Immagini della pagina
PDF
ePub

Nr. 4498 aus dem fünfzehnten Jahrhundert, und eine andere Vaticaner, von der Hand des Pomponius Lätus geschriebene Nr. 3429 desselben Jahrhunderts, welche ungleich besser ist, so dass auf diese es hauptsächlich ankommt, zumal beide Handschriften nicht einer gleichen Quelle entstammen; diese letztere Handschrift liegt auch wahrscheinlich dem von Puteolanus herausgegebenen Text zu Grunde 13), während die von Ursinus benutzte, jetzt verlorene Handschrift als dieselbe erscheint, deren Varianten am Rande der von Pomponius geschriebenen bemerkt sind. Die Annahme einer zwiefachen Recension14), einer ersten bald nach Agricola's Tode erschienenen, und einer spätern, welche wir jetzt besitzen, wird sich nicht erweisen lassen, noch weniger aber die in neuerer Zeit behauptete Unächtheit dieses Werkes 15), für dessen Verfasser nicht sowohl Tacitus als ein späterer Rhetor oder Grammatiker anzuschen sei.

1) S. Funce. 1. 1. §. 61. Fabric. 1. 1. §. 2. Moller §. 12. Ruperti p. XIII seqq. Nach der gewöhnlichen Ordnung ohne Rücksicht auf die Zeit der Abfassung folgen: Annales, Historiae, Germania, Agricola, Dial. de oratoribus. Auf jeden Fall fällt die Bekanntmachung dieser Schriften nach Domitian's Tod; s. Mohr in d. anzuf. Progr. S. 2.

2) S. Exposit. serm. antiq. p. 567 s. 398 ed. Gerlach, wo indess schon Barth Adverss. XIII. 11 statt Tacitus lesen wollte Catius; indessen erscheint, bei der Ungewissheit über den Autor, die ganze Angabe zweifelhaft; s. Lersch ad Fulgent. p. 70 und vergl. Fabricius a. a. O. p. 405. Bach p. 867. Ruperti p. XVI. Luc. Müller in d. Jahrbb. d. Philol. XCV. p. 789 ff.

3). S. Epist. II. 1 und II. 11. Ob aber Ep. VII. 20 und VIII. 7. wo Plinius von einem Buche (,,liber") des Tacitus, der es ihm zugesendet, spricht, an Reden oder an etwas Anderes zu denken ist, lässt sich nicht ersehen. Vergl. auch Meyer Oratt. Romm. fragmm. p. 605 zweit. Ausg.

4) S. Tacit. Ann. III. 24 und Hist. I. 1.

5) S. Hübner im Hermes I. p. 439, welcher glaubt, dass der handschriftliche Titel aus den Anfangsworten („clarorum virorum facta moresque posteris tradere") entstanden sei. Auch die Analogie von Catilina, Jugurtha (s. §. 235, 236) und Aehnliches spricht dafür.

6) Nach Wex in s. Ausg. p. 145 ff. fällt die Abfassung in den dreimonatlichen Zeitraum von Ende October 97 (850) bis zum 27. Januar 98 (851), an welchem Tag Nerva starb, der im Agric. cp. 3 nicht als Gestorbener (mit dem Namen Divus) bezeichnet wird. S. auch Bach p. 851 und Praefat. p. XXIV. Nipperdey p. VIII vergl. mit Lipsius zu Agricol. 1. Tirlemont Hist. des Emper. II. p. 101. A. Mohr Bemerkk. zu und über Tac. Agricola. Meiningen 1823. 8. Gestrich a. o. a. O. §. 9 S. 28. Gutmann in s. deutsch. Uebers. (Stuttgart 1829. I.) p. 21. Ritter Prooem. p. XVIII.

7) Vergl. Walch zu Tacit. Agric. p. 99 ff. 121 ff. Nach Passow (Philomathie I. p. 31) wäre erst unter Trajan, fast gleichzeitig mit dessen Thronbesteigung, der wahrscheinlich schon früher theilweise ausgearbeitete Agricola bekannt

Auch

geworden, was Dronke (Seebode krit. Bibl. 1824. p. 1375 ff.) billigt. Nissen in s. Ausg. p. 83 ff., so wie Orelli in s. Ausg. (zu cp. 3. T. II. p. 404) verlegen die Veröffentlichung des Agricola in den Anfang der Regierung des Trajanus 852 u. c.

