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128 M. Pokrowskij: Zum Thes. Gloss. emendat. von G. Goetz.

Ferner hat der Sangallensis samt dem Vaticanum die Glosse olitores ortulani (hortulani) 264, 31 = 132, 10. Freilich kommt in demselben Sangallensis 243, 27 helitores ortolani (abd: hortulani) vor, und zwar zwischen heremum und herbedum. Aber erstens bietet die Lage der Glosse keinen zwingenden Beweis für ihre richtige Orthographie, zumal da dasselbe Glossar zwischen hoscitans und hoscine 245, 14 horonia (sc. hironia) hat. Außerdem ist fast die ganze Abteilung von Wörtern auf h im Glossar sehr schlecht abgeschrieben und redigiert: z. B. horonia stammt von den Nebenhandschriften des Vaticanum (Codd. c u. d), wo diese nach 87, 38 steht; vgl. 243, 38: heculaneus eunuchus IV 85 cd u. c (der Hauptkodex des Vat. gibt: herculaneus heunuchus); 244, 23: himeus (d: himeneos) nuptias vgl. mit. IV 86, 31 codd. cd: himeos.

Also ist helitores in diesem Glossar durchaus nicht mit Sicherheit bezeugt, hilitor ortica im Vaticanischen evident verderbt.

In beiden Fällen kann ebenso ein Schreibfehler stecken wie in der Glosse des Lib. Gl. V 206, 31 unter ha: halitores olerum cultores. (Vgl. Landgraf, Arch. IX 384.) Die Schreibung elera III 567, 67 ist wegen der äußerst schlechten Überlieferung der betreffenden Hermeneumata absolut wertlos.

Moskau.

Michael Pokrowskij.

Zur lateinischen Orthographie:

ei für I auf lateinischen Inschriften der Kaiserzeit.

I.

Es ist bekannt, daß seit der Mitte des 2. Jahrh. v. Chr. in der lateinischen Schrift ei und durcheinander gehen, nachdem sie auch in der Aussprache zusammengefallen waren*): während noch im SC. de Bacch. streng geschieden wird, ist in den Inschriften seit etwa 150 ein Schwanken bemerkbar. Die gerade damals in Rom aufkommende grammatische Wissenschaft war sich alsbald ihrer Aufgabe bewußt, feste Regeln für die Rechtschreibung aufzustellen, um der eintretenden Unklarheit und Verwirrung nach Kräften zu steuern. Um kein Kapitel der lateinischen Orthographie bemühte sie sich heißer, als um die Frage, wie für die Scheidung von ei und in der Schrift feste theoretische Regeln aufgestellt werden könnten; die Lehre vom Unterschied des ei und ī bildete eine stehende Rubrik in den Schriften der lateinischen Grammatiker. **)

Die Versuche beginnen in der Gracchenzeit mit Lucilius und Accius und endigen damit, daß in der augusteischen Zeit, wie schon längst in der Sprache, auch in der Schrift das i so ziemlich zur Alleinherrschaft gelangte, mit der bekannten Modifikation, daß für i mehr oder weniger regelmäßig und richtig die i-longa eintritt.***

Es ist selbstverständlich, daß die theoretischen Erwägungen der lateinischen Grammatiker über die Scheidung von ei und i

*) Solmsen, Indogerm. Forschungen IV (1894) S. 240 ff.; Lindsay, Die lateinische Sprache S. 281; Sommer, Handbuch der latein. Laut- und Formenlehre S. 85 § 64.

**) Denique omnes qui de orthographia scripserunt, de nulla scriptura tam diu quam diu de hac quaerunt.' Mar. Victorin. gramm. VI p. 17, 25. ***) Diom. gramm. I p. 427, 14: ex his dipthongis 'ei' cum apud veteres frequentaretur, usu posteritatis explosa est.

