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treten, mit den beiden mächtigsten Numidierfürsten Verbindungen angeknüpft; da drohte auf einmal das ganze große Werk zusammenzubrechen;

Scipio, der Urheber desselben, verfiel in eine Krankheit. Schon die Nachricht von dieser Calamität, übertrieben, je weiter sie sich verbreitete, erschütterte die ganze Provinz und regte nicht nur bei den stets unzuverlässigen spanischen Verbündeten, sondern sogar unter den römischen Soldaten den Geist der Unbotmäßigkeit und Meuterei an 379. Acht tausend römische Soldaten, die bei Sucro standen, waren schon vorher von schlechtem Geiste beseelt gewesen; sie hatten sich beklagt über vorenthaltenen Sold, über das Verbot, die spanischen Bundesgenossen auszuplündern, und über den allzulangen Kriegsdienst im fremden Lande. Nachdem nun die Nachricht von Scipios Erkrankung eingetroffen war, schritten sie allmählich zu offenem Widerstand gegen die Legionstribunen, ernannten zwei gemeine Soldaten 380 zu ihren Führern, plünderten die umliegenden Gebiete und schienen es darauf anzulegen, wie einst die campanische Legion in Rhegium, sich ganz von Rom loszusagen und auf eigene Faust sich irgendwo eine unabhängige Herrschaft zu gründen. Noch hatten sie sich aber keiner Blutthat schuldig gemacht und außer der Verlegung der militärischen Disciplin und Subordination keine Schritte gegen die Hoheit Roms gethan, als mit der Nachricht von Scipios Genesung der Befehl kam, sie sollten sich in Neu-Karthago einfinden, den rückständigen Sold zu erhalten. Schnell legte sich nun der Taumel und es gelang Scipio, die ganze Truppe von treuen Soldaten umstellen zu lassen, die Rädelsführer mit dem Tode zu bestrafen und Ordnung und Gehorsam wieder herzustellen. Die Gefahr verschwand schneller als sie entstanden war und gewährte Scipio Gelegenheit, seine Macht über den Geist des Heeres im glänzendsten Lichte zu zeigen381.

Nach der Unterdrückung der Meuterei wurden auch die rebellischen Spanier ohne Schwierigkeit zu Paaren getrieben. Scipio überschritt den Ebro, drang in das Land der Ilergeten und Laretaner, nördlich von

379) Livius XXVIII, 24: apparuitque, quantam excitatura molem vera fuisset clades, cum vanus rumor tantas procellas excivisset.

380) Der Johann Schwarz (C. Atrius) und Johann Weiß (C. Albius) (Liv. XXVIII, 24) sind doch wahrscheinlich nur Strohmänner.

381) Die Erzählung von der Meuterei bei Sucro enthält an und für sich wenig Unwahrscheinliches; aber die Absichtlichkeit tritt zu deutlich hervor, Scipio auch von dieser Seite zu verherrlichen. Jedenfalls ist zu viel aus der Sache gemacht worden.

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diesem Flusse, schlug die Brüder Mandonius und Indibilis und zwang sie zur Unterwerfung und zur Zahlung einer Entschädigungssumme.

Ehe das Jahr zu Ende ging, fiel auch noch Gades in die Gewalt der Römer. Zu einer förmlichen Belagerung dieser festen Inselstadt hätte nicht nur ein bedeutendes Heer, sondern auch eine große Flotte gehört. Scipio hatte keine Flotte zur Verfügung, da er die Ruderer von den Schiffen genommen und zum Landdienste verwendet hatte. Er machte also den Versuch, durch Verrath die Stadt zu gewinnen, was in so vielen Fällen gelungen war und leichter zum Ziele führte. Verhandlungen wurden angeknüpft. Es fanden sich in Gades, wie in allen von den Karthagern besezten Plägen, Verräther, die sich bereit erklärten, die Stadt sammt der Besagung den Römern in die Hände zu spielen 382. Aber die Sache wurde entdeckt, die Rädelsführer ergriffen und zur Bestrafung nach Karthago geschickt. Doch scheinen die Karthager die Hoffnung aufgegeben zu haben, Gades auf die Dauer halten zu können. Die Bewohner waren zwar Punier, aber nicht Karthager. Ihr Verhältniß zu Karthago war das der abhängigen Bundesgenossenschaft, welches gewiß als äußerst drückend empfunden wurde. An dem Kampfe zwischen Rom und Karthago um die Herrschaft hatten sie wenig Interesse, denn eine unabhängige Stellung gewährte ihnen weder der eine Staat noch der andre. Vielleicht war die commercielle Nebenbuhlerschaft Karthagos den Handelsleuten von Gades in hohem Grade verhaßt 383, während sie von Rom nichts Aehnliches zu befürchten hatten und hoffen konnten, nach Karthagos Demüthigung unter römischem Schuß den Handel im äußersten Westen ungetheilt an sich zu reißen. Daher erklärt sich die Härte, mit der Mago auf Befehl von Karthago jezt die Stadt Gades behandelte und die darauf abzielte, nicht die Stadt zu halten, sondern ihr schonungslos die Hülfsmittel zur Fortsegung des Krieges mit Rom zu erpressen und sie dann aufzugeben. Er plünderte nicht allein die öffentlichen Kassen und die Tempel 384, sondern auch die einzelnen Bürger und verließ dann mit der ganzen Flotte und Streitmacht den Hafen von Gades. Auch auf dem lezten Fleck spanischen Bodens war damit die karthagische Herrschaft zu

382) Liv. XXVIII, 23.

