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Verlorene Geschichtschreiber.

iversity o. MRIGAN

Fabric. 1. 1. Schweiger a. a. O. II. 2 p. 619 ff. Jahn
p. XIII ff.): Venetiis ap. Aldum 1508. 8. (mit den Briefen u.
Panegyr. des Plinius) Basil. 1552. 8. ex offic. J. Oporini.

C. varr. nott.

cum nott. J. Schefferi. Amstelod. 1679. 8.
cur. Fr. Oudendorp. Lugd. Bat. 1720. 8. nebst Oudendorp's
Noten in d. Actt. phill. Monacc. II. p. 291 ff. c. nott.
J. Scheffer. et F. Oudendorp. cur. J. Kapp. Curiae 1772. 8.
Auch in den Ausgg. des Eutropius (§. 282) von Hearne u. A.,
des Valerius Maximus von Hase (§. 255); rec. O. Jahn (s.
oben not. 2).

§. 271.

Zu den Geschichtschreibern dieser Periode, deren Werke verloren sind, gehören ausser Tiberius (s. oben §. 249 not. 28): Brutidius Niger 1), der über Cicero's Tod schrieb; Cornelius Thuscus; Cn. Cornelius Lentulus Gaetulicus 2), Consul 779 u. c., hingerichtet durch Caligula 792 u. c., nachdem er längere Zeit in Deutschland als Feldherr gestanden, vielleicht auch derselbe mit dem §. 179 not. 1 genannten Dichter; auch Agrippina 3), des Germanicus Tochter, des Claudius Gemahlin und Nero's Mutter, hatte Memoiren hinterlassen, die von Tacitus benutzt wurden und Manches sonst nicht Bekanntgewordenes über die kaiserliche Familie enthalten mochten; insbesondere aber beschäftigte sich, zunächst auf Antrieb des Livius (s. oben §. 241), der Kaiser Claudius) viel mit der Geschichte; ein grösseres Werk, das mit der Ermordung Cäsar's begann, führte er zwar nachher nicht aus, auf zwei Bücher sich beschränkend, während ein anderes, das mit dem von Augustus hergestellten Frieden anfing, in einundvierzig Büchern ausgeführt ward; desgleichen schrieb er acht Bücher über sein eigenes Leben, die aber sein Biograph von Seiten des Inhalts nicht sonderlich lobt; noch weiter werden zwanzig Bücher etrurischer und acht Bücher karthagischer Geschichte, aber in griechischer Sprache abgefasst, genannt 5): alle diese Schriften sind fast spurlos untergegangen. Beredsamkeit und Freimüthigkeit lobte man an dem von Tacitus so hoch gestellten Fabius Rusticus 6), einem Freunde des Seneca und Zeitgenossen des Claudius und Nero; er hatte die Geschichte seiner Zeit, wenigstens des Nero, geschrieben: wo aber sein Werk begonnen und wie weit es sich erstreckt, ist bei dem Mangel

näherer Nachrichten nicht leicht zu bestimmen; auch Cn. Domitius Corbulo 7), Consul 791 u. c., der in Germanien wie im Orient römische Heere befehligte, hatte ebenfalls, und zwar zunächst über seine Kriegszüge geschrieben. Ueber Aegypten schrieb C. Balbillus ), Gouverneur dieses Landes unter Nero 809 u. c., und über seine Züge in Africa C. Suetonius Paulinus 9), Consul 818 u. c. Der in demselben Jahre hingerichtete P. Valerius Thrasea Paetus hatte eine Biographie des jüngeren Cato geschrieben, welche Plutarch bei seiner Biographie des Cato als Hauptquelle gebraucht zu haben scheint 10); auch der Philosoph Cornutus 11) scheint in der Geschichte sich versucht zu haben.

1) G. J. Voss. de historr. Latt. I. 24. Senec. Suasor. VII. p. 45 (p. 34 ff., vergl. 130 ff. Burs.). Tacit. Ann. III. 66. Ueber Thuscus s. Senec. Suas. II. p. 24 (p. 18 Burs.)

2) Voss. I. 25. Sueton. Calig. 8. Dio Cass. LIX. 22. Vergl. auch Egger Exam. p. 168 ff.

3) Voss. 1. 1. und daselbst Tacit. Ann. IV. 53. Plin. H. N. VII. 8.

