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seines Verteidigers Cicero befunden und das Volk gegen beide aufgereizt haben. Da er in der Folge immer mehr als Anhänger Caesars und Gegner des Pompejus hervortrat, so wurde er im Jahre 50 v. Chr. vom Zensor Appius Claudius mit anderen Anhängern Caesars angeblich wegen seines unsittlichen Lebenswandels aus dem Senate gestossen. Er begab sich nun in das Lager Caesars, beteiligte sich an dem Feldzuge gegen Pompejus und wurde im Jahre 47 v. Chr. unter Caesars Diktatur wieder in den Senat aufgenommen und mit neun anderen für das folgende Jahr zum Prätor bestimmt. Da er Caesar auch in der Folge wichtige Dienste leistete, so wurde er zum Danke von diesem nach Beendigung des Krieges im Jahre 46 als Prokonsul zum Oberfeldherrn in der neuen Provinz Afrika ernannt und kehrte von dort im Jahre 45 als reicher Mann nach Rom zurück. Hier erwarb er sich ein Haus und legte die wegen ihrer Pracht und Ausdehnung noch in der Kaiserzeit berühmten horti Sallustiani an. Hatten schon die schlimmen Erfahrungen, die er während seiner früheren staatlichen Laufbahn gemacht hatte, einen Widerwillen gegen öffentliche Geschäfte in ihm erweckt, so wurde dieser noch verstärkt durch die Ermordung Caesars und die daraus folgende allgemeine Verwirrung. Er zog sich also vollständig vom Staatsleben zurück und widmete sich fortan ganz der Geschichtschreibung, bis er im Jahre 35 v. Chr. Geb. starb.

§ 4. Sallusts Werke.

Wir haben schon oben bemerkt, dass sich Sallust bei seiner Geschichtschreibung den Thucydides zum Vorbild genommen hat, der ebenso wie Sallust durch Missgeschick im politischen Leben zurückgeschreckt und durch den Tod des Perikles in seinen Hoffnungen getäuscht sich zurückgezogen hatte, um teils auf wissen

schaftlichen Reisen, teils auf seinen thracischen Besitzungen zu leben, der aber ebenso wie Sallust noch immer die Ereignisse mit unverwandtem Blicke verfolgte und durch die Abfassung seines Geschichtswerkes auf Mit- und Nachwelt einwirken wollte.

Hieraus erklärt sich bei beiden Männern die Wahl des Stoffes. Beide kannten durch eigene Erfahrung sowie durch scharfe und genaue Beobachtung das sittliche Verderben ihres Volkes, beide waren aber auch in gleicher Weise überzeugt, dass nicht blindes Schicksal noch die Gunst oder Ungunst der Götter das Geschick der Menschen und Völker bestimme, sondern dass Völker wie einzelne Menschen sich ihr Glück oder Unglück durch Tüchtigkeit oder Untüchtigkeit selbst schaffen. Sie wollten daher den Zeitgenossen das sittliche Verderben ihrer Zeit in seiner ganzen furchtbaren Ausdehnung und in seinen tiefen Gründen vor Augen stellen, um sie zu warnen und zu bessern. Darum wählte Thucydides die Geschichte des peloponnesischen Krieges, jenes grossen hellenischen Bürgerkrieges, in dem das Treiben ochlokratischer Leidenschaft und Aufregung mit allen seinen Schrecken am schärfsten hervortrat. Ebenso wählte Sallust zuerst die Entdeckung der Verschwörung des Catilina, weil hier das sittliche Verderben des römischen Volkes sich am deutlichsten gezeigt hatte. Dann aber ging er zurück auf den ersten Bürgerkrieg, der mit seinen furchtbaren Greueln alle jene Übel gezeitigt hatte. Da nun dessen erste Keime in den Verhältnissen lagen, die in Rom während des Krieges. gegen Iugurtha bestanden, und die Beendigung dieses Krieges zu der verhängnisvollen Feindschaft zwischen Marius und Sulla der ersten Anstoss gegeben hatte, so wählte Sallust für sein zweites Werk die Geschichte des Iugurthinischen Krieges, zumal er durch seinen Aufenthalt in Numidien mit Land und Leuten wohl be

kannt war.

