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grege. Liv. 21, 11, 9: perque patentia ruinis agmina armatorum in urbem vadebant, ganze Echaaren; ib. 30, 8: pervias fauces esse exercitibus. Ebenso fällt bei Theilbegriffen häufig das Adjectiv einzeln weg; Cic. N. D. 2, 34, 86: quodsi mundi partes natura administrantur, necesse est mundum ipsum natura administrari, die einzelnen Theile; Liv. 2, 1, 2: priores ita regnarunt, ut haud immerito omnes deinceps conditores partium certe urbis numerentur; Plin. N. H. 2, 73, 185: Onesieritus scripsit, quibus in locis Indiae umbrae non sint - nec horas dinumerari ibi, die einzelnen Stunden; vgl. Dombart zu Minuc. Fel. 11, 8: horarum saltem permisso commeatu. Außerdem machen wir noch auf votum, frommer Wunsch, in folgenden Verbindungen aufmerksam: Cic. Tusc. 5, 1, 2: vereor, ne non tam virtutis fiducia nitendum nobis ad spem beate vivendi quam vota facienda videantur; Quintil. 12, 5, 6: sed hoc votum est et rara felicitas; vgl. Plato Rep. 499 D: evɣais öuoia héɣovtes; 540 D. Merkwürdig: cum causa, aus guten Gründen Cic. Cael. 29, 68; Verr. 1, 8, 21; Cael. Fam. 8, 8, 1 (f. Madv. zu Cic. Fin. 2, 17, 56); ähnlich Flacc. 25, 60: nominis prope Romani memoriam cum vestigio imperii esse deletam, mit der leßten Spur ihrer Herrschaft. Campus aequitatis, das weite, geräumige Feld der Billigkeit Caec. 29, 84. Die beiden Fälle, den §. 45 und den jezt besprochenen, vereinigt das Beispiel bei Sall. Iug. 85, 26: ne quis modestiam in conscientiam duceret; wir müssen wohl sagen: damit man nicht mein bescheidenes Schweigen als böses Gewissen (s. Jacobs z. d. St.) auslege. Aehnlich Curt. 8, 20 (5, 20): expresserat (Callisthenes) non assensionem modo, sed etiam vocem seniorum praecipue, nicht nur stillschweigende Zustimmung, sondern selbst laute Aeußerungen.

2. Noch eine ergänzende Bemerkung möge hier Plaz finden. Wir sagen: von einem Orte zum andern sich bewegen; auch Senec. Ep. 69, 1 sagt de alio in alium locum, Quintil. 6, 3, 63: frequentissima aliorum generum cum aliis mixtura est (f. Wichert über die Ergänzung elliptischer Sahtheile 2. Thl. S. 12) und Trajan bei Plin. Ep. 10, 74: ex loco in alium locum. Aber sehr gewöhnlich ist es von alius und ebenso von alter ganz Umgang zu nehmen und blos das Substantiv zu wiederholen. Cic. Fat. 4, 7: multaque sunt alia, quae inter locum

et locum plurimum differant; 10, 22: non enim atomus ab atomo pulsa declinat; Or. 2, 24, 101: a causa ad causam ire; Liv. 30, 10, 5: antemnis de nave in navem traiectis. Wir erinnern ferner an das bekannte manus manum lavat und an die bei förmlicher und sorgfältiger Uebergabe eines Gegenstandes angewendete Formel de manu in manum tradere, sowie an den militärischen Ausdruck vir virum legit bei Liv. 9, 39, 5; vgl. Cic. Mil. 20, 55. Jngleichen bleibt alius weg in Stellen, wie Liv. 5, 2, 13: haec taliaque vociferantes, dieses und anderes dergleichen, wo wir allerdings auch sagen können: dieses und ähnliches; Tac. Ann. 11, 24: his atque talibus haud permotus princeps*); doch sagt Sall. Iug. 62, 2: bis atque talibus aliis ad deditionem regis animum impellit; ferner scheint alius häufig ausgelassen in der Verbindung cum multatum, vgl. Madv. zu Cic. Fin. 1, 6, 18.

C. Zweckmäßige Benüßung der vorhandenen Adjectiva.

§. 77. 1. Adjectiva mit activer und passiver Bedeutung.

