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scheinbar günstige physische und moralische Ursachen zusammen kommen können, nicht nur, ohne eine Vers edelung zu bewirken, sondern selbst ohne eine auffals lende Verschlechterung der menschlichen Natur zurück zu halten. Manche Provinzen des freyen Amerika, besonders am Ohio, und an den in den Ohio fallens den Flüssen haben einen ergiebigeren Boden, ein sanfs teres und gesunderes Klima, als die meisten Gegens den unsers Erdtheils. Im ganzen freyen Amerika, vorzüglich in den Gegenden jenseits der Alleghanis, kann man sich mit mäßiger Arbeit nicht blos das Nothdürftige, sondern das Ueberflüffige erwerben. Auch die geringsten Einwohner nähren sich ohne Vers gleichung beffer, als Personen gleichen Standes in Europa. Man leidet nirgend den geringsten Zwang,` vielweniger Druck. Im Gegentheil genießt man die unbeschränkteste Freyheit in Gewerben und Handel, wie in der Religion und Verfassung. In keinem ans dern gut geordneten Staate endlich kostet die Vers waltung weniger, und nirgend sind daher die öffentli chen Abgaben so geringe, als im freyen Amerika. Wenn man alle diese Vortheile zusammenrechnet, so follt man glauben, daß die Eingebohrnen unsers Erdtheils im freyen Amerika größer, stärker und schöner, geistreicher und edelmüthiger werden müßen, als sie in ihrem ursprünglichen Vaterlande waren. Dieß ist so wenig der Fall, daß schon die Nachkóms men der Europåer in der ersten Zeugung aller scheins bar günstigen, physischen und moralischen Ursachen ungeachtet, die meisten Vorzüge ihrer Våter verlies ren, und manche Gebrechen erhalten, von welchen die Våter freŋy waren. Unter den äußeren Vollkommens heiten ist die körperliche Größe die einzige, die durch die Verpflanzung in das nördliche Amerika keine merk

Meiners über Menschenn. III.

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liche Abnahme leidet 1). Alle Reisende machten die Beobachtung, daß die Creolen sowohl im freyen Ame= rika, als in Canada weder zu so austrengenden Arbeis ten, noch zu solchen schwierigen Unternehmungen túchtig seyen, als gebohrne Europåer 2). Die geringere Kraft und Dauerhaftigkeit der Creolen im nördlichen Amerika verräth sich durch viele untrügliche Merks mahle: durch die bleiche Farbe ihres Gesichts und selbst ihres Zahnfleisches 3): durch ihre schlaffen und musculösen Körper, weßwegen man die Amerikanis schen Soldaten in Louisiana Papier Soldaten nann, te 4): durch ihre geringere Fähigkeit, Versehungen in andere Klimate zu ertragen: durch ihr früheres Alter und ihre kürzere Lebenszeit. Die Nordameris kanischen Creolen, welche in die Westindischen Inseln kommen, sterben in viel größerer Zahl, als die Euros påer; und man rieth daher schon lange vor dem Ames rikanischen Kriege, keine Truppen aus den Nordames rikanischen Provinzen in die Zuckerinseln zu schicken, 1) Robin III. 128. 134. Charleroir wollte bemerkt haben, daß die nach Canada verpflanzten Franzosen heller und schöner geworden wåren, als ihre Vorfahs ren gewesen seyen. p. 172-175. Journal. Der Verfasser hingegen der Travels through the interior parts of Amér. I. 70. 71. nennt die französischen Creolen in Canada braun, klein und mager.

2) Charleroix 1. c. Schöpf I. 315. 316. Vorrede des zweyten Theils S. 30. 31. Kalm II. 252. III. 296.

3) Robin III. 128. De grands hommes, mais pâles, peu robustes, peu actifs, et surtout peu accoutumés à de pénibles travaux . . décelant un sang appauvri jusque dans la pâleur de leurs gencives.

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weil solche Krieger meistens aufgerieben wurden ). Auch bey der lekten Besißnehmung von Louisiana kamen von sechshundert Soldaten, welche der Congreß hingesandt hatte, vierhundert in dem ersten Jahre um 2). Die Creolen erreichen selbst in den gesundesten Gegenden des nördlichen Amerika nur ein Alter von fünfzig, höchstens sechszig Jahren; und siebenzigs jährige Personen werden behnahe für Wunder gehal, ten 3). Die Gebrechlichkeiten des Alters stellen sich im hördlichen Amerika früher, als in Europa ein. Fast scheint es, als wenn die in ihrer Jugend so reiz zend blühenden Amerikanerinnen noch schneller vers welkten, als die Männer alt werden. Nicht selten find schon vor dem zwanzigsten Jahre die Rosen der Wangen, und die übrigen Reiße der Jugend auf ewig verschwunden 4). Im Durchschnitt haben die Echd, nen des nördlichen Amerika in 20-25 Jahren das Ansehen von vierzigjährigen Europäerinnen 5); und im vierzigsten Jahre besißen auch die einft wegen ihs 1) Long II. 307. Kalm 11. cc.