Endlich schilderte er in den Historien die Zeit nach Sullas Tode und das Anwachsen der dem Sallust so verhassten Macht des Pompejus, also die Ursache des zweiten Bürgerkrieges. Dies Werk ist leider bis auf wenige Bruchstücke verloren gegangen, nur einige in dasselbe eingefügte Reden und Briefe sind uns erhalten geblieben.

Ferner finden wir bei Sallust wie bei seinem Vorbilde die Sitte der Einleitungen, in denen er die Nützlichkeit seiner Beschäftigung rühmend hervorhebt und dem geisttötenden Materialismus seiner Zeit entgegensetzt. Ebenso sollen die nach Thucydides' Vorgange eingeflochtenen Reden, die ebensowenig wie bei jenem urkundlich, sondern mit Geschick der Eigenart und Stellung des Redenden angepasst sind, teils die Lage schärfer zeichnen, teils das Bild der geschilderten Zustände und der handelnden Personen beleben. Endlich hat Sallust seinem Vorbilde auch in Wahrheitsliebe und Unparteilichkeit nachgestrebt, und wenn es ihm nicht gelungen ist, überall dieselbe objektive Haltung zu beobachten, so lag dies unter anderem wohl besonders an dem verschiedenen politischen Standpunkte, den beide einnahmen. Jedenfalls können wir mit Bernhardy (Grundriss der römischen Litteratur, 2. Bearbeitung, S. 537) sagen: „In allen Hinsichten war Sallust der erste Künstler in Roms Historiographie, der dem Thucydides in Tendenz und Geisterkenntnis sich vergleichen lässt; wenn ihn der unruhige Ton, die sentimentale Färbung und die Raschheit der psychologischen Malerei unähnlich zeigen, so ist die Differenz ebensosehr durch Nationalität als durch die Natur des Stoffes bedingt."

§ 5. Sallusts Sprache.

Schon die Alten nannten den Sallust „subtilissimus brevitatis artifex", und er hat sich in der That, wie sein

Vorbild, bemüht, kurz, knapp, gedrängt zu sein, überall das schlagendste Wort, die einfachste, kürzeste Konstruktion zu gebrauchen, so dass er bisweilen sogar dunkel und geschraubt erscheint. Dabei hält er sich aber durch geschickte Abwechselung Sallust liebt innerhalb des Satzes besonders plötzlichen Wechsel der Konstruktion, des Subjektes und des Ausdruckes von ermüdender Eintönigkeit fern und bewegt sich gern in scharf eingeschnittenen, sehr häufig in Gegensätzen fortschreitenden, aber niemals breiten und umständlichen Perioden. Im Sprachgebrauch endlich hat er sich (wie Thucydides) mit Bewusstsein von der Ausdrucksweise seiner Zeit entfernt und sich besonders nach der Weise des älteren Cato (s. S. VII.) in Orthographie und Ausdruck eine eigene Schreibart gebildet. So gebraucht er mortales statt homines, artes für Eigenschaften, cupido statt cupiditas, tempestas statt tempus u. a., und schreibt divorsi, vortere, volt statt diversi, vertere, vult, plurumus, lubido, colundo, capiundo statt plurimus, libido, colendo und capiendo u. s. w. Aber trotz dieser Eigentümlichkeiten fand seine Darstellungsweise schon bei den Römern von vielen Seiten lebhafte Anerkennung, und besonders das kurze Lob aus dem Munde des Tacitus (Annalen 3,30): „C. Sallustius rerum Romanarum florentissimus auctor" wiegt hinreichend die missgünstigen Urteile auf, die von anderer Seite über Sallust gefällt wurden. Auch heute noch findet Sallust wegen der Kraft des Ausdruckes und des Gedankenreichtums zahlreiche Freunde und Verehrer.

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