4) Vergl. Voss. de hist. Latt. I. 25. Tacit. Ann. XI. 8. Zonaras XI. 8 und die Hauptstelle des Suetonius Vit. Claud. 41 und das. insbesondere die Worte: "Initium sumsit historiae post caedem Caesaris dictatoris. Sed et transiit ad inferiora tempora coepitque a pace civili: quum sentiret neque libere neque vere sibi de superioribus tradendi potestatem relictam, correptus saepe et a matre et ab avia. Prioris materiae duo volumina, posterioris unum et quadraginta reliquit. Composuit et de vita sua octo volumina magis inepte quam ineleganter." S. dazu Suringar (§. 197 not. 1) §. 11 p. 40 und vergl. Lehmann: Claudius u. Nero I. S. 83 ff.

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5) Sueton. Claud. 42. Ueber eine noch erhaltene Rede des Claudius s. §. 322 not. 4, über s. grammatischen Studien s. oben §. 4 not. 23.

6) Tacit. Anall. XIII. 20, 61, XIV. 2, XV. 61. Agric. 10 („Livius veterum, Fabius Rusticus recentium eloquentissimi auctores"). (Voss. 1. 1.) Sarpe Quaestt. philologg. (Rostoch. 1819) cap. I. p. 9 ff., mit Bezug auf Quintil. Inst. Or. X. 1 §. 104 (s. oben §. 262 not. 2 nebst Walch zu Tacit. Agric. cap. X. p. 182 ff.)

7) S. Voss. 1. 1. und insbesondere Plin. H. N. V. 24, VI. 8. Tacit. Ann. XV. 16, wo jedoch Einige lieber an einen officiellen Bericht des Corbulo denken wollen; s. Walther's Note. Sonst nennt ihn Tacitus öfters in den Annalen, Buch XI, XIII, XV. J. Held: De Cn. Domitio Corbulone. Schweidnitz 1862. 4.

8) S. Tacit. Ann. XIII. 22. Senec. Quaest. Natt. IV. 2, wo er „virorum optimus, in omni literarum genere rarissimus" genannt und eine naturgeschichtliche Bemerkung Desselben, welche Aegypten betrifft, angeführt wird.

9) Voss. I. 26. Plin. H. N. V. 1. Latreille: Essai sur les expeditions de Sueton Paulin et de Cornelius Balbus dans l'Afrique etc. Paris 1807. 8. Vivien de St. Martin: Le Nord de l'Afrique p. 105 ff.

10) Vergl. Herren de fontibb. Plutarch. p. 168 nebst O. Jahn Prolegg. ad Pers. p. XXXVIII seqq. Wentzel und J. Held in Jahn's Jahrbb. d.

Philol. 1829. 1 (X. 1) p. 92, 93. Vergl. noch Fabric. Bibl. Graec. III. p. 578. G. Joachim: P. Valerii Paeti Thraseae Vita. Lahr 1858. 8.

11) Vergl. Suidas s. v. Tom. II. p. 350, der ihn iorogixòv nennt. Vergl. unten §. 368 not. 24.

§. 272.

Unter Nero und Vespasian fällt der durch seine politische Bedeutung bekannt gewordene M. Licinius Crassus Mucianus1), aus dessen leider nicht näher bekannten Schriften Mehreres, zumal in geographischen Punkten, vom älteren Plinius angeführt wird, ferner M. Servilius Nonianus, welcher 813 u. c. (60 p. Chr.) starb und von Tacitus 2) wie von Quintilian, der ihn selbst gehört hatte, als Geschichtschreiber gerühmt wird; M. Cluvius Rufus 3), Consul unter Claudius, Proconsul von Gallien im Jahr 821 u. c., welcher über die Zeiten Nero's, Galba's, so wie des Otho und Vitellius geschrieben hatte; die Zeit dieser Beiden scheint auch ein sonst nicht bekannter Geschichtschreiber Pompejus Planta *) behandelt zu haben; nicht weiter bekannt ist auch der von dem älteren Plinius einigemal genannte Fabius Vestalis. Ferner ist hier zu nennen Vipstanus Messala), ein bedeutender Mann aus Vespasian's Zeit, ein angesehener Militär und noch mehr ein angesehener Redner, als solcher auftretend in dem Dialogus de causs. corrupt. eloquent. (s. §. 321); auf ihn beruft sich Tacitus einigemal, seine Bildung und seinen Geist rühmend; Plinius 6) der ältere, welcher ausser einer Biographie des Pomponius Secundus in zwei Büchern, eine Geschichte in einunddreissig Büchern von da an, wo Aufidius Bassus (s. oben §. 249 not. 26) geendet, und ein anderes Werk in zwanzig Büchern über die Kriege der Römer in Deutschland, an denen er selber Antheil genommen, schrieb: leider sind diese auch von Tacitus einigemal angeführten wichtigen Werke gänzlich untergegangen. Unter Domitianus schrieb Herennius Senecio eine Biographie des Helvidius Priscus, die ihm das Leben kostete; eben so Junius Rusticus 7); Memoiren über seine dacischen Feldzüge hatte der Kaiser Trajanus geschrieben ); eben so Vespasianus über seine Feldzüge, wie aus den Anführungen des Josephus sich ergibt 9); auch Memoiren des Kaisers Hadrianus über sein Leben werden angeführt 10), die Derselbe nicht unter seinem

