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(Planc.), idiota (Verr. Pis. Sest.), dann auch die Ausdrücke für Lurus- und Modewaaren, crocota, mitra, strophium (Har. resp.), cilicium, lectica octophoros, peripetasmata (Verr.), conchyliata peristromata (Phil. 2). Man scheide endlich die Ausdrücke des durch den regen Verkehr mit dem griechisch redenden Kleinasien lebhaft gewordenen Geschäftslebens und das Sprichwörtliche aus: ephemeris Einnahme- und Ausgabebuch, Journal (Quinct.), apotheca (Vatin. Phil. 2.3), collybus Agio (Verr.), syngrapha (Verr. Mur. Dom. Har. resp.), diplomata (Pis.), chirographa (Phil. 1. 2. 5; 8, 9, 26?), auch das als griechisches Wort nicht vorhandene elogium Grabschrift (Pis.), testamentarische Verfügung (Cluent.); panchrestum medicamentum Universalmittel, pharmacopola circumforaneus Quacksalber Cluent. 14, 40 (schon Cato bei Gell. 1, 15, 9 gebraucht pharmacopola in ähnlichem Sinn; s. Häser, Gesch. der Med. 13, 404; Liv. 5, 3, 6 hat dafür den allgemeinen Ausdruck artifices improbi); per pseudothyron reverti (Verr.), in exostra helluari, öffentlich (nicht hinter den Kulissen, post siparium) schwelgen (Prov. cons. 6, 14), corycus laterum et vocis meae Bestia (Phil. 13, 12, 26) *). Nach Abzug dieser vom Redner nicht freiwillig gewählten, sondern mit den Sachen selbst dargebotenen und fast aufgedrungenen Ausdrücke bleiben in den Reden nur äußerst wenige Fremdwörter übrig, die er ohne Noth und äußere Veranlassung gebraucht hat: architectus sceleris Cluent. 22, 60, omnium architectum et machinatorem Rosc. Am. 45, 132, archit. legis Leg. agr. 1, 4, 11 (vgl. Fin. 1, 10, 32; 2, 16, 52), planus improbissimus Landstreicher, Gaukler Cluent. 26, 72, Poena für Furia Cluent. 61, 171, Verr. 2, 1, 2, 6; Pis. 37, 91: o Poena et Furia sociorum; aspis Natter Rab. Post. 9, 23. Zu den griechischen Ausdrücken kommen noch einige keltische: außer dem eingebürgerten Alpes braca, bracatus Pis. 23, 52, Font. 11, 23, reda Mil. 10, 28, Phil. 2, 24, 58 (vgl. Quint. 1, 5, 57), essedum Phil. 1. 1., vielleicht cisium Rosc. Am. 7, 19, Phil. 2, 31, 77; f. Süß in den Acta sem. philol. Erlang. I, 45.46; ferner das sardinische mastruca Scaur. §. 45 d, mastrucatus Prov. cons. 7, 15 (Quint. 1, 5, 8), das persische gaza Pomp. 23, 66, Sest. 43, 93 u. a.

*) Vgl. noch Thimm, de usu atque elocutione C. Suetonii Tranquilli, Königsberg 1867, S. 28-34.

Nägelsbach, lat. Stilistik 7. Aufl.

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Eben so wenig Fremdwörter finden sich in seinen theoreti schen Schriften über die Nedekunst. In den Büchern de oratore kommen, abgesehen von rhetor, rhetoricus, poetica, ferner von den metrischen Kunstausdrücken dactylus, paeon u. a., blos folgende Fremdwörter vor: in hac ironia dissimulantiaque 2, 67, 270; epilogus 2, 69, 278; mysterium 3, 17, 64; politici philosophi a Graecis appellati 3, 28, 109; verba ad scenam pompamque sumuntur 3, 45, 177. Ja selbst in den eigentlich philosophischen Schriften ist die Zahl der unnöthigerweise gebrauchten Fremdwörter erstaunlich gering. In den Büchern de natura deorum finden sich, abgesehen von den philosophischen Kunstausdrücken, deren griechische Anführung wesentlich zur Sache gehört, nicht mehr als folgende vor: coryphaeus 1, 21, 59; sophistes 1, 23, 63; greges epheborum von atheniensischen Jünglingen 1, 28, 79; monogrammos deos 2, 23, 59; asotus 3, 31, 77 in dem Ausspruch eines griechischen Philosophen. Dazu kommen noch einige unentbehrliche mathematische Ausbrücke, wie sphaera, cylindrus, conus, pyramis.

