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Hauptstadt Mediolanum soll von ihnen gleich nach ihrer Ankunft gegründet worden sein. Nach Osten schlossen sich an sie bis zu dem Gebiete der Veneter hin die Cenomanen an. Als ihre Hauptorte werden Brixia und Verona genannt. Sie erscheinen fast stets in Waffengemeinschaft mit Rom. Nur einmal treten sie auf Seite der Insubrer als Feinde auf, fallen aber noch während des Kampfes ab. Nicht zu der eben besprochenen Völkergruppe gehörig, aber wohl auch keltischer Abstammung sind zwei Völker im äussersten Westen des Polandes, die Tauriner am Oberlaufe des Po und an der Dora Riparia und die Salasser nördlich von diesen im Thal der Dora Baltea1). Im Jahre 225 nahmen die Tauriner am Keltenzuge gegen Rom teil, traten aber beim Ausbruch des zweiten punischen Krieges auf die Seite Roms. Die Salasser waren wichtig wegen der in ihrem Gebiete befindlichen Goldwäschereien. Schliesslich werden noch zwischen Taurinern und Insubrern in dem Landstriche, der von dem Durius und dem Ticinus begrenzt wird, die Libeker und Laever genannt. Lange hielt man sie für Ligurer. Nissen hat wohl mit Recht ihre keltische Abstammung betont 2). In unserer Periode werden sie kaum

1) Die keltische Abstammung der Tauriner verteidigt Nissen: Ital. Landeskunde II p. 163. Er verwirft damit die Zeugnisse des Strabo IV. 6, 6 p. 204 und des Plinius n. h. 3, 123, die beide sie als Ligurer bezeichnen. Holder: Alt-Celtischer Sprachsatz II 1760 ff. hat wahrscheinlich mit Rücksicht auf diese alten Zeugen die Tauriner als Ligurer bezeichnet. Eine unbedingt sichere Entscheidung lässt sich meiner Meinung nach hierüber nicht fällen. Sie für Ligurer zu halten, ist ein Wagnis wegen der zu deutlich zu Tage tretenden Namensverwandschaft mit den keltischen Tauriskern selbst Holder lässt den keltischen Ursprung des Namens gelten und wegen ihrer Beteiligung an dem grossen Keltenzuge gegen Rom im Jahre 225. Ferner lässt es sich doch beobachten, dass die Ligurer fast ausschliesslich auf den Küstensaum beschränkt sind. Hier würde also eine auffallende Ausnahme vorliegen. Zum mindesten ist man also zu der Annahme gezwungen, dass die ehemals hier ansässige ligurische Bevölkerung mit den eindringenden Kelten sich stark ver-` mischt hat (vgl. Liv. XXI. 38. 5: Taurini Semigalli ...)

2) Nissen II p. 177 vergl.

Polyb. II 17, 4, wo sie direkt als

Kelten bezeichnet werden.

noch erwähnt, ein Beweis für ihre geringe Bedeutung. Man nimmt an, dass sie sich den Insubrern angeschlossen hatten und dann deren Schicksal teilten. Doch scheint es mir wahrscheinlicher, dass sie seit dem grossen Keltenkriege (225-222 v. Chr.) die römische Oberherrschaft anerkannten und sich nicht mehr gegen Rom erhoben gleich ihren Nachbarn, den Taurinern. Dies würde wohl besser zu der Tatsache passen, dass sie in den Kämpfen nach dem zweiten punischen Kriege nicht mehr erwähnt werden. Einmal werden sie allerdings genannt, aber nicht als Gegner Roms, (Liv. XXXIII 37.6). Es wird da unter dem Jahre 196 v. Chr. berichtet, dass ein Boierhaufe ihr Gebiet verwüstet habe1). Auch dies würde dafür sprechen, dass sie damals nicht mehr mit den Kelten gemeinsame Sache machten.

