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denheit des

und röm.

straten der Colonie die Vollmacht ertheilt, die Festtage, die heiligen Handlungen und die Personen zu bestimmen, welche bei denselben zu fungiren hatten. 1).

Der Staat kann auf die Religionsausübung nur äusserlich und zwar in zweierlei Weise einwirken, erstens indem er gewisse Culte entweder selbst übernimmt oder doch gestattet, und zweitens, indem er den Ritus feststellt, der bei denselben zur Anwendung kommen soll; er hat aber dabei mit Objecten zu rechnen, welche gegeben sind, d. h. mit den göttlichen Mächten, denen nach dem gemeinsamen althergebrachten Glauben des Verschie- Volkes der Einzelne wie der Staat unterworfen ist. Man hat daher griechischen öfters den Versuch gemacht bei der Darstellung der römischen. Cultus. Religionsverhältnisse nach derselben Methode zu verfahren, welche sich für die Erörterung des griechischen Cultus von selbst darbietet, nämlich zuerst von den Gottheiten zu handeln, auf deren Verehrung das römische Sacralsystem berechnet war, und daran die Darstellung des letzteren zu knüpfen; allein diese Methode hat grosse Schwierigkeit. Von einer Mythologie, wie sie die Griechen haben, kann in Rom nur in sehr bedingter Weise die Rede sein; das Wesen der römischen Gottheiten ist von dem der griechischen so verschieden, die Erforschung desselben war so sehr auf den Ritus angewiesen, dass es sicherer erscheint, aus der äusseren Form des Cultus auf dessen geistigen Inhalt einen Schluss zu machen, als von Gottheiten auszugehen, welche sich nicht wie die griechischen, als charakteristische Persönlichkeiten, individualisiren lassen. Dazu kommt, dass ein geschlossener römischer Götterkreis nicht vorhanden war. Die ältesten römischen Götter sind den mit den Latinern verwandten italischen Stämmen gemeinsam; eine Untersuchung über dieselben würde auf die Anfänge der italischen Cultur eingehen müssen und bei dem jetzigen Stande der vorhandenen Quellen nur dürftige Aufschlüsse norum ex lege Rulli deduxerint, centum decuriones, decem augures, sex pontifices constituerint.

1) Lex coloniae Iuliae Genetivae (herausg. von Mommsen Ephem. epigr. III S. 91 ff. und Giraud Les nouveaux bronzes d'Osuna. Paris 1877. S. 5. (Bruns a. a. O. S. 110 ff.)) c. 64: II viri quicumque post coloniam deductam erunt, ii in diebus X proxumis, quibus eum magistratum gerere coeperint, at decuriones referunto -, quos et quot dies festos esse et quae sacra fieri publice placeat et quos ea sacra facere placeat. Quot ex eis rebus decurionum maior pars, qui tum aderunt, decreverint statuerint, it ius ratumque esto eaque sacra eique dies festi in ea colonia sunto. Die Priester liessen die Decurionen in Comitien wählen (c. 68).

gewähren; mit der Erweiterung des römischen Staates erweiterte sich aber auch der Kreis der in Rom verehrten Gottheiten, immer neue fremde Elemente drangen in den einheimischen Cultus ein und das Object der Gottes verehrung war somit für verschiedene Zeiten ein verschiedenes.

Unsere Kenntniss des römischen Sacralwesens beruht zum grössten Theile auf den Forschungen des Varro und des Verrius Flaccus, welche, obwohl dem einfachen Glauben der alten Zeit bereits entfremdet, dennoch aus der Fülle der ihnen noch zugänglichen Ueberlieferung wie aus der Anschauung des Gottesdienstes selbst über das Wesen der römischen Religion mit viel grösserer Sicherheit zu urtheilen im Stande waren, als es uns die von polemisirenden Kirchenvätern und beschränkten Grammatikern fragmentarisch erhaltenen Auszüge aus ihren Werken gestatten. Von diesen beiden Gelehrten hatte Varro in seinen einundvierzig Büchern der Alterthümer den Gegenstand, welcher uns beschäftigen wird, in einer eigenthümlichen und für die römische Auffassung desselben charakteristischen Weise behandelt. Die ersten 25 Bücher waren nämlich den menschlichen, die letzten 16 den göttlichen Dingen gewidmet und diese Anordnung rechtfertigte er dadurch, dass zuerst der Staat da sein müsse, ehe von res divinae die Rede sein könne. Er definirte also die res divinae, d. h. den Cultus, als eine Institution des Staates und legte seinem ganzen Werke den Satz zu Grunde, dass, wenn es gleich Götter von Anfang an gegeben habe, doch römische Götter, von welchen er zu reden denke, erst seit dem Bestehen des Staates anzunehmen seien. 1) Von den 16 Büchern der res divinae enthielt

