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später Gellius und Apuleius das Wort redeten. Das Altertümliche, Vorklassische erschien darum als schön, weil es von dem Modernen abwich, und noch ganz besonders, wenn es selten war. Das neue Schlagwort war das 'elegans', das Gewählte und Erlesene, mit veränderter Bedeutung, da man unter Cäsars elegantia (vgl. Archiv VIII 142) die sprachliche Korrektheit verstanden hatte. Eine Definition des Archaischen gab man nicht, sondern lobte und tadelte nach Willkür. Man vgl. Gellius 17, 2, 17: sermonari rusticius videtur (weil es die Klassiker nicht gern gebrauchen), sed rectius est (als Ableitung von sermo, sermonis), sermocinari rectius (? crebrius? lectius?), sed corruptius est (als entstellte Ableitung, bzw. Komposition). Aber demselben Gellius gefielen fruniscor und fatiscor besser als fruor und fateor; denn er nennt das erstere iucundius amoeniusque, obschon es mit dem sonst gepriesenen 'purum, simplex, incorruptum' in Widerspruch steht. Und wenn Gellius 17, 2, 14 adprime und cumprimis (inprimis) als richtige Bildungen anerkennt, so mußte er cumprime als jüngere Analogiebildung (traductum) verwerfen. Weil man aber die Inkonsequenz des archaischen Lateins theoretisch nicht rechtfertigen konnte, so half man sich mit dem Epitheton lepidum (Fronto), iucundum, suave u. ä., eine Diskussion, welche man nur mit dem Sprichworte 'de gustibus non est disputandum' schließen kann. Die Archaisten waren blind, und Fronto selbst war sich dessen halb bewußt: nisi si me scriptoris istius (Quadrigarii) omnisque antiquae oratio.nis amor atque veneratio caeco esse iudicio facit. Hören wir nun, was Gellius mit Wohlgefallen notiert hat.

sole occaso] non insuavi vetustate. Vgl. unten S. 20.

pugnatum in Gallos] mundius subtiliusque est quam 'cum Gallis' aut 'contra Gallos'; nam pinguiora haec obsoletioraque (?) sunt. Vgl. S. 14.

nihil sibi divitias opus esse] nos 'divitiis' dicimus. Beides üblich nach Dräger § 249.

ne id quoque] pro 'ne id quidem' infrequens nunc in loquendo, sed in libris veterum creberrimum.

arboreta magna] ignobilius verbum, arbusta celebratius. sanctitudo fani] maioris dignitatis, wie duritudo statt duritia bei Cato.

Hier reizt die Bemerkung über in Gallos pugnare zum Widerspruche; denn es hat weder Quadrigarius richtig geschrieben, noch Gellius richtig kritisiert. Daß die Prosaiker je gesagt hätten

in Romanos pugnare', müßte erst bewiesen werden; denn der übertragene Gebrauch eines Dichters, wie Ovid. am. 3, 1, 38 in me pugnasti versibus usa meis, kann dies nicht bestätigen. Wohl aber kannte das alte Latein eine offizielle Phrase von dem Verbote des Zweikampfes mit einem Feinde, welche Gellius 9, 11, 6 "in libris annalibus', wo von der Heldentat des Valerius Corvinus die Rede war, gebrauchte: impetrato, ut in Gallum tam adrogantem pugnare sese permitterent. Daß dieses Zitat aber aus Quadrigarius geschöpft sei, beweist eben die Wiederholung der Phrase bei demselben Annalisten. In der ähnlichen Erzählung von Manlius Torquatus hat sie auch der archaisierende Sallust beibehalten, Catil. 52, 30 Manlius Torquatus filium suum, quod is contra imperium in hostem pugnaverat, necari iussit Catil. 9, 5 vindicatum in eos, qui contra imperium in hostem pugnaverant, wozu Dietsch bemerkt „seltener Ausdruck" *) Zum Überflusse kommt uns noch Livius zu Hilfe in seiner Erzählung von dem jungen Manlius. 8, 6, 16 edicunt consules, ne quis extra ordinem in hostem pugnaret. 8, 7, 15 adversus edictum nostrum extra ordinem in hostem pugnasti. In der Epitome Livii (Florus 1, 14, 2. De vir. illustr. 28) stand nur: quia contra imperium pugnaverat, vermutlich weil der Verf. an der Konstruktion in hostem' Anstoß nahm, während der gleichzeitige Valerius Maximus 6, 9, 1 dem modernen Geschmacke Rechnung tragend änderte: quod adversus imperium suum cum hoste manus conseruerat. Eutr. 2,5 commissa adversum Gallum pugna. Sehen wir hier das Absterben der alten Formel vor Augen, so hätte sie Gellius als archaisch, aber nicht als besser bezeichnen müssen; andererseits hatte Quadrigarius, wenn er die engen Grenzen der Formel kannte, dieselbe nicht auf eine Feldschlacht (in Gallos) ausdehnen sollen; er wer also auch 'blind'.