Wenn wir von zweckmäßiger Verwendung der vorhandenen Adjective reden, so faffen wir analog unseren die bedeutungsreichen Substantive betreffenden Gesichtspuncten zunächst diejenigen ins Auge, deren mannigfache Verwendbarkeit von dem in der Ueberschrift ausgesprochenen grammatischen Verhältniß her rührt. Freilich ist die Anzahl der Adjective mit zwiefacher ver baler Bedeutung in Cicero's Prosa, wenn unsere Beobachtungen richtig sind, noch ziemlich gering. Wir finden bei ihm häufig infestus (active feindselig vorgehend) passive theils im Sinne von angefeindet, gefährdet, theils in dem von unsicher, z. B. bei mare, via, iter; ferner caecus für nicht gesehen und unsichtbar Or. 2, 87, 357: res caecas et ab aspectus iudicio (Madv. Adv. crit. 2, 186: indicio) remotas; vgl. Kraner zu Caes. b. c. 12, 8, 4 und die Lerika; necessarius für aufgedrungen im Gegensatz zu voluntarius Prov. cons. 3, 6,

*) Die Stelle in Cic. Or. 2, 44, 185: si qui finitimi sunt et propinqui his ac talibus animi permotionibus ift fritisch zweifelhaft; Kayser und Sorof lesen nach hdschr. Ueberlieferung si qui f. s. de propinquis und halten die Worte von de prop. an für ein Gloffem.

wie Liv. 9, 45, 8: necessaria civitas; dagegen anxius beängstigend, peinigend Tusc. 4, 15, 31: important (perturbationes) aegritudines anxias. Merkwürdig und keineswegs vereinzelt steht bei ihm notus und ignotus (zumeist im Plural) in activem Sinne für denjenigen, welcher etwas kennt oder nicht kennt; Fam. 5, 12, 7: illi artifices corporis simulacra ignotis nota faciebant; Cael. 2, 3: de dignitate M. Caelius notis (denen, die ihn kennen) ac maioribus natu facile ipse respondet; andere ciceronianische Stellen sehe man bei Fabri zu Sall. Iug. 18, 6; vgl. auch A. Köhler in Act. Sem. Erl. I S. 398. 399. Sallust fügt einige neue Adjective bei, z. B. saluber, gesund Ing. 17, 6; innoxius, ungefährdet, Catil. 39, 2: ipsi innoxii, florentes, sine metu aetatem agere, ceteros iudiciis terrere; ferner ignarus, unbekannt Iug. 18, 6: mare magnum et ignara lingua commercio prohibebant, 52, 4: regio hostibus ignara; fragm. inc. 63 Kr.: more humanae cupidinis ignara visundi; incuriosus, vernachlässigt Fragm. Hist. 4, 65. 66: infrequens statio nostra incuriosa que tum ab armis. Ingleichen incertus von Personen, unerkannt Iug. 49, 5: inter virgulta equi Numidaeque consederant, neque plane occultati humilitate arborum et tamen incerti, quidnam esset, wozu Fabri mehrere Livianische Stellen vergleicht; s. auch Weißenb. zu Liv. 27, 37, 5 und 37, 29, 4; Kühnast L. S. S. 341.*) Von Livius hat dieser Gebrauch keine auffallende Ausdehnung erhalten, selbst

*) Die passive Bed. von innoxius ist nachgeahmt von Curt. 9, 15 (4, 11), Amm. Marc. 22, 8, 15 und Anderen; Columella gebraucht innoxius oft von den Pflanzen im Gegensaß zu denen, welche noxam capiunt, . B. R. R. 3, 3, 38: rutae frutex pluribus annis permanet innoxius; s. Gesner Lex. rust. s. v. innoxius. Ignarus findet sich in der Bed. unbekannt sehr häufig bei Tacitus, z. B. Hist. 3, 8; Ann. 2, 13; 12, 11 u. f. w. Derselbe verwendet, wie es scheint, zum ersten Male und ohne viel Nachahmung zu finden, gnarus für bekannt, 3. B. Hist. 3, 79; Ann. 1, 63 und öfter; s. Nipperdey zu Ann. 11, 32; dagegen hat er in der Verwendung des nescius für unbekannt Ann. 1, 59: nescia tributa; 16, 14: neque nescium habebat mit Acc. c. Jnf., im Plautus (Rud. 1, 5, 17; Capt. 2, 2, 15) einen Vorgänger; s. Nipperdey zu Ann. 1, 59. Incuriosus Ann. 6, 17 extr.: acribus initiis, incurioso fine, das gegen im activen Sinne: gleichgiltig gegen etwas Hist. 1, 49: famae nec incuriosus nec venditator, s. Heräus z. d. St. und Nipperd. zu Ann. 14, 38.

von Tacitus und den gleichzeitigen Prosaisten nicht, während die Dichter im activen Gebrauche neutraler oder passiver Adjectiva eine fast uneingeschränkte Freiheit in Anspruch nehmen. Vergl. über das Ganze Grysar Th. d. l. St. 2. Aufl. p. 123 f., Paldamus in Cäsars Zeitschr. 1852 Nr. 62, Haacke Lat. St. §. 23, 2.

S. 78a. 2. Verwendung einzelner lat. Adjectiva für schwierige deutsche.

Im Ganzen gilt auch in diesem Gebiete der §. 7 erwähnte und angewendete Grundsatz Quintilians: rebus non habentibus suum nomen accommodamus, quod in proximo est, jo daß es darauf ankommt, das Adjectiv ausfindig zu machen, welches nach Vorstellung des Lateiners dem deutschen am nächsten liegt. Es wird hier unvermeidlich, bereits einige Blicke ins Ge biet der Tropen zu werfen und auch andere nicht adjectivische Auskunftsmittel, die gerade auf dem Wege liegen, nicht zu ver schmähen.