1) Augustin. de c. d. 6, 4: Ipse Varro propterea se prius de rebus humanis, de divinis autem postea scripsisse testatur, quod prius exstiterint civitates, deinde ab eis haec instituta sint. Varronis igitur confitentis ideo se prius de rebus humanis scripsisse, postea de divinis, quia divinae istae ab hominibus institutae sunt, haec ratio est: Sicut prior est, inquit, pictor quam tabula picta, prior faber quam aedificium, ita priores sunt civitates quam ea, quae a civitatibus instituta sunt. Dicit autem prius se scripturum fuisse de diis, postea de hominibus, si de omni natura deorum scriberet. In den letzten Worten will er offenbar sagen: wenn er im Allgemeinen von den Göttern hätte reden wollen, so hätte er dies zuerst gethan; er rede aber von römischen Göttern, und diese gebe es erst, seitdem der Staat existire. Hierauf geht der Schluss des Capitels: Quod apertius alibi posuit ex naturae formula se scripturum fuisse, si novam ipse conderet civitatem; quia vero iam veterem invenerat, non se potuisse nisi eius consuetudinem sequi. In demselben Sinne wie Varro sagt der Consul bei Liv. 39, 15, 2: Nulli unquam contioni, Quirites, tam non solum apta sed etiam necessaria haec solemnis deorum comprecatio fuit, quae vos admoneret, hos esse deos, quos colere, venerari precarique maiores vestri instituissent.

Die Ueber

lieferung.

das erste eine Einleitung, die übrigen 15 Bücher aber zerfielen in fünf Abtheilungen, jede zu drei Büchern. In der ersten Abtheilung, Buch 2. 3. 4, sprach er von den Personen, welche mit den res divinae zu thun haben, nämlich de pontificibus, de auguribus, de XV viris sacrorum; in der zweiten, Buch 5. 6. 7, von den heiligen Orten, de sacellis, de sacris aedibus, de locis religiosis; in der dritten, Buch 8. 9. 10, von dem Festkalender, de feriis, de ludis circensibus, de scaenicis; in der vierten, Buch 14. 12. 13, von dem Ritus, nämlich den consecrationes, den sacra publica und den sacra privata. Erst in der fünften und letzten Abtheilung kam er auf die Götter selbst, deren er drei Classen unterschied, nämlich die dii certi, die dii incerti und die dii praecipui atque selecti. 1)

Die Aufgabe der folgen

stellung.

Die folgende Darstellung beabsichtigt sich dem Gange der den Dar- varronischen Untersuchungen so weit anzuschliessen, als es die Beschaffenheit unserer Kenntniss des Gegenstandes und der verschiedene Umfang unserer Aufgabe gestattet. Sie wird sich ebenfalls an die äussere Form der Religionsübung halten und von dem mythologischen Material nur dasjenige in Betracht ziehen, was sicher erkennbar und für das Verständniss der sacralen Institutionen erforderlich ist, sie beruht aber auf einem Quellenmaterial, welches zwar für einige Lehren', z. B. die von den Priesterthümern, verhältnissmässig ergiebig, für andere aber in vielen Beziehungen unzureichend ist, und verzichtet daher auf eine gleichmässige Behandlung aller Theile; sie hat es endlich zu thun mit einer mehr als tausendjährigen Entwickelung, welche weit über die Zeit des Varro hinausgeht, und welche wir wenigstens in ihren Hauptzügen übersehen müssen, um für das Verständniss des Einzelnen einen Anhalt zu gewinnen. Wir beginnen deshalb mit der historischen Orientirung. 2)

1) Diese Angaben findet man bei Augustin. de c. d. 6, selbst bei Merkel Ovid. Fast. S. CVI-CCXLVII.

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die Fragmente

2) Die geistreiche und anregende Schrift von B. Constant Du polythéisme Romain, considéré dans ses rapports avec la philosophie Grecque et la religion chrétienne. Paris 1833. zwei Bde. hat zwar auf die folgende, für einen andern Zweck berechnete und auf ein anderes Material basirte Darstellung keinen wesentlichen Einfluss ausgeübt, führt aber einige Punkte, die ich nur berühren konnte, vortrefflich aus. Constant unterscheidet vier Perioden der Entwickelung, indessen ohne diese näher zu begründen: die Königszeit; die Zeit der Republik bis zur Eroberung von Carthago; die Zeit von Carthagos Fall bis auf Hadrian; die Zeit von Hadrian bis zum Untergange des Heidenthums.

