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cero 7) in den letzten Lebensjahren, in denen er übrigens noch als Redner thätig war ), sich beschäftigen lässt. Noch waren zu Cicero's Zeit hundertfünfzig solcher Reden vorhanden ): sie sind sämmtlich untergegangen; von etwa achtzig derselben kennen wir die Veranlassung und die Titel, so wie einzelne Bruchstücke 10), welche allerdings von der ungemeinen rednerischen Thätigkeit des Mannes ein Bild entwerfen können, der vierundvierzigmal vor Gericht gestanden, so oft angeklagt und stets freigesprochen worden 11), dessen Reden, der grösseren Zahl nach, auf öffentliche Gegenstände sich beziehen und durch seine öffentliche Wirksamkeit als Staatsmann veranlasst wurden: wie denn von den Reden, die wir noch kennen, die eine Hälfte gerichtlicher, die andere mehr politischer Art, auf Gesetzgebung, Staatsverwaltung u. dgl., sich bezog, und davon eine namhafte Zahl12) auf seine consularische Amtsführung (559 u. c.) wie auf seine Censur und deren Verwaltung im Jahr 570 u. c. Bezug hat. Cato's Reden zeichneten sich nach dem, was wir aus den Angaben und Urtheilen späterer Schriftsteller wie den leider nur zu geringen Bruchstücken dieser Reden entnehmen können, durch eine gewisse Kraft und sittliche Strenge, wie durch einen bis zur Bitterkeit steigenden, eindringlichen, seinem ganzen Charakter entsprechenden Ernst aus 13), daher ihn Manche mit dem Namen des römischen Demosthenes bezeichneten 14); aber man vermisste auch in der oft noch rauhen und harten, von alterthümlichen Ausdrücken und Formen nicht freien 15), obwohl sonst einfachen und kunstlosen Sprache die schöne Abrundung und den harmonischen Bau, welcher die Werke der späteren Zeit auszeichnete und die Reden eines Cato und ähnlicher Redner dieser Zeit bald in Vergessenheit brachte 16), wiewohl, nach manchen Spuren zu schliessen, die Reden in der späteren Zeit noch immer mehr Leser fanden 17) als sein grosses geschichtliches Werk, die Origines (s. §. 216), und die römischen Grammatiker insbesondere wegen alterthümlicher Worte und Formen denselben ihre Thätigkeit zuwendeten, wie die Schrift des Verrius De obscuris Catonis unter Anderem auch beweisen kann. Bemerkenswerth ist auch die Nachricht von einer, jedenfalls in den späteren Lebensjahren abgefassten Schrift über die Beredsamkeit 18), immerhin der ersten auf

dem Gebiete der Technik, welche wir antreffen, wenn anders hier an eine eigene Schrift zu denken ist, und nicht, was fast glaublicher erscheint, an einzelne, zur Bildung des Redners gehörige Vorschriften, welche in einer grösseren, auch Vorschriften anderer Art enthaltenden, an seinen Sohn gerichteten Schrift enthalten waren. Von den Reden, die sein Enkel M. Cato (Consul 635 u. c.) nach dem Muster seines Grossvaters hinterliess 19), hat sich gar Nichts erhalten.

1) Brut. 15 und daselbst die Verse aus Ennii Annall. IX. init. p. 130 ed. Lips. (305 ed. Vahl. p. 45).

2) Wohl zu unterscheiden von dem oben §. 217 not. 12 genannten Geschichtschreiber C. Sempronius Tuditanus, welcher in spätere Zeit fällt.

3) Cic. de office. III. 1: „nulla ejus (Africani) ingenii monumenta, nullum opus otii, nullum solitudinis munus exstat." Im Brut. 19 versichert Cicero: Ipsum Scipionem accepimus non infantem (i. e. non rudem eloquentiae) fuisse." Ueber eine gegen den Tribun M. Nävius 569 u. c. gehaltene Rede s. Meyer Oratt. Romm. fragmm. p. 6 sq. S. auch Fr. D. Gerlach: De vita P. Cornelii Scipionis Africani superioris. Basel 1865. 4.

