Immagini della pagina
PDF
ePub

Plin. Pan. 82, 5. Quibus moris est, eadem illa nunc rigentia gelu flumina aut campis superflua, nunc liqui da ac deferentia lustrare navigiis.

32.

Fluvius. Amnis.

1. Die an sich ganz unhaltbare und willkührliche Bestimmung des Pseudo-Fronto *): Flumen idem fluit et manet; Fluvius temporibus siccatur, würde eher auf die Synonymen fluvius oder flumen und torrens anwendbar sein. Denn obgleich flumen eigentlich als ein Gattungsbegriff den torrens mit einschliesst, nach Ulpian in L. I. §. 2. D. Fluminum quaedam sunt perennia, quaedam torrentia, und Ovid. Rem. 651.

Flumine perpetuo torrens solet acrius ire,

Sed tamen haec brevis est; illa perennis aqua.

so wird doch, weil torrens selbst zum Substantiv geworden ist, fluvius xar' oxv von permanenten Flüssen gebraucht.

*) Der Herr geheime Staatsrath Niebuhr hat die Güte gehabt, mich mit Verweisung auf Mai's neue Ausgabe des Fronto, welche mir leider nicht zu Gebote steht und überhaupt in Deutschland wenig bekannt scheint, zu belehren, dass der bekannte Tractat de differentiis vocabulorum nur durch die Willkühr des ersten Herausgebers den Namen Fronto's trägt. Der Codex, welchen Herr Niebuhr in Italien wieder entdeckt und verglichen hat, nennt vielmehr den Plinius ziemlich unkenntlich als Verfasser, nämlich PL SECDI. Da aber diese Angabe aus inneren Gründen noch weniger Wahrscheinlichkeit für sich hat, als die bisherige Annahme, so habe ich mich begnügt, das Werkchen durch Pseudo- Fronto zu bezeichnen.

2. Der Begriff des Reissenden liegt ursprünglich keineswegs in torrens, obgleich die Wörterbücher ihn zum Theil voranstellen. Aber da die torrentes meist auf Höhen entstehen, und, weil sie kein ordentliches Flussbett haben, sich gewaltsam und verwüstend Bahn machen, so verschwand schon für die Alten die Grundbedeutung der temporären Dauer, und an deren Stelle trat die Vorstellung der Heftigkeit und Schnelligkeit. Isidor. Or. p. 1155, 50. Torrens est aqua veniens cum impetu. Iustin. XLIV, 1. Cursus amnium non torrentes rapidique. Plin. H. N. III, 16 s. 10. Padus augetur Padus augetur ... liquatis nivibus, agris quamvis torrentior, nihil tamen ex rapto sibi vindicans; d. h. torrenti similior. Noch weiter geht der nämliche Schriftsteller, indem er II, 103 s. 116. Fluvius Novanus omnibus solstitiis torrens, bruma siccatur, Begriffe einander entgegenstellt, welche eigentlich völlig synonym sind. Denn torrere heisst bekanntlich nichts als austrocknen, und hatte, wie der entsprechende deutsche Ausdruck, auch intransitive Bedeutung. Golum. I, 4 extr. Collis medius . . . torret aestate vaporibus, wo andere torretur lesen. Und wenn auch torrescere mehr von dem Ausdörren der mit Feuchtigkeit durchdrungenen Körper gebraucht wurde (während für die Verflüchtigung des blosen Wassers u.ä. arescere üblicher war), so sagt doch noch Liv. IV, 30. Defectus aquarum circa torrid os fontes rivosque stragem dedit.

3. Die alte Ableitung des Varro L. L. V. p. 44. Sp. Amnis id flumen, quod circuit aliquod; nam ab ambitu amnis, womit Festus im ganzen übereinstimmt: Amnis proprie dicitur a circumnando, quoniam am ex Graeca praepositione sumptum, quae est àμpí, significat circum, et nare, fluere, hat viel Empfehlendes. Denn die Krümmungen waren

für die Griechen und Römer ein so wesentliches Attribut des Flusses, dass sie das Horn zu seinem Symbole stempelten, woher bekanntlich der Ayelos ẞoúπowдos, Aufidus tauriformis und Numicius corniger heisst. Auch darf man nicht glauben, dass ambire immer ein Rings umfliessen bezeichne, wie bei Ovid. Fast. V, 82.

Duxerat Oceanus quondam Titanida Thetyn,

Qui terram liquidis, qua patet, ambit aquis. Denn der Hebrus, von dem Hor. Ep. I, 16, 13 sagt: Fons etiam rivo dare nomen idoneus, ut nec

Frigidior Thracam nec purior ambiat Hebrus.

geht nur hiehin und dorthin, wie der Candidat bein ambitus.

4.

