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2) So gibt Tacitus selbst an in dem Vorwort cap. 1 und 2. Was den Titel des Werkes betrifft, so befindet sich in der Florentiner Handschrift, welche die Historien einfach den vorausgehenden Büchern der Annalen (s. not. 14) anreiht, gar keine besondere Aufschrift; die Inschrift Historiae ist mit Bezug auf Plinius Epist. VII. 33 („auguror nec me fallit augurium, historias tuas immortales futuras") und das bestimmte Zeugniss des Tertullian Apol. 16 (wo eine Stelle der Historien V. 2 citirt wird: Cornelius Tacitus in quinta historiarum suarum“) jetzt gesetzt und scheint auch durch die Analogie mit Sallust's Historiae und andern ähnlichen Titeln geschichtlicher Werke hinreichend gerechtfertigt.

3) So z. B. Hist. II. 8: ceterorum casus conatusque in contextu operis dicemus." Oder I. 10: „ut suo loco memorabimus."

4) Der indess mit dieser Aufschrift Annales auch die Historiae zusammenfasste; die bezüglichen Stellen des Tacitus sind: Annall. IV. 32, vergl. 71, ferner III. 65, XIII. 31. Ueber andere, jedenfalls falsche Titel, wie Actorum diurnalium oder Actionum diurnalium libri u. dgl. s. Lipsius u. Gronovius ad Annall. I. 1. Ernesti Praefat. p. XXV ed. Oberlin. und vergl. Fabric. p. 387 Funccius §. 61.

5) S. Nipperdey p. XII, vergl. Horkel a. a. O. p. 408 ff.

6) Zwar nennt Hieronymus (Comment. in Zachar. III. 14. T. VI. p. 913 ed. Vallarsi: „Cornelius quoque Tacitus, qui post Augustum usque ad mortem Domitiani vitas Caesarum triginta voluminibus exaravit") dreissig Volumina des Tacitus (XVI. libri Annall. und XIV. Historr.) und scheint sonach beide Werke noch vollständig vor sich gehabt zu haben; s. Croll. §. 19. Hiernach nimmt auch Walch (zu Tacit. Agricol. S. 131) vierzehn Bücher der Historien und sechzehn Bücher der Annalen an. Eben so Bach Praefat. p. XXVII und in Jahn's Jahrbb. XIII. p. 205, Nipperdey p. XIII, und erscheint diese Annahme am wahrscheinlichsten; Andere nehmen achtzehn Bücher der Annalen und zwölf der Historien (Ritter Prooem. p. XVIII und Jen. Lit. Zeit. 1847 Nr. 107 p. 427). Niebuhr hingegen (a. a. O. S. 293, 294) glaubt, es wären eher zwanzig vollständige Bücher der Annalen gewesen, oder vermuthlich dreissig, wie Hieronymus zwar richtig angebe, aber irrig anwende. Vergl. dagegen G. H. Walther Praef. ad Tacit. Opp. p. XII. Bach 1. 1. 855 sq. Dronke in der Schulzeitung 1832 Nr. 140 p. 1121. Ruperti p. XV. Dass Volumina in dem Sprachgebrauch des Hieronymus von einzelnen Büchern zu verstehen ist, ist nicht zu bezweifeln, wie schon der Sprachgebrauch des Livius (X. 31, XXXI. 1), so wie des Vellejus und des älteren Plinius zeigen kann, so wie die Anwendung desselben Ausdrucks in gleichem Sinne bei Tertullian (De anim. 6) und bei Lactantius (Divv. Instt. I. 1 §. 20) und so mag man wohl in des Hieronymus Zeit beide Werke des Tacitus in ein Ganzes von dreissig Büchern zusammengeworfen und äusserlich als Ein Werk genommen haben.

