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bemerkt Grysar p. 169 richtig, daß das Possessivum sogar sprachwidrig ist, wo es bei Objecten steht, die ohne Widersinnigkeit einer andern Person als dem Subjecte gar nicht angehören können; schon Vorst de lat. mer. susp. habe Ausdrücke wie tollere oculos suos, extendere manus suas, os aperire suum, inducere animum suum mit Recht verworfen, während man hinwiederum flectere animum suum, mentes suas u. dgl. nicht selten findet. Was die terentianischen Stellen für animum suum inducere betrifft*), so steht gewiß nicht zufällig in ihnen allen das Possessivum stets am Ende des Verses, gleichsam hervorgerufen von der Bequemlichkeit eines leichten, sich wie von selbst anbietenden Schlußfußes, wie bei Ovid. Pont. 4, 4, 36: intendent aures ad tua verba suas (citirt von Drak. zu Liv. 5, 30, 2), und wie in anderen Ausdrücken des Komikers, z. B. Andr. 1, 2, 17: sini animum ut expleret suum; Eun. 2, 3, 21: sic adeo digna res est, ubi tu nervos intendas tuos; Ad. 5, 4, 15: contrivi in quaerundo vitam atque aetatem meam etc. Dagegen sagt Terenz ohne Ausnahme animum appellere, adicere, adiungere ad aliquid, ferner animum attendere, advertere ohne Possessivum, und eben so in oder cum animo cogitare, in animo instituere. Wohl aber heißt es Heaut. 2, 4, 5: quom egomet nunc mecum in animo vitam tuam considero; in diesem Ausdruck wird die nachdenkende Person gleichsam in zwei berathende, gemeinsam überlegende Persönlichkeiten gespalten. Dies und nichts Anderes geschieht auch in den von Drak. 1. c. angeführten Stellen Liv. 34, 2, 4: ego vix statuere apud animum meum possum, ich fanu kaum mit mir einig werden; Cic. Verr. 3, 12, 29: considerate cum vestris animis vosmet ipsi; 3, 23, 58: vos ante oculos animosque vestros Apronii regnum proponite; Cluent. 25, 70: si cum animis vestris longo intervallo recordari C. Staieni vitam et naturam volueritis; Sall. Iug. 6, 2: multa cum animo suo volvit; 108, 3; 85, 10: reputate cum animis vestris; 70, 5; schon Plaut. Trin. 2, 1, 25: haec ego quom cum animo meo reputo; s. Lorenz zu Most. 3, 2, 13; vgl. auch Anton Stud. 1, 120. Diese in sich

Hec.

*) Ihrer find sechs: Andr. 5, 3, 12; Heaut. 5, 4, 5; Ad. 1, 1, 43; 4, 3, 6; Hecyr. 3, 1, 12, 4, 4, 67, wozu noch kommen mag 4, 4, 61: huc animum ut adducas tuum. Ohne das Possessivum fteht der Ausdruck im Terentius achtmal.

selbst berechtigten Ausnahmen heben somit das oben ausgesprochene Gesetz nicht auf. Dies gegen die Bedenken Teipels in den JJbb. Bd. 28 p. 128.

3. Auslassungsfähig ist endlich auch das Pronomen is, nicht aber die eigentlichen Demonstrativa hic, ille, iste. Denn diese werden gar nicht gesezt, wo man ihrer sinnlich anschaulichen Demonstrativkraft nicht bedarf; is aber steht, rück- oder vorwärts deutend, blos zur Vertretung eines der Vorstellung schon gegebenen Nomens, auf welches es nicht das Auge hinlenkt, sondern woran es nur den Verstand erinnert. Es kann folglich wegfallen, wenn es einer Erinnerung des Verstandes an das ihm bereits vorschwebende Nomen nicht bedarf. Und hierin stehen sich beide Sprachen im Grunde gleich; wir Deutsche sagen auch: wer dies thut, wird gestraft; wen ich lobe, tadelst du. Aber darin gehen sie auseinander, daß uns das Pronomen oft grammatisches Bedürfniß ist, daß wir es innerhalb und zum Behuf der Rection gebrauchen. Und zwar bedürfen wir des Pronomens crstlich, um den Genetiv nicht ohne Regens, von dem er abhängen kann, zu lassen, während der Lateiner dieses Regens supplirt. Dies ist der zur Genüge besprochene Fall, vermöge dessen der Lateiner nicht sagt: epistulae Ciceronis placent, non eae Plinii, wohl aber sagen kann: non hae oder illue Plinii; denn mit diesen Pronominen erinnert der Lateiner nicht blos an das vorhergehende epistulae, sondern zeigt auf dieselben hin entweder als auf nahe, dem Sprechenden gerade vorliegende mit hae oder als auf bekannte, gerühmte mit illae; s. Grysar p. 153. Alles, was weiter hicher gehört, ist in den Grammatiken besprochen; vgl. besonders Krebs-Allg. s. v. is. Zweitens bedürfen wir Deutsche des Pronomens, um ein Regens nicht ohne Casus, den es regieren kann, zu lassen. Hier kommen folgende Fälle in Betracht:

