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Latinerstädte, die nachmals selbstherrliche Glieder des Bundes wurden, ursprünglich eigentliche Colonicen Alba's gewesen seyn: aber von sämmtlichen Städten des latinischen Bundes kann dieß in keinem Falle gelten.

Wie die Colonicen Alba's hießen, wie viele es ihrer waren, muß ganz dahingestellt bleiben 12). Wenn Niebuhr vermuthet 13), es seyen der albanischen Colonieen gleichfalls dreißig gewesen, wie der Bundesstädte, und eben auf der Nichtunterscheidung dieser dreißig Colonieen von den dreißig Bundesstädten beruhe die irrthümlichhe Angabe des Livius und Dionysius, so hat diese Vermuthung nichts für sich, als eine falsch erklärte Stelle des Plinius. Plinius zählt in seinem Städteverzeichniß auch die zu seiner Zeit untergegangenen Städte und Cantone Latiums auf, und zwar in zwei Absäßen 14). Welche Gründe nun immer der eilfertige Compilator zu dieser Unterscheidung und Classifikation gehabt haben möge 15): mit keinem Worte deutet er an, daß die in zweiter Reihe aufgeführten Populi Colonieen Alba Longa's gewesen seyen. Niebuhr trägt diese Ausfage dadurch in die Stelle des Plinius hinein, daß er das voranstehende populi Albenses als Gesammtbezeichnung der nachfolgenden Völkerschaften faßt 16). Allein dieser Auffassung steht zweierlei im

12) Den Angaben Diodor's ap. Euseb. Chron. I, 46, 5. p. 215: (Latinus Silvius Albanorum rex) veteres illas urbes, quae Latinorum olim (falsche Uebersegung statt Priscorum Latinorum) dicebantur, exstruxit octodecim, Tibur videlicet, Praeneste, Gabios, Tusculum, Coram, Pometiam, Lanuvium, Labicum, Scaptiam, Satricum, Ariciam, Tellenas, Crustumerium, Caeninam, Fregellas, Cameriam, Medulliam et Boilum (so; Bovillas?), quam nonnulli Bolam dicunt, so wie den hiemit ganz übereinstimmenden Angaben des sog. Aur. Vict. de orig. g. r. c. 17 liegt offenbar der gleiche Irrthum zu Grund, der oben an Livius und Dionyfius gerügt worden ist. Virgil nennt als Colonieen Albas Nomentum, Gabii, Fidenä, Collatia, Pometia, Castrum Jnui, Bola, Cora Aen. VI, 773 ff.

13) R. G. I, 211. Zustimmend Becker r. Alterth. II, 1, 8.

14) Plin. III, 9 (§. 68-70): in prima regione praeterea (nähmlich außer den zu Plinius Zeit noch eristirenden Ortschaften) fuere in Latio clara oppida Satricum, Pometia, Norbe, Sulmo (zusammen 21); et cum his carnem in monte Albano soliti accipere populi Albenses (1), Albani (2), Aesulani (3), Venetulani (31), Vitellenses (32). Ita ex antiquo Latio LIII populi

(= 21 + 32) interiere sine vestigiis.

15) Vermuthungen darüber bei Bormann Alt-Latin. Chorogr. S. 87.

16) Gr interpungirt hiernach die Stelle folgendermaßen: accipere populi

Weg. Erstlich ergeben sich, wenn die populi Albenses nicht mitgezählt werden, nur 52 Populi, nicht 53, im Widerspruch mit Plinius ausdrücklicher Angabe; zweitens kann der Ausdruck populi Albenses unmöglich Colonieen Alba Longa's bedeuten, da das Adjectiv Albensis nach bekanntem 17), auch von Plinius selbst beobachtetem 18) Sprachgebrauch nicht auf Alba Longa, sondern auf das am FucinusSee gelegene Alba geht: eine Beziehung, die im vorliegenden Falle um so weniger undenkbar ist, da dieses Alba auch von Strabo zu Latium gerechnet wird 19), ohne Zweifel, weil es am Latiar Theil nahm.

