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exoptet sequi'. Vincentius, ein trotz der üblichen Versicherungen des Gegenteils (cap. 1) mit allen Wassern der Rhetorik gewaschener Autor (vgl. meine Bemerkungen im Histor. Jahrb. d. Görresgesellsch. XXIX [1908] H. 3), hat sich nicht an dem Wortspiel 'adsequi sequi' (vgl. Blätter f. d. [bayerische] Gymnasialschulw. XXXV [1899] S. 585 und Gell. II 23, 22) genügen lassen, sondern im Streben nach möglichst durchgeführter Konzinnität, um dem 'exoptet' ein gleichfalls mit e komponiertes Verbum entsprechen lassen zu können, das ungebräuchliche oder doch wenig gebräuchliche 'evalere' gesetzt. Vgl. E. Norden, De Min. Fel. aet. et gen. dic. Greifsw. 1897 p. 16 ff.

München.

Carl Weyman.

Cumque

quandocumque.

Horaz apostrophiert am Schlusse von Carm. I 32 seine Lyra mit den Versen

'o decus Phoebi et dapibus supremi

grata testudo Iovis, o laborum
dulce lenimen*), mihi cumque salve
rite vocanti.'

Die gewöhnlich der Konjektur von Lachmann 'medicumque' geopferte
Überlieferung 'mihi cumque' hat Skutsch in der Festschrift für
C. F. W. Müller, Leipzig 1900 S. 91 ff. m. E. glücklich verteidigt und
uns 'cumque' als eine durch die Analogie von 'ubique' aus 'qui ubique'
geschützte Verselbständigung oder Aussonderung aus 'quicumque' ver-
stehen gelehrt. Da aber seine Ausführungen auch auf Widerspruch ge-
stoßen sind und man u. a. 'die Annahme eines solchen aлag leyóμevov
bei Horaz sehr bedenklich' gefunden hat, so wird ein zweiter, allerdings
später, aber kritisch sicherer Beleg für 'cumque' 'quandocumque'
nicht unwillkommen sein. Er findet sich in der von Papst Honorius I.
(625-638) auf dem linken Flügel des großen Tores der Basilica Vati-
cana angebrachten und durch verschiedene epigraphische Sammlungen,
z. B. die erste Sylloge des Lorscher Korpus s. IX erhaltenen Inschrift
(De Rossi, Inscript. christ. urb. Rom. II 1 p. 145 [vgl. p. XLIV];
L. Duchesne, Le liber pontif. I p. 325; H. Grisar, Analacta Romana I
[Rom 1899] p. 108), wo es v. 9 f. von Christus und Petrus heißt:
'cuius (des Petrus) in arbitrio caelum terramque reliquit,
pandere vel potius claudere, cumque velit.'

München.

Carl Weyman.

Vielleicht in Nachahmung der Horazstelle (vgl. Manitius, Analekten z. Gesch. d. Hor. im Mittelalt. S. 78 f.) beginnt Abälard seinen Planctus David super Saul et Jonatha mit den Worten dolorum solacium, laborum remedium mea, mihi cithara nunc plus est necessaria' (G. M. Dreves, Analecta hymn. XLVIII [1905] S. 231).

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Literatur 1907. 1908.

Glotta. Zeitschrift für griechische und lateinische Sprache, herausgegeben von Paul Kretschmer und Franz Skutsch. Göttingen, Vandenhoeck und Ruprecht. I. Band. 1. Heft (S. 1-116). 1907. I. Band. 2./3. Heft (S. 117-348) 1908.

Die neue Zeitschrift, die von zwei in Sprachwissenschaft und Philologie bewährten Männern geleitet wird, hat sich zum Hauptziel gesetzt, auf dem Gebiet der klassischen Sprachen zwischen Indogermanistik und Grammatik im philologischen Sinn zu vermitteln, die gegenseitige Durchdringung beider Disziplinen zu fördern, einen Ausgleich philologischer und linguistischer Methode, sowie einen Austausch der beiderseitigen Ergebnisse herbeizuführen". Es sind also Philologen und Linguisten in gleicher Weise zur Mitarbeit an dem neuen Unternehmen aufgerufen, das außer dem Griechischen und Lateinischen im engeren Sinne auch, wie natürlich, die altitalischen Dialekte sowie das Neugriechische in seinen Stoffkreis hereinzieht, dabei sich aber auch den Problemen der Schulgrammatik sowie methodologischen und allgemein sprachwissenschaftlichen Erörterungen nicht verschließen will.

