Immagini della pagina
PDF
ePub

würde: ich bin kein Hund, dass ich bellen könnte, und darum belle ich nicht.

§. 30.

Mit Nominibus collectivis, wie pars, multitudo, iuventus, vis, turba u. a. kann zwar, wie die Grammatik lehrt, das Verbum im Pluralis verbunden werden, was im Deutschen nicht der Fall ist, allein die Theorie des Stils hat zu erinnern, dass nach Ciceronianischem Sprachgebrauch in der Regel der Pluralis nur steht in Nebensätzen wie de nat. deor. 2, 6. ut hoc idem generi humano evenerit, quod in terra collocati sint. pro Arch. 12. qui est ex eo numero, qui semper apud omnes sancti sunt habiti. Vgl. Zumpt §§. 366. 367. Krebs S. 18. Hand S. 182. Jedoch s. auch Klotz in den Jahrbb. f. Phil. Bd. 32. H. 3. S. 262. J. 1841. Worin ausserdem die lateinische Sprache von der deutschen in der Construction des Numerus, Genus und der Person abweicht, ist ebenso sorgfältig beim Lateinischschreiben zu beachten, gehört aber im Einzelnen nicht in die Theorie des Stils, sondern hat die Grammatik zu lehren. Vgl. besonders Zumpt §. 368. §. 378. Ramshorn Gr. §. 92 ff. II. S. 474 ff. Reisig Vorlesungen S. 310 ff.' S. 322 ff. S. 330 ff.

-

§. 31.

Den Genitiv eines Substantivum oder ein Possessivpronomen bei Substantiven, wie legatus, praefectus, quaestor, heres und ähnlichen gebrauchen die Lateiner nicht in Verbindung mit esse oder einem andern Verbo, sondern nur den Dativ des Substantiv oder Pronomen personale z. B. nicht legatus est Ciceronis oder meus legatus est, wie wir im Deutschen sagen: er ist Legat des Cicero, er ist mein Legat, sondern legatus est Ciceroni, mihi. So bei Cic. Att. 2, 19, 12. Caesar me sibi vult esse legatum. fam. 13, 26. Mescinius mihi quaestor fuit und heres est Mindio, fratri suo. pro Mur. 14,

[ocr errors]

32. ut legatus fratri proficisceretur. Somn. Scip. 1. Scipio in Africam venit Manlio consuli ad quartam legionem tribunus militum, als Kriegstribun des Consul M. Dagegen ist der Genitiv im Lateinischen, nicht der Dativ zu gebrauchen, wenn der Eigenthümer oder Besitzer angegeben wird z. B. haec domus est patris mei, dies Haus gehört, ist meinem Vater. Auf ähnliche Weise weicht der lateinische Sprachgebrauch von dem deutschen insofern ab, als bei laudi, decori, dedecori u. a. im Lateinischen nicht ein zweiter Dativ eines Possessivpronomen statt des Dativs eines Personalpronomen, oder der Genitiv eines andern Substantivs statt des Dativs desselben gesetzt werden darf, während in den deutschen entsprechenden Formeln zum Lobe, zur Ehre, zur Schande gereichen, dienen u. a. dies geschehen kann. Man sage also nicht hoc est meae, tuae laudi st. hoc mihi, tibi laudi est, obgleich im Deutschen sowohl gesagt werden kann dies gereicht zu meinem, deinem Lobe als dies gereicht mir, dir zum Lobe. Ebenso wenig: hoc est laudi fratris st. h. e. 1. fratri, aber im Dentschen sagt man auch: dies gereicht zum Lobe des Bruders. Daher heisst auch zu wessen Vortheil

Lateinisch cui bono, nicht cuius bono. Vgl. Krebs

Antibarb. S. 19 f.

§. 32.