Die Epochen der römischen Religionsgeschichte.

Erste Periode.

Der römisch-sabinische Götterkreis.

Unter den drei Classen von Göttern, welche Varro annimmt, Dis certi, stehen obenan die di certi, von welchen auch wir ausgehen. Nichts ist geeigneter, den durchaus praktischen und nüchternen, poetischer und überhaupt künstlerischer Schöpfung unzugänglichen Sinn des ältesten römischen Volkes erkennen zu lassen, als diese Götterclasse, welche nicht aus einer unbewussten Entwickelung hervorgegangen, sondern auf bestimmten Satzungen beruhend, und auch traditionell auf die ersten Könige zurückgeführt, durch den Mangel aller plastischen Form und alles poetischen Schmuckes in einem geraden Gegensatze zu den griechischen Göttern steht, und das Erzeugniss reflectirenden Verstandes ist, welcher alle menschlichen Verhältnisse einem speciellen, positiv auf das Genaueste festgesetzten Cultus zuweist. Fast zweihundert Jahre lang sollen die Römer kein Bild eines Gottes gekannt, 1) sondern ihre nicht bildGötter durch ein einfaches Symbol, z. B. den Mars durch einen stellt, Speer, 2) bezeichnet haben, und es wird ausdrücklich berichtet,

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1) Varro bei Augustin. de c. d. 4, 31: Dicit etiam (Varro) antiquos Romanos plus annos centum et septuaginta deos sine simulacro coluisse. Plut. Num. 8. Clemens Alex. Strom. 1, 15, 71 p. 358 Potter: Novμãs dè ó Pwuaiwv Basiλεὺς διεκώλυσεν ἀνθρωποειδῆ καὶ ζωόμορφον εἰκόνα θεοῦ Ρωμαίους κτίζειν. Ἐν γοῦν ἑκατὸν καὶ ἑβδομήκοντα τοῖς πρώτοις ἔτεσι ναοὺς οἰκοδομούμενοι ἄγαλμα οὐδὲν οὔτε πλαστὸν οὔτε μὴν γραπτὸν ἐποιήσαντο. Vgl. Cyrillus contra Iulian. p. 193 Ε Spanh. : γέγραφε τοίνυν περὶ αὐτοῦ (Numa) Διονύσιος ὁ Αλι καρνασεὺς ὅτι τεμένη μὲν καὶ ναοὺς ἱδρύσατο, βρέτας δὲ ἦν ἐν αὐτοῖς οὐδέν. Tertull. Apolog. 25: Nam etsi a Numa concepta est curiositas superstitiosa, nondum tamen aut simulacris aut templis res divina apud Romanos constabat. Vgl. Augustin. de c. d. 4, 9; 7, 5. (D. Detlefsen De arte Romanorum antiquissima. I. Glückstadt 1867. S. 31.)

2) Arnob. adv. nat. 6, 11. Clemens Alex. Protrept. 4, 46 p. 41 Potter, beide nach Varro. Plut. Rom. 29. Justin 43, 3. Ueber andere Symbole der Art 8. Ambrosch Studien und Andeutungen im Gebiet des altrömischen Bodens und Cultus. Erstes Heft. Breslau 1839. S. 6. Hartung Die Religion der Römer.

lich darge

Abstractio

nen.

dass im Vestatempel kein Bildniss der Göttin stand.1) Mythen über Abstammung, Verwandtschaft und Liebesverhältnisse der Götter sind ihnen fast durchaus unbekannt, 2) sie verehren in ihren Göttern die abstracten Kräfte der Natur, unter deren Gewalt sondern der Mensch in jedem Augenblicke zu stehen sich bewusst ist, die er sich aber gewinnen und dienstbar machen kann durch eine pünktliche Befolgung der äusseren Gebote, welche für die Verehrung der Götter vom Staate gegeben sind. Ueber diese Gebote belehrt der Staat den Privatmann, 3) soweit dies für dessen Verhältnisse nöthig ist; die Pflichten des Staates selbst gegen die Götter trägt er bestimmten Priestern auf, welchen es obliegt, die sie angehenden Gebote ebenso pünktlich zu erfüllen; alle Glieder der Gemeine nehmen Antheil an dieser Verehrung, und eine stete Gottesfurcht herrscht in allen Theilen des Staates.4) Die Reli

Erlangen 1836. II S. 10f. Namentlich ist das Feuer Symbol der Vesta, Plut.
Camill. 20; der Kieselstein Symbol des Jupiter, Serv. ad Aen. 8, 641: antiqui
Iovis signum lapidem silicem putaverunt esse.

