Immagini della pagina
PDF
ePub

Localen und sie bilden, wenn auch keine kirchlichen Gemeinden, so doch Corporationen, welche sich unter den Schutz eines Gottes stellen und zu gemeinsamer Ausübung sacraler Obliegenheiten verbunden sind. Dasselbe gilt von den in Rom angesiedelten Peregrinen, welche ihren fremdländischen Cult nach Rom mitbrachten und auf ihre Kosten einen nationalen Gottesdienst und ein Heiligthum gründeten. Sie constituirten ebenfalls eine geschlossene Genossenschaft, welche durch das doppelte Band gleicher Abstammung und gleichen Cultes vereinigt, den nächsten Anspruch auf den Namen einer kirchlichen Gemeinde hat.

Für die Sacra, welche der Staat als solcher vollzieht, ist die Betheiligung der Bürgerschaft nicht unbedingt erforderlich. Bei den Opeconsiva, welche am 25. August in der Regia statt fanden, war ausser den Vestalinnen und dem sacerdos publicus, d. h. wohl einem Pontifex, niemand zugegen, 1) und ebensowenig wird bei den täglichen Opfern der flamines ein Publicum vorhanden gewesen sein. Die meisten heiligen Staatshandlungen waren indessen öffentlich und die Tage, an denen sie vorgenommen wurden, Feiertage, an welchen die regelmässigen Geschäfte aufhörten 2) und jeder im Stande war, nicht nur im Hause 3) sondern auch ausser dem Hause 4) den Tag zu begehen und bei der Feierlichkeit persönlich zu erscheinen. Aber die Festversammlung verhielt sich bei den grossen Staatsopfern wie bei den Spielen passiv und zuschauend; denn auch bei den

1) Varro de l. l. 6, 21: Opeconsiva dies ab dea Ope Consivia, quoius in Regia sacrarium, quod ideo actum (Müller liest ita actum, Jordan Top. II S. 272 ideo artum, (Reifferscheid ideo dedicatum)), ut eo praeter virgines Vestales et sacerdotem publicum introeat nemo.

2) Für Land und Stadt war die Heiligung des Feiertages durch eine Anordnung der Pontifices vorgeschrieben, in welcher speciell angegeben war, welche Geschäfte vorgenommen werden konnten und welche nicht. Wer gegen dieselbe verstiess, beging ein piaculum. S. Macrob. 1, 16, 11; 3, 3, 10. Cato de agric. 2, 4. Columella 2, 21. Serv. ad Georg. 1, 268 ff. und über die juristischen Geschäfte Cic. de leg. 2, 8, 19; 2, 12, 29. Huschke Das röm. Jahr S. 235 ff.

3) Von Alexander Severus heisst es bei Lamprid. 37, 6: adhibebatur anser diebus festis, Kalendis autem Ianuariis et Hilariis Matris deum et ludis Apollinaribus et lovis epulo et Saturnalibus et huiusmodi festis diebus fasianus.

4) Von den Liberalia (17. März) sagt Varro de l. l. 6, 14: Liberalia dicta, quod per totum oppidum eo die sedent sacerdotes Liberi, anus hedera coronatae, cum libis et foculo pro emptore sacrificantes. In welchem Sinne diese alten Frauen sacerdotes genannt werden, weiss ich nicht zu erklären; man sieht aber, dass für die, welche an der Hauptfeier keinen Antheil nehmen, Gelegenheit gegeben wurde, den Tag in irgendwelcher Weise mitzufeiern.

letzteren enthalten sich die römischen Bürger während der Republik und der Regel nach auch später jeder activen Mitwirkung.1) Nur bei einigen Feierlichkeiten war auf die Festtheilnehmer insofern Rücksicht genommen, als dieselben entweder in Procession an den Ort des Opfers auszogen, wie z. B. bei den Robigalien am 25. April der flamen Quirinalis die pompa in den fünftausend Schritt von der Stadt entfernten Hain des Robigus führte, 2) oder zu dem Opferschmause gezogen wurden, was nicht nur bei dem Opfer des Hercules an der ara maxima (S. 450) Sitte war, sondern auch bei andern Feierlichkeiten, 3) namentlich am Geburtstage des Augustus (23. September), vorkommt,4) und aus dem Gebrauch der Colonien und Municipien, welche ohne Zweifel hierin den römischen Ritus zum Muster nahmen, darf man schliessen, dass auch in Rom die Festtheilnehmer, soweit dies dem Zwecke angemessen war, bekränzt erschienen und dass denselben namentlich bei den dem kaiserlichen Hause gewidmeten Festen gestattet war, nach dem Hauptopfer noch privatim zu opfern,) oder Wein und Weihrauch geliefert wurde, um diesen auf dem Altare darzubringen. 7)