Ein Substantiv oder Pronomen im Genitiv ist im Lateinischen nicht selten für solche deutsche Adiectiva zu wählen, welche nicht sowohl eine eigentliche Eigenschaft als den Gegenstand bezeichnen, dem etwas angehört, in dem sich etwas befindet, auf den sich irgend eine Thätigkeit bezieht. So heisst körperlicher Schmerz, corporis dolor (corporeus heisst vielmehr das was aus Körper besteht), wissenschaftliche, geistige Beschäftigungen, litterarum, animi studia, allgemeine Freude, Zustimmung, omnium gaudium, con

sensus, geschichtliche Wahrheit, historiae fides (vgl. Cic. Quint. fr. 1, 1. Cyrus ille a Xenophonte non ad historiae fidem scriptus, sed ad effigiem iusti imperii. Liv. praef. quae — poeticis magis décora fabulis quam incorruptis rerum gestarum monumentis traduntur), und chronologische Bestimmungen drückt Cic. acad. 1, 3. aus durch descriptiones temporum, kirchliche, priesterliche Rechte durch sacrorum, sacerdotum iura. Vgl. Grysar Theorie S. 149 ff. Es ist daher sorgfältig zu berücksichtigen, inwiefern in diesem Falle der Gebrauch des Adiectivs im Lateinischen unstatthaft oder zulässig ist.

§. 33.

Das grössere Streben nach concreter, specieller Auffassung und Bezeichnung der Dinge, welches im Lateinischen im Allgemeinen vorherrschend ist und zum Character der lateinischen Sprache gehört, zeigt sich, was den Gebrauch des lateinischen Substantivs betrifft, 1) darin, dass die Zahl der Substantiva in Vergleich zu den Verbalformen geringer ist,

2) dass die im Deutschen zulässige Erhebung der Adiectiva zu Substantiven im Lateinischen sehr beschränkt ist und meistens nur im Plural statt findet, weil dieser mehr concret als abstract gedacht wird,

3) dass das Neutrum eines Adiectivs im Singular oder Plural selten abstracte Bedeutung hat,

4) dass die Römer es liebten, durch Umwandlung des Satzes die Concreta da zu gebrauchen, wo die Abstracta an und für, sich zulässig waren.

Erläuterungen. Zu 1. Den im Lateinischen vorhandenen Mangel an abstracten Ausdrücken erkannten die Römer der spätern Zeit (vgl. Senec. ep. 58, 5.) und suchten demselben namentlich durch Bildung neuer Substantiva abzuhelfen. Dabei verfuhren sie freilich oft auf unangemessene Weise, weshalb wir auch hierbei an dem classischen Sprachgebrauch fest zu halten haben. Auch wurde mit dem Verfall der Sprache der Gebrauch abstracter Substantiva statt

concreter (vgl. §. 34. 1.) immer allgemeiner und etwa seit dem vierten Jahrhundert selbst der Gebrauch herrschend, statt der persönlichen Pronomina oder eines Personennamens ein abstractes Substantiv zn setzen, namentlich in bescheidener, ehrfurchtsvoller Rede und in Titeln. So sagte zuerst Vellei. P. 2, 111. habuit in hoc quoque bello mediocritas nostra speciosi ministri locum und dann Valer. Max. praef. mea parvitas. Vgl. auch §. 54. Herzog zu Caes. b. g. 7, 63.

Zu 2. Adiectiva und adiectivische Participia, wie bonus, doctus, eruditus, ingenuus mortuus u. a. kann man nicht wie im Deutschen, substantivisch für ein Guter, ein Gelehrter, ein Gebildeter, ein Todter u. s. w. setzen und noch viel weniger ein Adiectiv oder den Genitiv eines andern Substantivs damit verbinden, sondern man muss entweder ein Substantivum wie homo, vir, femina, mulier hinzufügen oder den concreten Pluralis wählen. So boni, mortui, pudici u. s. w. adversa, incerta, ambigua, extrema, hostilia, mea, tua, sua. Doch sagt docti Cicero nur von Unterrichteten, Gebildeten überhaupt, nicht von einer besonderen Classe. Vgl. de orat. 2, 42, 178. de offic. 1, 1, 1. Acad. 1, 2, 4. Im Lael. 5, 17. stützt sich die Construction auf Graecorum. Nur einzelne Adiectiva, wie amicus, familiaris, sapiens, cognatus, affinis, propinquus, vicinus, mortalis, sponsus, werden substantivisch gebraucht und daher auch mit einem Genitiv verbunden und im Singularis angewendet. Bei sapiens kann indessen kein Adiectiv hinzutreten, wie magnus, verus u. a., wofür sapientissimus, vere sapiens zu sagen ist. So auch nicht sine ullo dubio, sondern bloss sine dubio, nicht magnum dubium, ferner de suo, de alieno z. B. addere, largiri, obgleich sonst suum und alienum nicht gerade als Substantiva üblich sind.