8) Vergl. Brotier not. ad init. Gestrich §. 10. Walch's Abhandlung über die Kunstform der antiken Biographie mit besonderer Rücksicht auf den Agricola des Tacitus, vor s. Ausg. p. XXXVIII-LXXIV nebst Woltmann's ästhet. Beurtheil, des Agricola in dessen Uebersetz. des Tacitus Thl. VI. S. 34-45 (Prag. 1817), und dagegen Hoffmeister Weltanschauung des Tacitus S. 206 ff. 228 ff. Eine Charakteristik des Agricola gibt auch Ch. G. Herzog in einem Programm zu Gera 1843: „Von d. Einfluss d. klass. Studien auf Bildung des Characters, mit besonderer Rücksicht auf Tacitus und dessen Agricola." Desgl. in d. Programm von 1845. 4. Nissen in s. Ausg. p. 35 ff. Haase a, a, O. p. XXI. Daunou Cours d'étud. histor. XIX. p. 559. Insbesondere wird hier auch an die Aeusserung des Tacitus selbst cp. 3 erinnert werden dürfen: „Hic interim liber honori Agricolae, soceri mei, destinatus professione pietatis aut laudatus erit aut excusatus."

9) L. Bischoff: Ueber die Vorrede des Tacitus z. Agricola (Programm zu Wesel. 1824. 8.) S. 3 ff. Eichstädt's Prooem. (Jena. Ind. Lectt. d. Sommer 1830). Pfizner: Erklärung u. Inhalt des Proömium d. Agric. in d. Zeitschr. f. Alterthumswiss. 1847 Nr. 13, 14. Högg: Ex T. Agricol. praefat. illustr. Arnsberg 1847. 4. Hutter: über C. C. T. Vorrede z. Agric. München 1850. 4. J. G. Schneider: Zur Erklärung des Agric. 3. Abh. Proömium. Coburg 1852. 4. Wex in s. Ausg. p. 145 ff. Linker in d. Verhandll. d. Philolog. zu Wien (1858) S. 15 ff. Vahlen in d. Zeitschr. f. östreich. Gymnas. 1859 S. 784 ff. und Meister ebendas. 1860 S. 96 ff.

10) E. Hübner im Hermes I. p. 438 ff. 442 ff. Hiernach zerfällt das Ganze in drei Theile, das Proömium (cp. 1-3), die Enarratio (cp. 4-45) und den Epilogus.

11) In der Ausgabe der Panegyrici, die um 1482 (s. unten §. 328) verlegt wird, in einer Mailänder, die um 1475 ff. verlegt wird (s. Schweiger Handb. d. class. Bibliograph. II. 2 p. 997), und einer Venetianer vom Jahr 1497; s. Wex in s. Ausg. p. 6 ff. 15 ff.

12) S. jetzt die Erörterungen von Wex in s. Ausg. p. 5 ff. und Kritz in s. Ausg., Ritter Pracf. s. Ausg. (1864) p. XXII ff., wodurch die früheren Untersuchungen von Dronke Praefat. p. VIII ff. ed. sec., Walch Vorrede zu Agricol. p. IV ff., G. Kämmerer De indole ac pretio codd. mss. Tac. Agric. etc. Diss. Wratislav. 1842. 8. ihren Abschluss erhalten haben. Ueber die Schwierigkeiten der Kritik s. Wex cap. II. p. 25 ff.: „De emendanda librorum scriptura."

13) S. Wex in s. Ausg. p. 14 ff., und über den Codex Ursini ebendaselbst p. 12 ff. vergl. mit Kämmerer a. a. O. p. 43 ff. und p. 39. Der Ansicht von Wex über die Quelle des Textes, den Puteolanus gab, stimmt auch Halm bei in d. Zeitschr. f. Alterthumswiss. 1848. S. 714 ff., während Ritter in s. Ausg. und Thiersch (Münchn. Gel. Anzz. 1849. p. 963) an eine besondere, jetzt verlorene Handschrift denken. Ueber den Cod. Ursini s. auch das Programm von F. Müller zu Insbruck 1863.