2) Robin I. c. D'ailleurs ces Américains.. seraientils- en état de supporter les fatigues de la guerre ? sur six cents, qui sont arrivés à la Louisiane, que les Français appelloient soldats de papier, tant leurs figures étoient lividement pâles, deux cents seulement ont survécu dans l'espace d'un an. 3) Kalm II. 252. Schöpf II. 342. Rochefaucoult VIII. 120. Weld S. 12.

4) Perrin du Lac p. 107. A un air de langueur, et d'abandon, les Américaines blan hes, fraiches et gaies, joignent une assez agréable tournure; mais elles ne conservent, que peu de temps ces beaux dons de la nature. Souvent avant vingt ans, les roses de leur teint sont entièrement fanées, et ces charmes, qui les faisoient admirer, sont évanouis pour jamais.

5) Rochefaucoult 1. c.

rer Schönheit am meisten berühmten Weiber keine Spur ihrer ehemaligen Reiße mehr '). Das erste Zeichen des Verfalls ist, die Verdorbenheit oder der Verlust der Zähne. Die einen oder der andere ereigs net sich bey Personen des andern Geschlechts ges wöhnlich schon vor dem achtzehnten Jahre 2). Die Creolen selbst und ihre Beobachter hegen über die Urs sachen des Verderbens øder des Verlusts von Zähnen allerley Vermuthungen. Diese Ursachen mögen seyn, welche sie wollen, so ist gewiß, daß sie nur auf die Creolen und Creolinnen im nördlichen und Spanis schen Amerika 3), nicht aber auf die Neger und ursprünglichen Amerikaner, auch nicht auf die Westins dischen Creolinnen wirken. Man zählt vielmehr schds ne und weisse Zähne unter den Reißen der lekteren auf 4).

Die größere Schlaffheit der Körper macht die Gliedmaßen der nordamerikanischen Creolen viel bes weglicher, als die der Europåer; und eben deßwegen sind die Nachkommen der Franzosen und Engländer im nördlichen Amerika ausgezeichnete Fußgänger, Scharfschüßen und Führer von Canoes durch die ges fährlichsten Brandungen und Wasserfälle 5). Die 1) L. c. Weld.

2) Perrin du Lac, Weld und Rochefaucoult 11. cc. 3) Auch die Spanischen Creolinnen verlieren die Zähne sehr früh. Bibl. Améric. Livrais. VII. IX. 252. 4) Edwards II. 12. Tho creoles ladies are noted for very fine teeth, which they preserre, and keep beautifully white by a constant use of the juice of a whithe called the Chews ick; a speries of rhamnus. It is cut in very small pieces, and used as a tooth-brush she juice is a strong beker, and a powerfall detergent.

5) Journal de Charleroix p. 173.

nordamerikanischen Creolen besißen überdem eine außer ordentliche Fähigkeit für die Verfertigung von allerley gemeinen Werkzeugen, von Beilen, Aexten, Sens sen u. s. p. 1), Desto seltener sind in ihnen Ges fühle und Anlagen für schöne Künste und Kunstwerke. Mehrere unbefangene Beobachter werfen ihnen eine völlige Gleichgültigkeit gegen die Schönheiten der Nas tur, und sogar einen Widerwillen gegen prächtige oder anmuthige Wälder und Bäume vor 2).

Man hat es lange wahrgenommen, daß die Creos len im nördlichen Amerika mehr neugierig, als wißs begierig sind 3), und daß sie im Ganzen eben so wes nig Lust als Geschick zu allen den Wissenschaften has ben, die eine große Anstrengung des Geistes erfors

1) Charleroix p. 174. Kalm II. 352. Biblioth. Améric. Livrais. V. p. 141.

2) Weld S. 20. ,,Die Amerikaner können nicht bes greifen, daß man sich an einer solchen Gegend ers gößen kann. Der Anblick eines Weizenfeldes oder Kohlgartens ist ihnen weit erfreulicher, als die ro mantischteste Gegend. Ueberhaupt haben sie einen unüberwindlichen Widerwillen gegen Bäume. Wo fich Jemand anbaut, werden sie alle weggehauen, und auch nicht einer wird übrig gelaffen, der in der brennenden Sonnenhiße Schatten und Kühlung ge ben könnte." Perrin du Lac p. 99. Vont-ils à la campagne, pour se reposer de leurs fatigues? c'est pour y boire sans distraction, s'inquiétant peu des beautés de la nature, ou des charmes des forêts et des champs. Un ruisseau, fût-il digne de la muse de Virgile ou de Delille, n'est à leurs yeux, que de l'eau claire, et ne mérite aucune attention.

3) Ueber die unglaubliche Neugierde der Anglo-Ameri kaner, Weld S. 88. und Travels through the in ter parts etc. 11. 69. 70. 7

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