4) S. oben §. 216 nebst Dohrn: Ueber Cato d. Aelteren u. dessen Lebensverhältnisse. Meldorf 1845. 4. Bolhuis Diatrib. de Catonis scriptt. cp. 2. E. Schober Diss. de M. Porcio Catone Censor. oratore. Neisse 1825. 4. Ellendt Hist. succinct. eloq. Rom. §. 13 ff. Westermann Gesch. d. röm. Beredsamk. §. 23-27. Meyer Oratt. Romm. fragmm. p. 11-151. Jordan a. §. 216 a. O. cp. II. p. LXII ff. und früher: Quaestionn. Catonn. capita duo. Berolin. 1856. 8. Die Spuren von Reden Cato's bei Plutarch hat Lagus zusammengestellt; Plut. Vit. Caton. Cens. scriptt. p. 31 ff. Vergl. noch Funce. de adolesc. L. L. V. §. 7.

Cato

5) Vit. Cat. 1: τὸν δὲ λόγον — ἐξηρτύετο καὶ παρεσκεύαζεν, ἐν ταῖς πε ριοικίσι κώμαις καὶ τοῖς πολιχνίοις ἑκάστοτε συνδικῶν τοῖς δεομένοις. Καὶ πρῶ τον μὲν ἀγωνιστὴς εἶναι δοκῶν πρόθυμος, εἶτα καὶ ῥήτωρ ἱκανός κ. τ. λ. selbst sagt von seiner Jugend (in dem Fragment einer Rede bei Festus p. 281 Müll.): „ego jam a principio in parsimonia atque in duritia atque industria omnem adolescentiam meam abstinui, agro colendo, saxis Sabinis, silicibus repastinandis atque conserendis"; s. bei Jordan p. 43. Ueber seine Einfachheit im Leben s. Gellius N. A. XIII. 24 (23).

6) S. Plut. Cat. 2: ἄλλως δὲ παιδείας Ἑλληνικῆς ὀψιμαθὴς γενέσθαι κ. τ. λ. Daher bei Cicero Cato von sich sagt (De senect. 8): Graecas literas sener didici, quas quidem sic avide arripui, quasi diuturnam sitim explere cupiens"; vergl. Cornel. Nepos in Cat. 3. Indessen die Erzählung Plutarch's (Cat. 12) von einem längeren Aufenthalt Cato's zu Athen (um 563 u. c.), wo er, aus Römerstolz, mit den Athenern durch Dolmetscher verkehrt, obwohl er es auch in griechischer Sprache hätte thun können, lässt auf Kenntniss dieser Sprache und Literatur schon in früherer Zeit schliessen. Nach einer Angabe des Aurelius Victor De viris illustr. 47 wäre Cato, als er in seiner Eigenschaft, als Prätor Sardinien bezwang, von Ennius im Griechischen unterrichtet worden, was in das Jahr 556 u. c. (198 vor Chr.) fallen würde. 7) De senect. 11: causarum illustrium, quascunque defendi, nunc

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quam maxime conficio orationes."

8) Im Jahre 605 u. c., dem letzten seines Lebens, hielt er die berühmte

Rede gegen Servius Sulpicius Galba; s. Cic. Brut. 20, 23 und mehr bei Meyer a. a. O. p. 120 sq. Jordan p. LVII ff. LXXXVI ff.

9) S. Cic. Brut. 17, vergl. 16, wo er versichert, die Zahl der Reden Cato's sei nicht geringer als die der Reden des Lysias, deren es doch so viele gewesen. Die Zahl der unter dem Namen des Lysias gehenden Reden betrug 422, von welchen jedoch nur 230-233 für ächt gehalten wurden; s. Plutarch. Morr. p. 836, A. Westermann Gesch. d. griech. Beredsamk. S. 242 und Hölscher: De Lysiae vit. p. 42.