Ausser Galliern und Ligurern sassen nur noch die ihrer Abstammung nach illyrischen Veneter in Oberitalien in der Ebene zwischen Padus, Adria und den östlichen Voralpen. Den Kelten gegenüber fremd schlossen sie sich frühzeitig Rom als treue Bundesgenossen an und sie spielen deshalb in der späteren Kriegsgeschichte weiter keine Rolle mehr.

Kolonien und Strassen.

Rom sicherte seine im Kriege erreichten Erfolge durch die Anlegung von Militärstrassen und Kolonien. In der Art und Weise wie dies geschah, lag ein streng durchgeführtes System, und es gilt geradezu der Satz, dass Rom dadurch Italien unterworfen hat. Auch in Oberitalien hatte Rom bereits vor dem zweiten punischen Kriege in dieser Hinsicht die Unterwerfung angebahnt. Nach der Vernichtung der senonischen Gallier war zunächst nach Ariminum eine Kolonie geführt worden (268 v. Chr.). Diese Kolonie gewann bald durch ihre Lage die allergrösste militärische Bedeutung. „Es gibt keine Festung des alten Italiens, die so

1) Das eine Volk wird zwar an dieser Stelle Libui genannt, doch nimmt man allgemein an, dass damit die Libeci gemeint sind.

oft in der Kriegsgeschichte dem Leser begegnet" 1). Ihre Bedeutung wuchs, als im Jahre 220 der Censor C. Flaminius die 212 Millien lange Militärstrasse von Rom nach Ariminum führte, die nach ihm benannte via Flaminia. Nun wurde Ariminum der Schlüssel zu Gallia Transpadana und der Ausgangspunkt aller militärischen Unternehmungen gegen die Kelten in Italien. Einen ähnlichen sichern militärischen Stützpunkt schufen sich die Römer am Po im Herzen des Keltenlandes, als sie unmittelbar vor Abbruch des zweiten punischen Krieges im Jahre 218 nach Cremona und Placentia Kolonien schickten. Die Lage dieser beiden Festungen Placentia lag am rechten, Cremona weiter östlich am linken Ufer des Po beim Einflusse der Addua war insofern sehr wichtig, als gerade in dieser Gegend die Grenzmarken der drei bedeutendsten keltischen Völker, der Boier, Isubruer und Cenomanen, zusammenstiessen. Nach Cremona und Placenita hatte man die stattliche Zahl von je 6000 Kolonisten gelegt, und deshalb vermochten wohl diese jungen. Gründungen, ebenso wie Ariminum, den schweren Stürmen des hannibalischen Krieges zu trotzen. Nach Beendigung dieses Krieges musste ihr Besitz bei der Wiedereroberung der verloren gegangenen Gebiete für die Römer von grossem Nutzen sein.

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Von Ariminum nach Cremona und Placentia zu gelangen, war für die römischen Heere keine leichte Aufgabe, da eine Strasse noch nicht existierte. In der Richtung der späteren via Aemilia vorzudringen, war aber sehr gefährlich. Denn das Gebiet war teilweise sumpfig, und die Boier waren stets auf ihrem Posten. Ebenso war der Marsch mehr seitwärts in dem hügeligen, waldreichen Gelände des nach der Ebene abfallenden Apennin mit grossen Schwierigkeiten für die schwerfälligen römischen Legionen verbunden, sowohl wegen der Unkenntnis der Oertlichkeit, als auch wegen der Gefahr eines Hinterhalts. Deshalb wählten die römischen Feldherrn lieber einen Umweg, der aber dafür durch sicheres,

2) Nissen II, p 248.

