Immagini della pagina
PDF
ePub

fallend genug. M. E. ist beides auf justinianische Interpolation zurückzuführen.

5. Die mit proinde und perinde eingeleiteten Sätze erweisen sich auch dadurch als spätere Zusätze, daß sie fast sämtlich, soweit Ulpian in Betracht kommt, nichtssagende Final- oder Konsekutivsätze sind, die, wie die Basilikenparaphrase zeigt, ohne Störung des Zusammenhanges weggelassen werden können. Diese Zusätze könnten bei Ulpian, dessen Ediktkommentar ja nicht in seiner ursprünglichen Gestalt vorliegt, von den Verfassern der notae herrühren. Von Marcellus wissen wir jedoch nicht, daß seine Schriften von späteren Juristen glossiert wurden. Es bleibt sohin, mit Rücksicht darauf, daß die hier besprochene Bedeutung von proinde (perinde) bei zwei Autoren vorkommt, nur die Annahme justinianischer Interpolation übrig.

Wien.

Manere

esse.

Stephan Brassloff.

Zu den Beispielen, die C. Weyman (Archiv XV 382) beigebracht hat, um zu beweisen, daß im Spätlatein überhaupt der Bedeutungsunterschied von 'esse' und 'manere' sich verwischt hat, bezw. daß 'manere' mitunter zur Bedeutung von 'esse' abgeschwächt worden ist, indem bei den Dichtern in dieser Hinsicht auch das metrische Bedürfnis (und das Fehlen der Form des Partic. 'ens'. Die Red.) maßgebend war, glaube ich noch die folgende Stelle hinzufügen zu können, die ich aus dem carmen ad Flavium Felicem de resurrectione mortuorum (Corp. Script. Eccl. Lat. Vol. III, P. III. Appendix. S. Thasci Caecili Cypriani opera spuria... ex recens. G. Hartelii), p. 310, v. 45, entnehme: Aeternumque (aeternusque W) manens semperque futurus in aevum. Pietro Rasi.

Pavia.

Incessare.

Daß es einmal Neben formen zu lacessere, facessere und ähnlichen Bildungen nach der 1. Konjugation gegeben hat, scheint Pokrowskij (Archiv XV 377) zu bezweifeln. Er prüft eingehend die glossographische Überlieferung und kommt dabei zu dem Ergebnis, daß in jenen Nebenformen nicht Neubildungen, sondern lediglich Schreibversehen vorliegen. Dabei ist ihm ebenso wie Roensch*) eine Stelle entgangen, die mir die Existenz jener Formen für eine gewisse Zeit wenigstens als sicher zu erweisen scheint. Der Grammatiker Eutyches nämlich, der als Schüler Priscians dem 6. Jahrhundert angehört, bezeugt ausdrücklich **), daß er bei Statius incessare gelesen habe. Er spricht über arcessere lacesscre facessere capessere incessere und führt für das letzte Verbum Beispiele an aus Vergil (Aen. 12, 596) und Statius (Theb. 1, 245. 3, 301. 11, 389). Dann fährt er fort: licet in eodem libro participium quasi frequentativum ut prima coniugatione veniens lectum est: tecta incessantem (11, 361). Die handschriftliche Überlieferung des Statius ist schwankend: incessentem haben PBD: incessantem QNg1frb: incessentem ex -antem M1L": incessantem ex -entem u2.***) Demnach hat der Codex Juliani, auf den P zurückgeht, sicher incessentem gehabt, während für o d. h. die Urhandschrift der übrigen codices die Sache nicht auszumachen ist, jedenfalls müssen wir mit der Möglichkeit rechnen, daß dort incessantem geschrieben war. Dann stimmte Eutyches hier mit o überein, wie Theb. 3, 533 sint P: sunt o Eutyches. Es fragt sich nun, ist die Lesart incessantem echt oder handschriftliche Entstellung einer späteren Zeit, der ähnliche Formen geläufig waren. M. Schamberger, der kürzlich die Neologismen des Statius behandelt hat†), hält incessare, ebenso wie Kohlmann, für die echte Lesart. Ich will mich nicht auf die Autorität von P berufen, da man auch dieser Handschrift nicht blind folgen darf. Jedenfalls liegt für das Frequentativum wenn incessare wirklich ein solches ist keine Veranlassung vor. Entscheidend ist für incessentem das klassizistische Prinzip, dem Statius huldigt, und das sich besonders klar in der Thebais erkennen läßt.