Was die Beiträge selbst betrifft, so treten die rein latinistischen gegen die übrigen zurück. Das erste Heft weist deren nur zwei auf: freilich ist der erste von dem verewigten Meister Bücheler, der mit einer Serie von einem Dutzend 'Grammatica et epigraphica' (Miszellen aus verschiedenen Gebieten des lateinischen Sprachlebens) die Zeitschrift eröffnet (S. 1—9). Das Heft beschließt Vollmer (S. 113-116) mit zwei Beiträgen zur lat. Konjugation: I weist nach, daß die Ansetzung des langen e in den Formen est, esse usw. von edere durch nichts begründet ist, II erschließt aus der Form capsis cape si vis das Vorhandensein einer synkopierten Imperativform cap.

Reichlicher fließen die Latina im 2./3. Heft. Ein Thema aus der Syntax behandelt R. Methner: dum, dum modo und modo (S. 245 bis 261), ihre Bedeutungsunterschiede und den Tempus- und Modusgebrauch. Beiträge zur Kritik und Erklärung der lateinischen Glossen liefert M. Niedermann (S. 261-270). Über die Namen Remus und Rōmulus handelt Kretschmer in einem anziehenden, halb linguistischen, halb sagengeschichtlichen Artikel (S. 288-301), in welchem er nachweist, daß beide Namen etymologisch nichts miteinander zu tun haben, und daß Remus ursprünglich für den eigentlichen Gründer Roms galt, dem erst später Romulus (vielleicht Individualname oder durch die Tribus Romilia vorausgesetzt) an die Seite gestellt wurde, um ihn später aus

seiner bevorzugten Stellung zu verdrängen. Interessant sind Skutschs Ausführungen über lateinische Pronominalflexion (S. 303-322): die Anomalien in der Deklination der Demonstrativa, sowie der interrogativindefinit-relativen Gruppe werden in weiterem Umfange als bisher und sehr einleuchtend aus der Mischung der i- und o-Flexion erklärt. Weiterhin begründet Kretschmer (S. 325-331) seine schon früher verfochtene Etymologie von nubo, das mit výμon zusammenzustellen ist, gegenüber denen, die noch an der alten Erklärung (nubere = verhüllen) festhalten; S. 331–333 erklärt er dies als fem. durch die synonymische Anlehnung an tempestas, an dessen Stelle es historisch getreten ist. S. 334-339 behandelt Schmalz si tamen, das ursprünglich nur bei Dichtern für die metrisch schwer brauchbaren Wendungen si quidem, si modo eintrat, dann aber auch als Ersatz für das kausal entwickelte siquidem in der Prosa Eingang fand. Das Doppelheft wird geschlossen von Skutsch (S. 348) mit der Erklärung von armentum aus arāmentum (von arare), das erst Jambenkürzung, dann Synkope erlitten.

Das ungefähr 4 Bogen umfassende Schlußheft des Bandes, das Jahresberichte und Indices enthalten soll, wird noch im Laufe dieses Sommers erscheinen.

Indem wir zum Schlusse noch darauf hinweisen, daß der neuen Zeitschrift als eine Hauptaufgabe die Förderung der griechischen Wortforschung gesteckt wurde,,,in der Hoffnung, damit einem künftigen Thesaurus vorzuarbeiten", knüpfen wir daran den Wunsch, daß es der Glotta vergönnt sein möge, diesem Thesaurus die Wege ebenso zu ebnen, wie es für den lateinischen das Archiv getan hat.

München.