Namen, sondern unter dem eines gelehrten Freigelassenen Phlegon bekannt machen liess, um seinem Ruhme nicht zu schaden. Endlich können noch genannt werden: Pompejus Saturninus 11), C. Fannius 12), Titinius Capito 13), Zeitgenosse des jüngeren Plinius und von ihm sehr gerühmt 14).

1) G. J. Voss. de histt. Latt. I. 27. H. M. Stevenson: De M. Licinio Crasso Muciano Diss. histor. (Erlang. 1841. 8.) besonders p. 43 sq. Egger Exam. p. 181 ff.

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2) S. Annall. XIV. 19, wo Tacitus den Tod des Domitius Afer und dieses Servilius mit den Worten meldet: qui summis honoribus et multa eloquentia viguerant, ille orando causas, Servilius diu foro, mox tradendis rebus Romanis celebris etc."; s. auch Dialog. de oratt. 23. Bei Quintilian Inst. Or. X. 1 §. 102 wird er bezeichnet: „clari vir ingenii et sententiis creber, sed minus pressus quam historiae auctoritas postulat." S. Egger a. a. O. p. 175 ff.

3) S. Voss. de histt. Latt. I. 27 und vergl. Tacit. Ann. XIII. 20 u. das. Ruperti XIV. 2.

4) Er kommt nur in den Scholien zu Juvenal. II. 99 vor. Fabius Vestalis wird von Plinius Hist. Nat. VII. 60 §. 213 angeführt und in dem Verzeichniss der von ihm benutzten Quellen zu Buch 7, 35, 36 genannt.

5) Voss. 1. 1. Tacit. Hist. III. 25, 28, wo jedoch Eckstein (Prolegg. in dialog. de oratt. p. 17) nicht an ein besonderes historisches Werk denken will. Vergl. auch Tacit. Hist. III. 9, 11, 18 und Ruperti Prolegg. Tom. I. p. LXXIX s. Ausg. des Tacitus.

6) S. Voss. de histt. Latt. I. 29. Tacitus Ann. I. 69, XIII. 20, XV. 53. Hist. III. 28. Plin. Ep. III. 5, V. 8. S. auch Külb Einleitung zu s. Uebersetz. des Plinius (Bd. I.) p. 34 und vergl. unten §. 376. Ueber die Biographie des Pomponius s. Plin. Hist. Nat. XIV. 6, 4 §. 56, vergl. XIII. 26, 12 §. 83. Ueber sein geschichtliches Werk äussert sich Plinius selbst in der Eingangsepistel der Hist. Nat. §. 15. Es scheinen diese Werke des Plinius, namentlich auch sein Werk über Deutschland, das für uns jetzt so wichtig wäre, frühe schon untergegangen zu sein, da schon Symmachus sich Mühe gab, dasselbe aufzufinden; enitar, si fors votum juvet, etiam Plinii Secundi Germanica bella conquirere" schreibt Derselbe Ep. IV. 18. Mit Unrecht setzt Luden (Gesch. d. d. Volks I. S. 430) Misstrauen in den Inhalt und die Glaubwürdigkeit des Werkes über Deutschland. S. dagegen Hall. Lit. Zeit. 1827 Nr. 15 p. 114 ff. und früher Rühs über Tacit. German. S. 37. Vergl. auch Egger a. a. O. p. 187.

