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weitem hören läßt (hörbar macht). b) Ausbrücke, in denen Lassen ein leidendes Verhalten bezeichnet. Sest. 4, 11: audite litteras, laßt euch das Schreiben vorlesen; Marc. 8, 25: sed tum id audirem, dann ließe ich mir es gefallen*); Att. 2, 8, 2: cognosce itinera nostra, lasse dir meinen Reiseplan mittheilen. Phil. 6, 6, 17: paucorum dierum molestiam devorate, laßt euch die Uebelstände etlicher Tage gefallen; Brut. 67, 236: (Piso) hominum ineptias ac stultitias, quae devorandae nobis sunt, non ferebat; Mur. 9, 19: multorum difficultatem exsorbuit. Rep. 5, 3, 5: uterque enim (der Steuermann und der Arzt) illis ad artem suam utitur (der theoretischen Kenntnisse), sed se a suo munere non impedit, aber läßt sich von ihnen in seiner praktischen Thätigkeit nicht stören. Dom. 48, 126: quod in Gabinio fateris, id in me infirmas, was du gelten läsfest bei Gabinius, willst du bei mir nicht gelten lassen? Flace. 34, 85: hereditatem usu amittes, willst du deine Erbschaft durch Usucapion eines Andern verloren gehen lassen? Besonders häufig sind die passivischen Wendungen. Tusc. 5, 27, 77: sine gemitu aduruntur, sie lassen sich brennen ohne einen Klagelaut; Off. 1, 31, 118: alii multitudinis iudicio feruntur, lassen sich fort: reißen; Flacc. 16, 38: neque in toto Acmonensium testimonio commovebor, ich werde mich von dem ganzen Zeugniß der A. nicht anfechten lassen. Und so unzählige Male. S. Nölting, über das lateinische Deponens, Wismar 1859.

4. Wichtig ist auch die stabile Ersparniß des Müssen bei einigen Verben; s. Georges im deutsch.-lat. Lex. s. v. müssen; Krebs-Allg. s. v. debere; Meißner zu Tusc. 5, 19, 56, be sonders Anton S. 37 ff. Verr. 4, 19, 41: Diodorus interea praetore isto prope triennium provincia domoque caruit, mußte Provinz und Haus meiden. Vgl. Pomp. 18, 55; Phil. 1, 2, 6. Caes. b. G. 1, 8, 4: Helvetii ea spe deiecti hoc conatu destiterunt, mußten abstehen. Cic. Pis. 18, 41: vos (Gabini et Piso) meam fortunam deprimitis? vestram extollitis? cum de me ea senatus consulta absente facta sint, quae non modo ego optare nunquam auderem, sed cogitare

*) Fin. 2, 28, 90: Socratem audio dicentem cibi condimentum esse famem, potionis sitim, von einem S. lasse ich mir's gefallen, wenn er behauptet, daß Wir führen dieses Beispiel an, weil es in manchen Schulgrammatiken falsch aufgefaßt und angewendet ift.

non possem, vos autem sempiternas foedissimae turpitudinis notas subieritis? während ihr die Brandmale unauslöschlicher Schande habt auf euch nehmen müssen. So sagt man poenam subire und von Knaben verbera subire, Schläge aushalten müssen, wo die Vorstellung der Freiwilligkeit ausgeschlossen ist. Dies ist wichtig für die Interpretation, z. B. Sest. 35, 76: mein Bruder suchte sich nur um meinetwillen zu retten; subiit tamen vim illam nefariam consceleratorum latronum, dennoch mußte er (unfreiwillig) die ruchlose Gewaltthätigkeit jener Banditen aushalten; so Dom. 27, 72; 32, 86 und öfter. So heißt dimittere aliquid nicht blos freiwillig, sondern auch gezwungen auf etwas verzichten, etwas fahren lassen müssen; s. Sorof zu Tusc. 1, 6, 12; bekannt ist ferner pareo, ich muß gehorchen; vgl. Seyff. zu Lael. S. 270, der überhaupt die wohlbegründete Bemerkung macht, daß überall, wo die Nothwendigkeit sich aus den objectiven Verhältnissen unmittelbar und schlechthin als solche zu erkennen gibt, mit der objectiven Thatsache also zusammenfällt, die Uebersetzung des deutschen müssen unnöthig ist. Von Wichtigkeit ist hiebei auch die Stellung des Verbums im Sah: N. D. 2, 28, 70: quae res genuit falsas opiniones, mußte erzeugen. Ebenso bleibt bei sich von selbst ergebender Möglichkeit das Verbum können weg, z. B. Rhodanus vado transitur, besonders mit Negationen; s. Kraner zu Caes. b. G. 1, 6, 2; b. c. 3, 65, 4: propositum non tenuerat; Weißenb. zu Liv. 23, 18, 14. Anton 1. 1. S. 29 macht auch aufmerksam auf Cic. Or. 37, 129: nobis pro familiari reo summus orator non respondit Hortensius, konnte nicht antworten. - Ueber das Ganze vgl. auch Lattmann, die deutschen Modalitätsverba in ihrem Verhältniß zum Lateinischen, Clausthal 1879.

