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Drittes Buch.

Vollendung der römischen Verfassung und Unterwerfung von ganz Mittel- und Unter - Italien.

389 bis 265 v. Chr.

Für die äussere Geschichte bleiben uns innerhalb der Grenzen dieses Bandes noch die drei grossen Schritte des römischen Volkes übrig: die Eroberung Italiens (zunächst mit Ausschluss von Ober- Italien), die Vernichtung der punisch-karthagischen Macht und endlich die Unterwerfung der aus Alexanders Weltmonarchie hervorgegangenen Staaten, also der griechischen Welt. Diese drei Schritte bilden hinsichtlich der äusseren Geschichte den Inhalt der drei noch übrigen Bücher dieses Bandes. Hiermit aber war dann die Herrschaft Roms über die damals bekannte Welt, wenn auch noch nicht völlig abgeschlossen, so doch mit unzweifelhafter Sicherheit entschieden.

Auch die innere Geschichte bietet für die drei folgenden Bücher in ähnlicher Weise drei Abschnitte dar, den ersten, wo die Verfassung eine Stufe nach der andern bis zur völligen Höhe der Entwickelung erstieg, den zweiten, wo sich das römische Gemeinwesen, so zu sagen, auf dieser Höhe ausbreitete, den dritten, wo es schon wieder von derselben nach und nach herabzugleiten begann.

Die Kämpfe Roms zur Wiederherstellung seiner Ueberlegenheit über die benachbarten Völker. Bedrückung der Plebejer durch die Patricier, der Kampf um die Licinischen Gesetze und endlicher Sieg der Plebejer. 390 bis 366.

Das Nächste, womit sich die Römer nach dem Abzug der Gallier zu beschäftigen hatten, war die Herstellung ihrer bis auf geringe Reste völlig zerstörten Stadt.

Anfänglich regte sich freilich der früher schon einmal aufgetauchte Wunsch wieder mit besonderer Lebhaftigkeit, die Trümmer der verwüsteten Stadt mit dem geräumigen, wohlgebauten Veji zu vertauschen. Die Lockung war allerdings für die Plebejer sehr stark. Sie würden dort gefunden haben, was sie sich auf der alten Stelle nur mit schwerer Arbeit und zum Theil mit Aufopferung ihres Vermögens wieder schaffen konnten, und was sie an Erinnerungen, die an den Boden geknüpft waren, und an Eindrücken von geweihten Räumen und Plätzen aufgaben, gehörte ja nicht sowohl ihnen, als vielmehr nur den Patriciern, und war daher für sie mindestens von zweifelhaftem Werthe. Desto eifriger aber kämpften die Patricier gegen das Vorhaben und unter ihnen am meisten Camillus, der seinen ganzen Ruhm und seine Verdienste um Rom für das Ziel dieses Kampfes in die Wagschale legte.

Die Entscheidung wurde endlich, wie erzählt wird, durch einen Zufall herbeigeführt. Als eben im Senate über die Frage von Neuem berathen werden sollte und der Erste des Senats, L. Lucretius, aufgefordert wurde, seine Meinung zu sagen, marschirte eine Abtheilung Truppen, von einem Posten zurückkehrend, auf dem Platze vor der Curie, dem Comitium, auf, und man hörte den Ruf des Anführers, der den Truppen Halt gebot und hinzufügte: Lasst uns hier bleiben, denn dies wird das Beste sein. Diesen Ruf ergriff der Senat als eine günstige Vorbedeutung und machte auch dem Volke sofort in diesem Sinne Mittheilung davon. Nun gab auch das Volk nach. Man griff daher den Bau sofort an und beschleunigte

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ihn so sehr, dass vor Ablauf des Jahres die Stadt, freilich mit nur zu vielen Spuren der Eile, wieder hergestellt war: denn um nur bald fertig zu werden, baute Jedermann, wo und wie es ihm beliebte, und vergass man so sehr alle Rücksicht auf die Schönheit und Regelmässigkeit des Ganzen, dass Nero bekanntlich die Stadt anzünden musste, um seinen Wunsch, sie zu verschönern, verwirklichen zu können.

So viel als möglich, war man dabei auch bemüht, das Eigenthum der Götter und die Urkunden wieder herzustellen, welche letzteren man theils wieder aus der Erde grub, theils ans der Zerstreuung sammelte, theils wenn sie sich als verloren erwiesen, möglichst treu erneute.

Kaum war man aber mit diesen Arbeiten zu Ende, als der Krieg alle Kräfte des Volks in Anspruch nahm. Denn wie nach dem Kriege mit Porsena, so erhoben sich auch jetzt wieder die benachbarten Völker, um das noch immer ungewohnte, bitter empfundene Joch der Herrschaft Roms durch dessen Vernichtung abzuschütteln. Ein Glück, dass Camillus dem Vaterlande wieder sein ausgezeichnetes Feldherrntalent widmen konnte; denn dieser war es, der Rom jetzt von Neuem rettete, indem er, um einen Ausdruck Niebuhrs zu gebrauchen, wie Friedrich der Grosse nach der Schlacht bei Kollin, einen Feind nach dem andern zurückschleuderte. Ein ferneres Glück war es, dass die Feinde Roms sich nicht vereinigten, sondern den Kampf meist einzeln aufnahmen und daher nach einander bezwungen werden konnten.

