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genommen worden. Die Anlage dieser beiden Kolonien konnte. aber erst jetzt nach Unterwerfung der Boier Bedeutung erlangen. Gleich darauf im Jahre 183 werden noch zwei Kolonien von je 2000 Bürgern nach Mutina und Parma gelegt1). Als vorläufiger Abschluss der römischen Kolonisationstätigkeit in Oberitalien muss schliesslich noch die Neugründung von Aquileia im Jahre 181 erwähnt werden). Sie sollte ein Bollwerk gegen diejenigen Gallier bilden, die über die Alpen kamen und in Italien sich anzusiedeln versuchten ). Die Bedeutung, die man dieser Schöpfung beilegte, beweist am besten, dass unter den Triumviren zwei hervorragende Konsulare waren, P. Scipio Nasica und C. Flaminius, und dass sie 3000 römische Bürger dahin führten, eine Zahl, die man im Jahre 169 noch um 1500 Kolonisten verstärkte. Mit dem oberitalischen Strassennetze wurde diese Stadt wahrscheinlich schon im Jahre 175 verbunden). Durch solche Massnahmen schritt die Romanisierung von Oberitalien sehr schnell vorwärts. Besonders die Reste der Boier, die die furchtbar blutigen Kämpfe mit den Römern noch überlebt hatten, tauchten bald unter und verschmolzen mit den römischen Ansiedlern, sodass Plinius mit Recht sagen konnte: in hoc tractu interierunt Boi.

1) Liv. XXXIX. 55. 7.

2) Liv. XL 34. 2,

3) Liv. XXXIX. 22. 6. u. 45. 6 u. 54. u. 55. Strabo V p. 214. Plinius III 126.

4) So vermutet Nissen: Ital. Landesk. II p. 227.

II. Die Unterwerfung der Ligurer.

Rom liebte es, seine Gegner in Oberitalien nacheinander zu bekriegen. So hatte es vermieden, den Kampf gleichzeitig gegen die aufständischen Boier und Insubrer aufzunehmen, sondern es hatte sich zunächst gegen die letzteren allein gewendet und begann erst nach deren Unterwerfung mit den Boiern aufzuräumen. Ebenso hatte es während dieser Kämpfe den Bewegungen einzelner ligurischer Volksstämme wenig Beachtung geschenkt, sondern es hatte sich begnügt, in Pisae jährlich ein Beobachtungskorps unter einem Präfekten aufzustellen, das wohl die Aufgabe hatte, die häufigen Raubund Plünderungszüge der Ligurer zu verhindern1). Nachdem aber Rom die Gallier zur bedingungslosen Unterwerfung gezwungen und damit die Ebene zwischen Alpen und Apennin unter seinen Einfluss gebracht hatte, war die nächste Aufgabe die, auch von den Ligurern, die als die einzigen unabhängigen und feindlich gesinnten Völker in Oberitalien übrig geblieben waren, die Anerkennung der römischen Oberhoheit zu fordern, um dadurch das Gebirgsland des Apennin mit seinen wichtigen Pässen und die ganze für den Landweg nach Spanien so überaus wichtige ligurische Meeresküste in seinen Besitz zu bringen.

Für die vor dem 2. punischen Kriege mit den Ligurern sich abspielenden Kämpfe liefern uns unsere mangelhaften

1) Die regelmässige Aufstellung einer solchen Grenzwacht in Pisae kann man wohl aus Liv. XXXIV. 56 I. schliessen.

Quellen leider kein klares Bild. Wir wissen nicht, wo die Erfolge zu suchen sind, für die mehrere römische Feldherrn nacheinander triumphieren durften. Wahrscheinlich aber sind auch hier die Früchte jener Siege, deren Triumphe uns überliefert sind, durch den hannibalischen Krieg verloren gegangen. Nach dem Siege über Karthago zeigt sich die hinhaltende Politik Roms den Ligurern gegenüber zunächst darin, dass es mit den einzelnen Stämmen Verträge abzuschliessen sucht, die diese von einer Teilnahme an dem gallischen Aufstande abhalten sollten 1). Und es gelingt auch Rom, ein Zusammengehen dieser beiden Völker zu verhindern. Zwar wird die Erhebung einzelner kleiner meistens unbekannter Ligurerstämme schon um 200 v. Chr. berichtet, doch ist sie wie wir sehen werden, völlig bedeutungslos. Gegen Ende der Gallierkämpfe bereiten dann die Ligurer einen. grösseren Aufstand vor; doch suchen sie auch da nicht den Anschluss an die damals noch im Kampf gegen Rom stehenden Boier. Ein Heer genügt, sie im Schach zu halten.

Der eigentliche Kampf kann hier erst beginnen, als Rom gegen die Gallier und in Asien gegen Antiochus völlig freie Hand bekommen hat.

Sammelpunkt der römischen Heere und Ausgangspunkt der Unternehmungen ist in diesen Kämpfen meistens die etruskische Stadt Pisae. Bis dicht an ihr Gebiet heran reichen die Sitze der Ligurer, und schon als deren Besitz ist sicher zu unserer Zeit die ehemalige etruskische Stadt Luna anzusehen 2). Dagegen fand Rom in Genua, dem bedeutendsten ligurischen Handelsplatz, jederzeit einen Stützpunkt für seine Unternehmungen.