eigenen

Was die Heiligthümer des Staates anbetrifft, so zerfallen diese in zwei Classen, nämlich solche, welche ihre eigenen Prie- Tempel mit ster haben, und solche, welche sie nicht haben. Das Priester- Priestern. thum einer einzelnen Gottheit bekleiden die Vestalinnen sie wohnen in dem atrium Vestae) und versehen regelmässig und täglich den Gottesdienst; in demselben Falle sind alle Flamines

1) Weder im Theater, noch im Circus, noch im Amphitheater traten römische Bürger auf. Ueber die Ausnahmen, welche seit dem Ende der Republik von dieser Regel vorkommen, s. den Abschnitt von den Spielen. 2) Ovid. fast. 4, 901 ff. Mommsen C. I. L. I p. 392.

3) Cic. de or. 3, 19, 73 nennt dies ein epulare sacrificium. Vgl. oben S. 181. 4) Dio Cass. 54, 30 a. E.

5) Kal. Praen. zum 6. März: Fe[riae ex s. c. quod eo die] imp. Caesar August. pont. maximus factus est Quirinio et Valgio cos. II viri ob [eam rem inmolant populus coronatus feriatus [agit].

6) Decret von Pisa, betreffend die Todtenfeier für L. Caesar (Orelli 642 (= C. I. L. XI 1420)): utique apud eam aram quodannis a. d. XII K. Sept. publice manibus eius per magistratus · inferiae mittantur ac tum demum

factam ceteris potestatem si qui privatim velint manibus eius inferias mittere.

7) Dies geschah an der ara Augusti in Narbo (Orelli 2489 = Wilm. 104). In Rom wurde am 17. Januar an der ara Augusti geopfert, ob unter derselben Betheiligung der Bevölkerung, wissen wir nicht.

549

8) Plin. ep. 7, 19, 2. Gell. 1, 12, 9. Serv. ad Aen. 7, 153. Dio Cass. 27.

eigene

und die Vorstände (antistites) 1) der von dem Staate recipirten fremden Culte,2) wie die sacerdos Cereris 3) und die sacerdotes Matris Magnae; 4) dagegen findet in den meisten Tempeln ein Tempel ohne regelmässiger Gottesdienst nicht statt, sondern es wird in ihnen Priester. einmal im Jahre das Stiftungsfest des Tempels, der natalis dei (s. S. 136), begangen. 5) Insbesondere gilt dies von den Votivtempeln, welche nicht in Folge eines Cultbedürfnisses gegründet, sondern als Weihgeschenke zu betrachten sind, welche der Staat einem Gotte für Rettung aus einer Gefahr durch seinen Magistrat geloben und dediciren lässt. Solche Tempel haben keine eigenen Priester, sondern das jährliche Fest derselben wird von den Magistraten und Staatspriestern vollzogen, die Verwaltung des Tempels aber einem Hausmeister (aedituus) übergeben, bei dessen Functionen wir einen Augenblick verweilen

aeditui.

müssen.

Der römische aedituus,) oder, wie er in älterer Zeit heisst, aeditimus,7) hat seinen Namen nicht, wie die griechischen vswxópot, welche lateinisch auch aeditui übersetzt werden,) von der Reinigung des Tempels, sondern ist von dem Tempel selbst benannt, und als curator templi zu definiren.9) In der Praxis in

1) Diesen Titel hat auch die virgo Vestalis maxima C. I. L. VI 2139. 2143. Symmachus ep. 9, 147. (Vgl. auch Liv. 1, 20, 3: iis (den virgines Vestales) ut adsiduae templi antistites essent, stipendium de publico statuit.)

2) S. Jordan Topogr. II S. 272 f.
3) Val. Max. 1, 1, 1.

4) S. den Abschnitt über die XVviri s. f.