7) S. über beide Voss. I. 29. Sueton. Domit. 10. Dio Cass. LXVII. 13, vergl. mit Walch zu Tacitus Agric. cp. 2 p. 115 sq. Es muss dieser Junius Rusticus von seinem Enkel Lucius Junius Rusticus, dem Erzieher Marc. Aurel's, wohl unterschieden werden; s. Visconti Iconograph. Romain. I. p. 426.

8) Bei Priscianus VI. §. 13 p. 682 P. 205 K. wird Trajanus in 1 Dacicorum angeführt; s. dazu Francke: Zur Gesch. Trajan's p. 650 und 105 ff.

9) Josephus De vita sua §. 65: ἐν τοῖς Οὐεσπασιανοῦ τοῦ αὐτοκράτορος vлoμvýμαow ovτç yéɣqanraı (II. p. 31). Vergl. Egger a. a. O. p. 183.

10) S. Spartianus Vit. Hadr. cp. 1 („in libris vitae suae Hadrianus ipse commemorat") cp. 16: „famae celebris Hadrianus tam cupidus fuit, ut libros vitae suae scriptos a se libertis suis litteratis dederit jubens, ut eos suis nominibus publicarent: nam et Phlegontis libri Hadriani esse dicuntur." S. Suringar (§. 218 not. 1) §. 13 p. 45 ff., welcher indess vermuthet, dass diese Me

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moiren über sein Leben griechisch geschrieben gewesen. S. indessen Vopiscus Saturn. 1: „Adriani epistolam ex libris Phlegontis liberti ejus proditam indidi." Vergl. Gregorovius Gesch. d. Kais. Hadrian. S. 186. Ueber Hadrian's poetische Versuche s. §. 179 not. 9.

11) S. Plin. Epist. I. 16. Vergl. Held über d. Briefsammlung des jung. Plinius p. 20 sq.

12) S. Plin. Ep. V. 5. Hiernach hatte er über die von Nero Hingerichteten oder Verwiesenen (exitus occisorum aut relegatorum) ein Werk geschrieben, von welchem drei Bücher als vollendet genannt werden. Vergl. Held p. 34.

13) Plin. Epist. VIII. 12, vergl. I. 17. Er hatte ,,eritus illustrium virorum" geschrieben; vergl. Held p. 34, 35.

14) In wie fern Plinius selbst mit der Geschichte sich beschäftigt, s. Epist. V. 8 und vergl. Voss. de histt. Latt. I. 30.

§. 273.

In der späteren Kaiserperiode Rom's finden wir auch in der Geschichte denselben Verfall, den andere Zweige der Literatur beurkunden 1). Zwar fehlte es nicht an solchen, welche die Geschichte bearbeiteten, aber es war der wahre Geist, der die Geschichte durchdringen und beleben soll, von ihnen gewichen, es zeigte sich Mangel an wahrem Interesse, verbunden mit der Gefahr, welche unter despotischen Häuptern des Staats dem wahrheitsliebenden Forscher drohte und alle Seelen mit einer Schmeichelei erfüllte, die alle Liebe zur Wahrheit fast gänzlich unterdrücken und auf das Studium der Geschichte den nachtheiligsten Einfluss äussern musste. Rechnen wir dazu die Schwierigkeit, die letzten Ursachen der Ereignisse auszumitteln und darzustellen, so darf es uns nicht befremden, wenn wir in dem Gebiet der Geschichtschreibung, die ohnehin damals fast bloss auf die Zeitgeschichte beschränkt scheint, jetzt nichts Grosses und Ausgezeichnetes mehr finden. Und selbst diejenigen, welche mit ihren Studien der Historie sich zuwendeten, und zwar aus der Classe der Gelehrten, waren, wie es nach Allem scheint, nicht mehr fähig, grössere und umfassende Werke von wahrhaft historischer Kunst zu schaffen; so wendete man sich mehr auf die Personen, zunächst die einzelnen Kaiser, und ergriff insbesondere die Biographie, welche, begünstigt durch den herrschenden rhetorischen Geschmack, eine immer mehr declamatorischpanegyrische Richtung nahm, und mit der Memoirenschrei

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