Siebentes Buch.

Die vorromulischen Niederlassungen auf römischem Boden.

1. Die romulische Niederlassung auf dem Palatin ist nicht die früheste auf römischem Boden, von der die Ueberlieferung zu erz zählen weiß. Dürften wir der Sage glauben, so hätten um den Besiß dieser Hügel schon in unvordenklicher Zeit erobernde Stämme mit der ältern, eingeborenen Bevölkerung gekämpft; so hätten schon Jahrhunderte vor Romulus über's Meer gekommene Ansiedler auf dieser Stätte sich niedergelassen. Um die Fabeleien griechischer Historiker, die Rom bald von flüchtigen Trojanern, bald von heimkehrenden, auf der Rückfahrt verschlagenen Griechen, bald von wandernden Pelasgern gegründet werden lassen, hier zu übergehen 1), und einzig bei der römischen Tradition stehen zu bleiben, so finden

Albenses: Albani, Aesulani, Accienses u. s. w. Es ist auffallend, daß troß der gegründeten Gegenbemerkungen von Klausen Aeneas II, 794. Anm. 1470 und Nägele Studien S. 247 noch Sillig in seiner neuesten Ausg. des Plinius und Vormann in seiner Alt-Latin. Chorogr. S. 87 Niebuhr's falsche Interpunction und Interpretation beibehalten haben.

17) Varr. L. L. VIII, 35. Derselbe bei Charis. I. p. 81. Paul. Diac. p. 4 Albesia. Beispiele: Liv. XXVI, 11. Mommsen Inscr. R. N. 5610. 5622. 5639. 18) Plin. H. N. III, 17. §. 106: Albensium Alba ad Fucinum lacum.

19) Strab. V, 3, 13. p. 240: μάλιςα ἐν μεσογαίᾳ τῶν Λατίνων πόλεων ἶξιν "Alßæ, &μogñσa Magooĩs. Auch bei Lycophron Alex. 1275 gründet Aeneas eine Burg am Fucinus-See.

1) Eine ausführliche Darstellung derselben s. u. Buch 8, 5.

wir von dieser in zerstreuten Notizen eine Reihe vorromulischer An siedelungen überliefert. In ältester, unvordenklicher Zeit sollen ureinwohnende Siculer auf diesen Hügeln gesiedelt und eine Stadt Namens Rom bewohnt haben 2); darauf sollen die sogenannten Aboriginer aus Reate die Siculer von dort vertrieben, deren Wohnsize eingenommen, und namentlich auch auf dem palatinischen Berge sich niedergelassen haben 3); darauf gründet, wie erzählt wird, auf diesem selben Berge der Arkadier Euander eine Colonie; zu gleicher Zeit soll eine andere Griechenschaar im Gefolge des Herkules nach Latium gekommen seyn, auf dem saturnischen Hügel sich niedergelassen, und dort die Stadt Saturnia gegründet haben; endlich soll auch auf dem Janiculus eine vorrömische Stadt gestanden haben: Plinius nennt sie Antipolis ). Rechnet man zu diesen Niederlasfungen die romulische hinzu, so hat Dionysius der Sache kaum Genüge gethan, wenn er nur eine zwei- bis dreimalige Gründung Roms annimmt 5). Auf diese früheren Ansiedelungen hat jedoch die gemeine Sage von Roms Ursprung keine Rücksicht genommen: ste weiß nichts von einer ältern, zu Romulus Zeit noch vorhandenen Ortschaft auf dem Palatin; nur Dionysius, seinem Pragmatismus getreu, hat auch hier einen Zusammenhang herzustellen gesucht: er erzählt, es seyen auf dem Palatin und Capitolin, als Romulus Rom gegründet habe, noch einige wenige Refte der ältern Einwohnerschaft, der Arkadier auf dem Palatin und der Peloponnesier auf dem Capitolin übrig gewesen, und hätten sich mit den romulischen Ansiedlern vermischt 6). Aeneas bleibt in der römischen Sage außer aller Beziehung zu diesen Ansiedelungen. Der Besuch, den er bei Virgil dem Euander abstattet 7), gehört der eigenen Erfindung dieses Dichters an; unter den römischen Geschichtschreibern aber ist

2) S. . S. 203. Anm. 3.
3) S. o. S. 204. Anm. 1.
4) S. o. S. 212. Anm. 2.

