische Kraft. exsivos ging grösstenteils auf ferner, nicht im Bereich des Redenden Liegendes. Vgl. outos o árne meistens s. v. a. der genannte Mann oder derjenige Mann, öde o ἀνήρ der Mann hier, τῇδε τῇ ἡμέρᾳ am heutigen Tage, ἐκεῖνος ὁ ἀνήρ jener Mann.1). ode und outos in Frage und Antwort entsprachen sich oft so, dass de rein deiktisch war und ouros Deixis und Anaphora vereinigte. Το Γ166 ώς μοι καὶ τόνδ' ἄνδρα πελώριον ἐξονομήνῃς, ὃς τις δ ̓ ἐστὶν Αχαιός ἀνήρ „wer der Achäer hier ist“, 178 οὗτός γ' Ατρείδης „der da, nach dem du fragst, ist Atreus' Sohn". Vgl. Kvíčala, Badání 1, 223 ff.

2) In § 482 erwähnten wir den adverbialen Gebrauch gewisser Adjektiva, wie içɛ μvzoíravos. Ingleichen standen auch die demonstrativen Pronomina oft so, dass sie eine Ergänzung des Verbums bildeten und wir sie adverbiell übersetzen. Ζ. Β. σ 239 ὡς νῦν Ἶρος ἐκεῖνος ἐπ' αὐλείῃσι θύρῃσι ἧσται νευστάζων κεφαλῇ „Iros sitzt dort", Thuk. 1, 51 εἶπον, ὅτι νῖες ἐκεῖναι ἐπιπλέουσι „sie sagten, dass dort Schiffe heranführen“,

1) Dass der Stamm von zeivos ursprünglich dieser", nicht „jener“ bedeutet hat, zeigen die etymologisch entsprechenden Stämme der

andern idg. Sprachen. Ueberdies wird es durch *o- in onμɛqov „an diesem Tag, heute" wahrscheinlich gemacht. Vgl. § 279.

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