Nun ist es interessant zu beobachten, wie er mehr oder minder absichtlich nach Ersatzmitteln für die Fremdwörter greift. Das Wort philosophia, philosophus vermeidet er zwar selbst in den Reden nicht so ängstlich wie Tacitus (vgl. Roth Exc. zu Tac. Agric. p. 118 und Wölfflin im Philol. XXVI, 141); aber doch sagt er Rosc. Am. 13, 37 lieber sapientes, Or. 1, 43, 194 docti; Marc. 8, 25 omitte istam doctorum hominum in contemnenda morte prudentiam (gib jene philosophische Todesverachtung auf), noli nostro periculo esse sapiens; Mur. 29, 60; 30, 62 doctrina, doctrinae studium; Or. 3, 22, 82 sapientia. Asylum steht Verr. 1, 33, 85; aber Leg. agr. 2, 14, 36 periculi perfugia, Dom. 41, 109 blos perfugium. Auch Livius vermeidet asylum zwar nicht als religiös-politischen Kunstausdruck (1, 8, 5), so wenig als Tacitus Ann. 3, 60. 63, wohl aber in den Reden als bildlichen; 22, 22, 11: arx tuta perfugiumque; 38, 53, 4: nullisne meritis suis, nullis vestris honoribus in arcem tutam et velut sanctam clari viri pervenient, ubi, si non venerabilis, inviolata saltem senectus eorum considat? Für basilica, das Cicero Verr. 5, 58, 152 nicht gescheut hat, setzt er Caec. 5, 14 regia; vgl. Kloß zu d. St. I, 481. Obwohl er Verr. 2, 63, 154 das Wort cwrýg für unübersehbar mit einem lateinischen Worte erklärt (is est nimirum owinę, qui salutem dedit),

so braucht er doch öfter servator (Dom. 38, 101) und conservator dafür (Sest. 67, 141; Dom. 10, 26), wie Tac. Ann. 15, 71, so wie auch das Abstractum salus Quir. p. red. 5, 11: Lentulus consul, parens, deus, salus nostrae vitae; vgl. Verr. 5, 49, 129 und Attic. 1, 16, 5: cum ego sic ab iis, ut salus patriae, defenderer. Adjectivisch in Zevs owłńg überseht er es Fin. 3, 20, 66 mit salutaris. So feßt er auch lyra nur in der Erzählung eines griechischen Ereignisses Tusc. 1, 2, 4, cithara niemals, sondern sagt fides, fidium dafür; vgl. Madv. zu Fin. 4, 27, 75. Die Chöre auf der Bühne bezeichnet er Or. 3, 50, 196 mit catervae atque concentus, was ein ev dia dvoir ist für catervae concinentium; über diese Stelle und über Sest. 55, 118 s. Fleckcisen in JJbb. 111 (1875) S. 547 ff. und Teuffel RL. §. 13, 6. So versucht er renovatio für anatocismus Attic. 6, 1, 5, agripeta für xλngouxos N. D. 1, 26, 72, consilium imperatorium fit στρατήγημα 3, 6, 15, individuum fit άτομον cbr oft, qualitas für Tolóτns N. D. 2, 37, 94, speculator venatorque naturae für physicus 1, 30, 83, naturae ratio für physiologia 1, 8, 20 coll. 26, 73, Divin. 1, 41, 90, irrisio für eiqwvela Verr. 4, 64, 144, während er die unter diesem Namen bekannte Nedefigur Or. 3, 67, 269 mit dissimulatio gibt; simulator für eigov Off1, 30, 108 (vgl. Acad. 2, 5, 15). Bekannt ist die Mühe, die er sich gibt, die Kunstausdrücke der griechischen Philosophen lateinisch wiederzugeben. In diesem Gebiete sind diejenigen Ausdrücke, die keine Anerkennung gefunden haben und Versuche geblieben sind, wie z. B. recta effectio Fin. 3, 14, 45 für zaτógJoos, infinitio 1, 6, 21 für anɛigla, zu unterscheiden von denjenigen, die von ihm eingeführt wirklich ein Bürgerrecht in der Sprache erlangt haben. Hieher gehört das eben angeführte qualitas, individuum für äropov, decreta für dóyuara Acad. 2, 9, 27 (über deren Unterschied von den praecepta Seneca Ep. 95, 10), vielleicht auch patibilis natura für лæðŋtıxǹ dúvaμıs N. D. 3, 12, 29 (vgl. Kühner zu Tusc. 4, 23, 51), das eben daselbst vorkommende accipere aliquid extrinsecus, id est quasi ferre et pati oder accipere vim externam et ferre für den im griechischen nάoxɛev enthaltenen Begriff der Passivität und Receptivität (vgl. Acad. 1, 7, 26: accipere et quasi pati); hieher ferner das totius mundi convenientia consensusque für &quovía oder ovμráðɛɑ ib. 3, 7, 18; 11, 28, während ib. 27 harmonia steht, auch replicatio mundi für άvélışıç 1, 13, 33, anticipatio

für die Epikureische πgóln¥is 1, 16, 43; 17, 44, während praenotio sich nicht einbürgerte, comparatio proportiove für åvaloría (Proportionalität) Tim. c. 4 extr. Für Kriterium hat er certa iudicandi et assentiendi nota N. D. 1, 5, 12, regula et iudicium 1, 16, 43, distinctio in agnoscendo Acad. 2, 26, 86, cognitionis nota ib. 34, 110, oder blos iudicium ib. 26, 84, blos nota ibid. und Divin. 2, 6, 17, quasi signa quaedam et notae Lael. 17, 62; s. Scyffert z. d. St.

