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dinien und durch Zahlung von zwölfhundert Talenten. In solcher Weise zeigten die Römer der alten Zeit, daß sie, wie Salluft ihnen nachrühmte 1o, „ihre Begierden zu zügeln verstanden, und den Forderungen des Rechtes und der Billigkeit gehorchten; daß sie vornehmlich in den punischen Kriegen, troß wiederholter Frevelthaten der Karthager, sich nie Gleiches erlaubten, und allein ihre Würde zur Richtschnur ihrer Handlungen nahmen".

Die schnöde Behandlung des tiefgebeugten Nebenbuhlers war eine Saat, die in der Verwüstung von Italien im hannibalischen Kriege nur zu bald verderblich aufgehen sollte. Aus dem Gefühle, mit dem der edle Hamilkar knirschend sich dem Uebermuthe der Mächtigen unterwarf, erklärt sich der unvertilgbare Haß gegen Rom, den er bis an sein Ende nährte und als wucherndes Erbe seinem großen Sohne Hannibal hinterließ 11.

Für jest triumphirte die Gewalt. Die Insel Sardinien wurde römische Provinz. Aber es dauerte lange, bis die wilden Bergbewohner unterworfen und einigermaßen an friedliches Regiment gewöhnt waren. Auf viele Jahre war Sardinien der Schauplag barbarischer Kriege und Menschenhezen 12, welche den Sprößlingen des römischen Adels ehrenlose Triumphe und den römischen Grundbefizern Sklaven für ihre sich mehr und mehr ausdehnenden Landgüter verschafften. Die Nachbarinsel Corsica war nie in dauerndem Besize der Karthager gewesen. Auch auf ihr sezten sich jezt die Römer fest und schlugen sie zu der Provinz Sardinien. Aber hier wie in Sardinien entzogen sich die Eingeborenen in den unzugänglichen Gebirgen des Innern der Anerkennung der römischen Herrschaft und der Annahme römischer Sitte und Staatsordnung. Die Hülfsquellen der beiden Inseln blieben unerschloffen. Nur in den kleinen Hafenstädten und in den Küstengegenden wich die ursprüngliche Barbarei der Gesittung und der Herrschaft des römischen Geseßes; das Innere blieb barbarisch und nie sind Sardinien und Corsica eingetreten in die Reihe der culturentwickelnden Länder. Unter allen den vielen Inseln des Mittelmeeres sind sie allein fast bis in die Gegenwart nie Träger der Bildung und Size der gefeßlichen Ordnung und des Wohlstandes gewesen.

10) Sallust. Catil. 51.

11) Vgl. Polyb. III, 9. §. 6 u. 10. §. 4 u. 5.

12) Sogar mit Bluthunden wurden die Menschen gejagt. Zonar. VIII, 18.

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Auf den großen Kampf mit dem ebenbürtigen Gegner um Sicilien folgte ein sechstägiger Krieg mit Falerii, wenn man das einen Krieg nennen kann, was für die kolossale Macht Roms dem winzigen Städtchen gegenüber nur ein Kinderspiel war. Wie die armen Falisker dazu kamen, den Zorn Roms auf sich zu ziehen, wie sie es wagen konnten, auch nur an Widerstand zu denken, wissen wir nicht. Die Stadt, welche zur Zeit des Camillus schon sich unter die Uebermacht Roms beugen mußte, wurde ohne Schwierigkeit genommen und zerstört. Römische Consuln errötheten nicht über die besiegten Falisker einen Triumph zu feiern, der in den römischen Fasten verzeichnet steht als ein Beweis schamlosester Eitelkeit neben den Triumphen des Catulus und der Scipionen.

Zum Uebrigen war der Zeitraum zwischen dem ersten und dem zweiz ten punischen Kriege (von 241 bis 218 v. Chr.) ausgefüllt mit Kriegen ernsterer Art, die in Italien mit Galliern und jenseits des adriatischen Meeres mit JUyriern geführt wurden. Der Zeitfolge nach greifen diese Kriege ineinander, stehen aber ursächlich und geographisch in keinem Zusammenhang. Wir behandeln daher der größeren Deutlichkeit wegen jeden für sich, ohne von einem auf den andern überzuspringen, wie es ein treues Einhalten der chronologischen Ordnung erfordern würde.

