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del nicht entspricht, so folgt nothwendig, daß man die Verwandtschaft und Nichtverwandtschaft von Völ= kern weder allein nach den Schädeln, noch allein nach den Gesichtern beurtheilen könne, sondern daß man auf beyde Rücksicht nehmen müsse.

Außer den Formen von Schädeln und Gesichterit geben die Physiognomien, in so fern sie von den Fals ten und Bewegungen der Gesichtsmuskeln und den Blicken des Auges abhangen, charakteristische Merk. mahle her, durch welche sich in ganzen Völkern Blöde sinn oder Schwachsinn und Geist, Gutartigkeit und Bösartigkeit, eine frohe oder traurige Gemüthsstime mung ausdrücken. Alle Völker, die auf der unters sten Stuffe der Humanität stehen, haben von dem, was die Alten vultus oder Antlik nannten, weniger, als die fähigeren unter den häuslichen Thieren. Ihre starren Gesichter und Augen werden weder durch die unerwartetsten oder erhabensten Erscheinungen, noch durch die glücklichsten oder unglücklichsten Beger benheiten im geringsten gerührt oder verändert. Beys de find gänzlich ausdruckslos, oder wenn sie etwas fagen, so verkündigen sie einen Trübsinn, der sich durch nichts erheitern, oder eine natürliche Wildheit, welche sich durch nichts besänftigen läßt. Die Neus Holländer, welche Dampier 1) und Cook 2) ans trafen, achteten weder auf die nie vorher von ihnen gesehenen Fremdlinge, noch auf ihre Schiffe, Wafs fen und Werkzeuge, oder auf die Geschenke, welche man ihnen anbot: weßwegen Cook kein Bedenken trug, fie unter die halbbeseelten Bewohner des Feuers

1) II. 125.

2) Lezte Reise, 1. 111. 112.

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Landes herabzusehen 1). Alle Reisende ohne Auss nahme bemerken von den Austral: Negern, daß sie sich von den schönen Insulanern der Süd- See auch durch einen Ausdruck von furchtbarer Wildheit in Minen und Zügen unterscheiden. Das Gesicht und die Augen der ursprünglichen Amerikoner sind fast eben so starr, als die der thierartigsten Neu- Hollan's der. Gegenstände mögen so neu oder erhaben seyn; als sie wollen, so erwecken sie in den stumpfen See's len der Amerikaner keine Neugierde und in ihren Zügen und Blicken nicht das geringste Zeichen dersels ben 2). Ihr Gesicht bleibt sich in der größten Traus rigkeit und Wuth, so wie bey den heftigsten Streis tigkeiten ihrer Angehörigen immer gleich; und es ist daher unmöglich, aus ihren Zügen und Blicken zu ers rathen, was in ihrem Innern vorgeht. Diese Starrs beit oder Unbeweglichkeit begleitet die Amerikaner. 1) Nach Peron, I. 450. stehen die Diemenländer in Rücksicht der geringen Kultur noch mehrere Stuffen unter den Neu Holländern. Und dennoch untersuch ten eben diese Diemenländer die Personen, Kleider, Waffen und befonders die Fahrzeuge der Europåer mit der größten Aufmerksamkeit, hatten auch die ausdrucksvollsten Physiognomien, in welchen sich alle Gemüthsbewegungen auf das deutlichste abbildeten. 1. 221. besonders 280. La physionomie dans ces hommes sauvages est très-expressive; les passions s'y peignent avec force, s'y succédent avee rapi-. dité. Mobiles, comme leurs affections, tous les traits de leur figure se changent, et se modifient suivant elles. Die Blicke der Diemenländer behielten aber selbst in der lebhaftesten Freude quelque chose de sinistre, et de féroce, qui ne sauroit échapper à l'observateur attentif, et qui ne correspond que trop an fond de leur caractère.

2) Die Zeugnisse findet man im histor, gött. Mag. VII. 115-117

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auf ihren Reisen, erhält sich während der langwierigs sten und geräuschvollsten Feste und behauptet sich selbst in den Gefahren und Schmerzen eines nahen oder martervollen Todes ). Wenn die Amerikas ner auch Lage und Wochen lang getanzt) gesoffen und gefressen haben, so wird doch ihr Gesicht nie ers heitert. Sie bleiben in den wildesten Festen eben so starr und trúbsinnig, als im Zustande der vollkom mensten Ruhe. Selbst die Schrecken und Qualen des Todes verzerren ihr Gesicht und stören ihre uners sitterliche Apathie nicht. Es geschieht sehr häufig, daß gemarterte Gefangene in den Zwischenräumen ihs rer unnenubaren Qualen sich mit ihren Peinigern über die gleichgültigsten Dinge unterhalten: daß sie zum Beyspiel nach den Sitten und Gewohnheiten ihrer Mörder fragen, oder die Sitten und Gebräuche ihres eigenen Volks erzählen.