Im Jahre 389 schlug Camillus die Volsker, die bis nach Lanuvium vorgedrungen waren; in demselben Jahre brachte er den Aequern eine Niederlage bei Bolä bei und trieb die Etrusker aus Sutrium heraus, welches sie erobert hatten. Im Jahre 388 wurden die Aequer durch einen Einfall der Consulartribunen in ihr Gebiet so geschreckt und geschwächt, dass sie von nun an bis zum J. 304 Frieden halten. Auch gegen

Etrurien wird in diesem Jahre von den Consulartribunen ein Feldzug unternommen, der die Einnahme zweier in dem Gebiete von Tarquinii liegenden Flecken zum Erfolg hatte.

Im J. 387 werden aus den Einwohnern einer Anzahl von Städten, die bis dahin unter der Hoheit von Veji, Capena und

Peter, Geschichte Roms. I.

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Falerii gestanden hatten, nachdem sie bereits im J. 389 in das römische Bürgerrecht aufgenommen worden, vier neue Tribus gebildet, so dass jetzt die Zahl der Tribus bis zu 25 anwächst. Es geschieht dies, um die in dem unglücklichen Jahre 390 entstandenen Lücken in der Bürgerschaft wieder auszufüllen, beweist aber zugleich, dass die Römer wieder anfingen, in Etrurien festen Fuss zu fassen.

Im J. 386 war Camillus wieder Dictator und Oberfeldherr. Er schlug die Volsker und entriss ihnen das von ihnen eroberte Satricum wieder; eben so vertrieb er die Etrusker wieder aus Nepete. Hierher und nach Sutrium wurden in den folgenden Jahren römische Colonien geführt.

Der latinische Bund hatte bis dahin den Frieden mit Rom äusserlich gewahrt, indess hatte er seine feindselige Gesinnung hinlänglich an den Tag gelegt, indem er die Volsker und Aequer unter der Hand durch Hülfstruppen unterstützt hatte; nur die latinischen Colonien Veliträ und Circeji hatten sich bereits im J. 385 offen an die Volsker angeschlossen. Jetzt aber fielen auch Lanuvium und Präneste von Rom ab und mit letzterem acht andere latinische Städte, die unter der Hoheit von Präneste standen. Indessen im J. 382 werden die Veliterner, im J. 381 die Pränestiner geschlagen. Auch Tusculum erregte den Verdacht des Abfalls, wusste sich aber davon zu reinigen und wurde ins römische Bürgerrecht aufgenommen. Im J. 380 wird Präneste zur Unterwerfung gezwungen; es fiel sodann noch einmal ab und vereinigte sich mit den Volskern, erlitt aber im J. 377 wieder eine völlige, entscheidende Niederlage.

Nunmehr ruhen die kriegerischen Ereignisse eine Zeit lang; dafür entbrennt aber im Innern Roms ein desto heftigerer Kampf.

Die Zeit nach dem gallischen Brande ist die traurigste, die je auf dem Stande der Plebejer gelastet hat. Bei ihrer Rückkehr nach Rom fanden sie ihre Häuser verbrannt, ihre Aecker verwüstet, ihr Vieh weggetrieben, ihr Ackergeräth zerstört; sie mussten also Schulden machen, um nur ihren Hausstand wieder zu begründen. Nun kamen noch die unablässigen Kriege mit den Nachbarvölkern hinzu, durch die der

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neue Anbau immer wieder zerstört und zu der anderweiten Noth noch die Last schwerer Tribute hinzugerügt wurde.

Die Patricier, statt die Bedrängniss ihrer Mitbürger so viel als möglich zu lindern, erschwerten sie vielmehr auf alle Art. Sie machten grosse öffentliche Ausgaben, die, wo sie nicht völlig unnöthig waren, doch füglich auf günstigere Zeitumstände verschoben werden konnten. So forderten sie die doppelte Erstattung des aus den Tempeln der Götter entnommenen Lösegeldes, liessen einen grossartigen steinernen Unterbau des Capitols ausführen, um dasselbe desto uneinnehmbarer zu machen, ja sie beschlossen sogar im J. 378, dass die Stadt mit einer Mauer aus Quadern umgeben werden sollte; durch welches Alles immer neue Tribute nöthig gemacht wurden. Und nicht zufrieden damit, dass diese Tribute ohnehin am schwersten auf die Plebejer drückten, weil sie nicht von dem Vermögen überhaupt, sondern von dem Grundbesitz ohne. Rücksicht darauf, ob er verschuldet war oder nicht, erhoben wurden, so steigerten sie die Unbilligkeit auch noch dadurch, dass sie durch allerlei Intriguen die Wahl von Censoren hinderten, so dass also die Erhebung der Steuer zum grossen Nachtheil der Plebejer nach einem vor dem gallischen Brande aufgestellten Kataster geschah. Dabei wandten sie die noch immer bestehenden strengen Schuldgesetze mit unbarmherziger Härte an, und so kam es, dass ihre Häuser sich bald wieder wie vor der Einsetzung des Volkstribunates mit den unglücklichen Schuldnern füllten, die den Termin für die Abzahlung der Schulden nicht einhalten konnten. Die Schulden selbst aber wuchsen immer mehr zu einer unerschwinglichen Höhe an durch die hohen Zinsen, die zu den Capitalien geschlagen wurden.

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Es ist kaum anders anzunehmen, als dass die Patricier durch ihr Verhalten neben der Befriedigung ihrer Habsucht ugleich die Absicht verfolgten, die Plebejer ganz und gar unter ihre Gewalt zu beugen und sie durch ihre materielle Noth dahin zu bringen, dass sie nicht nur nicht daran dachten, aene Rechte zu gewinnen, sondern auch auf die Geltendmachung der bereits gewonnenen verzichteten. Und in der That sind die Plebejer in dieser Zeit so völlig entmuthigt,

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