Z. 3. Verum, vera heisst nicht die Wahrheit im Allgemeinen, sondern einzelnes Wahre. Ebenso verhält es sich mit pulchrum, utile, praeterita, praesentia u. a. Fast nur honestum, bonum braucht Cicero für honestas, bonitas. Ausserdem beatum Tusc. 5, 15, 45. ex bonis, quae sola honesta sunt, efficiendum est beatum. fin. 5, 28, 84. virtutem, in qua sit ipsum etiam beatum. Vgl. Tusc. 2, 5, 13. ut in eodem simili verser. 2, 2, 5. ab humili venit ad summum. Spätere Schriftsteller aber, wie Plinius, Tacitus gebrauchen das Neu-trum des Adiectivs im Singularis in Verbindung mit einem Genitiv und auch im abstracten Sinne z. B. obscurum noctis Tac. ann. 2, 14. secretum loci 4, 41. incertum maris et tempestatum 3, 54. in hoc lubrico aetatis Plin. ep. 3, 3. Cicero, Cäsar, Livius setzen so nur den Pluralis z. B. Cic. de orat. 2, 16, 69. cuiusque artis difficillima. ad fam. 1, 9, 15. summa pectoris. Caes. b. c. 3, 105. in occultis ac reconditis templi. Liv. 30, 30, 11. incerta casuum, Vgl. S. 82,

Zu 4. Wir sagen z. B. auf seinen Rath, die Lateiner eo auctore, unter seiner Leitung, eo duce. Vgl. §. 54. 1. a. E. Ebenso gebrauchen die Lateiner Concreta bei Zeitbestimmungen, welche von der Amtsführung der höhern Magistrate datirt wurden z. B. Cicerone consule u. a., unter dem Consulat des Cicero. Vgl. Zumpt §. 674. So auch hei Angabe des verschiedenen Lebensalters, in welchem die Person etwas verrichtet oder ihr etwas widerfahren ist z. B. für in pueritia, adolescentia, iuventute, senectute fecit sagt man puer, adolescens, iuvenis, senex f. Vgl. Zumpt §. 673.

§. 34.

Bei dem Gebrauch der abstracten Substantiva ist besondre Vorsicht nöthig

4) insofern als nicht selten im Deutschen Substantiva sowohl im abstracten als concreten Sinn gebraucht werden, während sie im Lateinischen nur jenen oder diesen haben. So bezeichnet das deutsche Wissenschaft sowohl das Wissen, als eine einzelne Wissenschaft, allein für Wissenschaft in der ersten Bedeutung ist im Lateinischen scientia, cognitio u. a. zu gebrauchen, in der zweiten ars, disciplina, litterae u. a. So unterscheidet der Lateiner felicitas und res secundae, beiden Wörtern aber entspricht im Deutschen Glück, ferner inventio und inventum, Erfindung, institutio und institutum, Einrichtung, cogitatio und cogitatum, postulatio und postulatum, promissio und promissum. Nur einzelne abstracte Substantiva, namentlich collective, kommen bei classischen Schriftstellern auch im concreten Sinne vor, wie vicinitas Cic. off. 2, 18. Sall. Cat. 36, 1. iuventus Sall. Cat. 15, 1. (nicht aber adolescentia. Vgl. Zumpt §. 675. Forbiger Aufgaben XLIV, 61. S. 135.), barbaria oder barbaries Cic. Catil. 3, 10, 25. p. Arch. 8, 19. nobilitas Cic. pro Rosc. A. 6, 16. latrocinium Cic. Cat. 1, 13, 31, legatio oft bei Livius, advocatio f. advocati Liv. 3, 47. coniuratio Cic. Cat. 1, 3, 9. sapientia f. sapiens, s. Klotz zu Cic. Tusc. 2, 7. honestates Cic. pro Sest. 51, 109. omnes honestates civitatis,

« IndietroContinua »