2

Ist also incessare auch nicht für Statius anzuerkennen, so zweifelte doch Eutyches nicht an der Existenz dieser Form.

[merged small][ocr errors][merged small]

GL V 483, 4.

***) μ Monac. 312, v

Lipsiensis I 12.

Monac. 19481, M

Mediceus plut. 38, 6,

†) De P. Papinio Statio verborum novatore. Diss. Hal. 17 (1907) p. 296.

Straßburg i. E.

Alfred Klotz.

Die Statiusscholien.

Von den Scholien zu Statius' Thebais und Achilleis gibt es bis jetzt zwei Ausgaben*): 1. Papinii Surculi Statii opera quae exstant. Placidi Lactantii in Thebaida et Achilleida commentarius ex bibliotheca Fr. Pithoei I. C. collatis MSS . . . nunc primum edidit Fr. Tiliobroga. Parisiis 1600. 2. Lactantii Placidi qui dicitur commentarius in Statii Thebaida et commentarium in Achilleida recensuit Ricardus Jahnke. Lipsiae 1898. Die Ausgaben, obwohl durch fast drei Jahrhunderte getrennt, stehen ihrem Werte nach auf derselben Stufe. Denn beide Herausgeber begnügen sich, einen leicht erreichbaren, aber willkürlich ausgewählten Text abzudrucken, wobei es schließlich wenig verschlägt, daß Lindenbrogius eine, Jahnke drei Handschriften heranzieht. Eine Ausgabe, die diesen Namen verdient, gibt es also nicht. ** Daß es noch andere Scholien gibt, als das bis jetzt veröffentlichte Corpus, sagt ausdrücklich H. W. Garrod bei der Besprechung der Doverschen Statiushandschrift (D).***)

Bei dieser Sachlage dürfte es vermessen erscheinen, über Herkunft und Entstehung des Scholiencorpus zu handeln. Das wäre auch unangebracht, wenn es bei unserer Arbeit darauf ankäme, alles erreichbare Material heranzuziehen. So sehr das

*) Dazu kommt noch die Barthsche Statiusausgabe, in der die Scholien einer Handschrift aus Barths Besitz abgedruckt sind. Da aber nach Barths Geständnis seine eignen Bemerkungen von denen der Scholiasten nicht geschieden sind, verzichtet man besser bis auf weiteres auf die Heranziehung dieser Ausgabe.

**) Cf. v. Wilamowitz, Hermes 34 (1899) p. 601 sq., der in dem von Jahnke herausgegebenen Scholiencorpus ein mittelalterliches Elaborat sieht. Das ist richtig, insofern als die Loslösung der Scholien vom Texte nicht vor der karolingischen Zeit vollzogen ist.

P. Papini Stati Thebais et Achilleis ed. Garrod p. IX. cf. Class. Rev. 18 (1904) p. 301. Wahrscheinlich werden diese Scholien dazu beitragen, das Rätsel der Barthschen Statiusscholien zu lösen, da auch der Text der dem von D an vielen Stellen gleicht.

natürlich für eine definitive und abschließende Untersuchung erforderlich ist, so gilt es doch zunächst die Grundlinien festzulegen, wobei Ergänzungen und Korrekturen im einzelnen bei genauerer Kenntnis des Materials sich hoffentlich ergeben werden. Um die Schicksale des Corpus im allgemeinen festzustellen, genügt nach meiner Überzeugung das vorhandene Material. Daß ich die vorläufige Untersuchung jetzt anzustellen wage, kann vielleicht damit entschuldigt werden, daß eine wirkliche Ausgabe der Scholien in absehbarer Zeit kaum zu erwarten ist.

[ocr errors]

Die Scholien, deren Verfasser Schol. 6, 364 Caelius Firmianus Lactantius Placidus*) genannt wird, sind teils selbständig überliefert das ist der Fall bei den drei von Jahnke benutzten Handschriften teils mit dem Texte des Dichters, und zwar, da die Puteaneustradition frei ist von Scholien, in den Handschriften der alten Vulgata (w). Es fragt sich zunächst, ist die selbständige Tradition das Ursprüngliche oder die mit dem Texte verbundene. Es kann kein Zweifel sein, daß die Scholien in die nachkarolingische Zeit mit dem Texte zusammen überliefert worden sind. Denn die selbständige Tradition steht vereinzelt und ist nicht einmal einheitlich. Auch ist sie nicht verschieden von der Marginaltradition. Eine andere Frage ist es, ob die Erklärung ursprünglich als selbständiges Werk sich fortgepflanzt hat; auf diesen Punkt komme ich später zurück.