7) Man sieht diess aus Annall. XI. 11 (vergl. IV. 32), so wie aus der ganzen Art der Behandlung des Stoffs, welche bei den Annalen reifere Kraft des Geistes und Klarheit erforderte; s. Süvern über den künstl. Character des Tac. S. 122. Passow Philomath. I. S. 34. Auch nach Walch (zu Tacit. Agric. S. 132) schrieb Tacitus die wohl früher schon vorbereiteten Annalen am Ende seines Lebens, und waren sie zur Bekanntmachung in Trajan's letzten Jahren geordnet. Die Bekanntmachung dürfte, mit Bezug auf die beiden Stellen II. 61 und IV. 4, wohl nicht vor der bemerkten Zeit 116-117 p. Chr. stattgefunden haben; s. Nipperdey p. XIII. Nach Bach (Praefat. p. XX) hätte Tacitus die Annalen nicht vor den Jahren 114 oder 115 p. Chr. (also 867 oder 868 u. c.) herausgegeben.

8) Ueber den Unterschied zwischen Annales und Historiae verbreitet sich Gellius N. Att. V. 18 (s. oben §. 214 not. 5) vergl. mit Cicer. De orat.

II. Band.

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II. 12 §. 51. S. auch Moller §. 14 und Ruperti Prooem. de Tacit. vit. et scriptt. p. 13 sq. (jetzt p. XXVI seq. T. I s. Ausg.). Nach Niebuhr (Ueber den Unterschied zwischen Annalen und Historien“ im Rhein. Museum II. 2 p. 284 ff. und Klein. hist. und philol. Schrift. II. p. 229 ff.) wäre der Unterschied so zu fassen, dass Annalen (oder Chroniken) Aufzeichnungen des Geschehenden, unter den Jahren, wo es sich ereignete, wären, vereinzelt, ohne Verbindung mit dem Vergangenen und ohne Vorbereitung des Zukünftigen; Historien dagegen umfassende Erzählungen, deren Gegenstand vollständig und vollendet ist, innerlich zusammenhängend und in eine innere Einheit gebracht (S. 286). Diesen Charakter zeigen nach Niebuhr auch die beiden mit diesem Namen bezeichneten Werke des Tacitus. Vergl. noch Bach 1. 1. p. 858 ff. und p. XXVIII seq. s. Ausg. Döderlein p. XIV und dagegen Thiersch a. a. Õ. p. 40, der den Unterschied ganz verwirft.

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9) S. Annall. IV. 71: Ni mihi destinatum foret, suum quaeque in annum referre, avebat animus anteire statimque memorare exitus etc. Verum has atque alias sontium poenas in tempore trademus", vergl. III. 24, 25 oder I. 58, II. 4, XII. 40: „haec quamquam plures per annos gesta conjunxi, ne divisa haud perinde ad memoriam sui valerent. Ad temporum ordinem redeo.“ Oder XIII. 9. Hist. II. 38: sed me veterum novorumque morum reputatio longius tulit, nunc ad rerum ordinem redeo", oder II. 27: „neque enim rerum a Caecina gestarum ordinem interrumpi oportuerat." S. auch Nipperdey Einleitung S. XXIX ff.

10) Vergl. Lipsius ad Annall. VI. 1. In der einzigen, von diesem Theil der Annalen noch vorhandenen Handschrift (s. not. 13) erscheint Alles, was auf den Schluss des vierten Buches mit einem: Incipit liber quintus noch folgt, als ein ungetrenntes Ganzes, welches Lipsius, dem die meisten Neueren gefolgt sind, durch Rücksichten des Inhalts bestimmt, trennte und von cap. 7 an als sechstes Buch bezeichnete, während Ritter auch noch das vorhergehende

Cap. dazu zieht. So erscheint das fünfte Buch allerdings unvollständig und

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nur zu einem kleinen Theile erhalten und auch das sechste nicht ganz vollständig. Vergl. Haase in Schneidewin's Philolog. III. p. 152 ff. und Nipperdey zu V. 5. Wie Freinsheim bei Livius, so schrieb Brotier Supplemente der fehlenden Theile der Annalen: Brotieri Suppll. librr. VII, VIII, IX, X. Annall. C. C. Taciti bei s. Ausg. und in mehreren andern.