5) Nach dem Rückzuge des Coriolan von Rom im J. 266 = 488 wurde den Frauen gestattet eine aedes Fortunae muliebris zu gründen, selbst eine Priesterin derselben zu wählen, und einmal im Jahre in demselben zu opfern. Dionys. 8, 55.

6) Das, was ich hier in Kürze vortrage, findet man weiter ausgeführt in meiner epistula de Romanorum aedituis in Comment. phil. in honorem Theod. Mommseni S. 378 ff.

7) Varro de r. r. 1, 2, 1; de l. 1. 7, 12. Gellius 12, 10. Festi ep. p. 13. Charisius p. 75 Keil. C. I. L. VI 345. (3712.) 4327.

8) Die aeditui peregriner Tempel sind von den römischen aeditu ganz verschieden. In dem fanum Chrysae amnis, welches Cic. in Verr. 4, 44, 96 erwähnt, waren viele aeditui und custodes, und auch Arnobius 6, 20 sagt: Cur eos (deos) ne forte fur aliquis aut nocturnus irrepat latro, aedituis mille protegitis atque excubitoribus mille? Beide reden von Tempelsclaven, die es in Rom nicht gab. In der Kaiserzeit pflegten sich namentlich in Asien Communen vεwxópot der Kaiser zu nennen, auf welche Sitte wohl auch die Augustales aeditui sedecim in Tusculum Orelli (2441.) 6099. 6100 (= Wilmanns 1764 1766), C. I. L. VI 2202 zurückzuführen sind.

9) Er heisst auch custos templi (C. I. L. III 1158), (cus(tos) a(edis) s(acrae) C. I. L. VI 435) oder curator templi (C. I. L. VI 406) und wird erklärt qui

dess theilte sich die cura templi in verschiedene Functionen, die für die Begriffsbestimmung des aedituus von Einfluss sind. Bei allen Genossenschaften pflegte die Aufsicht über das sacellum einem Mitgliede übertragen zu werden,1) welches bei den Collegien der niederen Stände je nach deren Zusammensetzung ein römischer Bürger, 2) oder ein Freigelassener, 3) oder ein Peregrine,4) oder ein Sclave 5) sein konnte; bei den vornehmeren Sodalitäten war indessen der gewählte aedituus nicht in der Lage, die Bewachung und Reinigung des sacellum in Person zu übernehmen. Er beauftragte also mit diesem Dienste einen Freigelassenen oder Sclaven, für den er selbst die Verantwortung übernahm, insofern nicht die Sodalität selbst über einen Sclaven verfügte und diesen unter ihrer Aufsicht in dem Tempel fungiren liess. In diesem Falle kann das sacellum zwei aeditui haben, 7) den Tempelverwalter, der ursprünglich magister aedituus,) und den Tempeldiener, der aedituus minister 9) oder aedituus a sacrario 10) zu heissen scheint. In ähnlicher Weise haben von den Staatstempeln diejenigen, in welchen die Priester wohnen, wie dies bei den Vestalinnen der Fall war, keinen Tempelverwalter, sondern nur servi publici,11) unter denen ein aedituus minister sein konnte; 12) diejenigen dagegen, in welchen keine

6)

curat aedes (Varro de l. l. 7, 12), qui aedibus praeest (Gell. 12, 10, 5), aedis sacrae tuitor id est curam agens (Festi ep. p. 13).

1) S. oben S. 133.

2) C. I. L. III 1158.

3) Henzen 6101. C. I. L. VI 675. 5) C. I. L. X 6638. I. R. N. 6833.

4) C. I. L. III 5822.

6) So haben die fratres Arvales einen Sclaven zum aedituus. Henzen Acta fr. Arv. S. IX. 139.

7) Dies findet sich in der aedes Concordiae, in welcher der aedituus ein römischer Bürger ist (C. I. L. VI 2204. 2205. 2206. 2207), daneben aber ein servus aedituus vorkommt. C. 1. L. VI 8703.

