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Vorrede

Man hat mit Recht den Grundsatz auf gestellt, dafs das Lesen der Quellen zu einer lebendigern und wahrhaftern Ansicht der Geschichte führe, als das Lesen der aus denselben abgeleiteten Werke. Nirgends hat aber die Befolgung jenes Grundsatzes mehr Schwierigkei ten, als bei der Geschichte des Mittelalters, denn:

Erstens, finden sich nur wenige Werke, welche grofse Zeitabschnitte in fortlaufender Erzählung darstellen, und die unzähligen einzelnen, in den geringern Quellen zerstreuten Angaben, erhalten erst Sinn und Wichtigkeit, wenn auf die fleifsige Sammlung, eine geistreiche Anordnung und Zusammenstellung folgt.

Zweitens, können die Geschicht

schreiber des Mittelalters in Hinsicht der Darstellung, der historichen Kunst, und der Tiefe des Genius, den grofsen Griechischen und Römischen Historikern nicht gleich gesetzt werden.

Drittens, sind die Quellen der alten Geschichte durchaus zugänglich und in allen Händen; die des Mittelalters aber in vielen, theils seltnen, theils unbehülflichen Sammlungen zerstreut, welche durchzusuchen jeder Scheu trägt, den nicht der nächste Beruf oder vorzügliche Neigung dazu antreibt.

Aber ungeachtet dieser Schwierigkeiten eines gründlichen Studiums, liefse es sich doch nicht rechtfertigen, wenn jemand in dem Maafse lauter und absprechender, in Lob und Tadel, über Kreuzzüge, Lehnswesen, Hierarchie u. s. w. zu urtheilen wagte, als ihm die mannichfaltige Kenntnifs und Anschauung der Thatsachen aus den ursprünglichen Quellen abginge. Noch weniger dürfte man sich mit denen einigen, welche a priori den Grundsatz aufstellen: das mühsame Eindringen in die Thatsachen, das genaue Ergründen der Charaktere, die gewissenhafte Treue in Darlegung dessen, was wahrhaft geschah, sei Geist ertödtende Knechts

Knechtsarbeit, sei Kennzeichen eines mechanischen Gemüths; die Götter gäben ihren begünstigten Kindern den Geist der Zeiten, - zwar nicht im Schlaf

aber in einer ideenhaften Offenbarung, wovon jene Tagelöhner keine Ahndung hätten. Eine Zauberformel genüge als Exponent unendlicher Reihen, und aus lichter Höhe übersehe ein Staatsmann, ein Philosoph dieser Art, ganze Welten. Gnade genug, wenn er den Historiker wie den faulen Rechenknecht für niedere Seelen, wie den Brillenmacher für Kurzsichtige, tolerirt!

Hat dieser, aus allen vorhandenen Nachrichten ein Bild entworfen, was einen Helden nach seinen Tugenden und Fehlern in bestimmter Gestalt darstellt; so kömmt ein solcher von Gott mehr begünstigter Mann, und schneidet seiner Offenbarung gemäfs hier ein Stück hindort setzt er és an: bis sich die bekanntesten Männer in der Weltgeschichte, wenn auch nicht in die ernst unterrichteten, doch in die gern paradox unterhaltenen Gesellschaften, als ganz neue Bekannte einführen lassen.

weg,

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Bei geringern Anlagen zu mündlicher und schriftlicher Darstellung, schwindet Andern die Weltgeschichte unter den

Hän

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