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Nachdem ich nachzuweisen versucht habe, dass die Siege des Konsuls L. Valerius Flaccus in den Jahren 195 und 194 erfunden sind, muss die endgiltige Unterwerfung der Insubrer bereits im Jahre 196 angesetzt werden 1).

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Dieselben

Fasse ich nun noch einmal ganz kurz die Ergebnisse meiner Untersuchungen zusammen, so ergibt sich folgender Verlauf der Kämpfe mit den Insubrern: Im Jahre 200 erheben sich nur die Insubrer unter Führung des Karthagers Hamilkar und bedrohen Cremona und Placentia. aber von dem Praetor Furius zurückgeschlagen 2). eben siegreichen römischen Legionen erleiden darauf im Jahre 199 eine furchtbare Niederlage im Gebiete der Insubrer, die den Fall von Placentia nach sich zieht. Auf diese Erfolge hin wächst die gallische Bewegung und im Jahre 197 ist fast ganz Oberitalien unter den Waffen. Nun sendet Rom beide Konsuln gegen die Gallier aus. Der eine, Cornelius Cethegus, besiegt in einer grossen Schlacht am Mincius die Insubrer und nimmt Hamilkar gefangen3). Im

1) Vergl. Mommsen Röm. Gesch. p. 664 6. Aufl.

2) Um den Ort der Schlacht festzustellen, kann man sich auf die Darstellung des Livius in keiner Weise stützen. Doch mag das schnelle Handeln des Praetors er wartet die Ankunft des Konsuls nicht ab die Veranlassung gehabt haben, dass sich die beiden Kolonien vielleicht schon in diesem Jahre in Gefahr befanden, und damit liesse sich wohl eine Ueberlieferung bei Plinius N. H. VII. 29., die wohl auf dieses Jahr zu beziehen ist, vereinigen. Danach hat ein Praetor M. Sergius eine Rede gehalten, als er von seinen Kollegen als ein „debilis“ von den heiligen Gebräuchen der Praetur ausgeschlossen werden sollte. In der Rede rühmt er seine Tapferkeit, und bei der Aufzählung seiner Taten heisst es am Ende: Cremonam obsidione exemit, Placentiam tutatus est. Nun ist Sergius im Jahre 197 Praetor gewesen. Seine Taten gehören also in ein Jahr vor 197, wo in Gallien glücklich gekämpft worden sein muss, und da wäre am wahrscheinlichsten das Jahr 200. Der Entsatz Cremonas würde dann durch den Sieg des Furieus erfolgt sein, und Cremona könnte als Schlachtort gelten.

8) Ein kleines Inschriftfragment, in dem von den Cenomani die Rede gewesen sein muss, dürfte sich, wie Mommsen erkannt hat, auf diesen Sieg des Cornelius beziehen, und könnte vielleicht zu seinem Elogium gehören. C. I, L. 1a p. 341.

nächsten Jahre hat dann der Konsul M. Claudius Marcellus die leichte Aufgabe, den letzten Widerstand zu brechen und die Unterwerfung des ganzen Landes entgegenzunehmen.

Leider ist uns nicht überliefert, wie Rom die Insubrer für ihren Abfall bestraft hat. Es gilt aber als das Wahrscheinlichste, dass sie in ihrer Selbständigkeit und Verfassung bestehen bleiben und den ungeschmälerten Besitz ihres Landes behalten durften. Man wollte diese Völker nicht vernichten oder völlig wehrlos machen. Der weit blickenden römischen Politik blieben die Bewegungen und Völkerschiebungen hinter den Alpen nicht verborgen. Die unruhigen Elemente im Norden bildeten für Rom stets eine Gefahr. Bei einem Einfalle konnten aber die italischen Kelten eine treffliche Vormauer bilden und den ersten Ansturm aufhalten. Man begnügte sich deshalb bei den Insubrern mit einem ähnlichen Abhängigkeitsverhältnis, wie schon vor dem hannibalischen Kriege bei den Venetern und Cenomanen 1). Ihre keltische Nationalität haben sie nicht lange bewahrt 2).