14) So Niebuhr in d. kl. hist. und philol. Schriften I. p. 331. S. aber dagegen Bach in der Schulzeit. 1832 Nr. 129 p. 1040 seq. und in seiner Ausgabe Praefat. p. XXIV.

15) S. J. Held Comm. de C. Julii Agricolae vita, quae vulgo Cornelio Tacito adsignatur. Suidnicii 1845. 4. und J. Sommerbrodt in d. Jen. Litt. Zeit. 1846 Nr. 206, 207, insbesondere p. 828. Dagegen s. Halm in den Heidd. Jahrbb. 1846 p. 591 ff.

§. 258.

Später als der Agricola und als die Germania fallen die beiden grösseren historischen Werke des Tacitus.

I. Historiarum libri 1), eine Geschichte seiner Zeit von der Thronerhebung des Galba bis zum Tode des Domitianus; es sollte daran die Geschichte des Nerva und Trajanus sich knüpfen 2), doch ist dieser Entschluss wahrscheinlich nie ausgeführt worden. Man kennt die Zahl der Bücher dieser Historien nicht, sie muss aber wohl beträchtlich gewesen sein, da die vier ersten Bücher und der Anfang des fünften, was uns allein übrig geblieben, kaum etwas mehr als die Geschichte eines Jahres enthalten: Alles Weitere fehlt, und wenn auch in dem noch vorhandenen Theile des Werkes Hinweisungen auf die späteren, jetzt nicht mehr vorhandenen Theile vorkommen 3), so vermissen wir doch irgend eine nähere Nachricht über diese Theile, zumal da Anführungen des Tacitus bei späteren Schriftstellern so selten vorkommen: wir vermögen daher auch nicht mit einiger Sicherheit zu bestimmen, ob Tacitus das ganze Werk nach seinem Plane vollständig ausgeführt, oder nur einen Theil desselben; die Veröffentlichung des Vorhandenen hat jedenfalls nach dem Tode des zu Anfang als Divus bezeichneten Nerva (98 p. Chr.) stattgefunden, also unter der Regierung des Trajanus, während die Zeit der Abfassung selbst sich kaum näher wird bestimmen lassen.

II. Das andere grössere geschichtliche Werk des Tacitus führt jetzt seit Rhenanus) die von diesem mit Rücksicht auf einige in dem Werke selbst vorkommende Stellen gesetzte Aufschrift Annales, welche aber in den beiden Florentiner Handschriften sich nicht findet, nur die eine (Corveysche) hat vor dem Anfang eines jeden der fünf ersten Bücher die Worte ab excessu Divi Augusti, was man jetzt als die wahre Aufschrift (wie die ähnlichen Worte bei Livius, s. §. 242 not. 2) betrachtet 5), so wenig glaublich es auch erscheinen mag, dass ein so umfangreiches und bedeutendes Werk ohne eine weitere bestimmte Bezeichnung, als bloss die der Zeit des Anfangs der Erzählung, von Tacitus veröffentlicht worden ist. Es begreift dasselbe die Geschichte von dem Tode des Augustus an, dessen Leben und Regierung einem eigenen Werke vor