Nach der Besiegung der senonischen Gallier im Jahre 283 und nach Anlegung der Colonie Sena in ihrem verödeten Gebiete verhielten sich die Gallierstämme in Norditalien fünfundvierzig Jahre lang ruhig. Diese lange Pause, welche Rom in den Kriegen mit Pyrrhus und den Karthagern sehr zu Statten kam, ist wohl nur zum Theil dem Eindrucke zuzuschreiben, welchen die Niederlage am vadimonischen See und die Vernichtung der Senonen unter den Galliern hervorbrachte1. Es scheint im Gegentheil außer der Erschöpfung der Gallier und ihrer Furcht auch der Umstand mitgewirkt zu haben, daß sie während des langen Zeitraumes in den karthagischen Heeren als Söldner Beschäftigung fanden. Die Beendigung des Krieges in Sicilien, indem sie einen Abzugscanal der gal

1) Nach Polybius II, 21. §. 2.

lischen Abenteurer schloß, war somit eine Veranlassung erneuerter Angriffe auf Italien. Rom konnte also nicht ermangeln, den gallischen Streitern, denen es in Sicilien so lange gegenübergestanden hatte, bald auf einem andern Felde wieder zu begegnen.

Italien, nördlich der Apenninenkette, damals mit Recht noch das cisalpinische Gallien benannt, war zum größten Theile in langjährigem Besize verschiedener gallischer Stämme. Die füdlichsten von diesen, in der heutigen Emilia, waren die Bojer, die Nachbarn und Waffenbrüder der überwundenen Senonen, (mit den Lingonen und Anaren); nördlich vom Po im Mailändischen der große Stamm der Insubrer; östlich von diesen am Mincio und der Etsch die Cenomanen. Die leßteren schienen wenig geneigt, mit ihren Landsleuten gemeinschaftliche Sache zu machen. Sie hielten sich unbetheiligt an den Feindseligkeiten gegen Rom. Außer den genannten gallischen Stämmen saßen in Norditalien noch zwei andre stammverschiedene Völker, im Osten um das adriatische Meer herum die Veneter, und im Westen, wo Alpen und Apenninen aneinanderstoßen, die Ligurer, die legteren weit verbreitet auf beiden Abhängen des Apennin bis hart an das Thal des Arno, und nach Norden zu in Piemont am obern Laufe des Po und seiner Nebenflüsse.

Vier Jahre vor dem Ausbruche des Krieges mit Karthago (268 v. Chr.) hatten die Römer die Colonie Ariminum am adriatischen Meere (jezt Rimini) als äußerstes Bollwerk des damaligen Italiens gegründet. Diese Stadt war der erste Angriffspunkt der Feinde, denen sie zum Zügel bestimmt war. Im Jahre 238, also im dritten Jahre nach Abschluß des Friedens mit Karthago lagerte sich ein gallisches Heer vor Ariminum, welches angeblich von den Häuptlingen der Bojer aus dem transalpinischen Gallien herbeigerufen worden war. Ehe es indeß zum Angriff kam, entstand Streit zwischen den Bøjern und diesen ihnen gewiß sehr lästigen und unliebsamen Gästen, deren Raubgier wohl wenig Unterschied zwischen Freunden und Feinden machte. Die bojischen Häuptlinge wurden von ihren eigenen Leuten erschlagen, die Fremden angegriffen, in offener Schlacht besiegt und zur Rückkehr in ihre Heimath gezwungen.

So ging für diesmal die Gefahr vorüber 2. Doch es war die Auf

2) Wenigstens nach dem Bericht des Polybius (II, 21). Andere Schriftsteller wußten von ernstlichen Schlachten mit den Galliern und Liguriern als ihren Verbündeten zu erzählen (Zonar. VIII, 18. Oros. IV, 12), in deren einer 14,000 Gallier