Die Gesichter und Augen der echten Finnen find beynahe eben so feelenlos, als die der Amerikaner. Wenn die Züge und Blicke der Lappen irgend einen Ausdruck haben, so ist es der von starrer Thierheit und trostlosem Trübsinn, so wie in allen ihren Ges þerden, Lagen, Stellungen, selbst in Stimme, und Sprache etwas auffallend thierisches ist 2). Die Neger können mit den Amerikanern in Rücksicht auf natürliche Gefühllosigkeit und auf Unerschütterlichkeit

1) Perouse IV. 54. 55. traf an der Westküste von Amerika Wilde an, die überhaupt mehr. Physiogno mie und besonders etwas angenehmeres in Miner und Zügen hatten, als die ursprünglichen Amerikaner. Wenn Perouse sich nicht täuschte, so waren die Menschen mit ausdrucksvolleren und anziehenden Gesichtern wahrscheinlich' Nachkommen von verschla» genen Fremdlingen.

2) Arndt, III. 259 S.

in den grausamsten Martern wetteifern ). Doch sind thre Gesichter und Augen nicht ganz so starr, als die der Wilden der neuen Welt. Die heftigen Regungen von Zorn und Wuth offenbaren sich einigermaßen in Zügen und Blicken: wiewohl man sehr lange und genau mit den Negern bekannt seyn muß, wenn man an ihrer Stimme oder ihrem Gesange unterscheiden will, ob die Lieder, welche sie singen, fröhlich oder traurig sind. Da unter den Negern vielmehr natür liche Unterschiede sind, als unter den Amerikanern; so ist es nicht zu verwundern, daß ihre Gesichter wes der gleich leer oder unbeweglich sind, noch auch einers ley Ausdruck haben. Einige tragen unverkennbare Zeichen vou Blödsinn oder thierischer Beschränktheit: andere von tigerartiger Wildheit an sich 2).

Die großen mongolischen Hirtenvölker im öftlis (chen Asien erheben sich über die Finnen durch ihre bedeutenderen Physiognomien noch weit mehr, als durch ihre Gesichtsbildung. So wie die Gesichter der Kalmücken sich von denen der echten Finnen durch etwas offenes, sorgloses, freymüthiges und gesellis ges unterscheiden 3); so unterscheiden sich die Mons golen von den Chinesen und den meisten übrigen süde lichen Asiaten durch einen Ausdruck von Geradheit und Zuversichtlichkeit. Im südlichen Asien zeichnete die Natur vor allen anderen zwey Völker, die Hindus und Malayen, durch eigenthümliche und zwar entgegens gefeßte Physiognomien aus. In den Gesichtern und Augen der Hindus liegt ein Ausdruck von Milde und Wehrlosigkeit, der Männern das Ansehen von Weis

1) Gött, histor. Mag. VI, 412, 13.
2) 1. c. S. 633. 34+

3) Pallas mongol, Völker, I. 99 S:

bern gibt: in denen der Malayen ein Ausdruck von Wildheit, der sie für die schwachen und feigen Be: wohner der ostindischen Länder und Inseln zu allge meinen Gegenständen des Schreckens macht. Die Völker des westlichen Asiens weichen von den gebilde, ten Nationen Europens kaum durch Kleidung und äußeres Betragen oder durch ihre ganze Art zu leben, zu denken und zu handeln so sehr ab, als durch ihre Physiognomien ). Statt der heiteren Züge und Blicke, womit gebildete Europäer sich einander ents gegen kommen, haben oder geben sich die Morgenlan der ein ernsthaftes, strenges oder trübsinniges Anses hen. Ihr Gesicht wird selbst in Trinkgesellschaften wenig oder gar nicht erheitert, so wie es durch die bits tersten Beschimpfungen und die größten Unfälle felten oder niemals verzerrt oder getrübt wird. Unter den europäischen Slaven sind einige, besonders die Russ sen, eines leichten und frechen Sinnes, und geben dieses auch durch ihren Hang zum Gefange, zur Mus fik und zum Tanz zu erkennen. Allein in den Ges sichtern der meisten findet sich entweder ein Ausdruck von bösartiger Schalkheit oder gar von Wildheit, der aus dem Mangel sichtbarer Zeichen der sanfteren menschlichen Gefühle entspringt 2).

Ein wichtiger Theil des Gesichts und des Schás dels ist die Stirn. Man belegt die Stirn mit mancherley Beywörtern, welche entweder blos die Bes schaffenheiten der Stirnhaut oder auch Merkmahle von Regungen und Eigenschaften des Gemüths bes zeichnen, die durch Bewegungen oder Falten der Stirn

1) Die Zeugnisse findet man oben in den Untersuchun geu über die morgenländischen Völker oder im gött. histor. Mag. VII. 403. u. f. S.

2) Histor. Mag. VII. 605.

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