behalten war (8. §. 257 not. 4), bis auf den Tod des Nero, also einen Zeitraum von vierundfünfzig Jahren, welcher dem in den Historien behandelten unmittelbar vorhergeht. Indess würde man mit Unrecht die Annalen als ein Ganzes mit den Historien) oder als den ersteren Theil derselben betrachten, da die Annalen, später als jene geschrieben 7) und um 116117 p. Chr. herausgegeben, offenbar ein besonderes, im Inhalt wie in der Behandlungsweise von den Historien verschiedenes, und nach einem andern Plane ausgearbeitetes Werk bilden, welcher mehr geeignet ist für die Erzählung von Ereignissen, die Tacitus selbst nicht mit erlebt hatte. Daher auch der Unterschied ) zwischen den Annalen und den Historien keineswegs in der chronologischen Behandlungsweise, worauf bei jenem Werke etwa mehr Rücksicht genommen, liegen kann, da Tacitus in dem einen Werke so wenig wie in dem andern einem streng chronologischen Gang der Darstellung huldigt, von welchem sogar abzugehen er nicht ungeneigt ist 9). Der Unterschied, da der Titel beider Werke nicht absichtslos gewählt erscheint, mag vielmehr in der Behandlung des Stoffs und in der ganzen Darstellungsweise zu suchen sein, die in den Historien eine grössere und ausführlichere historische Composition berücksichtigte, in den Annalen aber wohl mehr die Hauptbegebnisse zusammenstellen und einen Ueberblick der Ereignisse während des römischen Principats in der Art und Weise geben sollte, wie diess auch in andern, mit diesem Namen bezeichneten Werken früherer Historiker für die frühere Periode Rom's geschehen war. Leider besitzen wir auch die Annalen nicht vollständig; es fehlt uns ein Theil des fünften Buchs 10), dann das siebente bis zehnte Buch nebst dem Anfang des eilften und dem Schluss des letzten sechzehnten Buchs. Sonach vermissen wir die ganze Geschichte des Caligula und der ersten Regierungsjahre des Claudius; wir besitzen dagegen die Geschichte des Tiberius, die der letzten Jahre des Claudius und die Geschichte des Nero bis 67 p. Chr., also mit Ausnahme der beiden letzten Jahre. Der Sorgfalt des Kaisers M. Claudius Tacitus, welcher in allen Bibliotheken die Büste seines Ahnen aufstellen und Abschriften seines Werkes niederlegen liess 11), verdanken wir wohl die Erhaltung dieser Werke; nach der

kurzen Regierung dieses Fürsten scheinen dieselben jedoch nicht weiter berücksichtigt und seltner abgeschrieben worden zu sein. Denn es ist auffallend, wie selten Anführungen des Tacitus bei späteren Schriftstellern vorkommen, nur einigemal bei den Scriptores hist. Aug. 12) (§. 275 ff.), bei den Grammatikern aber fast går nicht, und ausser vereinzelten Anführungen bei den älteren Kirchenvätern findet sich in den Zeiten der Karolinger, und in den weiter folgenden des Mittelalters kaum eine Spur von den Schriften des Tacitus. Und selbst von den Annalen wurde der erste, nach der Handschrift fünf (sechs) Bücher befassende Theil, erst später, nachdem schon die übrigen Theile durch den Druck bekannt geworden waren, in Folge der Bemühungen des Pabstes Leo X. in der westphälischen Abtei Corbey entdeckt, die Handschrift aber, die in's neunte Jahrhundert fällt und wahrscheinlich nur einen Theil einer ursprünglich grösseren bildet, ward nach Italien gebracht und kam, nachdem durch Beroaldus die erste Bekanntmachung durch den Druck zu Rom (1515) erfolgt war, nach Leo's Tode (1521) in die Mediceische Bibliothek zu Florenz 13). Für die übrigen noch vorhandenen Theile der Annalen, so wie für die Historien, bildet eine in das zehnte oder, und wohl richtiger, in das eilfte Jahrhundert fallende Florentiner Handschrift 14) unsere erweislich älteste Quelle, indem die übrigen bis jetzt bekannt gewordenen Handschriften 15) sämmtlich neueren Ursprungs sind und nicht vor das fünfzehnte Jahrhundert zurückgehen, übrigens mit jener Florentiner auf eine gemeinsame, leider verlorene, Urquelle, aus der sie geflossen, hinweisen. Wie daher für die ersten fünf oder sechs Bücher jene Handschrift jetzt unsere einzige Quelle bildet, so muss auch diese Handschrift für die übrigen Bücher der Annalen wie für die Historien jetzt als die Grundlage des Textes angesehen werden, wenn auch die Handschrift selbst von manchen Fehlern nicht frei geblieben ist. Die kleineren Schriften des Tacitus fehlen in derselben 16); nur die Farnesische oder Neapolitanische 17), so wie die Wiener Handschrift 18), welche jedoch beide in das fünfzehnte Jahrhundert fallen, machen davon eine Ausnahme.

1) Vergl. Funcc. 1. 1. §. 61. Fabric. 1. 1. p. 388. Croll. §. 20. Gestrich §. 12. Bach 1. 1. p. 854 sq. Horkel am §. 256 not. 2 a. O. p. 399 ff.

« IndietroContinua »