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In Theokrits erster Idylle lesen wir folgende Verse (80—81), auf die uns der Gang unserer Untersuchung wiederholt zurückführen wird:

ἦνθον τοὶ βοῦται, τοὶ ποιμένες, πόλοι ἦνθον·

πάντες ἀνηρώτευν τί πάθοι κακόν. ἦνθ ̓ ὁ Πρίηπος κτλ. Hierzu habe ich in meiner Ausgabe des Theokrit bemerkt, dass Virgil Ekl. 10, 19 diese Stelle mit den Worten nachahmt: venit et upilio, tardi venere sabulci,

uvidus hiberna venit de glande Menalcas:

wie denn auch Ahrens zu Theokrit, Woldemar Ribbeck in der jetzt erschienenen Ausgabe des Virgil von Otto Ribbeck Vol. I. p. 249 und andere Gelehrte diess angenommen haben. Allein ich bin zu weit gegangen, wenn ich sagte, dass auch die Wortstellung, nach welcher dasselbe Wort (vdov ἦνθον) den Vers anfängt und schliesst, von Virgil, nämlich Ekl. 7, 4 ambo florentes aetatibus, Arcades ambo, und 10, 39 et nigrae violae sunt et vaccinia nigra, nachgeahmt worden sei. Statt Ekl. 10, 39 hätte ich eher Ekl. 5, 52 (Daphnim ad astra feremus: amavit nos quoque Daphnis) und vergleichsweise Ekl. 8, 78 (nectenecto) nennen können. Denn es handelt sich Theokr. 1, 80 darum, dass der Hexameter gleich vorn in der Arsis des ersten Fusses mit demjenigen Spondeus oder Trochaeus anhebe, welcher dann den sechsten Fuss füllt, was bei Theokrit nur noch 15, 1 geschieht. Aus Virgils Eklogen lässt sich zu 7, 4 (ambo cet.) der Vers 10, 39 (et nigrae cet.) nur als ähnlich, aber nicht als congruent anführen (vgl. unten p. 21) und einigermassen mit Ekl. 5, 6. 5, 83. 7, 51. [9, 57. 6, 9. 7, 35. 9, 48] zusammenhalten. Allerdings lesen wir noch Theokrit 2, 21 πάσσ', ἅμα καὶ λέγε ταῦτα· τὰ Δέλφιδος ἔστια πάσσω, aber vorn mit einem apostrophirten Worte; und diess hatte Virgil Ekl. 8, 78 vor Augen: necte, Amarylli, modo et,,Veneris" dic,,vincula necto", wie Wortstellung, Sinn und Zusammenhang lehren. Vgl. Ribbeck Verg. I. p. 247, während wir bei Ahrens zu Theokr. 2, 21 diese imitatio vermissen. Wenn aber an dieser Stelle Virgil sich eng an Theokrit anschloss, so folgt daraus nicht, dass für die rhythmisch ganz anders wirkende Wortstellung in Ekl. 5, 52 (Daphnim cet.) und 7, 4 (ambo cet.) oder gar für die entfernteren Ausdrucksweisen gerade Theokrit 1, 80 und 15, 1 das Vorbild gewesen sein

müsse. Vielmehr schwebte Virgil in Ekl. 7, 4 (ambo cet.) Theokrit 8, 3 vor: ἄμφω τώγ ̓ ἤστην πυρροτρίχω, ἄμφω ἀνάβω κτλ. Er stellte aber das zweite ambo in den sechsten Fuss des Verses, weil die so entstehende Epanalepsis für die rhetorisirende Sprache des Römers ganz wie geschaffen und schon seit Lucrez geläufig war. Vgl. Lucr. 4, 1255. 1, 815. Hor. Ep. 1, 1, 25 aeque pauperibus prodest, locupletibus aeque. Prop. 1, 4, 5. Tibull. 1, 3, 11 illa sacras pueri sortes ter sustulit, illi 2, 4, 51 vera quidem moneo, sed prosunt quid mihi vera? 4, 5, 5 uror uror. Virg. Georg. 2, 536 ante etiam sceptrum Dictaei regis et ante. 3, 358 nec quum invectus equis altum petit aethera, nec quum. 4, 65 ipsae

ante

-

ipsae. 4, 306

ante. 4,342 ambae auro, pictis incinctae pellibus ambae, was wieder an das oben Erwähnte, Ekl. 7, 4 ambo cet., und an Aen. 11, 291 ambo animis, ambo insignes cet., erinnert. Aen. 1, 750 und das. Ladewig. Von späteren Dichtern will ich nur beispielsweise hier nennen: Stat. Silv. 1, 3, 102. 2, 3,70. Juvenal 1, 15. 2, 82. 2, 127 und Cul. 309. Nachklänge finden wir auch bei den Humanisten des fünfzehnten Jahrhunderts, z. B. bei Jo. Baptista Mantuanus Ekt. 6 ed. Junt. 1504:

vester erit stimulus, vester ligo, pastina vestra,

vester erit vomer, iuga vestra, agrestia vestra.