Archiv für lat. Lexikogr. XV. Heft 1.

ohne Rücksicht auf die ursprüngliche Natur des i-Lautes angestellt wurden: ihr Zweck war rein praktischer Natur, wie die modernen Vorschriften über Rechtschreibung. Das einfachste, weil radikalste, Mittel, um Ordnung in das Chaos zu bringen, war entschieden, für überall ei einzusetzen. Es mag Accius gewesen sein, welcher, wie er die Vokaldoppelung den verwandten italischen Schriftsystemen entlehnte, so nach der griechischen Übung jene Orthographie empfahl.*)

Genauer sind wir über Lucilius unterrichtet, dank der ausführlichen Kritik, welche Varro an den Lehren des Dichters übte. **) Lucilius schränkte die allgemeine Verwendung des ei ein. Sein Prinzip war: im allgemeinen ist ei für ī zu schreiben, aber bei gleichlautenden Worten und Formen ist zu scheiden. Im Nom. plur. der 2. Deklination und im Dat. sing. der 3. Deklination ist ei zu schreiben, in den übrigen auf i ausgehenden Kasus i.***) Die Waffe des römischen Legionärs ist peilum, zum Unterschied von pīlum, die Mörserkeule usw.

Gegen diese Theorie erhob sich scharfe Opposition. Unser inschriftliches Material reicht aus, um zu konstatieren, daß sie noch nicht einmal soweit durchgedrungen ist, wie die des Accius. Varro richtete an diesen seine Schrift De antiquitate litterarum, in anderen tadelte er die Inkonsequenz des Lucilius. und beschränkte den Gebrauch des ei auf die Pluralendung.†) Nigidius Figulus gab auch das auf, indem er ii schrieb, also die Vokaldoppelung auch auf i übertrug.††) Ein unglücklicher Ver

*) Mar. Victorin. gramm. VI p. 8, 13; weniger deutlich p. 17, 17. 66, 26 (nostri veteres) und Vel. Long. VII p. 55, 27: nonnulli ea quae producerentur sic scripserunt (nämlich ei für i secundum consuetudinem Graecorum; vgl. Quint. inst. 1, 7, 15).

**) Varro gramm. p. 174 Wilm. Lucilius ed. Marx v. 358-370 nebst Kommentar p. 133 ff.

***) Darin schloß sich Lucilius an die Tradition des 6. Jahrh. d. St. an: die Beispiele bei Bücheler, Grundriß der lateinischen Deklination S. 36;. Solmsen 1. c.

†) Ter. Scaur. gramm. VII p. 19, 6 der selbst dies als eine inconstantia. des Varro tadelt. Nach demselben p. 32, 21 schied Varro auch facilis sing. und facileis plur., vgl. Char. gramm. I p. 129, 19 (nach Plinius).

††) Gell. 13, 26, 4 (ex commentariorum grammaticorum vicesimo quarto frg. 36 Swob.) ist überliefert: si 'huius amici' vel huius magni' scribas, unum i facito extremum, sin vero 'hi magni' 'hi amici' (hii -ei v. 1.) casu multitudinis recto, tum ante i scribendum erit (Q, erite ∞) atque id ipsum facies in similibus. Hertz richtig: ante i (i) scribendum erit, also hii

such, umsomehr, als man damals i ganz anders verwertete*), und seit einiger Zeit ein neues Zeichen erfunden war zur Bezeichnung von î: die i longa.**) Dies Zeichen hat, wie der apex die Vokalgemination, so die Verwendung des ei endgültig beseitigt.***) Seit Ciceros Zeit schwindet ei mehr und mehr auf den Inschriften und fristet seit der definitiven Fixierung der Orthographie unter Augustus und den julischen Kaisern nur ein kümmerliches Dasein. Im folgenden soll versucht werden, die Benutzung des ei auf den Inschriften der römischen Kaiserzeit zu verfolgen.

In den offiziellen Inschriften läßt sich das Schwinden des ei für Schritt für Schritt wahrnehmen. Die Inschriften der Ciceronisch-cäsarischen Epoche zeigen noch reichlich diese Verwendung des ei.†) Dann nimmt sie allmählich ab. Der Bogen von Ariminum (XI 365 a. Chr. 27) hat celeberrimeis, vieis, mu]niteis, kein sicheres Beispiel für .tt) Die Inschrift des Cornelius Gallus (III 141475) hat deivi, die[is] patrieis neben auditis, interceptis, communi u. a. In den acta ludorum saecularium vom Jahre 17 a. Chr. (VI 32323) lesen wir: eid(us); singuleis, iei, ieis, illeis (einmal illís), libreis, libeis, heis, tibei (zweimal tibi); daneben vobis, mihi, sellis positis etc. Auf dem Bogen von Susa (V 7231, a. Chr. 9) steht ceivitatium ceivitates. Die Cenotaphia Pisana (XI 1420, 1) haben fast durchweg 7, nur an zwei Stellen ei: 1421, 11 devicteis aut in fidem receptís und Z. 34 spoleis, das letztere,

magnii etc. Die Schreibung ante i scribendum erit e (Marx, Lucilius p. 136) würde dem Nigidius dieselbe Theorie wie Varro zuschreiben.