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merksamkeit der Römer auf ihre nordöstliche Grenze gerichtet, wo neue Maßregeln zur Abwehr der unruhigen Nachbarn nöthig schienen. Die Colonisten von Ariminum waren nicht im Stande gewesen, den Galliern die Spize zu bieten. Nichts entsprach mehr den Forderungen der Lage, als die römische Bevölkerung in jenen Gegenden zu vermehren. Dieses war leicht ausführbar und empfahl sich auch aus andern Rücksichten. Das ganze Land der Senonen rings um Ariminum und südlich in Picenum war seit dem Vertilgungskriege von 283 entvölkert und verödet, und wahrscheinlich nur als Weideland den großen römischen Familien zur Benußung überlassen. Hier war eine Gelegenheit, wie sie sich nicht schöner darbieten konnte, römische Veteranen für ihre Kriegsdienste zu belohnen, verarmte Bauern zu ansässigen Grundeigenthümern zu machen, eine menschenleere Gegend wieder zu bevölkern, an der gefährdeten Grenze eine streitbare, treue Bevölkerung zu sammeln und durch Ausbreitung des latinischen Stammes und der latinischen Sprache das mit den Waffen eroberte Land zu romanisiren. Das Einzige, was einer so heilsamen Maßregel entgegenstand, war das Privatinteresse der römischen Optimaten, welche das fragliche Land in Besiz genommen hatten und benußten, als wäre es ihr Eigenthum. Gefeßlich hatten diese kein Recht, das Land als ihnen zugehörig anzusprechen. Sie waren bloß geduldete Besizer bis zu der Zeit, wo der Staat anders zu verfügen für gut finden würde. Nicht einmal auf Entschädigung konnten sie Anspruch machen, wenn ihr Besit ihnen genommen war. Um so heftiger war natürlich die Adelepartei jeder andern Verwendung solcher Staatsländereien entgegen, welche das Interesse des Staates dem ihrigen gegenüber geltend machte.

Wir haben leider nur sehr unvollständige Berichte über den Streit, der sich in Rom mit Bezug auf die Ackeranweisungen im Picenischen. zwischen dem Adel und der Volkspartei entspann. Selbst Polybius läßt uns hier im Stich und scheint die Maßregel einseitig vom aristokratischen Standpunkte aufgefaßt und beurtheilt zu haben. Der Vorkämpfer der Volkspartei und des Staatsinteresses war der Tribun C. Flaminius. Troß alles Widerstrebens von Seiten des Senates seßte er beim Volke seinen Antrag durch. Der Adel, von Selbstsucht geblendet und verstockt,

erschlagen und 2000 gefangen wurden, und zwar von dem Consul des Jahres 238 P. Valerius Falto. In diesen Angaben haben wir wahrscheinlich ein Stück aus der valerischen Hauschronik.

ging bis zu den äußersten Grenzen des Widerstandes und zwang auch die Gegner, gestüßt auf das formelle Verfassungsrecht, die bisher stets beobachtete Verfahrungsweise zu umgehen und ohne Vorbeschluß und Billigung des Senates, durch Beschluß der Tributcomitien, das Ackergeseß an= nehmen zu lassen. Es war sehr zu bedauern, daß es dazu kam, daß der Senat beseitigt wurde, und daß die Volksführer zu dem Bewußtsein ihrer Allmacht kamen. Aber diese Einbuße hatte der Senat sich selbst zuzuschreiben. Er hatte eine unhaltbare Stellung eingenommen, und sein_moralisches Gewicht in die Schanze geschlagen, welches bis dahin ihm unverkümmert geblieben war, obgleich gefeßlich seit dem hortensischen Gesez im J. 287 v. Chr. ein Tribusbeschluß der Zustimmung des Senates nicht bedurfte. Daher ist es nicht ohne Berechtigung, daß Polybius 3 von der Annahme des flaminischen Ackergefeßes durch die Tributcomitien gegen den Widerspruch des Senats den Umschwung zum Schlechteren in der römischen Verfassung rechnet.

Wenn der Adel die heilsame Maßregel des Flaminius nicht hindern konnte, so wußte er sich doch an ihm zu rächen. Bis in seinen Tod auf dem blutigen Schlachtfelde am Trasimenus verfolgte ihn der Haß seiner Feinde, ja er überlebte ihn und suchte durch gehässige und verläumderische Darstellung in den römischen Annalen den Namen des Volksmannes zu schwärzen.

Das flaminische Ackergesez blieb nicht ein todter Buchstabe, sondern kam zur vollständigen Ausführung. Das picenische und gallische Land am adriatischen Meere, wo früher die wilden Senonen gehaus't hatten, füllte sich mit römischen Ansiedlern 5. Die Verbindung dieses vorgeschobenen Postens mit Rom wurde hergestellt durch den Bau einer Heerstraße, der flaminischen (via Flaminia), die in Umbrien den Apennin überschritt und Namen sowohl wie Entstehung dem Gründer der Ansiedlung im Senonenland verdankte. Dieses war die zweite große Straßenader durch Italien. Wie ihre Vorläuferin, die appische, (via Appia) in Brundufium, so erreichte diese in Ariminum die Ostküste der Halbinsel. Die beiden Straßen eröffneten dem Verkehr das gebirgige Innere des

3) Polyb. II, 21.

4) Polyb. II, 81 ff.

5) Ueber die Zahl derselben und die Größe der an sie vertheilten Ackerloose haben wir keine Angaben.

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