5) Dionys. I, 73. p. 59, 34. 37. Drei Gründungen, 1) die Stadt Valentia, 2) die Rome Euanders, 3) die Roma des Romulus, sind auch bei Fest. p. 266 Romam. Serv. Aen. I, 273. Solin. 1, 1 vorausgesetzt. Vgl. noch Serv. Aen. VI, 773. VII, 678: ne urbis quidem Romae origo potest diligenter agnosci; alii conditam dicunt a Troianis, alii ab Euandro, alii a Romulo. 6) Dionys. I, 45. p. 36, 6. c. 85. p. 72, 34.

7) Dem Virgil folgen Ov. Met. XIV, 456. Mythogr. Vat. I. Fab. 202.

Sallust der Einzige, der nach dem Vorgange der Griechen Roms Gründung unmittelbar an die troische Colonie anknüpft 8).

2. Euander). Von den frühesten Niederlassungen, denjes nigen der Siculer und Aboriginer, ist schon oben die Rede gewesen; auch ist darüber — außer der nackten Thatsache nichts Näheres überliefert; wir wenden uns daher zu den spätern Ansiedelungen, die eine eingehendere Darstellung und Kritik erfordern.

Es war, so berichtet Dionysius, etwa sechzig Jahre vor dem troischen Krieg, als der Arkadier Euander mit einer Auswandererschaar - der Mannschaft zweier Schiffe 2) an Latiums Küste landete. König der Aboriginer war damals Faunus, der die Ankömmlinge zuvorkommend aufnahm, und ihnen den Hügel, dem Euander nachmals den Namen Palatium gab 3), zur Niederlassung einräumte. Zum Dank dafür stiftete Euander Gesittung in dieser Gegend: er gab Gefeße 4), traf gemeinnüßige Einrichtungen, unterwies die noch rohen Bewohner des Landes in der Buchstabenschrift 5), und lehrte sie, die bis dahin nur kunstlose Hirtenpfeifen gekannt hatten, den Gebrauch musikalischer Instrumente 6). Vorzüglich aber knüpft sich an seinen Namen der Cult des lycäischen Pan, den er aus Arcadien nach Latium mitbrachte und daselbst einbürgerte 7). Er weihte dem Pan das Lupercal 8), eine quellenreiche, von dichtem

8) Sall. Cat. 6.

1) Von Euanders Niederlassung berichten Dionys. I, 31 ff. p. 24, 26 ff. Liv. I, 5. 7. Justin. 43, 1, 6. Dio Cass. fr. 3 (Mai Spicil. Rom. V. p. 464). Varr. L. L. V, 21. 53. Strab. V, 3, 3. p. 230. Paus. VIII, 43, 2. Ov. Fast. I, 471 ff. Virg. Aen. VIII, 51 ff. Serv. Aen. VIII, 51. Solin. 1, 14. Eustath. in Dionys. v. 347. Mythogr. Vat. I. Fab. 70. II. Fab. 153 (p. 367 Mai). 2) Dionys. I, 31. p. 25, 4.

3) Die Belegstellen s. u. Buch 8, 18.

4) Dionys. I, 33. p. 26, 33.

5) Dionys. I, 33. p. 26, 28. 277. Joh. Lyd. de Mens. I, 9.

Liv. I, 7. Tac. Ann. XI, 14. Hygin. Fab.
Derselbe de Ostent. 3 (p. 275, 15). Isid.

Orig. I, 4, 1 (der statt des Guander die Carmentis nennt). Max. Victorin. p. 1944.