383) Mit kurzsichtiger Selbstsucht hatten die Karthager die Provinzialstädte ihres Reiches zum Besten der Hauptstadt beeinträchtigt (s. oben S. 8) grade wie früher die europäischen Seemächte ihre Colonien zum Besten des Mütterlandes.

384) Liv. XXVIII, 36.

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Ende. Gades ergab sich den Römern 385 und erhielt günstige Bedingungen, unter welchen es als frei verbündete Stadt sich einer langen Blüthe erfreute.

So war Spanien nicht durch eine leßte große Entscheidungsschlacht, sondern durch stufenweises Zurückweichen und Ermatten der Karthager ihnen verloren gegangen. Die leßte Anstrengung zur Erhaltung Spaniens war gemacht worden, als Hasdrubal Barkas mit dem spanischen Heere auf italischem Boden erschien. Am Metaurus eroberten die Römer Spanien und Scipio hatte nur die Mühe, den verwundeten und verblutenden Löwen in seinem leßten Schlupfwinkel aufzuscheuchen und zu vertreiben. Noch vor dem Ablauf des Jahres konnte er diese Aufgabe als vollendet betrachten. Er übergab den Oberbefehl an seinen Legaten Silanus 386 und kehrte in Begleitung von Lälius nach Rom zurück, um sich für das folgende Jahr um das Consulat zu bewerben und seine weiteren Pläne zur Verlegung des Krieges nach Africa zu fördern.

Die Hoffnungen, welche Hannibal auf die Mitwirkung des macedonischen Königs Philipp gebaut hatte, waren nicht in Erfüllung ge= gangen. Statt sich kräftig am Kriege in Italien zu betheiligen, wo seine macedonischen Kerntruppen in den Jahren nach Cannä den Krieg unfehlbar zu Gunsten der Verbündeten entschieden hätten, warf sich Philipp auf die Länder östlich des adriatischen Meeres, die nach dem Siege über Rom seinen Antheil an der gemeinschaftlichen Beute bilden sollten (f. oben S. 230), als wäre er der Meinung, Hannibal würde auch ohne ihn die Eroberung Italiens vollenden. Es gelang ihm, in Illyrien wichtige Erfolge zu erringen. Er sah sich schon an als Herrn der Gegenden nördlich des ambracischen Meerbusens und schien es jezt darauf anzulegen, die macedonische Schußherrlichkeit über alle, auch die widerstrebenden Staaten Griechenlands auszudehnen und in eine vollständige unmittelbare Herrschaft zu verwandeln. Er legte mehr und mehr die Eigenschaften eines Führers der Griechen ab und nahm die eines asiatischen Despoten an. Die liebenswürdigen Tugenden des Jünglings wichen der rohen Lust, Falschheit und Grausamkeit, als er ins Mannesalter trat. Er verscherzte die Anhänglichkeit und das Vertrauen seiner besten Freunde, der Achäer, als er in Messenien durch List und Gewalt sich festzusehen versuchte. Der königliche Wüstling schämte sich nicht, im Hause seines alten Freundes

385) Liv. XXVIII, 37. 386) Polyb. XI, 33. §. 8.

Bund der Aetoler mit den Römern.

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Aratos, dessen Gastfreundschaft er genoß, die Gemahlin des Sohnes zu entehren; und als Aratos sich von ihm abwandte, diesen durch Gift aus dem Wege zu schaffen. Die alte Eifersucht und alle Leidenschaften der Griechen, welche durch den Frieden von Naupaktos 217 begraben sein sollten, lebten wieder auf, es war den Römern nicht schwer, den Bundesgenossenkrieg von Neuem zu entflammen und so durch den Brand im eignen Hause den König von Macedonien hinlänglich zu beschäftigen und von jedem Versuche einer Landung in Italien abzuhalten.

