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VORBEMERKUNGEN

ZUM BRIEFE DES MITHRIDATES.

Durch die Flucht des Mithridates zu seinem Schwiegersohne, dem Könige Tigranes I von Armenien, und die Weigerung des Letzteren jenen an die Römer auszuliefern bewogen eröffnete L. Lucullus im Jahr 685 (69) den Krieg gegen Armenien. Am sechsten October schlug er in der Nähe von Tigranocerta die an Zahl weit überlegenen Feinde gänzlich und nahm darauf die Stadt ein. Jetzt suchten die beiden Könige in ihrer misslichen Lage fremde Hülfe und zwar bei dem mächtigen Partherkönige Phraates III oder Arsaces XII (Arsaces war der gemeinsame Name aller Könige des Partherreiches). Durch einen Brief, wie ihn Sallust hier den Mithridates schreiben lässt, wurden die Unterhandlungen angeknüpft, und demnach ist derselbe in das Ende des oben genannten Jahres oder in den Anfang des folgenden zu setzen. Phraates war, weil ihm die Armenier durch frühere Eroberungen in Mesopotamien sehr geschadet hatten, nicht zu dem Bündniss geneigt, schlug es jedoch anfangs aus Furcht nicht ganz ab. Bald darauf aber erschienen auch von Lucullus Gesandte bei ihm mit der Aufforderung entweder den Römern zu helfen oder neutral zu bleiben. Er hielt beide Theile mit leeren Worten hin und wartete den Ausgang des Krieges ab, der bald nachher erneuert wurde und zwar wegen der Meutereien im römischen Heere mit gutem Erfolge für Mithridates. Diesen zu stürzen war erst dem Pompejus vorbehalten.

EX C. SALLUSTI CRISPI HISTORIARUM

LIBRO QUARTO

EPISTOLA MITHRIDATIS.

Rex Mithridates regi Arsaci S.

Omnes, qui secundis rebus suis ad belli societatem orantur, considerare debent, liceatne tum pacem agere; dein, quod quaesitur, satisne pium, tutum, gloriosum, an indecorum sit. Tibi si perpe- 2 tua pace frui licet, nisi hostes opportuni et scelestissumi, egregia fama, si Romanos oppresseris, futura est, neque petere audeam societatem et frustra màla mea cum bonis tuis misceri sperem. Atque ea, quae te morari posse viden- 3 tur, ira in Tigranem recentis belli et meae res parum prosperae, si vera existumare voles, maxume hortabuntur. Ille 4 enim obnoxius qualem tu voles societatem accipiet; mihi

1. liceatne.. dein etc. Die erste Ueberlegung fasst die Lage ins Auge, in welcher man sich zur Zeit des Vorschlages befindet, die zweite den Werth des Erbetenen.

2. tibi si etc. Die Hypothesis, welche erst mit futura est schliesst, ist im Indicativ ausgedrückt, um zu sagen ,, wenn du wirklich auf dauernden Frieden rechnen kannst, wenn du wirklich keine Feinde hast etc." Bei richtiger Betonung liegt darin schon hier die Andeutung, dass Mithridates gerade das Gegentheil dieses als wirklich Vorausgesetzten behauptet, wie er denn diess nachher im ganzen Briefe durchführt. opportuni heisst ,zum Angriff gelegen" und steht in Bezug auf das tutum des vorigen Satzes; eben so entsprechen auch die andern Ausdrücke einzeln den dort gebrauchten. Das Asyndeton bei egregia fama etc. hat den Zweck den Satz nisi hostes op

port. et scelest. (sunt) als in sich geschlossen und vom Folgenden getrennt hinzustellen, und man kann vor egregia nicht eine Copula sondern nur ein neues nisi suppliren.

et.. sperem: Nach_et_suppl. si tamen sim ausus. Der Infin. praes. bei sperem erklärt sich durch die Vorstellung, dass das miscere von Seiten des Arsaces, wenn es überhaupt geschähe, schon durch seinen Entschluss zum Beitritt statt fände, und also während derselben Zeit, in welcher Mithridates auf eine Entscheidung wartet. Zu dem Ausdruck mala. misceri vgl. I. 83, 1 am Ende.