a. Is fehlt in Beziehung auf ein qui, aber auf eine dem Deutschen auffallende Weise nur dann, wenn es, gesezt, mit qui in ungleichem Casus stehen würde; dann scheint uns der demonstrative Periodentheil den zu seiner Vollständigkeit nothwendigen Casus oder auch sein Subject verloren zu haben; s. KranerHofm. zu Caes. b. c. 3, 83, 4: unam fore tabellam (eorum), qui liberandos omni periculo censerent, alteram, qui capitis damnarent. Gute Beispiele gibt Garatoni zu Cic. Vatin. 5, 12 (in Halm's lat. Commentar S. 59), denen wir Cic. Tall. §. 10 und Pomp. 3, 8 beifügen. Insbesondere merken wir die Ellipse

des Dativs an; Dom. 20, 51: poena est (ei), qui receperit; Legg. 2, 8, 21: quique non paruerit, (ei) capital esto; Brut. 50, 189. Hieraus erklärt sich Iuven. 1, 161: accusator erit (ei, nicht is), qui verbum dixerit: hic est. Auf diesen Fall geht die von Madvig zu Fin. 2, 28, 93 besprochene Ellipse des is bei ipse zurück; sie findet nämlich nur statt, wenn auf ipse ein qui folgt; es fehlt also eigentlich das auf qui bezügliche is; Caes. b. c. 3, 20, 4: atque ipsis, ad quorum commodum pertinebat, (iis) durior inventus est Caelius. S. Brolén 1. 1. S. 29; Kraut 1. 1. S. 11. 12; Kühner L. Gr. II S. 842.

b. Is fehlt als ein von uns erwartetes Object eines Verbs, aber nicht blos, wenn es bei einem zweiten Verbum das bei einem ersten schon da gewesene Nomen in gleichem Casus wiederholen würde; s. Grysar p. 154, welcher aus Cic. Lael. 27, 100 an= führt: virtus conciliat amicitias et conservat (sc. eas); sondern auch, wenn beide Verba eine verschiedene Structur erfordern. Fin. 5, 14, 39: ex quo non est alienum, ut animantibus, sic illis (stirpibus) et apta quaedam ad naturam putare et aliena (sc. ab ea); Cael. 31, 76: etenim semper magno ingenio adulescentes refrenandi potius a gloria quam (sc. ad eam) incitandi fuerunt; Or. 3, 30, 118: omnisque ad omnem animi motum et impulsio et, si ita res feret, mitigatio (sc. eius, h. e. motus); Caec. 16, 46: omnis enim vis est, quae periculo aut decedere nos alicunde cogit aut prohibet (sc. aliquo) accedere; Or. 2, 6, 25: id me non modo non adhortatur ad disputandum, sed etiam deterret (sc. ab eo); Curt. 3, 8 (3, 18): zona aurea muliebriter cinctus (ex ea) acinacem suspenderat. Sehr häufig gestaltet sich die Structur so, daß das erste Verbum allein steht. „Ich hasse die Römer und werde von ihnen gehaßt" gibt Liv. 35, 19, 6: odi odioque sum Romanis; 29, 26, 6: quod ad transferendum et finiendum in Africa bellum se transire vulgaverat, für ad transferendum in Africam et finiendum in ea bellum. Sall. Cat. 51, 38: imitari quam invidere bonis malebant, wo Fabri vergleicht Iug. 1, 5: neque regerentur magis quam regerent casus. Curt. 7, 35 (8, 22): scies, quam late pateant, nunquam tamen consequeris Scythas, wo wir sagen würden: quam late pateant Scythae, nunquam tamen eos consequeris. Das stärkste mir bekannte Beispiel steht Iuven. 4, 39-41: incidit Adriaci spatium admirabile rhombi implevitque sinus für rhombus in19

Nägelsbach, lat. Stilistik. 7. Aufl.

cidit in sinus retis eosque implevit. Ueber einige andere Fälle der Auslassung von is s. Haacke L. St. §. 39, 3.

C. Stilistische Benüßung der Pronomina.

S. 91. Das Pronomen ipse.

1. Wir nennen ipse das Pronomen des Gegensaßes xar' ¿§ozýv, denn während es bei andern Pronominen zufällig ist, ob sie im Gegensaße stehen oder nicht, ist derselbe diesem Pronomen habituell; ipse kann nicht anders als in einem ausgesprochenen oder gedachten Verhältnisse der Gegensäßlichkeit stehen, und lediglich auf dieses gehen alle seine Bedeutungen zurück. Ipse ist er selbst und kein Anderer*). Aus diesem mannigfaltig modificirbaren Grundbegriffe entwickeln sich alle weiteren Bedeut ungen, von denen einige noch nicht die gehörige Beachtung gefunden haben **). Die Sache selbst ohne ihre Accidenzen ist die

