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von ihm verfolgt unterzugehen. Der Ausbruch der catilinarischen Verschwörung, auf deren geschickte Unterdrückung sich der wohlverdiente Ruhm des Cicero gründete, fand Sallust als dreiundzwanzigjährigen Jüngling.

Wo er sich während aller dieser Ereignisse aufhielt, wann er nach Rom zog, und wie er zu den Personen und Thaten seiner Zeit stand, davon haben wir keine Nachrichten. Ueber sein Privatleben dagegen sind dergleichen vorhanden, aber grossentheils aus mehr oder weniger unlautern Quellen. Zunächst nämlich existiren zwei Uebungsstücke aus den späteren Rhetorenschulen, sogenannte Declamationen, von unbekannter Hand, deren erstes eine heftige Rede Sallusts gegen Cicero, das zweite die Antwort des Letzteren an jenen vorstellt. Beide überbieten einander in den gröbsten Schmähungen und jeder wirft dem anderen Laster und Bubenstücke der ärgsten Art vor. Man würde auf diese auch an sprachlichem Werthe niedrig stehenden Machwerke gar nichts zu geben haben, wenn nicht andere zuverlässigere Notizen zeigten, dass Sallusts sittlicher Ruf nicht der beste war, ohne dass sich ermessen lässt, in wie weit er selbst durch eigne Schuld denselben hervorgerufen oder verleumde rische Uebertreibung von Seiten der Parteigegner ihn ver grössert hatte. Nur so viel steht fest, dass die unbedingt verdammenden Urtheile so wenig wie die ganz freisprechenden das Richtige' treffen. Sallust selbst spricht (Cat. 3) geradezu aus, dass er von derselben übeln Nachrede verfolgt worden sei wie seine Zeitgenossen; den Grund aber ver schleiert er und will als solchen nur den bösen Ehrgeiz, der ihn beherrscht und verführt habe, angesehen wissen. Dass diese Angabe nicht võllig der Wahrheit entspricht, indem auch das in Rom herrschende Laster der Ueppigkeit und Wollust ihm nicht fern geblieben war, ist aus mehreren Ursachen höchst wahrscheinlich, und ein Vergehen der Art, welches sich Sallust, währscheinlich im Anfang seiner dreis+ siger Lebensjahre, habe zu Schulden kommen lassen, wird durch das von Gellius aufbewahrte Zeugniss des glaubwürdigen M. Terentius Varro, der weit älter als Sallust ihn über lebte, hinreichend bestätigt. Es steht dahin, ob nicht diese und verwandte Angaben, wie so vieles Aehnliche im verderbten Rom, wenigstens nachher mit Stillschweigen übergangen worden wären, wenn nicht Sallust in seinen Schriften als strenger Sittenrichter aufträte.

Seiner eignen Angabe (Cat. 4, 2) zufolge hatte er schon als junger Mann den Vorsatz sich mit der Geschichtschreibung zu befassen, wurde aber durch den Eifer, mit welchem er von Ehrgeiz getrieben sich dem öffentlichen Leben zuwandte, fürs erste daran verhindert. Von dieser politischen Thätigkeit Sallusts kennen wir zwar leider nicht viel mehr als die äusseren Umrisse; allein so viel steht fest, dass das Glück ihn wenig begünstigte, und aus den Aeusserungen des Schriftstellers selbst, namentlich im Prooemium des Jugurtha (4, 4), darf man vermuthen, dass die damals höchst traurigen Verhältnisse des römischen Staatslebens schon gleich beim Beginn seiner Laufbahn dazu beitrugen. den Widerwillen gegen öffentliche Geschäfte, den er später unverhohlen aussprach, in ihm zu begründen.

Die Quaestur verwaltete Sallust wahrscheinlich nicht lange nachdem Caesar seine Verbindung mit Pompejus und Crassus geschlossen hatte. Bald darauf i. J. 702 (52) wurde er Vólkstribun. Das Jahr fing stürmisch an mit der Ermordung des Clodius durch Milos Gefolge, zu einer Zeit da in Rom keine höheren Magistrate waren; erst nach jenem Ereigniss wurde Cn. Pompejus abwesend und allein zum Consul gemacht und blieb bis zum 1. Sept. ohne Amtsgenossen. Unter den heftigsten Gegnern und Anklägern des Milo und des Cicero, der ihn vertheidigte, befand sich auch Sallust, zum Theil aus Privatfeindschaft gegen ersteren; er liess es im Verein mit seinen Collegen an feindseligen Reden gegen beide nicht fehlen, soll sich aber nachher mit ihnen ausgesöhnt haben. Dagegen erscheint er fortwährend als eifriger Gegner des Pompejus, was sich auch aus seinen Schriften ergiebt, und als eben so entschiedener Anhänger des Caesar, so dass es nicht zu verwundern war, wenn er im Jahre 704 (50), als schon die Anzeichen zu dem im nächsten Jahre ausbrechenden Bürgerkriege da waren, mit andern dieser Partei Angehörigen aus dem Senat gestossen wurde. angebliche Ursache diente denen, welche die Sache betrieben, sein schon erwähnter anstössiger Lebenswandel, und für den strengen Censor Appius Claudius Pulcher selbst mochte es der wahre Grund sein. Sallust begab sich in Caesars Lager und nahm später an einem der unglücklichen Feldzüge gegen die Pompejaner in Illyrien Theil. In Jahr 707 (47) unter der Dictatur des Caesar wieder in den Senat aufgenommen wurde er, wahrscheinlich als einer

