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a. 419), abstinendum sancimus (Cod. Theod. 11, 36, 19 a. 368), stationes... statuimus esse reddendas (1, 6, 8 a. 382).*)

Viel weiter von der ursprünglichen Bedeutung der Phrase weicht die zweite Gruppe ab, die der dritten (seltener zweiten) Person. Es handelt sich um die Umschreibung einer strafbaren Handlung, meist in einem Kondizionalsatz. Aus der sehr großen Fülle von Beispielen, welche die Konstitutionen bieten, greife ich auf gut Glück einige heraus:

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Edict. Diocl. II 22 ab eius modi ... noxa immunis nec ille praestavitur, qui species... necessarias existumaverit subtrahendas. Cod. Theod. 1, 22, 1 (Const. M. a. 316) quod si quis in publicum matrem familias posthac crediderit protrahendam, inter maximos reos .. capitali poena plectatur. 1, 16, 7 (Const. M., a. 331) qui si de civilibus causis quicquam putaverit esse poscendum, aderit armata censura, quae nefariorum capita ... detruncet. 12, 6, 21 pr. (Valent. a. 386) si quis ... ponderum normam putaverit excedendam, poenam se sciat competentem esse subiturum. 9, 4, 3 (Theodos. M. a. 393) si quis ... maledicto nomina nostra crediderit lacessenda eum poenae nolumus subiugari. 2, 1, 9 (Arcadius, a. 397) si quis... causam civilem ad militare iudicium crediderit deferendam, . . . intelligat se deportationis sortem excepturum. 8, 5, 66, 2 (Arcadius, a. 407) quod si quis ducum temerario animo ea quae decernimus contemnenda putaverit, auri illatione multabitur. 16, 8, 19 (Honorius, a. 409) si quisquam id crediderit esse temptandum, auctores facti ... ad poenam praecipimus constringi. Avell. p. 75, 20 (a: 419) ut me quoque et ... vicarium crederent appetendos, dum seditioso furore nullam admittunt penitus rationem. p. 77, 19 u. a.

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Cassiod. var. 2, 38, 3 (creditores) celsitudo tua faciat ammoneri, ne in hoc bienni spatio quicquam de credita summa existiment (aestiment and. Les.) postulandum. 7, 2, 1 si largitiones sacras per moram aliquam putaveris esse tardandas usw. **)

*) Verwandt damit sind an Beamte gerichtete Wendungen der zweiten Person, wie Cod. Theod. 1, 2, 1 (a. 314) annotationes solas existimes audiendas. 11, 36, 8 (a. 347) nullius provocationem tua gravitas censeat admittendam.

**) Aus einer merkwürdigen Konstruktionskreuzung scheint folgender syntaktischer Bastard hervorgegangen: Cod. Theod. 16, 4, 1 (Valent., a. 386) si turbulentum quippiam . . . faciendum esse temptaverint (facere) temptaverint + faciendum esse (putaverint). Vereinzelt kommt unsere Wendung natürlich auch für nicht strafbare Handlungen vor: Cod. Theod. 1,

Können wir in diesen Fällen das Gerundiv aus seiner gewöhnlichen Bedeutung erklären? Bei der Übersetzung: „wenn einer glaubt, daß er dies und das tun müsse" hätten wir anzunehmen, der Gesetzgeber stelle sich, gleichsam ironisch, auf den Standpunkt des Schuldigen, der seine Tat mit dem Glauben an ihre Notwendigkeit rechtfertigen will. Eine solche Erklärung ist wohl sehr gezwungen, und Beispiele wie: 'si quis... temerario animo ea ... contemnenda putaverit? (vgl. oben) würden geradezu eine contradictio in adiecto enthalten. Könnten wir übersetzen: „wenn einer glaubt, dies und das tun zu dürfen", so wäre der Ausdruck dem Gedanken allerdings adäquat aber das Gerundiv hat im positiven Satze nezessitative Bedeutung, und der Begriff der Zulässigkeit entsteht erst aus der Negation der Notwendigkeit, kann also nicht einfach übertragen werden. Somit bleibt uns nur übrig anzunehmen, daß die Phrase durch ihren häufigen Gebrauch sich bereits so abgenutzt hatte, daß man ihre einzelnen Bestandteile nicht mehr herausfühlte: sie galt einfach als umschreibender Ausdruck einer mit Wissen und Willen vollzogenen Handlung, gleichviel ob sie überlegt war oder nicht, ob der Handelnde vom Gefühl ihrer Zweckmäßigkeit geleitet wurde oder nicht: faciendum putavi volens, non invitus feci.

Der periphrastische Charakter unserer Wendung zeigt sich recht deutlich, wenn wir die analogen Ausdrücke der älteren Gesetzessprache damit vergleichen. Hier finden wir überall das einfache Verbum. S. C. de Bacch. 24 sei ques esent quei arvorsum ead fecisent. Corp. IX 872 sei quis arvorsu hac faxit. Vgl. Lex Mamil. 10. Lex Urson. 73. 74. 75 u. oft. Lex met. Vipasc. 29. Lex de imp. Vesp. 34 u. a. Lex vic. Furf. 14 sei qui heic sacrum surupuerit (vgl. 16): Corp. XIV 2112 (Colleg. Lanuv.) 2, 27 si quis... quit contumeliose dixerit. Lex Urson. 130, 46 si quis aduersus ea... rettulerit. Lex met. Vipasc. 16 quod si in triduo non dederit, duplum d(are) d(ebeto).