Die Erhebung der Insubrer ist anzusehen als eine Abwehr dieses Volkes gegen die römische Herrschaft und als ein Auflehnen gegen die ihnen für ihren Abfall zu Hannibal bevorstehende Bestrafung. Durch den karthagischen Offizier Hamilkar gewann sie einige Bedeutung. Mit dessen Gefangennahme erlahmte bald die Energie der Insubrer, und der anfangs mit so grosser Kraft geführte Kampf endete mit einer schnellen Unterwerfung.

B. Die Unterwerfung der Boier.

In den Kämpfen in Oberitalien vom Jahre 200-196 hatten die Boier nur eine sekundäre Rolle gespielt. Entscheidende Schläge waren von seiten der Römer gegen sie. nicht geführt worden. Es hat dies auch sicher nicht in der Absicht der Römer gelegen. Der Plan war vielmehr der,

1) Cic. pro Balbo: in Insubrium foedere cum Romanis exceptum est, ne quis eorum a nobis civis recipiatur.

2) s. Mommsen. R. G. I p. 664. 6. Aufl.

zunächst die Insubrer unschädlich zu machen. Sobald dies gelungen war, standen die Boier isoliert da, und ihre Unterwerfung konnte dann leichter durchgeführt werden. Während dieser Zeit musste man sie in ihrem eigenen Lande testhalten und eine Verbindung mit den Insubrern verhindern. Das war im Jahre 197 durch den Einfall des Konsuls Minucius im letzten Augenblick gelungen. Die Boier ihrerseits beunruhigten natürlich die römischen Heere fortwährend und suchten jede Gelegenheit, wo sie ihnen schaden konnten. Dem gegen die Insubrer im Jahre 196 siegreichen Konsul M. Claudius Marcellus brachten sie sogar eine schwere Niederlage bei. Als dieser im Lande der Insubrer nichts mehr zu tun fand, rückte er von Norden her in das Gebiet der Boier ein, um auch deren Widerstand noch zu brechen. Bei dem Aufschlagen eines Lagers wurden aber die Römer unvermutet von den Boiern überfallen und gegen 3000 von ihnen getötet. Der Konsul geriet in eine sehr schwierige Lage, aus der er erst durch die Ankunft des Amtsgenossen befreit wurde. Wenn auch die beiden Konsuln darauf gemeinsam das Land der Boier verwüsteten, so standen dennoch die Boier im Jahre 196 in ihrer Wehrkraft noch völlig ungeschwächt da. Sie zu unterwerfen, war die Aufgabe der nächsten Zeit. Das folgende Jahr verlief allerdings noch ruhig. Der Konsul L. Valerius Flaccus bemühte sich in Placentia und Cremona die Schäden, die der Krieg dort verursacht hatte, zu heilen. Eine grössere Aktion wurde wohl auch wegen des spanischen Krieges nicht unternommen, für den ein bedeutendes Heer unter Cato abgesandt worden war. Vom Jahre 194 ab wird aber alljährlich gegen sie gekämpft, bis sie im Jahre 191 endlich zur bedingungslosen Uebergabe bereit sein mussten.

Bei der Untersuchung der Kämpfe mit den Boiern sind wir noch viel mehr auf Livius als einzige Quelle beschränkt als bei den Kämpfen von 200--196. Zonaras erwähnt nur den letzten Krieg im Jahre 191. Die früheren Kämpfe sind ihm zu unbedeutend. Livius aber hat natürlich fast in allen Jahren breite, ausführliche Schlachtenschilderungen.

Ueber seine Quellen und den Wert seiner Nachrichten will ich zunächst eine kurze Untersuchung anstellen.

Für den Krieg vom Jahre 194 haben wir Liv. XXXIV. 46,3 48,1 einen langen Bericht. Er enthält aber nur von Anfang bis zu Ende die Beschreibung einer Schlacht, die die Boier dem Konsul Tib. Sempronius lieferten.