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3. ira in Tigranem: vgl. die Vorbemerkungen. Plut. Luc. 21 (Tiγράνης) τὴν Πάρθων ὡς ἄλλος οὐδεὶς δύναμιν ἐταπείνωσεν.

4. obnoxius: vgl. zu I. 31, 3; zuerst ist dabei an die gedrückte Lage des Tigranes nach der Besiegung durch die Römer, dann aber

fortuna, multis rebus ereptis, usum dedit bene suadendi; et, quod florentibus optabile est, ego non validissumus prae5 beo exemplum, quo rectius tua componas. Namque Romanis cum nationibus, populis, regibus cunctis uua et ea vetus causa bellandi est, cupido profunda imperi et, divitiarum. Qua primo cum rege Macedonum Philippo bellum 6 sumpsere, dum a Carthaginiensibus premebantur, amicitiam simulantes. Ei subvenientem Antiochum concessione Asiae

auch an sein eigenthümliches Verhältniss zu dem früher von ihm bekämpften Arsaces zu denken. florentibus: zu C. 39, 2. optabile: nämlich quia utile est. 5. profunda: zu I. 81, 1.

qua primo etc. Hier ist der Krieg gemeint, der i. J. 554 (200) begann; denn der frühere, welcher bald nach dem von Philippus mit Hannibal i. J. 539 (215) geschlossenen Vertrage (vgl Liv. 23, 33 u. 34) stattfand, wurde von den Römern offenkundiger Weise nur aus Nothwehr unternommen und sowohl von ihnen als von Philippus nur schlaff und wenig ernstlich geführt; er endigte i. J. 549 (205) mit einem für Philippus günstigen Frieden, welchen das römische Volk um alle Kraft auf den africanischen Krieg wenden zu können (Liv. 29, 12 am Ende) gern genehmigte, obgleich, was sonst äusserst selten geschah, dem Könige ein Theil des von den Römern eroberten Landes abgetreten wurde. Höchst wahrscheinlich auf diesen Friedensschluss bezieht sich das amicitiam simulantes (über das Partic. praes. vgl. zu I. 15, 1). Mithridates stellt diess wie alles Folgende in einem für die Römer sehr ungünstigen Lichte dar.

Die Worte dum. . simulantes wurden bisher von dem vorhergehenden Satze getrennt und mit dem folgenden verbunden. Allein dass schon während des punischen Krieges Beziehungen der Römer zu Antiochus stattgefunden hätten, welche ein amicitiam simulare ge

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gen diesen nöthig machten, ist weder bekannt noch wahrscheinlich ; vielmehr haben diese wohl frühestens begonnen, als die Römer i. J. 553 (201) die angetragene Vormundschaft über Ptolemaeus Epiphanes von Aegypten annahmen, welcher von Antiochus in Verbindung mit Philippus hart bedrängt wurde. Ausserdem spricht der Umstand, dass auch bei den folgenden Angaben der auffallende Wechsel im Benehmen der Römer durch solche Gegensätze hervorgehoben wird, für die hier gemachte Aenderung der Interpunction.

6. ei subvenientem etc. Antiochus batte zwar schon i. J. 556 (198), obgleich er bereits socius et amicus populi Romani hiess, dem Philippus indirect dadurch Beistand geleistet, dass er Pergamus, das Land des mit den Römern verbündeten Attalus I, mit Krieg überzog (vgl. Liv. 32, 8), war aber, zum Theil durch eine römische Gesandtschaft veranlasst (Liv. 32, 27), wieder abgezogen. Daher bezieht sich das ei subvenientem etc. wohl nicht darauf, sondern auf das, was im nächsten Jahre, dem letzten des macedon. Krieges, geschah. Damals schickte nämlich Antiochus seine beiden Söhne mit einem Heere nach Sardes und brach selbst mit einer Flotte auf, und zwar (Liv. 33, 19) simul per omnem oram Ciliciae Lyciaeque et Cariae tentaturus urbes, quae in dicione Ptolemaei essent, simul Philippum debellatum erat