1. Lehrreich für Auffindung der nächstliegenden Begriffe wird insbesondere das schwierige Adjectiv edel. Versuchen wir dasselbe schulgerecht zu definiren, so wird edel dasjenige Sitt lich gute sein, welches qualitativ das Maß gewöhnlicher Tugend übersteigt. Sowohl das hiemit gewonnene genus proximum (sittlich gut) als die differentia specifica (das Hinausgehen über das Maß der gewöhnlichen Pflichten) führt uns auf die dem deutschen Wort nächstverwandten Adjective. Ersteres führt honestus, wofür es der Beispiele nicht bedarf, aber auch auf bonus, wofür classisch ist Cic. Tusc. 5, 10, 28: quos dicam bonos, perspicuum est; omnibus enim virtutibus instructos et ornatos tam sapientes, tum viros bonos dicimus; *) eine merkwürdige Steigerung findet sich in Or. 2, 43, 184: genere enim quodam sententiarum et genere verborum efficitur, ut probi, ut bene morati, ut boni viri esse videantur (videamur Kayser und Sorof). Dic differentia specifica dagegen führt auf Adjective der Auszeichnung im Gegensatz zu dem, was ordinär oder sogar ge mein ist. So steht besonders oft excellens; abgesehen von der von Unger und Baiter für unecht gehaltenen Stelle Off. 3, 25, 96: altera (sc. pars honestatis) in animi excellentis magnitu

*) Vgl. auch Sull. 5, 16: societas rerum optimarum, zu den edelsten Zwecken.

dine et praestantia cernitur, f. Vatin. 3, 7: quasi vero quisquam vir excellenti animo in rem publicam ingressus optabilius quidquam arbitretur quam se a suis civibus rei publicae causa diligi; ferner excelsus Fin. 2, 14, 46; egregius z. B. Tac. Hist. 4, 50: servus egregio mendacio se Pisonem esse respondit; offenbar ist hier eine edle Lüge gemeint. Wenn Cic. Or. 3, 32, 128 die praeclarissimae artes den sordidioribus entgegengejezt werden, so sind die edlen Künste und Wissenschaften gedacht im Gegensaße zu denjenigen, welche blos auf Gewinn abzielen und ihren Zweck nicht in sich selbst haben; vgl. Off. 1, 25, 88: nihil magno et praeclaro viro dignius placabilitate atque clementia. Ein edles Thier meint Cicero, wenn er Fam. 7, 1,3 schreibt: quae potest homini esse polito delectatio, cum aut homo imbecillus a valentissima bestia laniatur aut praeclara bestia venabulo transverberatur? Wir erwähnen endlich Deiot. 2, 4: tua, C. Caesar, praestans singularisque natura hunc mihi metum minuit, dein edler Charakter verringert mir diese Besorgniß. Die mit edel verknüpfte Vorstellung der Eminenz begründet auch den lat. tropischen Ausdruck. Denn edel ist auch das humanum, das, was dem eminentesten Geschöpf auf Erden eigen ist, das menschenwürbige; vgl. Acad. 2, 41, 127: si vero aliquid occurret, quod veri simile videatur, humanissima completur animus voluptate; Bentlei, welcher divinissima schreiben wollte, würde damit den Begriff des Eminenten nur in höchster Potenz ausgedrückt haben. Und wie wollen wir das humanius in Fin. 2, 26, 82 fassen? Es wird zuerst eine gemeine Ansicht Epikurs von der Freundschaft berichtet, sodann fortgefahren: attulisti aliquid humanius horum recentiorum, nunquam dictum ab ipso illo, quod sciam; offenbar ist eine der Menschenwürde gemäßere, d. i. edlere Ansicht der modernen Epikureer gemeint. Nun vergleiche man Off. 3, 6, 30: si quid ab homine ad nullam partem utili utilitatis tuae causa detraxeris, inhumane feceris contraque naturae legem; nicht in unserem Sinne unmenschlich, d. i. grausam, auch nicht inhuman, d. i. ohne Menschenfreundlichkeit, sondern une del, gemein handelt derjenige, der in selbstsüchtiger Absicht einem unnüßen Menschen etwas nimmt. (Vgl. Verr. 4, 6, 12: Heium ab humanitate deducere, der vorher §. 11 homo honestus heißt; 54, 120: habuit humanitatis rationem). Unter den Menschen aber ragt wiederum der Freigeborene hervor; edel ist also weiterhin das des Freigeborenen würdige, das ingenuum oder liberale. ClasNägelsbach, lat. Stilistik. 7. Aufl.

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