Hierzu kommt, dass Virgil auch in seinen Eklogen Eigenthümlichkeiten in der Wortstellung zeigt, welche er offenbar nicht dem Theokrit nachgebildet hat, sondern auf welche der Römer beim Baue des Hexameters, durch das Wesen seiner Sprache veranlasst, leicht kommen konnte. Der Art ist die Gewohnheit, das einsilbige Wort, mit welchem ein Hexameter beginnt, am Schlusse des vierten Fusses,`` also vor der bukolischen Cäsur oder nach der caesura έφθημιμερής, wieder zu setzen. Dies geschieht in Virgils Eklogen, an folgenden Stellen: Ekl. 1, 22 (23 v.)

sic canibus catulos similes, sic matribus haedos

-

non frigore defit].

Ferner 1, 32 nec spes libertatis erat nec cura peculi. 2, 20 quam [2, 22 lac mihi non quam. 3, 109 et vitula et. 4, 11 teque quae. 4, 40 non rastros

поп.

te. 4, 32 quae

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5, 11 aut aut. [5, 32

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пес

nec.

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hic. 7, 64 nec

6, 79
пес. [8, 32-33].

9, 40 hic hic.

[8, 80. 8, 103. 9, 35]. 10, 29 und 10, 30 nec nec [10, 37]. Aber auch anderwärts finden wir bei Virgil diesen Gebrauch, z. B. Georg. 3, 323 in in, eben so wie schon bei Lucrez 1, 6 te, dea, te fugient venlei, te nubila coeli u. s. w. Cat. 62, 47 nec pueris iucunda manet nec cara puellis. Tib. 2, 1, 63 hinc hinc. 2, 1, 43 tunc tunc. 2, 1, 73 hic hic. 1, 6, 49 stat stat saucia pectus. 1, 8, 75 nunc пипс. 1, 10, 3

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tum proelia nata. 4, 13, 11 tu mihi curarum requies, 1, 4, 67. 2, 1, 43, wonach die Stel

tu nocte vel atra -. len Tib. 1, 4, 53 (tunc tum cara licebit) und 1, 6, 5 (iam mihi tenduntur casses, iam, Lachmann: nam mihi cet.) zu beurtheilen sind. Von Späteren mache ich nur Lucan. 4, 624. 7, 652. Valer. Flacc. 1, 352. 1, 416. 1. 510. Juvenal. 1, 26. 1, 94. Martial. 9, 51, 5 namhaft. Vgl. unten p. 23.

Bei Virgil kann diese Art der Wortstellung nach dem bisher Gesagten schwerlich eine Nachahmung des Theokrit genannt werden, wenn man mit der grossen Zahl der nur hier genannten Stellen aus römischen Dichtern die wenigen ähnlichen des Theokrit vergleicht, auf die wir später nochmals zurückkommen werden. Es sind nur folgende: Id. 8, 79 τα δρυῒ ταὶ βάλανοι κόσμος, τῷ μαλίδι μᾶλα. [20, 8]. 2, 108. 10, 30. Was die alten römischen Dichter so oft gethan haben, haben übrigens die neueren lateinischen Dichter wiederholt nachgeahmt, z. B. Petrarca in der vierten Ekloge;

hac casus solare tuos, hac falle laborem.

Sannazarius in der vierten Ekloge: et tamen haec alias tibi nos et plura canemus. Hieron. Fracastorius ad Julium III: non sentes sterilisve filix, non frigida taxus. Auffallend oft finden sich solche Verse in Bocaccio's Eklogen.

Wohl aber giebt es andere Erscheinungen in Virgils Eklogen, bei denen man eine beabsichtigte Nachahmung des Theokrit nicht in Abrede stellen kann. Theokrit liebt es, im fünften Fusse des Hexameter nach der bukolischen Cäsur dasjenige Wort wieder zu setzen, welches den Vers gleich vorn im ersten Fusse

beginnt, eine Eigenthümlichkeit, auf die ich de poet. buc. p. 20 und zu Theokr. 1, 64 aufmerksam gemacht habe. Theokrit thut diess an folgenden Stellen: 1, 15

οὐ θέμις, ὦ ποιμήν, τὸ μεσαμβρινόν, οὐ θέμις ἄμμιν.

