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Theb. 4, 464 ist im Puteaneus die Form sanguen überliefert, die von Otto Müller mit Recht in den Text gesetzt ist. Aus den Zusammenstellungen von Eskuche*) ergibt sich, daß ein elidierdie Vulgata hat sanguinem interpoliert

tes -em

an dieser

Versstelle nicht nur für Statius, sondern überhaupt für seine Zeit vereinzelt wäre. Aus metrischen Rücksichten wählt also Statius die archaische Form. Denn das Neutrum sanguen ist ennianisch: ann. 113 o sanguen dis oriundum. scaen. 26 V2 quin refugiat timido sanguen. 202 pergunt lavere sanguen sanguine. Auch Accius (82 Ribb.) kennt es: sanguine sanguen miscere suo, ebenso Lucrez: 1, 837. 860, von den Prosaikern Cato orig. 4 p. 19, 11 Jord. p. 65, 5. Wie Trimalchio dazu kommt, die Form zu verwenden (Petr. 59 sanguen illi fervet), kann fraglich sein; daß sie vulgär ist, folgt daraus nicht. Will er etwa hier gebildet

erscheinen?

Für duellum Theb. 2, 382 brauche ich auf die Stellen der archaischen Literatur nur hinzudeuten. Plautus verwendet die Form, wenn er 6ɛuvos spricht: Asin. 559 domi duellique (hier auch der Alliteration zuliebe) Amph. 189 Capt. 68 al. Auch bei Cicero, Livius und Horaz erscheint die Form in gehobener Sprache.

Den Regeln der Schulgrammatik der Kaiserzeit widersprach quicum (Theb. 8, 279), das bei den alten Schriftstellern oft belegt ist. Auch die Prosodie huic weist in dieselbe Sphäre. Sie ist Theb. 8, 459 allerdings nur durch P überliefert:

Pallas huic praesens, illum Tirynthius implet,

wo die Vulgata mit der Lesart hunc Pallas eqs. eine wesentliche Verschlechterung bietet. Denn praesens ist dann überflüssig, und Pallas wird zu Unrecht vom ersten Platze verdrängt, den es als Hauptbegriff einnimmt: göttlicher Hilfe danken beide ihren Erfolg. Aber selbst wenn an dieser Stelle ein Zweifel möglich wäre, so ist dies für Silv. 1, 1, 107 und 1, 2, 135 ausgeschlossen: da wird huic nicht nur im Matritensis überliefert, sondern durch ausdrückliches Zeugnis Priscians**) bestätigt. Die Prosodie findet sich bei Scaenikern oft, z. B. Ter. Eun. 968 dicam huic an non? dicam hercle, etsi mihi magnum malum scio paratum, wo die Verdoppelung des zweiten dicam, die gewöhnlich nach Bentleys Vorschlag vorgenommen wird, dem terenzischen Sprachgebrauche **) GL III p. 10.

*) Rhein. Mus. 45 (1890) p. 404.

widerspricht.*) Der Hiatus in der Diaerese ist bei Terenz ja selten, aber nicht ohne Beispiel.

Ob die Form duo als acc. dual. Theb. 6, 372 im Puteaneus richtig überliefert ist, kann zweifelhaft erscheinen, allerdings nicht aus den Gründen, die Housman zu Manil. 1, 792 anführt: duo wäre jedenfalls kein Archaismus. dann wäre die iambische Messung nicht möglich, sondern es ist in der Kaiserzeit nach Analogie des homerischen dúo rückgebildet.**). Trotzdem ist es bei Statius wahrscheinlich, daß duo einer Angleichung an das nebenstehende nomina seinen Ursprung verdankt. Als Maskulinum würde duo die Stelle undeutlich machen, und das ist nicht Statius' Art:

quisnam iste duos, fidissima Phoebi

nomina, commisit deus in discrimina reges.

In der Konjugation sind archaisch die Formen edice Theb. 12, 598: aut Danais edice rogos aut proelia Thebis,

wo edico (so P) nur lehrt, daß die archaische Form mißverstanden werden konnte, und inlacrimas Theb. 3, 546:

quid furtim inlacrimas?

Die spätere Zeit bevorzugt die deponentische Form. Zu erwähnen ist hier auch Theb. 2, 721 sive Aonia devertis Itone, wo Garrod durch seine unglückliche Konjektur de vertice Itones den Archaismus beseitigt. devertere ist bei Plautus üblich. Auch tuor, contuor, intuor sind für Plautus, Terenz und Lucrez bezeugt ***), dazu vergleiche man:

Theb. 3, 152

hosne ego complexus genetrix, haec oscula, nati,
vestra tuor?