Als

der zehn für das nächste Jahr designirten Praetoren, vom Dictator als Vermittler an die gegen ihn im Aufstand befindlichen Legionen in Campanien gesandt, gerieth aber hierbei in die grösste Lebensgefahr und entging der Ermordung durch die ihn verfolgenden Aufständischen nur durch eilige Flucht nach Rom. Noch am Ende desselben Jahres begann der Africanische Krieg, den Sallust als Praetor mitmachte. Er wurde mit einer Flottenabtheilung nach der Insel Cercina (jetzt Kerkennas) geschickt um den Gegnern, welche dieselbe besetzt hielten, einen dort befindlichen Getreidevorrath zu entreissen, und führte diess Unternehmen mit grösserm Glücke aus als die Gesandtschaft nach Campanien, indem es ihm gelang die Feinde zu verjagen und eine bedeutende Menge Proviant in Caesars Lager zu schaffen. Als darauf nach der Schlacht bei Thapsus im April d. J. 708 (46) der. Krieg beendigt war und ein grosses Stück von Numidien, westlich bis zum Fluss Ampsaga, als neue Provinz Africa (später besondere Provinz Numidia) zu der älteren hinzugefügt wurde, erhielt Sallust mit dem Titel eines Proconsul den Oberbefehl daselbst.

Die Verwaltung dieses Amtes wurde ihm zu einer neuen Versuchung durch die in solcher Stellung gewöhnlichen Erpressungen sich zu bereichern; und angeblich konnte er nicht widerstehen. Ueber den Grad seiner Schuld lässt sich auch hier nicht mit Bestimmtheit urtheilen, doch kann die Thatsache, dass die nach seiner Rückkehr i. J. 709 (45) in Rom deshalb angestellte Klage durch den mächtigen Einfluss des Caesar erfolglos wurde, nichts für ihn beweisen, und wahrscheinlich wird die Sache überdiess bei seinem nachmals bedeutenden Reichthum, welchen er unter Anderem auf grossartige Gartenanlagen verwendete. Diese wegen ihrer Pracht und Ausdehnung berühmten horti Sallustiani lagen, wie auch das Haus Sallusts, welches erst bei Alarichs Einmarsch durch Brand zerstört wurde, in der Nähe der später erbauten porta Salaria und wurden nachher Eigenthum der Kaiser, von denen einige, wie Vespasianus und Aurelius, sie zu bewohnen pflegten.

Durch Caesars Ermordung, welche in das zweiundvierzigste Lebensjahr Sallusts fällt, und die gleich darauf folgende neue Verwirrung aller Verhältnisse trat ein entscheidender Wendepunct in seiner Laufbahn ein. Er zog sich von den öffentlichen Geschäften zurück und widmete sich