Mar. Victorin. p. 2468.

6) Dionys. I, 33. p. 26, 30.

7) Dionys. I, 32. p. 25, 37. c. 79. p. 65, 41. c. 80. p. 67, 12. Liv. I, 5. Liv. fragm. in Gelas. Pap. Epist. ap. Baron. Ann. a. 496. n. 35. Plut. Rom. 21. Ov. Fast. II, 279. V, 99. Prob. in Virg. Georg. I, 16 (p. 29, 8 Keil). Serv. Georg. I, 10.

8) Dionys. I, 32. p. 25, 40. c. 79. p. 65, 30 ff. Justin. 43, 1, 7: in

Baumwerk umschattete Grotte am Fuß des Palatin. Hier stellte er den Altar des Gottes auf: auch stiftete er demselben zu Ehren das Fest der Lykäen (Lupercalien) 9), das seit dieser Zeit alljährlich am 15ten Februar begangen wurde. Von den dankbaren Nachkommen wurde Euander als Heros verehrt: noch Dionysius sah einen ihm gewidmeten Altar am Abhang des Aventin unweit der Porta Trigemina 19).

3. Herkules und Cacus1). Während Euander auf dem Palatin siedelte, kam auch Herkules, auf der Rückkehr aus Hesperien begriffen, und die Rinder des Geryones vor sich hertreibend, durch's Land der Aboriginer. In der grasreichen Niederung am Tiberstrome machte er Halt, um seine Rinder weiden zu lassen; er selbst, von der Wanderung ermüdet, schlief ein. Diesen Augenblick gewahrte ein Räuber, mit Namen Cacus, der eine Höhle des aventinischen Bergs bewohnte, und längst durch seine Raub und Mordlust ein Schrecken der umliegenden Gegend geworden war. Fr stieg eilig in's Thal hinab, und schleppte einige der weidenden Rinder in seine Behausung: rückwärts am Schweif, um durch die Spur irre zu führen. Als Herkules erwachte, vermißte er die geraubten ; er suchte sie auf der Flur, doch ohne sie zu finden; schon brach er auf, und die abziehende Heerde erfüllte die Thäler mit Gebrüll. Alsbald ertönte aus der Höhle das erwiedernde Gebrüll der Eingeschlossenen, und der Diebstahl des Cacus war entdeckt. Voll Ingrimms rannte Herkules den Berg hinan, um den Räuber zu züchtigen: aber Cacus floh in seine Höhle, und verschloß den Eingang mit einem mächtigen Felsblock. Herkules erbrach die unterirdische

hujus (des palatinischen Bergs) radicibus templum Lycaeo, quem Graeci Pana, Romani Lupercum appellant, constituit. Virg. Aen. VIII, 344. Serv. Aen. VIII, 343. Clem. Alex. Strom. I, 21, 108. p. 139 Sylb. Schol. Plat. p. 315 Bekker (p. 963, b, 6 ed. Turic.). Eustath. in Dionys. v. 347.

9) Dionys. I, 32. p. 25, 48. Liv. I, 5: ibi Euandrum sollemne adlatum ex Arcadia instituisse, ut nudi juvenes

currerent.

Liv. I, 7. Virg. Aen. VIII, Aur. Vict. de orig. g. r. 6. 7. 368 Mai). Tzetz. Chiliad. V,

10) Dionys. I, 32. p. 25, 32. 1) Quellen: Dionys. I, 39 f. p. 31, 1 ff. 185 ff. Ov. Fast. I, 543 ff. Prop. IV, 9, 1 ff. Mythogr. Vat. I. Fab. 66. II. Fab. 153 (p. 100 ff. nebst Tzetz. Epist. ed. Pressel p. 2. Eine seltsame Umbildung der gemeinen Tradition bei Con. Narr. 3 (p. 126, 7 Westerm.), wo Latinus es ist, der die Ninder des Herakles entwendet, und von diesem dafür getödtet wird.

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