Es ist zwecklos, darüber zu streiten, auf wen die Schuld fällt, die Einmischung der Römer in die inneren Angelegenheiten Griechenlands veranlaßt zu haben. Bei dem Vorherrschen des cantonalen Particularismus über die nationale Idee, welcher von je her die griechischen Stadtgemeinden beseelte, war ein dauerndes Zusammenhalten der Griechen gegen. äußere Feinde unmöglich. Der Anschluß an das Ausland wurde nicht gesucht oder zurückgewiesen aus abstracten Motiven politischer Moralität, sondern aus Rücksichten auf unmittelbaren materiellen Vortheil. Nur wenige Griechen fühlten patriotische Gewissensbisse, wenn sie persisches Geld oder macedonische Truppen benußen konnten, um ihre unmittelbaren Nachbarn und griechischen Brüder aufs Haupt zu schlagen. Sogar der große nationale Freiheitskampf unter Miltiades und Themistokles hatte nicht alle Griechen dem Landesfeinde gegenüber verbunden und seitdem hatte keine ähnlich großartige nationale Begeisterung das Volk ergriffen und über locale Zwistigkeiten hinweggehoben. Noch zuleßt, kurz vor der Einmischung der Römer, waren es die Achäer gewesen, welche Macedonien zum Schiedsrichter in den innern Angelegenheiten von Hellas gemacht hatten. Wenn also jezt die Aetoler die Römer herbeiriefen, so trifft sie nur die gleiche Schuld, eine Schuld, welche der unabwendbare Fluch innerer Zerrissenheit bei jedem Volke ist, das nicht die politische Begabung besigt, seine Glieder zu einem nationalen Staat zusammenzufassen.

Doch war das Bündniß, welches die Aetoler jezt mit den Römern schlossen, ausgezeichnet durch ganz besondere Infamie. Es war nichts anderes als eine Soldknechtschaft, in welche sich das ganze ätolische Volk zum römischen begab und als Löhnung war ausbedungen der Raub benachbarter griechischer Städte. Sie kamen überein mit den Römern, gemeinschaftlich auf Plünderung auszugehen. Die Römer sollten Schiffe stellen, die Aetoler Landtruppen. Die eroberten Länder und Städte sollten den Aetolern zufallen, die bewegliche Beute den Römern. Wenn man be

Ihne, Röm. Gesch. II.

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denkt, daß unter dieser beweglichen Beute sich die zu Kriegsgefangenen gemachten Einwohner befanden, die das Leben freier Hellenen mit der Sklaverei vertauschen sollten, so wird man das Gefühl und die Ehrenhaftigkeit des Hellenenstammes zu würdigen wissen, welcher mit fremden Barbaren einen solchen Vertrag abschließen konnte. Und hätte noch die lezte Noth der Selbsterhaltung einen Vorwand geboten, mit dem die Aetoler ihre Ehrlosigkeit hätten bedecken können, so würden wir sie entschuldigen. Aber es war im Grunde Nichts als die angeborene Klephtennatur, welche die Aetoler antrieb, statt den Acker zu bebauen, lieber mit dem Speer zu pflügen und mit dem Schwerte zu ernten. Es gelang ihnen, durch ihre Verbindung mit den Römern, noch einmal die Kriegsfackel über Griechenland zu schwingen, die ganze Länge und Breite des Landes mit namenlosem Elend zu füllen und die Nation, welche die Zucht eines griechischen Nationalstaates nicht ertragen wollte, für das Joch der römischen Herrschaft vorzubereiten. Daß sie die Ersten sein würden, die Schwere dieses Joches zu fühlen, ahnten sie freilich nicht, als sie im Jahre 211 den verlockenden Anträgen der Römer Gehör gaben.

Nach dem Falle von Syracus und Capua sezte M. Valerius Lävinus mit einer Flotte von fünfzig Schiffen und mit einer Legion 387 nach Griechenland über und erschien auf der Landgemeinde der Aetoler, nachdem er vorher schon die Führer derselben im Geheimen bearbeitet hatte. Er fand keine Schwierigkeit, sie zur Erneuerung des Krieges mit Macedonien aufzustacheln. Er machte ihnen Hoffnung auf den Gewinn des akarnanischen Landes, nach dem sie von je her lüstern waren und die Wiedereroberung der zahlreichen an Macedonien verlorenen Städte. Als Bundesgenossen wurden in Aussicht genommen alle diejenigen, welche aus eigenem Interesse und alter Feindseligkeit die natürlichen Feinde Macedoniens waren, im Norden die thracischen Horden, in Illyrien die Häuptlinge Pleuratus und Skerdilaidas, im Peloponnes die Messenier, Eleer und Lacedämonier und sogar in Asien der König Attalus von Pergamum, der, unbehaglich zwischen dem großen macedonischen und dem syrischen Reiche, zuerst von Asien aus die Hand ausstreckte, um die Römer auch in die politischen Wirren des fernen Ostens hineinzuziehen. Valerius versprach, die Aetoler mit wenigstens fünfundzwanzig Schiffen zu unterstügen, und beide Theile verpflichteten sich, keinen Separatfrieden mit Macedonien zu

387) Liv. XXVI, 1 u. 24.

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