Theb. 3, 531

intuor.

septem ordine fulvo

armigeras summit) Iovis exultante caterva

*) Kauer hat dies richtig bemerkt Wien. Stud. 22 p. 175. Aber sein Vorschlag mit Iovialis ei dicam zu lesen, ist nicht glücklich: ei ist gänzlich überflüssig.

**) So richtig Sommer, Lateinische Laut- und Formenlehre 1902 p. 493. ***) Die Stellen s. bei Neue-Wagener III3 p. 278. Bei Plautus stehen diese Formen bekanntlich mit Vorliebe am Satzschluß, was ja nicht zufällig ist.

†) Summi ist von Garrod mit Recht in den Text gesetzt worden. Es steht aber nicht nur in DQ, sondern auch in PB. summa in Kohlmanns Text ist wohl lediglich Druckfehler.

Ach. 1, 131 iamque modo infensos utero mihi contuor enses. intuor findet sich im ersten nachchristlichen Jahrhundert auch bei Seneca in den Tragödien, also in der gehobenen Sprache, sowie bei seinem Nachahmer in der Octavia.*

*)

Nicht weniger hat insignibant seine Analogien in der Sprache der archaischen Dichtung:

Theb. 7, 565

fastigia templi

captae insignibant gentes.

Allerdings steht dieser Lesart der Vulgata und von Pr insignabant von P1 gegenüber, doch ist diese Form unmöglich, da das Wort nicht von signum, sondern von insigne abgeleitet ist. Lindsay**) bemerkt sehr richtig, daß im daktylischen Verse die Imperfekta auf -ibam aus Versnot verwendet werden, aber es sind Archaismen, wie sie der erhabene Stil des Epos gestattete. Zu unserer Statiusstelle sei besonders noch hingewiesen auf Verg. Aen. 7, 790 insignibat.

Erhaltung der Quantität bei der Präposition vor vokalischem Verbalanlaut ist für Statius in fünf Beispielen überliefert, die zwar alle von den beiden letzten Herausgebern durch schlechte Korjekturen beseitigt worden sind, aber doch als vollkommen gesichert gelten müssen:

1) Theb. 2, 551

hos deire iugis, illos e vallibus imis

crescere.

deire PQ1 Schol.: prodire ∞. Daß prodire interpoliert, deire echt ist, lehrt der Gegensatz: die einen kommen von den Höhen herab, die andern tauchen aus dem Tale auf. prodire iugis ist keine klare Ausdrucksweise; denn Bell. Afr. 50, 3 rari ac singuli de rupe prodire et summa petere collis ist anders gedacht, wie der Gegensatz beweist, es heißt: hinter dem Felsen hervorkommen. Da ist eine ähnliche Vorstellung wie Ov. fast. 3, 305 gelido Numa prodit ab antro. Bei Statius ist der Gedanke anders gewendet. 2) Theb. 6, 519 cum vacuus domino praeiret Arion.

So lautet die Überlieferung. Die Konjekturen verderben die Stelle. Unger***), der überhaupt konsequent die ganze Erscheinung beseitigt hat, macht zwei Vorschläge: den ersten prior iret lehnt

*) Die Stellen verzeichnet Neue-Wagener 1. 1. **) Lindsay-Nohl, Die Lateinische Sprache 1897 p. 565. ***) P. Papinii Statii Ecloga ultima 1868 p. 257.

er selbst gleich ab, weil gleich darauf dieselbe Ausdrucksweise sich findet: v. 528 victo prior isset Arione Cycnus. Trotzdem setzt Garrod diese wohlfeile Vermutung sogar in den Text. Nicht besser ist der zweite Vorschlag Ungers: domitore praeiret. Als dominus des Arion kann Polynices bezeichnet werden, niemals als domitor; was das bedeutet, lehrt deutlich z. B. Verg. Aen. 7, 651 Lausus equum domitor debellatorque ferarum.

w,

Die drei übrigen Fälle betreffen die Form deest. Man hat sie besonders verdächtigt, weil Statius deesse - mißt (Theb. 8,368 Silv. 1, 2, 123) und deerat (Silv. 2, 1, 136), deeris (Silv. we 5, 2, 162). Ob in der Behandlung von est und den zweisilbigen Formen von esse ein Unterschied gemacht wird, sei dahingestellt. Jedenfalls findet sich deest als Iambus oder einsilbig nirgends. Betrachten wir nun die einzelnen Stellen:

nullis deest sua fabula mensis.