necdum enim exercitu navi

per dolum avortere; ac mox fracto Philippo Antiochus omni cis Taurum agro et decem milibus talentorum spoliatus est. Persen deinde, Philippi filium, post multa et varia certa- 7 mina apud Samothracas deos acceptum in fidem callidi et repertores perfidiae, quia pacto vitam dederant, insomniis occidere. Eumenem, cuius amicitiam gloriose ostentant, 8

busque adiuturus. Die mit Rom verbündeten Rhodier liessen ihm sagen, wenn er das chelidonische (heilige) Vorgebirge überschritte, so würden sie gegen ihn ziehen, und zwar (Liv. 33, 20),,ne coniungi cum Philippo paterentur et impedimento esse Romanis liberantibus Graeciam". Antiochus antwortete unter anderm „Romanorum amicitiam se non violaturum argumento et suam recentem ad eos legationem esse et senatus honorifica in se decreta responsaque”. Livius fügt erläuternd hinzu tum forte legati redierant ab Roma, comiter auditi dimissique, ut tempus postulabat, incerto adhuc adversus Philippum eventu belli (gleich darauf erfuhr man, dass Philippus bei Kynoskephalae geschlagen sei). Sehr wahrscheinlich ist es nun, dass die Römer bei dieser oder andern gleichzeitigen Verhandlungen ihn merken liessen, sie würden gegen die Besitznahme von Asien nichts thun, wenn er nur nicht nach Europa überginge, und dass diese concessio Asiae ihn geneigt machte von der Hülfsleistung abzustehen; denn im nächsten Jahre, gleich nach den bekannten isthmischen Spielen, änderte sich die bis dahin absichtlich unklare Sprache der Römer; Liv. 33, 34 his (Antiochi legatis) . . nihil iam perplexe ut ante, сит dubiae res incolumi Philippo erant, sed aperte denuntiatum, ut excederet Asiae urbibus, quae aut Philippi aut Ptolemaei regum fuissent, abstineret liberis civitatibus, neu umquam lacesseret ar

mis: et in pace et in libertate esse debere omnes ubique Graecas urbes. Und gleich weiter doch: ante omnia denuntiatum, ne in Europam aut ipse transiret aut copias traiiceret. Ueber das, was Antiochus darauf that, vgl. Liv. 33, 38 ff. Der Krieg mit ihm begann 563 (191).

7. Persen etc. Nach der Schlacht bei Pydna, 586 (168), floh Perseus nach der Insel Samothrake in den unverletzlichen Tempel der dort mystisch verehrten Gottheiten (der Kabeiren, nämlich Asiagos oder Δημήτηρ, Αξιόκερσα oder Περσε φόνη, Αξιόκερσος oder "Αιδης, Κάσμιλος oder Ἑρμῆς); dort (nach Vell. 1, 9) ad cum Cn. Octavius praetor, qui classi praeerat, pervenit et ratione magis quam vi persuasit, ut se Romanorum fidei committeret; ita Paullus maximum nobilissimumque regem in triumpho duxit. Ueber seinen Tod erzählt Plutarch (Aem. Paull. 37), er habe, zwar nicht im Staatsgefängniss, aber doch unter Bewachung gestellt, sich selbst ausgehungert (Vell. 1, 11 quadriennio post in libera custodia Albae decessit); dann fügt er hinzu: ἔνιοι δὲ τῆς τελευτῆς ἴδιον τινα τρόπον

ἱστοροῦσι· μεμψαμένους γάρ τι καὶ θυμωθέντας αὐτῷ τοὺς περὶ τὸ σῶμα στρατιώτας, ὡς ἕτερον οὐδὲν ἠδύναντο λυπεῖν καὶ και κοῦν αὐτὸν, ἐξείργειν τῶν ὕπνων, καὶ προςέχοντας ἀκριβῶς ἐνίστασθαι ταῖς καταφοραῖς καὶ συνέχειν ἐγρηγορότα πάσῃ μηχανῇ, μέχρις οὗ τοῦτον τὸν τρόπον ἐκπονηθεὶς ἐτελεύτησεν.