Daß die selbständige Tradition in den Lemmata Lesarten aufweist, die in keiner oder nur in vereinzelten Handschriften erscheinen, kann nicht wunder nehmen. Jeder Text, der weiter gegeben wird, erfährt Verderbnisse. So brauchen wir wenig Wert zu legen auf Abweichungen wie 3, 508, wo die Lesart augurio der selbständigen Tradition der Text-Lesart sämtlicher alten Handschriften und der Lindenbrogschen Scholien im Lemma auguriis gegenübersteht. 4, 713 scheint fructibus statt fluctibus eingedrungen zu sein**): fructibus haben Qv, 4 durch Korrektur und B3. 6, 75 votis die Sonderscholien, voti die Lindenbrogschen mit den Handschriften. 6, 661 manus ebenso gegen manum. Auch in dem Lucanzitat 9, 301 ist Thessalicis statt Emathiis nichts als eine Korruptel. Das sind ganz vereinzelte Fälle, die

*) In den Lindenbrogschen Scholien nur Lactantius Placidus. **) An der Richtigkeit der Überlieferung fluctibus kann kein Zweifel sein: aequus fluctibus heißt immer sich gleichbleibend an Wassermenge, nie versiegend'.

uns höchstens die Vermutung nahe legen, daß die Handschrift oder die Handschriften, von denen die Scholien abgelöst worden sind, ДQv nahe standen, also zur deutschen Gruppe gehören.*)

Ursprünglich sind also die Scholien mit w überliefert. Diese Handschrift ist der Archetypus der alten Vulgata, sie war am Anfange verstümmelt: der Anfang der Scholien, d. h. die prosaische Inhaltsangabe und das metrische Argument von Buch 1 fehlte. Ob das Argument zu Buch 6 ebenfalls ursprünglich gefehlt hat, ist unsicher.

Bei den engen Beziehungen der Scholien zu

erklärt es

sich ganz natürlich, daß sie an vielen Stellen mit o gehen. Aber wenn diese Übereinstimmung erst nach der Vereinigung von Text und Scholien sich ergeben hätte, so wäre ein Eindringen der Lesart von w in das Lemma natürlich, in die Erklärung schwerer verständlich. Verzichten können wir hier natürlich auf alle Stellen, an denen w gegenüber P die richtige Überlieferung bietet, da ja die Möglichkeit vorliegt, daß die Korruptel in P erst spät entstanden ist, entweder in P selbst oder bei der Abschrift des Codex Iuliani. In Betracht kommen also die zahlreichen Fälle, in denen und in falschen Lesarten übereinstimmen. Dabei hebe ich besonders die Fälle hervor, in denen die Erklärung des Scholiasten die Lesart o voraussetzt.

1,55 pulsat inane solum: bene inania Tartara, ut Virgilius perque domos Ditis vacuas et inania regna' (Aen. 6, 249). Daß hier der Scholiast pulsat nicht nur im Lemma kennt, sondern auch erklärt, bedarf keines Beweises, eher daß die Überlieferung von P1 palpat das Echte bietet, zumal da sämtliche Herausgeber bisher sich bei pulsat beruhigt haben. Daß solum hier wie bei Plaut. Men. 156 oculum ecfodito per solum 'den Teil des Auges welcher übrig bleibt, wenn die Augäpfel herausgerissen sind, also die Einfassung und den Boden' bezeichnet, bemerkt Niemeyer richtig zu der Plautusstelle, wo er auch unsere Statiusstelle anführt. Dazu will pulsat als Verbum schlecht passen; das sehr starke pulsare wirkt geradezu ekelerregend und verträgt sich nicht mit den vorangehenden Worten: vacuos orbes, crudum ac miserabile vitae supplicium ostentat caelo. Auch verraten die Worte des Oedipus nicht jenen hohen Grad von Leidenschaft, der allenfalls den starken, ja rohen Ausdruck entschuldigen könnte. Hingegen

*) Cf. Thebais 1908 p. Lsq.

« IndietroContinua »