11) Vopisc. vit. Tacit. 10: „Cornelium Tacitum scriptorem historiae Augustae, quod parentem suum eundem diceret, in omnibus bibliothecis conlocari iussit et ne lectorum iniuria deperiret, librum per annos singulos decies scribi publicitus in cunctis archiis jussit et in bibliothecis poni." Von ähnlicher Vorliebe neuerer Fürsten für Tacitus berichtet Funcc. §. 62 p. 581 sq.

12) S. Vopisc. in Tacit. 10. Prob. 2. Aurelian. 2. Auch Orosius I. 5, 10, VII. 3, 9, 10, 19. Schol. ad Juvenal. I. 99, XIV. 102. Sidonius Apollinaris Ep. IV. 14, 22 und Carmm. II. 192, XXIII. 153. Von Kirchenvätern s. ausser Tertullian und Hieronymus not. 2 u. 6, Sulpicius Severus Hist. Sacr. II. 29. Vergl. noch Wex Prolegg. zum Agricol. p. 22 not.

13) S. über diesen jetzt zu Florenz befindlichen Codex und dessen Entdeckung und Beschaffenheit Funcc. §. 61 p. 578 ff. Fabric. 1. 1. p. 392. Croll. §. 20. Ernesti Praef. p. VIII. Dronke a. a. O. p. 1122. Ruperti P. XCVII. Massmann in Berl. Jahrbb. für wiss. Kritik 1841. II. p. 701. Orelli in s. Ausg. I. p. VII ff. Ritter in s. Ausg. (1864) Praefat. p. III ff. Wenn Ritter (s. auch Philolog. XVII. p. 663 ff.) diese Handschrift aus Fulda ursprünglich herleitet und von hier nach Italien kommen lässt, so erscheint diese auch von Haase (Opp. Tacit. Praefat. p. LVII ff.) bestrittene Ansicht irrig durch die jetzt durch Potthast bekannt gewordene Urkunde (s. Anzeiger f. Kunde deutsch. Vorzeit 1863 Nr. 10 p. 359), wornach die Handschrift durch Diebstahl aus Corvey im Jahre 1508 nach Italien in Leo's X. Hände gekommen ist. S. Urlichs in der Eos I. p. 243 ff., II. p. 224 ff.

14) J. Fr. Gronov. Obss. IV. 30. Ernesti Praefat. p. XXVII seqq. G. H. Walther Praef. p. XXI sq. Ruperti p. XCVIII. Orelli a. a. O. p. X ff. Ritter a. a. O. p. XIII ff. XXVI ff. nebst Mützell Zeitschr. f. Gymnas.-Wes. I. p. 201. Ferner: C. Heraeus: Studia critica in Mediceos Taciti codd. (Marburg. 1846. 8.) p. 3 ff. 6 ff. Keil im Rhein. Mus. N. F. VI. p. 145 und. Observatt. critt. in Cat. et Varr. p. 77. Urlichs a. a. O. I. p. 247. Es scheint die Handschrift aus dem Kloster zu Monte Cassino su stammen. Vergl. auch W. Pfitzner im Philolog. III. p. 77 ff. und Zeitschr. f. Alterthumswiss. 1844 Nr. 38, 39. Ueber die von Döderlein darin bemerkte Dittographie s. Desselben Programm: De Tacito transpositione verborum emendando. Erlang. 1838. 4. und Zeitschr. f. Alterthumswiss. 1840. Nr. 40 sq.

15) S. das Verzeichniss der Codd. bei Ruperti p. XCIX seqq. (besonders das Resultat p. CIV seq.). Orelli p. XII ff. Heräus p. 2. Vergl. Dronke a. a. O. p. 1124 und Niebuhr vermischt. hist. Schriften I. p. 337.

16) Ueber den Agricola s. §. 257. Ueber den Dialogus de oratt. §. 231. Ueber die Germania cap. XX.

17) S. Ruperti p. C sq. Walther Praefat. ad Tacit. T. IV. p. IX. Orelli p. XV. In dieser Handschrift findet sich nach den Annalen beigefügt der Dialogus de oratt. und die Germania, worauf noch Sueton's Schrift De illustr. Grammatt. et Rhett. folgt. Vergl. auch Hess Prolegg. s. Ausg. des Dialog. de oratt. p. XI sq.