O. Hey.

C. H. Grandgent: An Introduction to Vulgar Latin. Boston, P. C. Heath & Co., 1907. XVI u. 219 SS. 8o.

Das Buch ist von einem Romanisten für Romanisten geschrieben. Doch hofft der Verfasser, daß es auch für klassische Philologen von Interesse sein wird. Und gewiß ist es eine sehr dankenswerte Darstellung des Vulgärlateins, übersichtlich geordnet und mit reichem Beispielmaterial ausgestattet, das wesentlich aus der S. XIII-XVI aufgeführten Fachliteratur geschöpft ist. Wenn das Buch gleichwohl für uns weit weniger Bedeutung hat als für des Verf. engere Fachgenossen, so liegt das an der Verschiedenheit des Standpunktes, den Latinist und Romanist dem Vulgärlatein gegenüber einnehmen. Diesem ist es nur die historische Voraussetzung für das Verständnis der Erscheinungen auf seinem eigentlichen Forschungsgebiet, für den Latinisten dagegen unmittelbarer Gegenstand historischer Untersuchungen; dem einen sind daher die postulierten Wortgebilde, die „vulgärlateinischen Substrate", ebenso wichtig wie der literarisch bezeugte Wortschatz, den andern geht als Sprachhistoriker nur der tatsächliche Bestand der Überlieferung etwas an; den Romanisten interessiert zunächst nur das bloße Vorhandensein einer vulgärlateinischen Erscheinung, den Latinisten ihre Einordnung in das Ganze der historischen Entwicklung der lateinischen Sprache; der Verf. konnte

sich daher damit begnügen, statt der Originalfundstelle einer Spracherscheinung ein Zitat aus einem fachwissenschaftlichen Werk zu geben, wir aber wollen z. B. zu 'per hoc' statt: 'Hoppe 33' (= Synt. u. Stil des Tert. S. 33) lieber lesen, daß die Verbindung bei Tertullian adv. Marc. 3, 11 steht. Überhaupt haben für den Romanisten nur die Gebilde Interesse, die entweder unmittelbar oder in verwandten Erscheinungen in den sog. Töchtersprachen des Lateinischen fortleben, während uns auch das, was nur auf eine kurze Sprachperiode und einen engen Kreis beschränkt blieb, beschäftigen muß: wie für uns das Vulgärlatein auch nur ein untrennbares Glied der großen historischen Grammatik ist, die Schrift- und Umgangslatein, usuelles und individuelles, korrektes und barbarisches mit dem gleichen Interesse umfaßt.

Damit soll nicht gesagt sein, daß der Latinist Grandgents Buch nicht mit Gewinn lesen oder nachschlagen wird, zumal die Literatur, so viel ich weiß, noch nichts von der gleichen Ausführlichkeit über den Gegenstand hat und die Angaben, so weit ich es beurteilen kann, zuverlässig sind und auf der Höhe der heutigen Forschung stehen.

Um ein paar Kleinigkeiten, die mir auffielen, zu bemerken: S. 44 'ad omnem iniuriam impatiens, G(oelzer) 330' vertritt 'ad' nicht den Dativ, sondern den Genetiv, wenn man überhaupt hier von einer Vertretung reden darf (ad bei, auf hin). Ebenso (S. 48) stehen die Präpositionen bei 'eamus in forum', 'fui ad ecclesiam' nicht für den bloßen Akkusativ. Daß 'Quintilian I 5 ténebrae, vólucres, pharetra etc. empfiehlt' (S. 60), ist eine aus inst. 1, 5, 28 gezogene, aber in dieser •Form irreleitende Bemerkung. Etwas sonderbar mutet die Einteilung S. 82 ff. an: a) single vowels, b) diphthongs, c) influence of labials, d) clerical Latin. Die Syntax ist vor die Laut- und Formenlehre gestellt; warum?

München.

O. Hey.

I. H. Schmalz: Antibarbarus der lateinischen Sprache. 7. Aufl. Zehnte Lief. Basel 1908. S. 609-776. Gr. 8o.

Genau wie es angekündigt war (erscheint in 10 Lieferungen zu 10 Druckbogen) ist das in der Neuauflage auf zwei Bände angewachsene Buch zur Ausgabe gelangt. Da noch zwanzig Seiten übrig blieben, so konnte noch ein Verzeichnis der zitierten Schriften und ein Wortregister angehängt werden. In Deutschland längst eingeführt, ist das nützliche Buch auch in Amerika immer mehr verbreitet worden (Arch. XV 149 und 439), und Prof. Emory Lease in New York hat Berichtigungen und Zusätze geliefert, welche teils in den Text verarbeitet, teils in dem Nachworte abgedruckt sind. Die benützte Literatur (etwa 400 Bücher und Schriften, abgesehen von den zitierten Klassikern) ist sehr reichhaltig, auch für das Spätlatein, nur nicht, was auch niemand erwarten wird, für Fachwissenschaften wie Kirchen latein, Juristenlatein, Medizinerlatein.