§. 100. Wegfall der Grundverba durch Anwendung von Cafus und Präpofitionen.

Wir hatten im Obigen die Ersaßmittel deutscher phraseologischer Verba und Wendungen im lat. Verbum selbst gefunden; oft aber ist auch die Bedeutsamkeit eines Casus oder einer Präposition so groß, daß sie die verbale Wendung des Deutschen und zwar nicht blos Hülfs- sondern auch Grundverba zu ersehen vermag. Diese Art von Kürze des lat. Ausdrucks liegt dem Deutschen fast am allerfernsten; selten hat ein neuerer Stilist, da man gar zu leicht Undeutlichkeit fürchtet, Kühnheit genug, dem

lat. Casus so viel zuzutrauen, als er doch wirklich zu leisten vermag. Die folgende, der großen Masse von Beispielen gegenüber nur kleine Sammlung soll an einigen eclatanten Fällen darthun, wie weit die Sprache hat gehen können und wirklich gegangen ist.

1. Der bedeutungskräftige Casus, den wir meinen, ist der Genetiv, als Genet. auctoris, causalis, obiectivus, possessivus, qualitatis und definitivus oder appositionalis. Wir beginnen mit den einfachsten Fällen, welche im Gebiete desjenigen Genetivs liegen, welcher angibt, woher etwas entsteht, kurz einen schöpferischen, productiven terminus a quo bezeichnet. Caes. b. c. 1, 4, 5: infamia duarum legionum, die dem Pompejus aus der Zurückhaltung zweier Legionen erwachsene üble Nachrede; 1, 74, 5 ist nach Kraners Erklärung aditus commendationis ad Caesarem Zutritt zu Cäsar, der durch Empfehlung vermittelt wird. Cic. Verr. 5, 46, 121: praeceps amentia ferebare, qui te existimares avaritiae vulnera crudelitatis remediis posse sanare, als du glaubtest, die Wunden, welche dir deine Habsucht geschlagen, durch Mittel der Grausamkeit heilen zu können. Or. 2, 41, 175: usus nostri quasi quaedam monita, einige aus meiner Erfahrung abstrahirte Winke; 2, 24, 101: magna offensio vel neglegentiae vel perfidiae, Mißcredit hervorgerufen durch Scaur. §. 11: discessus autem solitudo ei, qui patronam suffocabat, fuit quaerenda, eine Einsamkeit, wie sie durch Entfernung aller Welt entsteht; vorher ist gesagt, daß alle Einwohner die Stadt verlassen hatten. Sall. 9, 26: si me non modo non rerum gestarum vacatio, sed neque honoris neque aetatis excusatio vindicat a labore, wenn mich weder die Geschäftsruhe, welche verdienstvolle Thaten gewähren, noch die Entschuldigung, welche aus meiner Stellung und meinem Alter fließt, von Anstrengungen befreien (s. Halm); Rep. 1, 32, 49 ist ius legis die vom Gesetz eingeräumte Berechtigung. Die Bedeut samkeit des objectiven Genetivs erhellt aus Flacc. 17, 40: qui hoc convenit, ut, qui locuples testis doloris et sanguinis sui non fuerit, idem sit gravis auctor iniuriae publicae? Einem Dorylenser, der gegen Flaccus als Zeuge auftrat, war in einem Freiheitsprocesse, wo er einen angeblichen Verwandten vindicirte, nicht geglaubt worden. Nun sagt Cicero: Wie kommt's, daß ein Mensch ein gültiger Gewährsmann für eine seiner Stadt zugefügte Bedrückung sein soll, der nicht als Zeuge anerkannt