Der Zweck dieser ausgedehnten Schilderung ist ganz durchsichtig. Die Römer haben wahrscheinlich eine Niederlage erlitten oder mindestens ohne Entscheidung gekämpft. Die Verluste aber waren sehr gross. 5000 Römer werden als gefallen angegeben. Um nun diese Tatsache zu vertuschen oder dem römischen Leserpublikum wenigstens begreiflich zu machen, erzählt der Annalist, was das für eine langwierige, schwierige, blutige Schlacht war. Unter Anspannung aller Kräfte und durch die allergrösste Ausdauer wird schliesslich ein Erfolg errungen. Viele tapfere Männer haben sich hier rühmlich ausgezeichnet. Ihre Namen weiss der Annalist zu berichten. Von den Feinden werden natürlich 11000 erschlagen! Der Verfasser dieses Berichtes ist vermutlich wieder Antias. c. 48. 1 -3 ist er ohne Zweifel die Quelle. § 4 setzt unser Kampf ein. Schon vorher konnten wir die Eigentümlichkeit des Antias beobachten, nach der Gefangennahme des Hamilkar Namen anderer gallischer Heerführer zu nennen. So führt im Jahre 196 Corolamus sein Volk gegen den Konsul Marcellus zum Siege. Am Beginn des Jahres 194 steht Dorulatus an der Spitze der Empörung und wird von dem Konsul L. Valerius geschlagen. (vergl. oben p. 58 u. 61 ff.) Jetzt ist die Seele des Aufstandes der Regulus Boiorix 1) mit zwei seiner Brüder. Dann kommt die Anführung so vieler römischer Namen in einer verhältnissmässig doch unbedeutenden Schlacht allein dem Antias zu 2). Schliesslich findet sich noch eine Ueber

1) Boiorix hiess auch der Cimbernkönig, der in der Schlacht bei Vercellae fiel. Liv. epit. 67. Plut. Marius 25. etc.

2) Mit Rücksicht auf den Konsui wird noch ein Sempronier angeführt. Weil im Jahre 216 L. Postumius eine Niederlage gegen die Boier am Litanawalde erlitten hatte, hatte Antias dem Konsul L.

stimmung mit anderen valerischen Stücken darin, dass auch hier die geringe Ausdauer der Gallier im Kampfe ihren Sieg über die Römer vereitelt. Fast wörtlich wird dasselbe ein Jahr vorher und ein Jahr nachher berichtet1). Sonst näher auf den Bericht einzugehen, ist bei seiner völligen Wertlosigkeit unnötig. Wir können nur das Eine konstatieren, dass der erste energische Versuch, die Boier zu unterwerfen, missglückt ist.

Im folgenden Jahre wird wiederum eine grosse Schlacht geschlagen, in der die Römer unter dem Konsul L. Cornelius einen sehr bedenklichen Sieg erringen. Nach einem sehr langen hin und herwogendem Kampfe fliehen endlich die Feinde, und das Resultat ist folgendes: (Liv. XXXV. 5. 3.) Quattuordecim milia Boiorum eo die sunt caesa. vivi capti mille nonaginta duo, equites septingenti viginti unus, tres duces eorum, signa militaria ducenta duodecim, carpenta sexaginta tria. nec Romanis incruenta victoria fuit; supra quinque milia militum, ipsorum aut sociorum, amissa centuriones tres et viginti, praefecti socium quattuor et M. Genucius et Q. et M. Marcii tribuni militum secundae legionis. Es bedarf wohl keines besonderen Beweises, dass auch hier Antias vorliegt. Die Schilderung der Schlacht ist von derselbon grossen Ausdehnung, wie die eben besprochene

Valerius im Jahre 195 über die Boier an derselben Stelle siegen lassen, jetzt lässt er einen anderen L. Postumius den Heldentod gegen die Boier sterben. Zwei Atinier werden genannt. Der bekannteste Vertreter dieser gens ist jener Atinius Labeo, der als Volkstribun im Jahre 131 Q. Caecilius Metellus auf offener Strasse verhaften liess, weil er ihn aus dem Senate gestossen hatte. Im übrigen taucht dieses Geschlecht erst seit dem 2. punischen Kriege auf. Die hier genannten würden, wenn sie historische Persönlichkeiten sein würden, mit die ersten sein. Schliesslich würde der Victorier, der noch erwähnt wird, der einzige bekannte Vertreter seines Geschlechts in der Zeit der Republik sein. vergl. W. Schulze, Zur Gesch. lat. Eigennamen.

p. 260.

1) Vgl. XXXIII. 36. 8. minime patiens ad morae taedium ferendum XXXIV. 47. 5. Labor et aestus et minime patientia sitis. XXXV. 5. 7: minime patientia aestus.

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