ganz der Geschichtschreibung. Die Früchte seiner neuen Thätigkeit waren zuerst das Buch de coniuratione Catilinae, dann das Buch de bello Iugurthino, endlich Historiarum libri quinque, die Staats- und Kriegsereignisse Roms von 676 bis 688 (78 bis 66) umfassend. Ueber die Beweggründe zu der Wahl gerade dieser Gegenstände und Abschnitte lässt sich mit Wahrscheinlichkeit etwa Folgendes sagen. Vor den durch genaue Beobachtung so wie durch eigne Erfahrung geschärften Blicken des denkenden Mannes lag das sittliche Verderben der römischen Welt, als Grundursache der damaligen Zustände, offen und klar da. Dieses sollte zuerst in seiner ganzen furchtbaren Grösse und in seinen tiefen Gründen den Zeitgenossen vor Augen treten, zur Erkenntniss und Warnung, und dazu wählte er mit richtigem Urtheil ein schlagendes Beispiel: die Verschwörung des Catilina, das Ereigniss, in welchem jenes Verderben am grossartigsten und offenbarsten erschienen, in welchem es wie ein lange im Stillen gewachsenes boses Geschwür endlich zum Ausbruch gekommen war. Wir erkennen den leitenden Gesichtspunct in dem ganzen Verlauf der Darstellung und vor Allem in den Reden des Caesar und Cato vor dem Senat, welche man wohl mit Recht als den Kern des gesammten Gemäldes ansieht. Die äussere Begebenheit aber, welche jene Fülle von Uebeln in ihrem Schoosse getragen und zur allmählich reifenden Frucht gehabt hatte, war der erste Bürgerkrieg mit seiner blinden Verfolgungswuth und allen seinen das Staatsleben zerrüttenden Gräueln gewesen; dessen erste verborgene Keime lagen nach der von Sallusts Standpunct aus natürlichen Anschauung in den Thatsachen, welche auf die Unterdrückung der Gracchischen Unruhen folgten, und namentlich in den Verhältnissen, wie sie während des Jugurthakrieges in Rom bestanden. Diess, so wie die Bedeutsamkeit des Krieges selbst, ferner der Umstand, dass in der Art seiner Beendigung der erste Anstoss zur folgenschweren Feindschaft zwischen Marius und Sulla gegeben war, und endlich nebenbei auch wohl die eigne Bekanntschaft Sallusts mit dem Land und Volk von Numidien führte ihn zur Wahl des Stoffes für sein zweites Werk, das wir somit als eine vortreffliche Einleitung zur Geschichte des Bürgerkrieges betrachten können. Als nun endlich die Kräfte des Schriftstellers immer mehr gewachsen waren, unternahm er die dritte Arbeit, von etwas grösserem Umfang und breiterer Anlage. Davon aber ist uns

leider ausser den darin eingeflochtenen Reden und Briefen nur eine allerdings nicht ganz geringe Zahl meist kleiner und wenig zusammenhängender Fragmente übrig geblieben, so dass über den Zweck und leitenden Gedanken des Werkes nur Vermuthungen aufgestellt werden können, welche zu erörtern hier nicht der Ort ist. Daher nur so viel: Den Anfang der Historien machte das Todesjahr des Sulla, das Ende fiel in die Zeit, in welcher die dem Sallust verhasste Macht des Pompejus sich zur Blüthe entfaltete; eben so hatte der Jugurthische Krieg mit der Erhebung des Marius geschlossen.

Bald nach der Vollendung dieser Schrift starb Sallust, nach der gewöhnlichen Annahme am 13. Mai 719 (35), nach einer andern Meinung erst an demselben Tage des folgenden Jahres, und erlebte somit nicht die endliche Lösung der Wirren seiner Zeit in dem Sieg des Octavianus und der neuen durch ihn eintretenden Ordnung der Dinge.

Die Denk- und Handlungsweise eines Autors in Verbindung mit seinen Lebensverhältnissen steht in genauer Beziehung zu seinen Schriften; und zwar gilt diess für das Alterthum noch mehr als für die neuere Zeit, und für Sallust vielleicht mehr als für viele Andre. Wir haben gesehen, dass er, äusserlich betrachtet, sich längere Zeit in keiner Weise über den allgemeinen Charakter seines Volkes und seiner Zeit zu erheben schien. Ruhmbegierig und ehrgeizig liess er sich auf das Feld hintreiben, WO von jeher dem Römer Ruhm und Ehre erwuchsen; die herrschenden Laster verachtete er vielleicht, aber er entging ihren Verlockungen eben so wenig wie fast alle Andere; die herrschenden Classen hasste er mit demselben Recht und demsetben Unrecht wie die Andern es thaten. Diese Fehler trübten seinen Charakter; aber sie brachten ihm nicht den sittlichen Untergang. Vielmehr wurde ihm Zeit gegeben sich aus dem Strudel des Verderbens herauszureissen; und nicht bloss Zeit, sondern eine helfende Handhabe daran, dass ihm fühlbar gemacht wurde, wie das bisherige Treiben theils ohne Erfolg bleiben, theils von sehr schlimmem Erfolg für seinen Ruf bei Mitund Nachwelt werden musste. Denn seine hochfliegenden Plane auf dem Felde der politischen Ehren verwirklichten sich nur in geringem Maasse und stürzten ihn in Leiden und Gefahren; seinen bösen Begierden durfte er nicht unbemerkt nachgehen, wie viele Andere, sondern musste empfindliche Schmach und Strafe deshalb leiden. Nur seinen Reichthum

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