Noch deutlicher aber erscheint das Phraseologische derartiger Gerundivkonstruktionen im Lichte einer anderen Tatsache, die freilich mit der Kanzleiliteratur nichts direkt zu tun hat, aber

29, 2 (Valent., a. 365) si quis de tenuioribus . . . interpellandum te esse crediderit, in minoribus causis acta conficias. 1, 5, 14 (Arcad., a. 405) si qui ad preces crediderint convolandum de omnibus his ... rescripta rescribantur.

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einen Schriftsteller aus der Blütezeit jenes Stils betrifft. Der sog. Hegesipp, der ältere Übersetzer von Josephus' Bellum Judaicum, einer der schwülstigsten Autoren der Spätzeit, hat eine ganz besondere Vorliebe für jene Wendungen. Bei ihm haben wir nun Gelegenheit, sein Latein an der Vorlage zu messen. Allerdings hat er diese Vorlage in sehr freier Weise behandelt, und so bietet sich oft keine Möglichkeit einer Vergleichung von Wort mit Wort dar: immerhin bleibt aber eine Reihe von Fällen, wo die Übersetzung dem Original fast bis aufs Wort folgt, und hier finden wir fast überall, daß die Gerundivkonstruktion dem einfachen Verbum bei Josephus entspricht. Ich habe die Beispiele des ersten Buches verglichen und nur einen einzigen Fall gefunden, wo die Gerundivkonstruktion die wörtliche Übersetzung der Vorlage ist: Hegesipp. 1, 41, 7 negandum . . . patri non arbitratus potestatem. Jos. bell. Jud. 1, 27, 1 où μǹv BεTO δεῖν ἀφελέσθαι τον πατέρα τὴν . . . ἐξουσίαν. In einigen anderen Fällen dieses Buches ist die Konstruktion durch den Sinn des Satzes geboten (also nicht periphrastisch zu nehmen) und entspricht daher auch einer Verbalumschreibung im Josephus: Heg. 1, 21, 3 Parthi... transeundum in Syriam crediderunt = J. 1, 8, 9 Exidiaßαívεiv &qunuέvovs. Heg. 1, 29, 10 quod tanti nominis ἐπιδιαβαίνειν ώρμημένους. virum ducem militiae suis expetendum partibus arbitraretur (Cleopatra) J. 1, 14, 2 Κλεοπάτρας στρατηγὸν ἐλπιζούσης ἕξειν xτλ. Heg. 1, 32, 5 eos Herodes ad defensionem sui erigendos putavit J. 1, 19, 3 ἐπειρᾶτο παρορμᾶν ἐπὶ τὴν ἄμυναν. Heg. 1, 42, 9 (quod) ei quaedam quasi moriturus committenda arbitraretur = J. 1, 29, 4 ἐβούλετο αὐτῷ τινας ἐντολὰς κατα λείψειν ὡς τεθνηξόμενος. Eine besondere Stellung nimmt auch ein 1, 15, 2 periculum potius subeundum quam obtemperandum ... arbitrabatur = J. 1, 6, 5 τῷ δ' ἦν μὲν ὁρμὴ ... διακινδυνεύειν; denn hier handelt es sich wirklich um einen nicht ausgeführten Entschluß.

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Neben diesen wenigen Fällen steht die Reihe der Beispiele, wo Josephus das einfache Verbum hat:

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Heg. 1, 1, 6 multitudini cedendum existimavit — J. 1, 2, 3 ἐξεκρούσθη vñò τov dýμov. 1, 1, 9 opem ab Antiocho petendam arbitrati = J. 1, 2, 7 ἐπικαλοῦνται . . . βοηθὸν ̓Αντίοχον. 1, 10, 1 armis decernendum existimaverunt = J. 1, 4, 5 dienQiδιεκρί νοντο ... τοῖς ὅπλοις συμπεσόντες. 1, 12, 2 quod ... ab imma nitate viri semper alienam sese faciendam existimaverit J. 1,5, 1

ἀπολύειν.