Es wäre leicht dieses Verzeichniß fortzusetzen. Doch ist's unnöthig, da schon aus dem Gesagten hervorgeht, wie wenig der lateinische Stil die Fremdwörter verträgt und wie sehr ihn moderne Wortgebilde entstellen müssen, wenn er sich schon gegen das verwandtere Griechische mit einer Art von Sorglichkeit sträubt.

S. 2.

Unter den modernen Ausdrücken, die sich uns, wenn wir Latein schreiben, in die Feder drängen, sezen besonders die griechischen Wörter philosophisch, politisch, Politik in große Verlegenheit.

1. Philosophicus, nicht einmal ein ächt griechisches Wort, beruht auf einer falschen Lesart in Tusc. 5, 41, 121, wo jest Baiter und Sorof nach den besten Handschriften ad philosophas scriptiones lesen, während C. Fr. M. Müller ad philosophiae scriptiones aufgenommen hat, sodann auf Senec. Controv. 1, 7, 17, wo Bursian und Kießling nach Handschriften philosophumenon locum emendiren, endlich auf dem Adverbium philosophice bei Cic. Ac. 1, 2, 8, welches Halm, während die Bücher philosophie bieten, in philosophe verwandelt hat. Macrob. Sat. 7, 1, 1 liest v. Jan philosophis tractatibus, aber Eyssenhardt philosophicis t. f. ib. §. 13. Daß übrigens philosophicus und philosophice im 4. Jahrh. n. Ch. Aufnahme fand, geht aus den Anführungen bei Georges, Ausf. Lat. - Deutsch. Wörterb. 7. Aufl. s. h. v. hervor. Die classischen Lateiner haben sich, abgesehen von dem nach griechischem Vorgang, aber sehr selten (z. B. von Pacuvius bei Gell. 13, 8, 4) adjectivisch gebrauchten philosophus, mit folgenden Structuren geholfen: virtutum quasi scintillulae, e quibus accendi philosophi ratio debet Fin. 5, 15, 43; quare hoc videndum est, possitne nobis hoc ratio philosophorum dare 5, 29, 87; haec in philosophia ratio N. D.1, 5, 11; nihil est omnium, quae in philosophia tractantur,

quod gravius dicatur, keiner von allen philosophischen Säßen Tusc. 5, 1, 1 (vgl. auch unten §. 27). Besonders wichtig aber, nur zum Theil übersehen, sind die Ausdrücke, die der Lateiner für philosophisch hat, wenn das Wort gleichbedeutend ist mit wissenschaftlich in theoretischem Sinn oder mit wissen= schaftlich gebildet. Doctrinae studium ist Fam. 6, 6, 3 entschieden das Studium der Philosophie (vgl. oben S. 18). Daher ist homo doctus der philosophisch oder wissenschaftlich ge= bildete Mann, nicht ein gelehrter Nicht-Philosophe; vgl. Off. 2, 1, 2: nec rursum dedidi me indignis homine docto voluptatibus; 3, 1, 3: sic ab hominibus doctis accepimus, non solum ex malis eligere minima oportere etc.; N. D. 1, 17, 44: quod quoniam fere constat inter omnis non philosophos solum, sed etiam indoctos; Fam. 12, 18, 2: quocum haec familiariter docteque rideam. So möchte denn auch Vatin. 6, 14: Pythagoras homo doctissimus nicht auf die Polymathie zu beziehen sein. Gelehrt in unserem Sinne ist litteratus Muren. 7, 16. Wenn ferner Cicero Fin. 2, 9, 27 von Epikur sagt: contemnit disserendi elegantiam, confuse loquitur, so meint er die wissenschaftliche Ordnung und logische Nichtigkeit der Erörterung; vgl. 2, 9, 26: divisit ineleganter, er hat unlogisch eingetheilt, und Orator 9, 28: putant enim, qui horride inculteque dicat, modo id eleganter enucleateque faciat, eum solum Attice dicere; man sehe auch Ep. Brut. 1, 15, 1. Indem sich aber der Begriff des Logischen generalisirt, steht elegans als Bezeichnung des Wissenschaftlichen, Philosophisch - Speculativen dem Gemeinverständlichen, Nicht-philosophischen gegenüber; Fin. 4, 10, 24: quae enim adhuc protulisti, popularia sunt; ego autem a te elegantiora desidero *). Fin. 5, 5, 12: duo genera librorum,

*) Hieraus erhellt gegen Ellendt, was Or. 1, 2, 5 unter elegantia doctrinae zu verstehen ist. Daß übrigens elegans auch das honestum bedeutet, geht hervor aus Verr. 3, 60, 140, Sull. 28, 79, wo jezt Halm zu vergleichen; Scaur. §. 15, Planc. 12, 31, Attic. 6, 2, 8 etc. Das elegantius (zweckmäßiger), was Cic. Phil. 13, 18, 38 verspottet, erklärt sich aus Liv. 35, 14, 9: neminem (Pyrrho) elegantius loca cepisse, ja sogar aus seinem eigenen Ausdruck Fam. 3, 8, 2: quid a me fieri potuit aut elegantius aut iustius, quam ut sumptus egentissimarum civitatum minuerem sine ulla imminutione dignitatis tuae? Vgl. Div. Caec. 17, 57.

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