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sterhafte Schilderung des Guten, das sie ehemals ges stiftet, nicht überzeugt hat.

Auch geht unser Verfasser über alles dieß sehr schnell hinweg, und man zweifelt, ob er seine erste Idee nicht festhalten konnte oder nicht festhalten wollte? die Schrift kündigt sich an, als sollte nur von Papst und Fürst die Rede seyn; und im Grunde wird darin nur von Fürst und Velk gehandelt.

5.

Lessing war der Meinung man müsse einer im Schwange seyenden Uebertreibung eine andere Ueber. treibung entgegensehen. Aus diesem Grundsaße getraue ich mir alle Paradora zu erklåren, die in seis nen Schriften vorkommen, und vielleicht sind alle Paradora, die jemals behauptet worden sind, aus keiner andern Quelle entsprungen. Auch unser Ver= faffer scheint von diesem Grundsahe eingenommen zu seyn: denn im Grunde sind seine Beweise für die Volksregierung ziemlich übertrieben, und bloß darauf calkulirt, der Wage auf der andern Seite den Ueberschwang zu geben, welchen sie auf der einen genommen hat. Mich důnkt aber, dieses Princip gelte

nur für die Conversation, wo es die Unterhaltung belebt, wenn jede Parten, wie man zu sagen pflegt, etwas über die Schnur haut. So bald der schlichte Menschenverstand eintritt, und sein Richtscheit anlegt, rerschwindet der Disput und die Unterhaltung hat ein Ende. So aber nicht der Schriftsteller, der nicht bloß unterhalten, sondern belehren will. Dies ser suche deutliche und reine Begriffe; und halte sich fest an denselben. Die populáre Meinung wird ihm zwar langsamer, aber, nach einem sehr richtigen Gedanken unsers Verfassers von aller Verbesserung überhaupt, desto sicherer folgen. Wir wollen auch hier das Gute nicht übereilen.

Daß vollkommen tugendhafte Charaktere sich leichter unter einem Despoten bilden können, scheint mir ein sehr richtiger und fruchtbarer Gedanke. Lessing hat in dieser Rücksicht sehr wohl gethan, seinen Nathan in die Türkey zu sehen. Sokrates selbst hat fich zu Athen gebildet, als sich die Regierungsform zur Tyranney neigte.

Gerne möchte ich die Antwort unsers Verfassers auf diese Frage wiffen:,,Können wir unsere Monarchien in Volksregierungen verwandeln; und wenn

wir können, sollen wir es?" Mich dünkt, wir würden das Uebel entseßlich verschlimmern. Wozu also alle Deklamation, die zu nichts führen kann, zu nichts führen soll? Wir sagen dem Kranken bloß mit aller Verschönerung der Rhetorik, daß er ge fährlich krank sey; nicht was er zu thun habe, um gesund zu werden, oder nur weniger zu leiden. Lies ber mag er sich gesund dünken, als eine Wahrheit hören, die ihm nicht nüßen kann.

II.

Erinnerungen gegen die Gedanken Verschie dener über eine merkwürdige Schrift.

Man hat dem Verfasser des Etwas, das Leffing gesagt hat, vorgeworfen, er vertheidige die påbstliche Hierarchie. Ich finde davon nichts in der ganzen Schrift, deren Inhalt vielmehr diese Hierarchie auf das ernsthafteste angreift.

Die Vorrede, ja das Motto schon, Lessings Coms mentar und Möser's Gloffe; endlich der Beschluß des Ganzen, sagen, deucht mich, Har genug, warum es einzig und allein zu thun sey.

Von dem ersten großen Buchstaben, bis zu dem lehten Kleinen, dreht sich diese ganze Schrift um den einen festen Punkt: daß menschlicher Eigen. dünkel, mit der Gewalt verknüpft andere nach sich zu zwingen, es sey nun, daß er sich in Auslegung und Handhabung natürlicher, oder geoffenbarter Ges sebe an den Tag lege, überall nur Böses stiften köns ne, und von Anbeginn gestiftet habe.

Die Einwürfe des Gegners treffen alle neben dies sen Punkt, und beweisen folglich weiter nichts als Mißverstand. Gleich der erste und scheinbarste dieser Einwürfe:,, daß wenigstens der geistliche Despotis mnus schlimmer sey, als der weltliche, " berührt im mindesten die Sache nicht. Auch wäre wohl noch eher zu bedenken, was uns jezt am mehresten bedroht und wirklich in die Enge treibt. Ich gestehe, daß ich keinen Sinn für den Schrecken habe, den der heilige Vater zu unseren Zeiten einjagen kann, ob ich gleich mitten in einem kathölischen Lande wohne, und der Stuhl zu Rom den Kaiser selbst zum Advokaten und zum Råcher hat. Deswegen muß ich auch die Freude über jeden Verlust der geistlichen Gewalt zur

Vergrößerung der Weltlichen, denen, welche sie eme pfinden können, ungetheilt überlassen.

Ob die Gründe gegen die Rechte des Papstes den Fürsten selbst (wie Lessing meinte) doppelt und dreifach oder, nach dem Gegner, nur in einem Bruche treffen: dieses auszumachen überlass' ich dem Verfasser selbst, so wie jede andere Rettung seiner Schrift: ich will nur Mißverstand bey Seite räumen. Das wichtigste in dieser Absicht ist bereits geschehen, indem ich das verfehlte Augenmerk gewiesen habe: Ich gehe nun mit wenigem noch ins Besondere.

,,Die logische Ordnung unserer Gedanken, sagt Leffing, ist nicht immer die, in welcher wir sie Andern mittheilen. Aber sie ist die, welche vor allen Dingen der Gegner aufsuchen muß, wenn sein Angriff nach der Billigkeit seyn soll." Und so håtte unserm Verfaffer schwerlich vorgeworfen werden können: Man müsse zweifeln, ob er seine erste Idee nicht festhal., ten wollen oder können. Wie gesagt, dreht alles sich in dieser Schrift um einen Punkt, und die erste Idee ist, wie die leßte, keine andere, als den gordischen Knoten zu untersuchen, der von jeher die äußerliche Freyheit der Menschen so unaufhörlich verstrickt hat. - Diese Verstria

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