*) Daher fügte man in der classischen Zeit, wo der Selbstmord noch etwas auffallendes war, den Ausdrücken des Sichtödtens in der Regel ein ipse bei, sagte also se ipse interemit; Cic. Scaur. 2, 16: P. Crassum se ipsum interemisse; ibid. 2, 3: Themistoclem, qui se ipse morte multavit; p. red. in sen. 14, 34; N. D. 2, 3, 7: necem sibi ipse conscivit; Verr. 3, 56, 129: ut homines propter iniuriam mortem sibi ipsi consciverint; Cluent. 61, 171; Tusc. 1, 34, 83; Off. 1, 31, 112; Caes. b. G. 1, 4, 4; Cic. Fin. 2, 20, 66: Lucretia se ipsa interemit; pro Oppio frgm. 1 (ed. C. Fr. W. M.): cum ipse se conaretur occidere; Serv. Sulpic. bei Cic. Fam. 4, 12, 2: Magium se ipsum interfecisse; s. Kraner zu Caes. b. G. 5, 37, 6; später aber, als die Häufigkeit dem Selbstmord das Auffallende nahm (s. Zeller, Philos. d. Gr. III3, 1 S. 305 ff.) auch blos se interemit; s. die in Krebs, Antib. 5. Aufl.

sub. V. interficere angeführten Beispiele Tac. Hist. 2, 50,

Quintil. 11, 1, 36, Curt. 6, 42, 20, Iust. 16, 5, 4. Vgl. auch Suet. Iul. 89: nonnulli semet interemerunt; instructiv Cic. Or. 3, 3, 9 und Val. Max. 9, 12, 4. (Doch sagt schon Plaut. Cist. 3, 13: Amabo, accurrite, ne se interimat, ähnlich Epid. 1, 2, 45; Cic. Brut. 11, 43: fuisse suspicionem (The mistoclem) veneno sibi conscivisse mortem; Caes. b. G. 3, 22, 3; Corn. Nep. Exempl. frg. bei Gell. 6, 18, 11; Liv. 3, 58, 6). **) Eine lichtvolle Darstellung der Bedeutungen von ipse gibt Kühnaft Liv. S. p. 112 ff. auf Grund der schon von Priscian gemachten Hauptbedeutungen der significantia und der discretio. Demnach

Sache an sich (vgl. Sorof zu Cic. Or. 3, 24, 93); die Person selbst ohne Begleitung Theilnehmender, Mitwirkender, Betheiligter ist die Person allein; der Geburtstag selbst, nicht ein ihm nahe liegender Tag, ist gerade der Geburtstag. Auch ist bekannt, daß dieses gerade in der Form des Adjectivs eigen auftreten fann; regis ipsius gener ist des Königs eigener Schwiegersohn, z. B. in einem Sage, wie folgender: des Königs eigener Schwiegersohn hat sich widerseßt. Nicht selten geben wir ipse mit schon; Cic. Fin. 2, 31, 100: hoc ipsum elegantius poni meliusque potuit (man lese die Stelle im Zusammenhang), schon dieser Saz konnte logischer und besser hingestellt werden; nun kommt: aber wie unlogisch und widersprechend ist erst das Folgende! Der Gegensaß ist somit also gefaßt: selbst das Erste, der Eingang ist verfehlt; wie viel mehr erst das Uebrige. Minder bekannt, wenigstens in den Schulen, dürfte die Fähigkeit des Pronomens sein, kraft deren es das deutsche recht, eigentlich und unmittelbar vertritt, alles vermöge der jeweiligen Gestaltung des Gegensates. Cic. Sest. 30, 80: an haec ipsa vis est, non posse emori, oder ist das die rechte, wahre Gewaltthätigkeit, nicht des Todes sein zu können? 67, 140: (Opimium) tamen flagrantem invidia propter interitum C. Gracchi semper ipse populus Romanus periculo liberavit, das eigentliche, wahre römische Volk; s. Halm z. d. St. und zu Verr. 4, 43, 93: cives Romani permulti in illo oppido coniunctissimo animo cum ipsis Agrigentinis vivunt ac negotiantur, d. i. römische Bürger als Insassen mit den eigentlichen Agrigentinern. Fam. 2, 8, 3: ego cum Athenis decem ipsos dies fuissem, genau oder volle (ganze) zehn T.; Att. 3, 21: triginta dies erant ipsi; 1. Boot z. d. St.; 5, 11, 4; N. D. 2, 34, 86: quodsi mundi partes natura administrantur, necesse est mundum ipsum natura administrari, die Welt als Ganzes, die ganze W.; vorher: si qui dentes et pubertatem natura dicat existere, ipsum autem hominem, cui ea existant, non constare natura. Unter Umständen sagt der Deutsche auch rein; Fin. 2, 33, 107: te igitur, Torquate, ipsum per se nihil delectat? Omitto

hebt ipse den Inhalt eines Begriffes hervor (er und kein Anderer; fignificante Bedeutung) oder sondert den Umfang des Begriffes (,,an fich“, „allein“, „gerade“ u. s. w.). Darnach Dräger H. S. §. 34; vgl. auch Kühner L. Gr. II §. 118, 4.

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