8) C. I. L. VI 2212: Sex. Lartidius Sex. 1. Advena aed(ituus) mag(ister). Ich möchte glauben, dass der mag(ister) fani Iunonis (C. I. L. X 4620) und der mag(ister) fan(i) Dian(ae) Tif(atensis) (C. I. L X 3924), welcher ein Ritter ist, nichts anderes sind, als aeditui und dass auf diese auch die lex col. Genetivae c. 128 geht, wo es heisst: II (vir) aed(ilis) praef(ectus) coloniae) - ut(i) mag(istri) ad fana templa delubra suo quoque anno fiant eiqu(e) - suo quoque anno ludos circenses, sacrificia, pulvinariaque facienda curent, wiewohl Mommsen Ephem. epigr. II S. 128 ff. eine andre Erklärung versucht.

rato

[ocr errors]

9) C. I. L. VI 2213: Lollia Urbana aeditua ministra.

си

10) C. I. L. VI 2330: Successus publ. Valerianus aedi(tuus) a sacrario Divi Aug. und Successus pub. Valerianus a sacrario. (Ebenso Č. 1. L. VI 2329.) 11) Tac. hist. 1, 43.

12) So giebt es in einem Tempel der Mater Magna in Tergeste einen sacerdos und einen aedituus (C. I. L. V 519). Vgl. Dig. 33, 1, 20 § 1: Attia fidei

=

Tempelpriester vorhanden sind, bedürfen eines selbständigen, in dem Tempel wohnenden aedituus. Ein belehrendes Beispiel hiefür ist die aedes Telluris in Carinis. Der Consul P. Sempronius Sophus hatte sie im J. 486 268, als in dem von ihm gegen die Picenter geführten Kriege ein Erdbeben entstand, 2 in der Noth des Augenblicks gelobt und bald darauf dedicirt, nicht um einen neuen Cult in Rom einzuführen, sondern um die Hülfe der Göttin zu gewinnen. Die Tellus hatte schon lange vorher in Rom ihre Verehrung; ihr galten die Volksfeste der Sementivae, Paganalia, Fordicidia, Fornacalia, zu welchen der neue Tempel in keinerlei Beziehung stand. In ihm wurde nur einmal jährlich das Stiftungsfest am 13. December gefeiert und zwar durch die flaminicae und aediles.3) Denn einen eigenen Priester hatte der Tempel nicht. Varro erzählt, dass er selbst, sein Schwiegervater Fundanius und eine kleine gewählte Gesellschaft an dem Tage der Sementivae von dem aedituus des Tempels L. Fundilius zu einer cena geladen worden sei.4) Dieser also, nicht ein Priester, war der Inhaber des Tempels. Dasselbe erfahren wir von der aedes Fortunae und der aedes Primigeniae Fortunae auf dem Quirinalis, von denen aus Prodigien durch die aeditui gemeldet werden,5) offenbar, weil in diesen Tempeln ein Priester nicht wohnte.

Wir sind hiernach berechtigt zwei Arten von aeditui anzunehmen, auf welche sich auch die Geschäfte im Tempel vertheilen. Gemeinsam ist beiden, dass sie im Tempel wohnen, 6) wiewohl in kleinen Capellen die Anwesenheit des Dieners genügend war; der Tempeldiener öffnet, schliesst") und reinigt das Heiligthum, zeigt Fremden die Merkwürdigkeiten dessel

commissum his verbis reliquit: Quisquis mihi heres erit, fidei eius committo, uti det - post obitum sacerdoti et hierophylaco et libertis, qui in illo templo erunt, denaria decem.

1) Ueber den Tempel s. Becker Topographie S. 524.

2) Frontin. strat. 1, 12, 3. Florus 1, 14 (19). Eutrop. 2, 16.

[ocr errors]

3) Kalend. Praen. ad Idus Decembr.: [Telluri et Cere]ri in Carinis. Aedi[les] et lectisternium e lec[tis - faciunt, quos] manceps praestat. Arnob. 7, 32: lectisternium Cereris erit idibus proximis. Tertullian. de idol. 10: flaminicae et aediles sacrificant Cereri, welche Stellen alle auf dasselbe Fest gehen. S. Mommsen C. I. L. I p. 408.

4) Varro de r. r. 1, 2 § 1. 11. 12; c. 69 § 2. 3. 5) Liv. 43, 13, 4. 6) Suet. Domit. 1. Tac. hist. 3, 74. L. Pomponius Bononiensis bei Nonius p. 75, 15 und Gellius 12, 10, 7. Macrob. 1, 10, 12. Plut. q. R. 35. Varro de 1. l. 5, 52.

7) Plaut. Curc. 204. Liv. 30, 17, 6. Capitolin. Pert. 4, 9.

« IndietroContinua »