Hermann Paul: Deutsches Wörterbuch. 2. Aufl. Halle 1908. 352 S. Lex. -8°.

Ein Halbband kompressesten Druckes als erste (größere) Hälfte

eines deutschen Wörterbuches (Aal - meisterlos), herausgegeben von Univ.-Prof. Paul, ohne Redaktoren, Sekretäre und Assistenten, auch ohne Subvention deutscher Akademien, im Drucke regelmäßig fortschreitend

das ist wohl, was wenn auch nicht den Neid, so doch die Anerkennung der Thesaurusmänner hervorrufen muß.

Ob man ein Wörterbuch in einem Bande oder in 12 Folianten herausgeben solle, läßt sich nicht im voraus bestimmen und hängt eben davon ab, was man dem Leser bieten wolle; ein lateinisches Wörterbuch mit beigesetzten deutschen Bedeutungen läßt sich sicher in einem Bande geben; es fragt sich nur, ob man Belegstellen mit Anführung der Autoren oder gar Zitate mit Namen und Buchtiteln, Zahlen von Büchern, Kapiteln und Versen beifügen wolle. Paul gibt mehr Redensarten und Sätze als Namen- und Titelapparat, auch die bekannteren Autorennamen abgekürzt, wie Berappung (Goe.), Lu Luther, Le

Lessing. Vor allem aber gehört in jeden Artikel die „Geschichte“ des Wortes, d. h. das Aufkommen und die Verbreitung, und wie wir von archaischer, goldener (klassischer), silberner und eherner Latinität sprechen, gibt Paul nicht nur die Jahrhunderte des Aufkommens, sondern auch, ob ein Wort altdeutsch, mittelhochdeutsch, norddeutsch, süddeutsch, oberdeutsch, indogermanisch, lateinisch, französisch, vulgär, Fremdwort usw. sei. Diese Angaben sind zahlreicher als im lateinischen Thesaurus, weil das Lateinische sich erst im späteren Altertum selten nach Ländern geschieden hat; auch wird man zugeben müssen, daß die Latinisten weniger beobachtet haben als die Germanisten, wie überhaupt die Prinzipien der Sprachgeschichte von Paul ein Buch sind, welchem die Klassiker nichts Ähnliches zur Seite zu stellen haben. Dafür sind sie aber auch gelegentlich weiter gegangen in der statistischen Beobachtung, ein Luxus, den sie sich bei der relativen Beschränktheit ihrer Literatur auch erlauben können. Denn wenn sie sämtliche Belegstellen eines Wortes zusammenstellen, können sie bestimmen, wo ein Wort selten, wo es häufig ist, und wenn sie die Konkurrenzwörter, Vorgänger und Nachfolger in Betracht ziehen, können sie durch Vergleichung den Kampf ums Dasein mitempfinden, z. B. magis longus, plus longus, sine dubio, absque dubio, interfici iussit, fecit. Auf diesem Wege allein haben wir die Genesis des taciteischen Stiles kennen lernen: Dialogus. Agricola. Germania. Historien. Annalen. Es springt in die Augen, daß dadurch, daß Paul alle Arbeit allein geleistet hat, das Buch an Einheitlichkeit gewinnt, so in der bewundernswerten Kürze.

W. Nausester: Zur Lehre vom Deponens und Passivum des Lateinischen. Halle 1907, 34 S., 8o. Sonderabdruck aus den Novae symbolae Joachimicae.

Als wir bei erster Durchsicht bemerkten, daß Verf. bei seiner Untersuchung für Ciceros philosophische Schriften nur das zweite Buch de legibus, für Tacitus nur das VI. Buch der Annalen benutzt hatte, stiegen in uns Bedenken auf, ob sich aus so beschränktem Materiale grammatische Schlußfolgerungen ableiten ließen. Doch der Schein trügt: Verf. hat wirklich plausibel gemacht, was er beweisen wollte. Er faßt es

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