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τῆς ὠμότητος αὐτοῦ μακρὰν ἀποδέουσα. 1, 16, 3 decernendum existimant J. 1, 7, 3 duvvovtal. 1, 19, 1 nisi.. rendum Alexandri temptamentis aestimavisset = J. 1, 8, 2 ἐπ' 'Alé§avdoov &quŋ6εv. 1, 24, 2 conserendum ratus. . . decertavit = J. 1, 9, 4 συνέβαλλεν . . . εἰς μάχην. 1, 26, 3 temperandum putaret J. 1, 10, 7 añoλúεv. 1, 28, 6 alter in Italiam regredi maturavit, alter in Syriam properandum credidit J. 1, 12, 4 ἀνεχώρησαν εἰς μὲν Ιταλίαν Καίσαρ, ἐπὶ δὲ τῆς Ασίας ̓Αντώ vios. 1, 29, 9 ne profugum recipiendum putaret — J. 1, 14, 1 ἐκβαλεῖν Ηρώδην. 1, 30, 1 si ... Hierosolymam dirigendum iter aestimavisset – J. 1, 17, 6 ἐπὶ Ἱεροσολύμων ἤλασεν. 1,30,6 ne... quid adversus Antigonum usurpandum arbitraretur = J. 1, 16, 1 ὡς μή τι νεωτερισθείη κτλ. 1, 30, 7 adversum latrones proelium adoriundum putavit J. 1, 16, 2 ἐπὶ τοὺς ἐν τοῖς σπηλαίοις ὥρμητο λῃστάς. 1, 30, 7 armis occurrendum rati J. 1, 16, 2 ảñývtov. 1, 32, 6 qui legatos ... contra ius fasque iugulandos putaverunt J. 1, 19, 4 οἳ πρέσβεις . . . ὠμῶς ἀπέκτειναν. 1, 35, 1 quorum gratiae nihil conferendum arbitreris - J. 1, 21, 1 οἷς οὐδὲ ναός πῃ συνεκρίνετο. 1, 39 apud eum ..., quem putaverit adulandum = J. 1, 23, 5 παρὰ τῷ θεραπευομένῳ. 1,41, 6 quem rex interrogandum putavit J. 1, 26, 5 лνvdαvoμένῳ τῷ βασιλεῖ. μévợ tô ẞαбilεt. 1, 41, 10 qui adversum filios suos credendum improbissimis arbitraretur = J. 1, 27, 4 ὅστις κατὰ τῶν φιλτάτων natà tôv nεidei tois novηgotάtois. 1, 42, 5 quem (honorem) conferendum filio iudicaret J. 1, 28, 4 ἧς ἠξίωσεν τιμῆς. 1, 42, 9 visitandum existimavit J. 1, 29, 4 éπavñdɛ. 1, 43, 7 quem... de testamento delendum putavit = J. 1, 30, 7 τῆς διαθήκης ἐξήλειψεν. In den übrigen 19 Fällen ist die Wiedergabe des Originals so frei, daß sie überhaupt keine Anhaltspunkte mehr für die Vergleichung bietet.

Wenn also auch die Übersetzung in vielen Fällen ihren eigenen Weg geht, so ist doch eine erdrückende Fülle von Beweisen dafür vorhanden, daß dem Übersetzer die Gerundivkonstruktion nicht viel mehr bedeutete als einen stilistischen Schnörkel zur Umschreibung der einfachen Aktion. Und was für ihn gilt, das gilt erst recht für den Kanzleistil seiner Zeit.

Anhangsweise noch die Bemerkung, daß sich für die Frage der Identität von Ambrosius-Hegesippus aus der beobachteten

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Oskar Hey: Aus dem kaiserlichen Kanzleistil.

Eigentümlichkeit des letzteren kaum etwas gewinnen läßt. Denn wir finden die Konstruktion zwar bei Ambrosius wieder (z. B. off. 1, 12, 43. 1, 12, 44. 1, 13, 48. 1, 18, 68. 3, 10, 69. 3, 16, 97. 3, 17, 99. 3, 19, 112. 3, 21, 124 usw.), aber ebenso bei anderen Autoren dieses Zeitalters (wie Hier. epist. 46, 8. 96, 9 in Js. 6, 8 p. 96 Aug. epist. 91, 9 usw.). Freilich scheint Hegesipp den Rekord zu schlagen; doch beweist dies noch nichts gegen seine Gleichheit mit Ambrosius; denn das Plus erklärt sich entweder aus dem historischen Charakter des Werkes oder aus einer 'iuvenilis abundantia' des Verfassers: die letztere würde sogar für Ambrosius sprechen; denn das Bellum Judaicum soll ja eine Jugendarbeit des großen Mailänder Bischofs sein.

München.

Oskar Hey.

Fatidicus.

Von den Bäumen, welche die Troianer fällen, um dem Misenus einen Scheiterhaufen zu errichten, sagt Verg. Aen. 6, 180 ff.:

Procumbunt piceae, sonat icta securibus ilex,
Fraxineaeque trabes cuneis et fissile robur

Scinditur, advolvunt ingentis montibus ornos.

Diese Worte erklärt Donat (p. 533, 19 Georg.): ornos quoque robora *facitidia, quae propter effectum rei Troiani deiciebant. Doch wohl: fatidica, ein Adjektiv, welches ursprünglich zu Göttern und Sehern, später auch zu Begriffen wie lucus, laurus, quercus u. ä. gesetzt worden ist. Vgl. Thesaurus von Mühlmann I 3, 139. Georgii vermutet: robora facit caedi, ein Sprachgebrauch (facere iubere), welcher im Spätlatein häufig, dem Donat aber fremd ist.

E. W.

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