3) Theb. 8, 236 sua vis> schreibt Garrod, andere Vorschläge, die aber nicht besser sind, führt Wilkins auf. sua ist gar nicht zu entbehren, die Zusätze -que, iam *), en u. a. iam*), en u. a. richten sich selbst, sie stören nur die Prägnanz des Ausdrucks. Auch der wenigstens sprachlich unanstößige Vorschlag von Ellis nullis non est · sua fabula mensis verdient keine Beachtung, das wäre ja die reine Prosa.

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Auch hier haben schon jüngere Handschriften geändert: nec deerat coeptis empfiehlt aus ihnen Heinsius, das Praesens ist aber durchaus nötig. Darum sind Ellis und Garrod auf nec deest inceptis verfallen, was äußerlich ganz elegant ist, aber dem Gebrauche des Statius widerspricht, der nur den Singular inceptum verwendet. Denn Theb. 4, 829 hat Schrader richtig getrennt in coepta.

deest servitio plebes.

5) Theb. 11, 276 Auch hier verschlechtert jede Änderung den Gedanken. Unger**) empfiehlt aus dem Frisingensis desunt servitio plebes. Zunächst kann plebes nicht Plural sein, wie er anzunehmen scheint, da er Beispiele dafür aus Corippus anführt; denn Statius kennt nur den Singular. Auch die Konstruktion xarà ovvεov ist nicht am σύνεσιν Platze. Sie ist nur dann möglich, wenn die einzelnen Glieder des Kollektivsubjekts die Handlung vornehmen: also z. B. Theb.

*) Dieses schon in D. **) 1. 1. p. 252.

1, 561 plebs Argiva litant. 7, 271 ruunt Onchestia plebes. 8, 318 plebes externa Inachiis huc adventamus ab oris. So bleiben nur nichtssagende Zusätze übrig: <iam) deest schlug Weber vor — erträglicher wäre immer noch deest (iam) —, deest (tibi) Owen. Durch einen zweiten Dativ wird aber der Ausdruck unklar und verworren.*

Erweisen sich also an allen fünf Stellen die Änderungen als unnötig oder unmöglich, so muß jedes Bedenken schwinden, wenn wir Lucilius 1160 (Marx) vergleichen:

ergo praetorum est ante et praeire.

Cf. L. Müller, de re metrica2 p. 289.

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Auch lexikalisch bietet Statius manche Annäherung an die archaische Sprache. Dahin gehört actutum Theb. 1, 386, das deswegen nicht weniger archaisch ist, weil es einmal bei Vergil und zweimal bei Ovid**) vorkommt: in der Umgangssprache ist es nach dem 2. Jahrhundert verloren gegangen***), und erst die Archaisten im zweiten nachchristlichen Jahrhundert haben es wieder zu Ehren gebracht. Daß auch Quintilian es einmal gebraucht (inst. 4, 3, 13), sei vor der Hand nur notiert, bei Seneca findet es sich in den Tragödient), die wir schon bei anderer Gelegenheit als stilistische Parallelen anführen konnten. Dadurch wird es als archaisch, nicht als vulgär erwiesen.

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Da exoriri in eigentlicher Bedeutung††) in der klassischen Literatur nur von der Sonne und den Sternen gebraucht wird†††), hat die Vulgata erigitur eingesetzt. Zum Gebrauch des Statius läßt sich vergleichen:

Lucr. 1, 124

unde sibi exortam semper florentis Homeri
commemorat speciem.

Ter. Hec. 213 tu sola exorere, quae perturbes haec tua impudentia.
Nicht minder ist superare im Sinne von superesse vorklassisch:

*) Deest als Spondeus auch bei Salvian. gub. 4, 16 iugiter deest — ___~. **) Die Stellen im Thes. ling. lat. s. v.

***) Schon bei Terenz ist es selten. Liv. 29, 14, 5 ist es vereinzelt und stammt wohl aus der Quelle.

†) Phaedr. 624.

††) Bei Statius auch Theb. 9, 701. †††) Nicht anders ist Cic. leg. agr. 3, 10 repentinus Sulla nobis exoritur gemeint.

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