1) Ovid. fast. 6, 295-298.

2) Ambrosch Studien S. 64.

3) Ambrosch Ueber die Religionsbücher der Römer S. 8. Hauptstellen sind Dionys. 2, 73: τοῖς τε ἰδιώταις ὁπόσοι μὴ ἴσασι τοὺς περὶ τὰ θεῖα ἢ δαιμόνια σεβασμούς, ἐξηγηταὶ γίνονται καὶ προφῆται. Plut. Num. 9: Ὁ δὲ μέγιστος τῶν ποντιφίκων οἷον ἐξηγητοῦ καὶ προφήτου, μᾶλλον δὲ ἱεροφάντου τάξιν ἔχει, οὐ μόνων τῶν δημοσίᾳ δρωμένων ἐπιμελούμενος, ἀλλὰ καὶ τοὺς ἰδίᾳ θύοντας ἐπι σκοπῶν καὶ κωλύων παρεκβαίνειν τὰ νενομισμένα καὶ διδάσκων ὅτου τις δέοιτο πρὸς θεῶν τιμὴν ἢ παραίτησιν. Liv. 1, 20, 6: Cetera quoque omnia publica privataque sacra pontificis scitis subiecit, ut esset, quo consultum plebes veniret. Cic. de leg. 2, 8, 20: Quoque haec privatim et publice modo rituque fiant, discunto ignari a publicis sacerdotibus.

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4) Sall. Cat. 12: Nostri maiores religiosissumi mortales. Liv. 1, 21, 1: Deorum assidua insidens cura, cum interesse rebus humanis caeleste numen videretur, ea pietate omnium pectora imbuerat, ut fides ac iusiurandum civitatem regerent. Gell. 2, 28, 2: veteres Romani in constituendis religionibus atque in dis immortalibus animadvertendis castissimi cautissimique. Cic. de har. resp. 9, 19: Nec numero Hispanos nec robore Gallos nec calliditate Poenos nec artibus Graecos sed pietate ac religione atque hac una sapientia, quod deorum numine omnia regi gubernarique perspeximus, omnes gentes nationesque superavimus. Am deutlichsten spricht hierüber Polybius 6, 56: μεγίστην δέ μοι δοκεῖ διαφορὰν ἔχειν τὸ Ῥωμαίων πολίτευμα πρὸς βέλτιον ἐν τῇ περὶ θεῶν διαλήψει. Καί μοι δοκεῖ τὸ παρὰ τοῖς ἄλλοις ἀνθρώποις ὀνειδιζόμενον, τοῦτο συνέχειν τὰ Ρωμαίων πράγματα, λέγω δὲ τὴν δεισιδαιμονίαν· ἐπὶ τοσοῦτον γὰρ ἐκτετραγώδηται καὶ παρεισῆκται τοῦτο τὸ μέρος παρ ̓ αὐτοῖς εἴς τε τοὺς κατ' ἰδίαν βίους καὶ τὰ κοινὰ τῆς πόλεως, ὥστε μὴ καταλιπεῖν ὑπερβολήν. δ' καὶ δόξειεν ἂν πολλοῖς εἶναι θαυμάσιον. ἐμοί γε μὴν δοκοῦσι τοῦ πλήθους χάριν τοῦτο πεποιηκέναι. εἰ μὲν γὰρ ἦν σοφῶν ἀνδρῶν πολίτευμα συναγαγεῖν, ἴσως οὐδὲν ἦν ἀναγκαῖος ὁ τοιοῦτος τρόπος· ἐπεὶ δὲ πᾶν πλῆθός ἐστιν ἐλαφρὸν καὶ πλῆρες ἐπιθυμιῶν παρανόμων, ὀργῆς ἀλόγου, θυμοῦ βιαίου, λείπεται τοῖς ἀδήλοις φόβοις καὶ τῇ τοιαύτῃ τρα γῳδίᾳ τὰ πλήθη συνέχειν. Auch Posidonius bei Athenaeus 6 p. 274 rühmt die εὐσέβεια θαυμαστὴ περὶ τὸ δαιμόνιον der Römer und Cicero de leg. 2, 7, 15 geht von ihr aus.

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