Den Beobachtungen des Gellius sei hinzugefügt, daß die aus den alten Inschriften bekannte Form gnatus sich in der Literatur, oder wenigstens in der handschriftlichen Überlieferung nicht über Quadrigarius erhalten zu haben scheint. Vgl. Georges, Wortformen 444. Zur Stütze dienten ihr die Composita agnatus und prognatus (Cassiodor, orthogr. VII 208, 9), und die alliterierende Verbindung mit genere, Quadrig. frg. 10 summo genere gnato;

*) Es mag beiläufig bemerkt sein, daß man diese Salluststellen nicht mit Constans zu dem kollektiven Singular ziehen darf, da von dem Zweikampf mit einem einzelnen Gegner die Rede ist.

frg. 15 adprime summo genere gnatus. Cato pg. 41, 6, Jord. bono genere gnatis. Wenn also auch bei Ennius annal. 45 V. vorkommt, 'o gnata', so werden wir doch weniger an den Einfluß der epischen Sprache als an die in der Prosa erhaltenen Phrasen von der vornehmen Geburt zu denken haben.

Speziell mit Cato stimmt nur weniges, allenfalls die Vorliebe für atque, welches sich bei Q. 20 mal findet gegenüber einer Stelle von ac, oder die erstarrte Kasusform partim an Stelle eines Nominatives oder Ablatives, frg. 89 neglegentia partim magistratûm an avaritia; frg. 87 cum partim copiis hominum adulescentium, wo übrigens die Einschiebung von copiis über das Vorbild von Cato (cum partim illorum aus einer Rede) hinausgeht. Vgl. Gell. 10, 13. Neue-Wagener I3 314 f. Quadr. frg. 90 pluria, compluria nach Gellius 5, 21, 6.

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5. Syntax. Fast ganz hat uns Gellius mit Beobachtungen über den Satzbau im Stiche gelassen, so daß ein kleiner Nachtrag nicht überflüssig sein dürfte.

Das Subjekt des Hauptsatzes wird nach Einschiebung längerer Satzteile durch is wieder aufgenommen. Frg. 7 M. Manlius, quem .. ostendi cuiusque operam... sensit, is . . . nemini concedebat. Vgl. Cato agr. 157, 3 cancer ater, is olet. Sall. Cat. 37, 4 sed urbana plebes, ea vero praeceps erat de multis causis.

Temporalsätze. Quadr. frg. 80 bei Sen. benef. 3, 23 ut satiatus miles cito ad Romanos mores rediit ut primum ist ein seltener Ausdruk. Vgl. Arch. XIV 252. continuo ut bei Plautus u. ä.

Unsicher ist frg. 10 Ende: neque recessit (Manlius) usquam, donec subvortit (Gallum); es muß vielleicht heißen usque donec. Vgl. Plaut. mil. 269 usque donec persecutus volpem ero vestigiis. Thielmann, Arch. VI 62.

Ablativus absolutus. Diese Konstruktion hat Q. nach verschiedenen Seiten ausgeweitet. Die oben aus Gellius 9, 11, 6 angeführte Quadrigariusstelle: impetrato ut ... pugnare sese permitterent ist zwar bei Dräger hist. Synt. II2 801 aufgeführt, aber chronologisch unter Gellius eingereiht, während sie jetzt an die erste Stelle - rücken muß und als Vorbild für Livius 9, 16, 5 (impetrato ut sinerent); 9, 30, 10 (imp. ut manerent) gelten darf.

An die Seite stellt sich die noch wichtigere Stelle frg. 60 aliquantisper pugnato nihil promovet Poenus: denn sie zeigt neben der Partizipialform noch eine Zeitbestimmung, wie sie uns

ähnlich bei Tacitus hist. 4, 16 nec diu certato ... transtulit, und annal. 11, 10 multum (= diu) certato... pervicit begegnet.

Über sole occaso (dúvros íov) vgl. unten S. 20. Von intransitiven Verben Ablativi absoluti der Vergangenheit zu bilden, war ein Notbehelf, welcher vielleicht in dem analogen Gebrauch der Deponentia eine Entschuldigung fand; wenigstens kann. man custodibus discessis bei Coelius Antipater durch hostibus congressis erklären unter Annahme einer Form discedor. Allein wi reichen damit nicht mehr aus für Quadr. frg. 86 pugna acriter commissa, multis utrimque interitis.*)

Auch die Formen wie civibus salvis, dis inimicis (Dräger, hist. Synt. § 585) hat Q. weiter entwickelt frg. 12 ceteris inter metum pudoremque ambiguis, woraus seine stilistische Selbständigkeit deutlich hervorgeht.