1) Ueberliefert ist uns allerdings nur das Bündnis mit den Ingaunern, das im Jahre 201 abgeschlossen wurde. Bei der Beschaffeuheit unserer Quellen, die nur auf die Kriegsgeschichte Wert legen, hat dies aber nichts zu sagen. Bezeichnend ist, dass gerade dieses Bündnis nicht Antias, sondern Claudius überliefert hat. (s. o. p. 29 Anm.).

2) Vgl. Liv. XXXXI. 13.

Das Verhältnis Roms zu den Ligurern war natürlich nicht immer ein derartiges, dass auf beiden Seiten ein erbitterter Kriegszustand herrschte. Beweise für friedliche Beziehungen müssen wir in dem 201 abgeschlossenen Bündnis mit den Ingaunern sehen, leider dem einzigen dieser Art, das uns überliefert ist, oder in der Tatsache, dass Cato im Jahre 195 den Hafen von Luna zu Einschiffung des römischen Heeres nach Spanien benutzen kann. Auch haben die Römer oft genug die ligurischen Gebiete unbehelligt durchzogen, wenn sie über den Apennin in das Poland vordringen mussten.

Welche Gründe Rom im Einzelnen zum Kriege gegen die Ligurerstämme gefunden hat, lässt sich nicht mehr erkennen. Wir wissen gar nichts über die Organisation der verschiedenen Volksstämme. Wir wissen nicht, inwieweit z. B. die Apuaner oder die Friniaten politisch als ein Volk anzusehen sind, das mit einem Staate wie Rom überhaupt Verträge abschliessen konnte. In unserer Ueberlieferung erscheinen die Ligurer wohl zu sehr als Räuber und Wegelagerer. Aber vielleicht mögen gerade ihre Raubzüge oft die Veranlassung gewesen sein, dass Rom ihre bedingungslose Unterwerfung forderte. Und schliesslich war für Rom der Hauptgrund immer seine Politik, die es zwang, ihre Länder in Besitz zu nehmen. Fügten sie sich nicht freiwillig, so musste eben das Schwert helfen.

Bei der offenbaren Notwendigkeit der Unterwerfung der Ligurer erscheint es umso merkwürdiger, dass die Dauer der Kämpfe sich über einen so langen Zeitraum erstreckte. Mehr als 30 Jahre brauchte Rom, bis es den letzten Widerstand in Italien gebrochen hatte. Eine Erklärung dafür findet sich wohl zunächst in den sehr schwierigen Terrainverhältnissen. Die Ligurer vermieden regelmässig offene Feldschlachten. Vor den anrückenden römischen Legionen zogen sie sich in ihre Berge zurück, die sie besser schützten als die stärksten Festungen. Hier konnten die schwerfälligen Legionen nichts ausrichten, immer drohte ihnen Hinterhalt und Verderben. So verging manches Kriegsjahr,

ohne dass ein Erfolg errungen oder dass eine Entscheidung gefallen war1). Ferner hören wir, dass einzelne Stämme wiederholt unterworfen werden mussten. Vielleicht sind in solchen Fällen Versprechungen gegeben oder Abmachungen getroffen worden, die eine von beiden Parteien schliesslich nicht gehalten hat. Man kann sich wohl vorstellen, dass es für ein Naturvolk wie die Ligurer schwer gewesen sein muss, sich an Gesetze und Verträge zu halten, die ihnen eine Beschränkung ihrer Freiheit auferlegten. Beachtung muss ein Urteil des Römers Cato finden, das uns aus dem zweiten Buch seiner origines noch erhalten ist. Er hat als Zeitgenosse den Verlauf der ganzen Kämpfe mit den Ligurern verfolgen können und äussert sich sehr scharf und streng über den wankelmütigen, lügenhaften und betrügerischen Charakter dieses Volkes: Ligures omnes fallaces sunt mendacesque et vera minus meminere. Urteil eine gewisse Berechtigung haben. auch die Römer nicht von aller Schuld Volke frei sprechen können. Es mögen genug Fälle vorgekommen sein, wo die Ligurer durch Grausamkeit und Willkür römischer Feldherrn gereizt, ihre Versprechungen vergassen und wieder zu den Waffen griffen. Ein Beispiel ausgesuchter Härte und Rücksichtslosigkeit ist uns ja in der Kriegsführung des Konsuls M. Popillius Laenas überliefert. Hier griff selbst der Senat ein und versuchte, das Schicksal der von dem Konsul arg misshandelten Statieller zu mildern.

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Schliesslich muss noch, um die lange Dauer der Kämpfe zu erklären, darauf hingewiesen werden, dass die Römer diese Kriege oft als Nebensache behandelten. Beschäftigten sie auswärtige Kriege, so trat das Interesse für die Ligurer sofort in den Hintergrund. Nie zogen wohl auch die Soldaten mit grosser Begeisterung in diesen Kampf, wo keine reiche Beute winkte, sondern wo es nur Anstrengungen und Entbehrungen zu erdulden gab und wo auf Schritt und

1) Vgl. Liv. XXXIX. 1.

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