*) Quint. inst. 1, 4, 11 Ciceroni placuisse ‘aiio' Maiiam'que geminata i scribere, ähnliches öfters in Inschriften. Für die Theorie des Nigidius finde ich keinen Beleg; oder sind Schreibungen wie fatiís (not. d. scavi 1890 p. 388, Rom, a. 1 p. Chr.) aus ähnlichen Erwägungen entstanden?

**) Älteste Beispiele bekanntlich aus sullan. Zeit. Es dürfte nützlich sein, darauf hinzuweisen, daß auch die Inschrift des praeco A. Granius (Carm. epigr. 53. C. I. L. VI 32311) nach Ausweis eines durch Prof. Haverfield vermittelten Abklatsches die i longa zeigt (Zeile 4 OLI).

***) Vel. long. gramm. VII p. 55 alii i longam aut (ut Usener) notam dedisse ... e et i non debere scribi sed tantum per i. Maur. 430 sqq. Quint. inst. 1, 7, 16.

contenti fuerunt huic productioni satis ergo collectum, quaedam per Diom. oben S. 129 n. Ter.

***

†) Es genügt z. B. auf die lex Iulia municipalis zu verweisen.

††) Die 2. Zeile (divi) fehlt, doch ist nach Analogie anderer Inschriften

allerdings divi anzusetzen.

da für spoliis, spolīs stehend, noch besonders motiviert.*) Von den Elogia des Augustusforums zeigt nur dasjenige des Marius (C. I. L. 12 p. 195) zweimal ei: ieis und quei, während die Arretiner Wiederholung wie alle übrigen Elogien nur i zeigen. Es ist für die Auffassung der Augusteischen Zeit charakteristisch, daß die Inschrift des Fertor. Resius (12 p. 202) in ihrer affektierten Altertümelei stets ei setzt: Aqueicolus, preimus, discipleinam, ebenso wie die gleichartige und gleichzeitige Inschrift Remureine (C. I. L. VI 566).**) In den kapitolinischen fasti der Konsuln und Triumphe findet sich ei nur in ganz bestimmten Formen: bei den Konsuln d. J. 575 hei; auf der Triumphtafel fast durchweg in den Völkernamen: Aequeis, Etrusceis etc., während is nur zweimal (Etruscis a. 183. 460) steht. Die Barbarinische Tafel ist weniger sorgfältig: wir finden Eillurico a. 712, ieeidus a. 733. Auf den erhaltenen Kalendern finde ich nur Veinalia fast. Caer. zum 23. April. Auf dem Monumentum Ancyranum endlich steht den vielen Beispielen mit i nur dreimal ei gegenüber: emeriteis, quadrigeis, Dalmateis; ähnlich wie auf der laudatio Murdiae meriteis, causeis, praecepteis, cetereis, probeis (neben feminís), während die laudatio der sog. Turia ei gar nicht hat. Nach Augustus finde ich kaum eine offizielle Inschrift, die das ei zeigte. ***) Selbst in der Zeit des Claudius erstreckt sich der Archaismus nur auf die Wiederbelebung des ai.

Wir sehen also, daß im strengen Gebrauch, mit wenigen Ausnahmen, ei als archaischer Schmuck vorwiegend in den Flexionsendungen, und auch hier meist im Plural, angewendet wurde. und mit dem Ausgang der augusteischen Zeit aus dem Gebrauch verschwindet.

II.

Nicht anders ist das Bild, welches uns die Privatinschriften zeigen. Als typisch mögen die Wandinschriften von Pompei

So auch VI 1301 (a. Chr. 18) manubeis u. ä.

**) Die Inschrift der columna rostrata hat zweimal primos, in den Endungen immer ei, außer Cartaciniensis; eis ist nach Quint. inst. 1, 7, 15 zu beurteilen.

***) In der lex metalli Vipascensis Z. 47 steht scaureis, in den acta ludorum saecularium v. J. 204 utei, sibei. Die lex arae Narbonensis (XII 4333) hat immer i, ist jedoch erst im 2. Jahrhundert eingehauen. Die Arvalakten haben soweit ich sehe nur das übliche eidus, und auch dies nur in der älteren Zeit.

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