8. Eumenem etc. Gleichzeitig

initio prodidere Antiocho, pacis mercedem; post, babitum
custodiae agri captivi, sumptibus et contumeliis ex rege
miserrumum servorum effecere; simulatoque impio testa-
mento filium eius Aristonicum, quia patrium regnum peti-
9 verat, hostium more per triumphum duxere; Asia ab ipsis
obsessa est. Postremo Bithyniam Nicomede mortuo diripuere,
cum filius Nysa, quam reginam appellaverat, genitus haud
10 dubie esset. Nam quid ego me appellem? quem diiunctum
undique regnis et tetrarchiis ab imperio eorum, quia fama
erat divitem neque serviturum esse, per Nicomedem bello

mit der Besiegung des Philippus
557 (197) starb Attalus I, König
von Pergamus; ihm folgte sein Sohn
Eumenes II. Er blieb wie sein Va-
ter im Bündniss mit Rom und lei-
stete im Kriege gegen Antiochus
treffliche Dienste. Das prodidere
Antiocho kann sich nnr auf Fol-
gendes beziehen: Antiochus machte
i. J. 564 (190) einen Einfall in
Pergamus, hielt es aber bald, da
Eumenes schnell in sein Land zu-
rückkehrte und die römische und
rhodische Flotte ihm folgte, für
gerathen, mit dem römischen Flot-
tenführer L. Aemilius Regillus in
Unterhandlung zu treten. Dieser
war dem Frieden nicht abgeneigt,
und auch die Rhodier redeten da-
für, doch wurde auf die Vorstel-
lungen des mit zu Rathe gezogenen
Eumenes den Gesandten des An-
tiochus geantwortet, man könne vor
Ankunft der Scipionen nichts be-
schliessen. Dieses Verfahren der
Römer, wodurch allerdings dem
Eumenes die augenblickliche thätige
Hülfe entzogen wurde, ist es wahr-
scheinlich was Mithridates hier als
Verrath darstellt. Nach dem Siege
über Antiochus erhielt Eumenes das
Land diesseits des Taurus, die
griechischen Städte so wie Lycien
und Karien ausgenommen (s. zu C.
51,5), und auf diese Vergrösserung
seines Reiches wird hier durch ha-
bitum custodiae agri captivi an-
gespielt, indem Mithridates jenen
immer als einen blossen Unterge-

benen der Römer darstellt, den
sie ausbeuteten (sumptibus) und
schmachvoll behandelten (contume-
liis). Letzteres bezieht sich wohl
darauf, dass, als Eumenes den Rö-
mern im Kriege gegen Perseus ver-
dächtig geworden war, diese ihn
scharf beobachteten, sein Erschei-
nen in Rom untersagten (Ep. Liv.
46), und dann in Asien selbst durch
Gesandte eine Untersuchung gegen
ibn anstellten.

simulatoque etc. Erst des Eu-
menes zweiter Nachfolger, sein Sohn
Attalus III, hinterliess 621 (133) das
bekannte hier für unecht erklärte
Testament, wodurch er seinen Bru-
der Aristonicus hintansetzte (daher
impio). Dieser fing Krieg an
und widerstand lange Zeit tapfer,
wurde aber endlich besiegt; ein
Theil seines Landes wurde 624
(130) Provinz Asia. Aristonicus
wurde bald darauf zu Rom im Ge-
fängniss erdrosselt.

9. postremo etc. Im Jahr 680
(74) traten die Römer in den Be-
sitz von Bithynien, ebenfalls auf
Grund eines Testamentes, von Ni-
comedes III.

reg. appellaverat: Er hatte die
Nysa als seine rechtmässige Ge-
mahlinn anerkannt.

10. tetrarchiis: zu C. 20, 7.

per Nicomedem etc. Schon mit
dessen Vater, Nicomedes II, hatte
Mithridates Kämpfe bestanden we-
gen Kappadociens; den Sohn ver-
jagte er gleich bei dessen Regie-

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