Statt der Wendungen haud multum afuit quin u. ä. sagt Q. frg. 58 paene factum est, quin castra relinquerent; frg. 70 vix superat, quin triumphus decernatur. Vgl. Gellius 17, 13, 5. 6.

6. Wollen wir zum Schlusse Spuren poetischen Kolorites. bei Quadrigarius nachy n suchen, so werden wir voraussichtlich für einen so neuen Gedanken nur geringen Glauben inden, und in Catos Origines würden wir nicht einmal wagen, solcher nachzuspüren. Man begreift solche in der ersten Dekade des Livius oder bei Tacitus, nicht aber bei Caesar oder Sallust. Und doch bezeugt einen solchen Einfluß auf die Geschichtschreibung der Gracchenzeit Fronto p. 62 Nab.: Ennius eumque studiose aemulatus L. Coelius (Antipater), Worte, welche ihren vollen Sinn erhalten, sobald man die vorausgehenden vergleicht: M. Porcius eiusque frequens sectator C. Sallustius; und daß man einen ähnlichen Einfluß der poetischen Sprache auf die jüngere Annalistik des Quadrigarius anzunehmen habe, hat schon P. Maaß im Arch. XII 546 bemerkt. Das war auch die Anschauung von Gellius, dessen erste Bemerkung über Quadr. (frg. 22 Gell. 17, 2, 3) lautet: arma abiciunt atque inermi in latebrant sese] verbum poeticum visum est, sed non absurdum neque asperum. Die Verbalform, bzw. das Imperfekt paßt auch gut in den Hexa

meter.

Frg. 76 cum mortalibus multis erschien sogar einem

*) Fälschlich wird auch Cato agr. 156, 6 eo interito zitiert, da dieses von intero abgeleitet ist.

Frontonianer 'in historia nimis poetice' geschrieben, da es sich ja nicht um den Nomin. plur., sondern um den Halbvers cum mortalibu' multis (vgl. Lucr. 6, 28 in rebus mortalibu' passim) handelt.

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Gellius 17, 2. 22. 23 (= frg. 27. 28) fährt fort: 'miserrimas vitas (Q vias) exegerunt' et hic nimiis in otiis consumptus est] elegantia utrobique ex multitudine numeri quaesita est', womit er offenbar den sogenannten poetischen Plural meint; und mit Recht. Gewiß war otia in der Prosa neu; denn von den etlichen 30 Stellen, welche Neue-Wagener I3 632 aus dem ciceronianischen und augusteischen Zeitalter dafür beibringt, fällt nur die eine auf Quadrigarius, der ganze Rest auf Dichter. Um den Sinn klarzustellen, so ergibt sich aus dem Gegensatze der Hungerleider, daß von einem Genußmenschen die Rede war, welcher in unmäßigen Luxus zugrunde ging, so daß es gewag erscheint, das aus der Überlieferung mimis gewonnene nimiis gegen die Konjektur annus zu vertauschen.

Da ferner frg. 41 pretio aut praemio aut dolis pugnare sich auf die Vergiftung des Pyrrhus bez seerwartet man eigentlich den Singular, wie bei Afr. 73 per virtutem, non per dolum dimicare und Caes. Gall. 1, 13 ut magis virtute quam dolo contenderent, ganz abgesehen von der Konzinnität mit pretio, vgl. Sall. Cat. 11 dolis atque fallaciis contendit. Vgl. Lebreton, Gramm. de Cic. p. 423.

Mit großer Wahrscheinlichkeit läßt sich ein weiteres nicht minder signifikantes Beispiel eines poetischen Plurals bei Quadrigarius aufdecken. Gellius hat den Vergiftungsversuch des Pyrrhus bei Quadr. und Valerius Antias gelesen und gibt zu seiner Erzählung den Nachtrag, daß der Verräter hier Timochares, dort Nicias heiße. In der Erzählung heißt es: promisit regem venenis necare. Daß hier von verschiedenen Giftdosen die Rede sei, wird damit widerlegt, daß alle anderen Berichterstatter von 'venenum' sprechen. Cic. off. 3, 86 und Valer. Max. 6, 5, 1 veneno necaturum; Periocha 13 und danach Sen. epist. Luc. 120, 6 venenum se regi daturum; Frontin 4, 4, 2 daturum se Pyrrho venenum; Tac. annal. 2, 88 venenum vetare. Wer hat nun den Plural gebraucht? Wie wir durch Maaß Arch. XII 522 Note wissen, Vergil und Ovid, vielleicht auch Ennius, dem venena daturum allein paßte; unter den Annalisten aber am ehesten Quadrigarius, womit indessen nicht ausgeschlossen ist,

nur

Archiv für lat. Lexikogr. XV. Heft 1.

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