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wurde in einer Sache, bei der er so schmerzlich, so nahe betheiligt war? Testis doloris et sanguinis sui ist nicht ein Mann, der seinen Schmerz und seine Verwandtschaft bezeugt, sondern einer, der Zeugniß gibt in Bezug auf seinen Schmerz und das ihm verwandte Blut, der Zeuge ist in Sachen seines Schmerzes und Bluts. Or. 2, 31, 134: nulla denique est causa, in qua id, quod in iudicium venit, reorum personis ac non generum ipsorum universa dubitatione quaeratur, es gibt keinen Proceß, in welchem der Rechtsfall nach den Personen der Beklagten und nicht vielmehr nach einer Frage beurtheilt wird, bei welcher sichs um ein Princip handelt. Generis ipsius universa dubitatio ist eine allgemeine Frage, welche sich bezieht auf einen Rechtsbegriff an sich oder abstracten Rechtsbegriff (s. Piderit - Adler). Verr. 5, 20, 51: cum hoc munus imponebatur tam grave civitati, inerat nescio quo modo in illo foedere societatis (in jenem Vertrage, der auf Bundesgenossenschaft lautete) quasi quaedam nota servitutis. Sull. 29, 80: quid, inquam, haec auctoritas nostra, qui a ceteris coniurationis causis abstinuimus, P. Sullam defendimus, nihil hunc tandem iuvabit? die wir uns in die andern Processe, welche auf die Verschwörung Bezug hatten (mit ihr zusammenhiengen), nicht eingelassen haben. - Für den Genetivus possessivus oder der Angehörigkeit vgl. Cic. Phil. 5, 13, 35: quibusnam verbis eius laudes huius ipsius temporis consequi possumus, wer vermag nur dasjenige Verdienst zu schildern, das unmittelbar in unsere Zeit fällt? Eine Structur, ganz ähnlich der bei Caes. b. G. 2, 17, 2: eorum dierum consuetudine itineris nostri exercitus perspecta, b. c. 1, 7, 1: omnium temporum iniurias inimicorum in se commemorat (s. Kraner zu b. G. 3, 18, 6), und der bei Cic. Att. 4, 1, 2: nisi etiam praetermissos fructus tuae suavitatis praeteriti temporis omnes exegero, profecto hac restitutione fortunae me ipse non satis dignum iudicabo (s. Boot), und Phil. 7, 5, 15: cuius (Antonii) ut omittam innumerabilia scelera urbani consulatus, zu geschweigen der zahllosen Verbrechen, die er als Consul in der Stadt beging. Ferner beachte man Or. 1, 16, 73: orationes iudiciorum, contionum, senatus, die Reden, welche gehalten werden vor Gericht u. s. w.; gerade so 1, 46, 201: causae publicae iudiciorum, contionum, senatus, welche verhandelt werden vor. Caes. b. c. 3, 83, 1: cum Lentulus aetatis honorem ostentaret, indem L. die Ehre geltend

machte, die seinem Alter gebühre; 2, 32, 3: (Pompeius) nullo proelio pulsus vestri facti praeiudicio demotus Italia excessit, durch die Vorentscheidung, welche in euerem Benehmen lag. Die Kürze des Ausdrucks im Gebrauch des Genetivs der Eigenschaft zeigen Beispiele wie Cic. Rosc. Am. 6, 17: plurimarum palmarum vetus ac nobilis gladiator, ein alter, berühmter Klopffechter, der so manchen Sieg erfochten; Fam. 9, 26, 4: non multi cibi hospitem accipies, multi ioci, einen Gast, der nicht viel ißt, aber viel scherzt. - Eine besondere Rolle spielt in diesem Gebiete der Genetiv der näheren Bestimmung, auch appo sitionalis genannt, welcher den Inhalt oder dasjenige angibt, worin das regierende Substantiv besteht (s. Dräger 1. 1. §. 202; Kühner L. Gr. II §. 83, 4). Die Kürze des Lat. ist hier oft wahrhaft unnachahmlich. Cic. Deiot. 3, 9: perparvam amicitiae culpam relinquebas, eine ganz geringe Schuld, die nur in mangelhafter Erfüllung der Freundschaftspflicht bestand. Off. 2, 5, 16: collectis ceteris causis eluvionis, pestilentiae, vastitatis, beluarum etiam repentinae multitudinis, nach Zusammenstellung aller andern Ursachen, die in Ueberschwemmungen, Seuchen, Verödungen (anders Heine), selbst in plötzlichem Ueberhandnehmen reißender Thiere bestehen. Or. 2, 15, 63: causae vel casus vel sapientiae vel temeritatis, die Ursachen, welche im Zufall oder in einem weisen oder in einem unbesonnenen Benehmen liegen. Caes. b. c. 3, 72, 4: non denique communes belli casus recordabantur, quam parvulae saepe causae vel falsae suspicionis vel terroris repentini vel obiectae religionis magna detrimenta intulissent; b. G. 3, 10, 2: iniuriae retentorum equitum Romanorum, das Unrecht, welches in der Zurückhaltung d. r. R. bestand (s. Kraner). Cic. Or. 3, 39, 158: quo signi ficetur (significatur Kayser und Sorof) magis res tota sive facti alicuius sive consilii, um die ganze Sache, die in einer Handlung oder in einer Absicht (einem Gedanken) bestehen kann, mehr zu veranschaulichen. Verr. 5, 3, 6 ift contagio imitandi belli die Ansteckung, welche sich in Nachahmung des Krieges zeigen konnte (Halm: die ansteckende Sucht den Krieg nachzuahmen).

2. Der Wendungen, welche von Präpositionen vertreten werden, sind im Allgemeinen zweierlei: a) etwas zu etwas Anderem benüßen; wo per und ex zur Anwendung kommen, b) es gilt eine Sache, es handelt sich um etwas, wo de, in, zuweilen auch cum zu verwenden sind.

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