18) Diess ist der sogenannte Cod. Sambuci, der nach den Annalen und Historien die Germania und den Dialogus de oratt. enthält und im Texte meist mit der Editio princeps übereinstimmt; s. A. Wissowa Lectt. Tacitt. Spec. III. De cod. Vindobonens. (Ratibor. 1842. 4.) p. 5 sq. Jahn's Jahrbb. IX. p. 231. Ruperti p. CIII. Endlicher Codd. Latt. biblioth. Vindobon. p. 142.

§. 259.

Tacitus ) zeigt sich in beiden Werken als ein grosser historischer Künstler, der nicht bloss den Stoff, wie er sich gibt, aufnimmt und ein Ganzes daraus bildet, sondern in den Kern eindringt und daraus die Ereignisse entwickelt, so dass Ein Grundgedanke es ist, der das Ganze durchdringt. Nicht sowohl eine ausführliche, Nichts übergehende Darstellung aller und jeder Ereignisse ist es daher, was der Geschichtschreiber bezweckt, es ist vielmehr die Darstellung des eigentlich politischen Lebens des römischen Staats unter dem Principat und unter den Cäsaren, und das Verhältniss des Principats zum römischen Staat und Volk 2), was Inhalt und Bestimmung beider Werke ausmacht; darauf wird Alles hinbezogen, darnach der Stoff ausgewählt und dessen Behandlungsweise bestimmt; in beiden Werken tritt die Grundansicht von des Reiches Würde und Grösse, von des Principats Nothwendigkeit bei der Lage des Staats und Volks, bei dem allgemeinen Charakter einer entarteten nichtswürdigen Zeit, hervor 3). In

den Annalen sehen wir die Befestigung und schnelle Ausartung des Principats bis auf das Erlöschen des julischen Stamms, wo die Historien sich anreihen und die weiteren Schicksale des Principats darstellen). Daher zeigt sich auch in beiden Werken, in den Historien fast noch auffallender als in den Annalen, eine gleich rege Handlung, und eine eben so dramatische Behandlung des Stoffs 5), und können in dieser Hinsicht beide Werke ein vollendetes, in Anlage und Ausführung dramatisches Kunstwerk genannt werden. Noch bemerken wir, dass eigentliche Reden, der Erzählung eingewebt, wie wir sie bei den älteren Historikern Griechenland's und auch Rom's, z. B. bei Thucydides, Sallustius, Livius, finden, weniger, und auch nicht in der Ausdehnung bei Tacitus vorkommen 6), der übrigens auch darin seine grosse rednerische Kunst bewährt hat.

1) J. W. Süvern: über den Kunstcharakter des Tacitus in den Denkschrift. d. Berl. Acad. 1822 und 1823 S. 73 ff. 77. Vergl. mit C. Th. Welcker in den Festreden zur Säcularfeier Karl Friedrich's (Freiburg. 1828) S. 68 ff. not. Bötticher a. a. O. p. XXX sq. K. Hoffmeister: „die Weltanschauung des Tacitus" (Beiträge z. wiss. Kenntniss des Geistes der Alten. 1ster Bd.). Essen. 1831. 8. Andere Schriften über des Tacitus schriftstellerischen Charakter s. im Verfolg. Vergl. Lipsii Epistol. ad Maximil. II. imperat. vor s. Noten zu Tacitus. J. G. Walch Diatribe critic. de Tacito ejusque stilo. Lips. 1714. 8. John Hill on the character and talents of an accomplished historian, with an application to the writings of Tacitus in den Transactt. of the royal society of Edinburgh. 1788. Vol. I. p. 76 ff. 181 ff., deutsch von J. G. Buhle („über die Talente und den Charakter des Geschichtschreibers mit Anwendung auf die Schriften des Tacitus"). Götting. 1789. 8. p. 123 ff. Croll. Praef. §. 15. J. H. L. Meierotto de praecipuis rerr. Romm. ac primum de Taciti moribb. Berolin. 1790. fol. D. H. Hegewisch. histor. und liter. Aufsätz. Kiel. 1801. S. 71. Ancillon in den Mélanges de Literature et de philosoph. (1809. Paris.) Vol. I. p. 235 ff. Lerminier Etudes d'histoire I. p. 188 ff. Andr. Corn. van Heusde Commentat, de Hooftio et Tacito etc. (Groning. 1838. 4.), wo im zweiten Theil p. 100 ff. eine Vergleichung zwischen dem holländischen Geschichtschreiber Hooft und Tacitus angestellt und dabei auch die durch äussere wie innere Verhältnisse bestimmte Darstellungs- und Behandlungsweise der Geschichte bei Tacitus näher besprochen wird; s. besonders p. 109 ff. 123 ff. und den Schluss p. 141 sq. Dubois-Guchan: Tacite et son siècle (Paris 1861) T. II. p. 322 ff. 498 ff. Im Einzelnen s. noch Fechner: De Corn. Taciti historica arte iis conspicua, quae de Germanico et Aelio Sejano memoriae prodita sunt. Bromberg 1867. 4.