1, 66. 1, 67. 1, 93. [1, 138]. 1, 64. 1, 127. 2, 1. 2, 23. 2, 44. 2, 118. 2, 150. 2, 165. 3, 18. 4, 31. [4, 23. 4, 43]. 5, 14. [5, 92]. 5, 104. 6, 5. 7, 24. [7, 37]. 7, 84. 7, 105. [7, 143]. 8, 3. 8, 4. 8, 45. 8, 76-77, 9, 7-8. 9, 19. 9, 34. [10, 30. 11, 2.32.]. 12, 6. 12, 17. 14, 19. 14, 37. [15, 93]. 16, 1. 16, 48. 16, 104. 17, 77. 18, 10. [20, 5. 20, 29 zugleich mit einer Wiederholung nach der caesura πενθημιμερής, was mirgends bei Theokrit. 21, 14. 21, 44]. 22, 23. 22, 73. [23, 7. 23, 29]. 24, 40. 25, 11. 25, 123 coll. 16, 1. 5, 26. 5, 122. 2, 140 [2, 124. 4, 28. 7, 90. 5, 126]. Epigr. 6, 3. Dazu kommen Stellen wie 25, 125

ζωοτόκοι τ ̓ ἦσαν περιώσια θηλυτόκοι τε

und Id. 26, 32:

εὐσεβέων παίδεσσι τὰ λώϊα δυσσεβέων δ ̓ οὔ.

Vgl. 1, 4. 2, 41. 3, 50.

Eine derartige Wiederholung findet sich aber nicht ausschliesslich bei Theokrit, sondern von Homer an zerstreut auch bei anderen Epikern und bei Elegikern; wie denn die bukolische Cäsur selbst schon bei Homer ausserordentlich häufig ist, z. B. Iliad. 5, 214-227, wo zwölf bukol. Cäsuren sind. Vgl. Wagner im Philologus 1859, 1. Suppl. 3. Heft, p. 319 flg. und Bekker in den Monatsber. der Akad. d. Wiss. in Berlin 1859, p. 266. Mit jener Wiederholung des Wortes aus dem ersten Fusse heisst es denn auch z. B. schon Odyss. 23, 68:

ὤλεσε τηλοῦ κόστον ̓Αχαιΐδος, ὤλετο δ ̓ αὐτός.

5

Vgl. Iliad. 2, 507. 2, 435. 9, 374. 9, 381 u. s. w. Batrach. 89. Hesiod. ἔργ. 349 εὖ μὲν μετρεῖσθαι πρὸς γείτονος, εὖ δ ̓ ἀποδοῦναι. ἔργ. 552 ἄλλοτε μέν θ ̓ ὅει ποτὶ ἕσπερον, ἄλλοτ ̓ ἄησι. Theogn. 33. Apoll. Rhod. 1, 1287. Callim. Lav. Pall. 45 u. a. Auch bei Bion (1, 70 u. s. w.) und Moschus (3, 8 u. s. w. 3, 11) findet sich Gleiches, die Späteren nicht zu erwähnen.

Nicht minder haben die römischen Epiker- und Elegiker die bukol. Casur, und zwar die auf einen Dactylus ausgehende, unzähligemale. Schon Ennius bei Gell. 2, 26:

verrunt extemplo placide mare marmore flavo.

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Vgl. Enn. bei Gell. 6, 2. 12, 4 vers. 13. Lucr. 1, 4. 11. 15. 27. 30. 33. 45. 53. 61 u. 66, 45. 51. 53. 85. 93 u. s. w. Prop. 1, 3, 45. 1, 6, 23 u. s. w.

s. w.

Durch diese Cäsur wird der Hexameter in zwei Theile im Verhältnisse von 2 zu 1 zerlegt. In emphatischer Rede macht es sich nun unwillkührlich, dass nach einer Pause am Schlusse des vierten Versfusses der Dichter den versus Adonius (um mich so auszudrücken) mit demselben Worte beginnt, mit welchem er den Vers vorn begonnen hatte, wie z. B. Properz sagt 1, 6, 9:

illa meam mihi iam se denegat: illa minatur.

Hierauf kann der Dichter eben so leicht kommen, als im Pentameter nach der Cäsur auf die Wiederholung des vorn im Pentameter gesetzten Wortes, in Versen wie Prop. 1, 12, 20: Cynthia prima fuit, Cynthia finis erit.

Prop. 2, 5, 28:

Cynthia forma potens, Cynthia verba levis.

Vgl. Prop. 2, 3, 38. 1, 10, 22 u. s. w. Tib. 3, 6, 56. 2, 6, 10 (et mihi). 4, 2, 14 (mille). 4, 6, 14 (ter) u. s. w.

Daher haben wir denn diese Form des Hexameters auch schon z. B. bei Lucrez. 4, 1242. Catull. 62, 1:

Vesper adest iuvenes, consurgite: Vesper Olympo.

Vgl. Catull. 64, 327 flg. Horaz Epist. 1, 7, 33 macra cavum repetes artum, quem macra subisti. Epist. 1, 2, 12 interinter Atriden. 1, 14, 7 fratrem fratre. 2, 1, 138 carmine

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carmine manes. 2, 2, 37 i

i pede fausto. Sat. 2, 3, 325 mille mille furores. Aus Tibull. führe ich an: 1, 4,

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63

carmine purpurea est Nisi coma: carmina ni sint. 1, 2, 69 totus et auro. 1, 3, 23 quid

totus

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pauper

1, 5, 61 per urbem.

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quid mihi prosunt.

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pauper adibit. 2, 3, 51 ut ut que

2, 6, 11 magna loquor

magna locuto.

3, 5,

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