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C. SALLUSTI CRISPI

P

Mit Anmerkungen

von

Dr. Ernst Wilhelm Fabri,
Rektor und Professor des K. B. Gymnasiums zu Nürnberg.

Zweite verbesserte und vermehrte Auflage.

NÜRNBERG.

Verlag von Johann Adam Stein.

1945. -

1851, Nov. 15.

Gray Fund.

1.35

Vorrede zur ersten Auflage.

Bei der regen Thätigkeit, die in unseren Tagen auf dem Felde der Alterthumswissenschaft herrscht, war es zu erwarten, dafs es einem so geistreichen und anziehenden Schriftsteller, wie Sallust ist, um so weniger an Herausgebern und Erklärern fehlen würde, je mehr gerade die Werke dieses Schriftstellers, entstellt und vielfach mifsverstanden wie sie auf die neueste Zeit gekommen waren, neue Bearbeitungen erheischten. Denn wenn gleich die genauere Kenntnifs der Sprachen des Alterthums und als Folge davon das tiefere Eindringen in den Geist desselben, welche die Frucht des ausgezeichneten Eifers sind, mit dem gegenwärtig besonders in Deutschland die philologischen Studien betrieben werden, bei den meisten alten Schriftstellern eine neue Gestaltung des Textes und eine auf die Fortschritte der Wissenschaft. gegründete Erläuterung nothwendig machten und vielen sonst gepriesenen Ausgaben nur einen historischen Werth liefsen, so trat doch das auf diese Weise angeregte Bedürfnifs bei Sallust besonders fühlbar hervor. Der Grund davon lag theils in der Eigenthümlichkeit des Schriftstellers, theils in dem überwiegenden Einflusse, den ein Herausgeber im

vorigen Jahrhundert auf die späteren Bearbeiter seiner Schriften ausgeübt hat. Die Eigenthümlichkeit des Schriftstellers konnte nämlich erneute Studien in Anspruch nehmen, weil sie die Ursache ist, dafs trotz den Bemühungen so vieler und ausgezeichneter Philologen, die sich mit Sallust beschäftigt haben, doch bei ihm mehr als bei den meisten übrigen lateinischen Schriftstellern Übersehenes, Zweifelhaftes und unrichtig Erklärtes geblieben war. Denn bei seiner im Ganzen einfach fortschreitenden Rede bietet doch dieser Schriftsteller im Einzelnen viel Auffallendes und Räthselhaftes, und sehr richtig hat in dieser Hinsicht neuerdings ein mit Sallust vertrauter Gelehrter bemerkt *), man erkenne zwar gewöhnlich im Allgemeinen leicht, was er sagen wolle, aber ein genaueres Betrachten des Ausdrucks errege oft Zweifel und decke Schwierigkeiten auf, und wie bei manchen anderen Schriftstellern das Erfassen des Sinns es gewöhnlich sei, was ihre Lektüre an vielen Stellen erschwere, so liege bei Sallust hingegen die Schwierigkeit besonders darin, nachzuweisen, wie der gefundene Sinn sich aus der Bedeutung und Verbindung des Einzelnen ergebe.

Wenn demnach die Eigenthümlichkeit Sallust's von der Art ist, dafs gerade für sein Verständnifs das gründlichere Erkennen des Geistes der lateinischen Sprache, zu dem die Bestrebungen der neueren Zeit geführt haben, sehr fruchtbringend sein mufste, und darum neue Bearbeitungen seiner

*) Lechner Obss. in nonnullos Sallustii p. 1.

Schriften wünschenswerth machte, so trat diefs Bedürfnifs um so mehr hervor, wenn man den Einflufs, den eine Ausgabe beinahe ein Jahrhundert hindurch auf die folgenden hatte, in's Auge fafste. Denn seit Kortte, ausgestattet mit seltener Gelehrsamkeit und grofsen Hülfsmitteln zur Begründung einer neuen Textesrecension, seinen Fleifs diesem Geschichtschreiber zugewendet hatte, waren trotz der falschen, jetzt hinreichend gewürdigten Ansicht, von welcher seine Kritik ausging, die meisten Späteren bis auf unsere Zeit ihm unbedingt gefolgt oder hatten sich nur unbedeutende Abweichungen von ihm erlaubt. Auch kann diefs nicht befremden, wenn man den Reichthum von Kenntnissen erwägt, durch den seine Ausgabe bestechen konnte, und bedenken will, wie vortheilhaft dieselbe durch sorgfältige Erforschung des Sprachgebrauchs, durch Vermeidung unpassender Abschweifungen, durch glückliche Erläuterung vieler mifsverstandenen Stellen vor dem Wuste sich auszeichnet, mit dem viele frühere Herausgeber die Schriften Sallust's überschüttet hatten. So bewirkten die grofsen Vorzüge, welche sein Werk besonders für die Zeit hatte, in der es erschien, dafs die Mängel desselben übersehen, nur unvollständig erkannt oder wohl gar als verdienstliche Fortschritte angepriesen wurden. Es war daher sehr löblich, dafs Lange in seiner Ausgabe den Haverkampischen Text zu Grund legte und dadurch den ersten Schritt that, die irrigen Ansichten über Sallust's Schreibart, welche durch Kortte Eingang gefunden und sich so lange erhalten hatten, wieder zu verdrängen. Was er

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