2) Süvern a. a. O. S. 79 ff. 80. 33, vergl. mit VI. 7, XIII. 31.

3) Süvern S. 81, 84 ff., 88, 89. 117 sq.

S. besonders Tacit. Annall. IV. 32,

Zell Ferienschriften III. p. 105,

4) S. hierüber und über das Folgende Süvern S. 80, 94 ff., 97 ff. und daselbst eine Uebersicht des Ganges in den Historien und in den Annalen.

5) Süvern S. 107 ff. 122 ff. und dagegen die Zweifel von Hoffmeister S. 215 ff. Ueber den tragischen Charakter in manchen einzelnen Darstellungen des Tacitus vergl. auch Lange: Vindic. tragoed. Rom. p. 53 ff. und Vermischt. Schriften p. 102 ff.

6) Vergl. Conz a. a. O. S. 159 ff. 163.

§. 260.

Indem Tacitus, wie wir gesehen, sich nicht bloss an die einfache Erzählung der Ereignisse hält, sondern mit ächt philosophischem Geiste, ohne jedoch von einem bestimmten philosophischen System auszugehen, und dieses auf die Thatsachen anzuwenden oder hiernach zu urtheilen 1), an die Quelle zurückgeht und daraus die Folgen entwickelt, um auf diese Weise durch die Kenntniss der Ursachen und Folgen die Ereignisse selber in ihrem inneren Zusammenhang zu erkennen und darzustellen 2), und so das Ganze zu Einem grossen Kunstwerk zu erheben, zeigt derselbe ein wahrhaft philosophisches Talent, einen tiefen philosophischen Blick und eine richtige Auffassung der menschlichen Natur und des Charakters derselben, so wie eine ausserordentliche Kenntniss des menschlichen Herzens, dessen geheimste Neigungen er aufspürt, deren Einfluss auf Handlungen und Ereignisse er mit grossem Scharfblick und sorgfältiger Prüfung weiter entwickelt; daher auch Tacitus in dem, was wir Seelenmalerei und Charakterschilderung nennen, insbesondere sich als Meister zeigt 3). Als unversöhnlicher Feind jedes Lasters und jeder Heuchelei *) deckt er dieselbe unverhohlen auf, jedoch ohne dass wir bei der ernsten und kraftvollen Darstellung die Würde des Geschichtschreibers vermissen, der über menschlichem Treiben erhaben, durch eine derartige Darstellung zugleich einen sittlichen Einfluss auf sein verdorbenes Zeitalter auszuüben und dessen Besserung herbeizuführen bemüht ist. Die Tugend erscheint ihm stets als Ehre und Würde, das Laster als Schande 5): das Streben nach Wahrheit 6) leuchtet aus der ganzen Darstellung hervor, wenn auch gleich nur seltener die Quellen 7) ausdrücklich angegeben oder meist nur im Allgemeinen angedeutet werden): eine besondere Angabe der Quelle finden wir zunächst in den Fällen, wo dem Geschichtschreiber verschiedene, mehr oder minder beachtenswerth er

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