offenes Gelände führte. Sie marschierten von Ariminum aus direkt nach Norden entweder an der Küste entlang oder durch das ebene Land der Lingonen. Falls sie nun noch den Po überschritten, berührten sie die Gebiete der befreundeten Veneter und Cenomanen. In dieser Weise drangen die Römer in unserer Periode gewöhnlich auch vor, wenn sie das Land der Insubrer erreichen wollten. Doch standen ihnen noch andere Zugänge in diese Gebiete offen, die zwar nicht so ungefährlich waren, wie der eben geschilderte weite Umweg über Ariminum, die aber dafür den Vorteil hatten, weit kürzer zu sein. Es galt durch Etrurien zu marschieren und einen der Apenninpässe zu überwinden. Den Römern bekannt war sicher der gangbarste der westliche Pässe, der von Pontremoli. Der Verlauf des ganzen Marsches war bei Benutzung dieses Passes nach Jung') etwa folgender: Von Etrurien aus durch das Tal der Macra nach Pontremoli. Von hier aus entweder in nordwestlicher Richtung über den Bratellopass durch die Täler des Taro und des Ceno nach Veleia und von da nach Placentia; oder in nordöstlicher Richtung über den Cisapass in die Gegend von Parma 2). Wenn die Ligurer nicht ruhig blieben, so war dieser Marsch natürlich ein Wagnis. Doch scheinen die römischen Heere ihn ausgeführt zu haben, da man wohl anders kaum das per Ligures in Boios venire des Livius (z. B. XXXV 22.) verstehen kann. Das Gebiet der Ligurer musste auch passiert werden, wenn man nach Genua gelangen wollte, um von da aus den gangbaren Weg über Libarna und Dertona nach Placentia benutzen zu können, sofern man nicht vorzog, den Seeweg zu wählen. Wollte man sich recht schnell gegen die Boier wenden, so zogen die Römer auch über einen. der östlichen Apenninpässe. Der Weg führte dann durch Umbrien das Tibertal aufwärts hinein in das Tal des Sapis. Livius bezeichnet diese Marschrichtung mit den Worten: per

1) Jung: Hannibal bei den Liguren. Wiener Stud. 24. Jahrg. 2) vgl. Schütte: Der Apenninenpass des Monte Bardone und die deutschen Kaiser. Berlin 1901.

Umbriam, qua tribum Sapiniam vocant, agrum Boiorum invadere. (Liv. XXXI 2. 6. und XXXIII 37. 1).

Gegen die Ligurer war in der Weise wie gegen die Gallier noch nichts geschehen, obwohl schon vor dem zweiten punischen Kriege mehrere römische Feldherrn über sie triumphiert hatten. Wir hören aber nicht, dass ein bestimmtes Volk sich damals unterworfen hat, und da am Beginne unserer Periode die wichtigsten Stämme noch unbesiegt dastehen, vor allem die südlichsten an der Grenze von Etrurien wohnenden, die Aquaner und die Friniaten, gegen die sich doch zunächst die römischen Waffen hätten richten müssen, - so kann man nur annehmen, dass die Erfolge, die vielleicht damals errungen wurden, in den Stürmen des hannibalischen Krieges wieder verloren gegangen sind. Als militärische Stützpunkte dienten jetzt die etruskischen Städte, besonders Pisae, manchmal Arretium. Wollte man die Ligurer angreifen, so stand man vor der schwierigen und gefährlichen Aufgabe, sich in ihre unwegsamen Täler und Berge einen Weg zu bahnen. Da Gallien vor Ligurien unterworfen und noch regelmässig in den ersten Jahren nach der Unterwerfung in Gallien Heere aufgestellt wurden, so trat auch oft der Fall ein, dass bei unvermuteten Erhebungen römische Heere von Norden oder Westen her in Ligurien eindrangen.

Im allgemeinen werden wir auf eine geographische Grundlage bei den annalistischen Kriegsberichten verzichten müssen. Denn leider legten die Annalisten auf eine Darstellung der örtlichen Verhältnisse zu wenig Wert, und fast nie ist es möglich, sich über die Marschrichtung oder über die Bewegungen der Heere ein klares Bild zu machen. Das geringe Material, das sie vorfanden, wurde von ihnen bei vollständiger Unkenntnis der Oertlichkeit erweitert, meistens natürlich nur mit allgemeinen Ausdrücken, wie per montes, aperto itinere u. s. w. Oefter allerdings schweigen sie darüber ganz.

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