Gleichwohl hat diese Etymologie keinen solchen Grad von Evidenz, dass nicht ein neuer Versuch neben ihr Platz finden dürfte. Ich glaube, dass agere, agmen der Stamm von amnis, so wie vielleicht selbst von aqua ist. *) Ennius ap. Macrob. Sat. VI, 4.

Quod per amoenam urbem leni fluit agmine flumen. Virg. Aen. II, 782. Leni fluit agmine Tibris. Georg. I, 322. Coelo venit agmen aquarum, in gleichem Sinne wie Aen. VII, 464.

Furit intus aquai

Fumidus atque alte spumis exuberat amnis.

wie Heyne statt aquae vis aufgenommen hat. Auson. Ord. Nob. Urb. XIV, 23.

*) Meine Th. I. S. 9 ausgesprochene Vermuthung, dass amnis von manare stamme, nehme ich zurück. Isidor. pag. 1156, 60., Goth. Amnis fluvius est nemore ac frondibus redimitus, atque ex ipsa amoenitate amnis vocatur.

Quantus in amne tumor! quanto ruit agmine praeceps
Margine contenti bis sena per ostia cursus.
Val. Flacc. IV, 721.

Flumineo sic agmine frangit amari
Vim salis.

Das g

men,

1

des Stammes ago ist ausgefallen, wie in cxaund die durch diesen Ausfall entstehende Form amen ist in Antamna, Interamna (syncopirt für amina, wie lamna für lamina) deutlich zu erkennen; denn von amnum, woraus man jene Namen gewöhnlich erklärt, findet sich weiter keine Spur. Auch das nicht recht bekannte Vaterland des vini Aminei kann davon seinen Namen haben. Neben diesem amen bestand amna (in der Anna Perenna erkennbar) wie columna neben columen, wovon wiederum amnis (im alten Latein und noch bei Plaut. Merc. V, 2, 18 ein Femininum) eine Nebenform ist, wie imbecillis, inermis, von imbecilla, inerma.

5. Ist diess gegründet, so bezeichnet flumen mehr die Bewegung, amnis mehr die Gewalt des Wassers, und entspricht flumen unserem Fluss und amnis unserem Strom, von welchen letzterer nach Eberhard,,ein grosses schnellfliessendes Wasser" bedeutet. Indess scheint nur die imposante Breite und Tiefe, nicht die reissende Schnelligkeit des Wassers ein wesentliches Merkmal des amnis und des Stromes zu seyn; Ströme können auch wie der Rheinstrom in majestätischer Ruhe sich bewegen. Cic. Orat. 12, 39. Alter (Herodotus) sine ullis salebris quasi sedatus amnis fluit; alter (Thucydides) incitatior fertur. Dass aber die Lateiner mit amnis wirklich die Idee eines grossen Flusses verbanden, wie Ernesti n. 1108 angiebt, namentlich eines Hauptflusses, der schiffbar ist und sich ins

Meer unmittelbar ergiesst, ist auch aus folgenden Stellen deutlich: Sen. N. Q. III, 19. Habet ergo non tantum venas aquarum terra, ex quibus corrivatis flumina effici possunt; sed et amnes magnitudinis vastae. Dann: Hanc magnis amnibus aeternam esse materiam, cujus non tangantur extrema, sicut fluminum et fontium. Vgl. Ep. 89. Plin. Pan. 82. Nec deformitate ista saltem flumina carebant atque amnes. Cic. Divin. I, 35, 78. Ut... flumina in contrarias partes fluxerint, atque in amnes mare influxerit. Ueberhaupt hat amnis eigentlich das Meer, fluvius und flumen den Landsee und den Teich zu seinem Gegensatze. Sen. N. Q. IV, 2. Cum pontus et amnes cuncti invicem commeent. *)

6. Amnis hat mit flumen die abstracte Bedeutung des Fliessens gemein; adverso amne, adverso flumine; wogegen fluvius auf den materiellen Begriff des Flusses eingeschränkt ist und nicht einmal in tropischem Sinne wie flumen orationis gebraucht wird.

7. Torrens ist bekanntlich zɛíμağçoç. Wenn man bedenkt, dass die von géo abstammenden Wörter mehr blos das stagnirende Wasser ἕλος, λίμνη zum Gegensatz haben, Totaμóç aber (insofern er von der Trinkbarkeit des süssen Wassers benamt ist) das Meer, als, so wird man geneigt sein, noraμós als das grössere Wasser mit amnis, dagegen jeuμa mit flumen, und doos mit fluvius zusammenzustellen. Papov ist eigentlich das Flussbett; vgl. zu Soph. Oed.

Col. 683.

*) Herzog zu Caes. B. G. I, 1 unterscheidet amnis nur als den Ausdruck der Dichter und Spätern, z. B. Mela“ von flumen.

"

« IndietroContinua »