10) Sie sind gesammelt und nach der Zeitfolge zusammengestellt bei Meyer a. a. O. p. 19–145 ff., wo noch einige fragmenta incerta (bis 151) hinzukommen und eine Zahl von mehr als neunzig Reden sich herausstellt, während die genaue Zusammenstellung der Bruchstücke bei Jordan p. 33 ff. (vergl. p. LXII ff.) nur achtzig Reden mit Sicherheit ermittelt hat. Frühere Sammlungen von Ausonius Popma (in dessen Ausg. von Cato's Schrift De re rustic. Franecker. 1620. 8.) und daraus bei H. A. Lion: Catoniana (Gotting. 1826. 8.) p. 50-79. Nach Meyer's erster Ausgabe das Verzeichniss der einzelnen Reden bei Westermann a. a. O. p. 324 ff. und zu Meyer's zweiter Ausgabe die Bemerkk. von Fr. Ellendt in d. Hall. Litt. Zeit. 1843. Ergänz. Bl. Nr. 101, 102.

11) S. Plin. Hist. Nat. VII. 27, 100, was Aurelius Victor De vir. ill. 47 wiederholt. Plutarch Vit. Cat. 15 sagt blos: héyerai yòq öllɣov únokinovoas τῶν πεντήκοντα φυγεῖν δίκας.

12) S. Jordan p. LXIII ff. LXVII ff., vergl. mit Meyer Nr. 24-49 p. 56 ff.; s. auch dessen Bemerkung p. 14.

13) S. die Urtheile des Cicer. Brut. 16, 85. Livius XXXIX. 40. Quintil. Inst. Orat. XII. 10, 10. 3, 9. 11, 23. Plutarch. Cat. 7.

14) Plutarch. Cat. 4, vergl. 2, wo es heisst, dass er aus Demosthenes Viel für seine rednerische Bildung gewonnen habe. Bei Cornelius Nepos Cat. 3 heisst er: probabilis orator (d. i. mediocris), bei Sallustius in den Historien: Romani generis disertissimus paucis absolvit" (mit Bezug auf seine Kürze und Gedrängtheit der Darstellung, die auch Plinius Ep. I. 20 in den Reden des Cato hervorhebt); s. bei Victorinus zu Cic. Rhet. I. p. 56 ed. Orelli und andere Stellen bei Dietsch Sallusti Hist. Fragmm. p. 1. Linker Sallust. Prooem. p. 29 ff.

15) S. die not. 13 citirten Stellen. Cicero selbst sagt Brut. 16: „Antiquior est hujus sermo et quaedam horridiora verba. Ita enim tum loquebantur" id. 85,,orationes ejus ut illis temporibus valde laudo: significant enim formam quandam ingenii, sed admodum impolitam et plane rudem.“ Nicht anders Quintilian Inst. Orat. XII. 10, 10. Einige Beispiele der Art aus den Fragmenten der Reden führt Westermann §. 26 not. 2 an. Wenn in dem späteren Zeitalter der Antonine man solche alte Ausdrücke und Formen gein aufsuchte und wieder anwendete, so erregte diess doch den Tadel des Fronto, welcher sich gegen eine Beredsamkeit ausspricht, partim igneis (oder mit O. Jahn in d. Rhein. Mus. N. F. III. p. 156: iligneis, d. i. eichenen) nucibus Catonis, partin Senecae mollibus et febriculosis prunulis insitam" etc.; s. p. 244 ed. Franc. p. 172 ed. Rom. p. 155 Nab.

16) Cic. Brut. 16: „Catonem vero quis nostrorum oratorum, qui quidem nunc sunt, legit, aut quis novit omnino"?

17) S. die Belege bei Jordan p. XCVI.

18) Quintil. Inst. Or. III. 1, 19: „Romanorum primus, quantum ego quidem sciam, condidit aliqua in hac materia M. Cato ille Censorius, post M. Antonius inchoavit" (s. §. 290 not. 10). Vergl. mit XII. 1, 1, wo er den Grundgedanken Cato's in dieser Schrift mit den Worten mittheilt: „vir bonus dicendi peritus." Senec. Controverss. I. p. 66, p. 49 Burs. Jordan p. 80.

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Cato

Diomedes p. 358 P. p. 362 K. führt eine Stelle an mit den Worten: ad filium vel de oratore", wo Jahn und Lersch (s. bei Keil) lieber ,,de aratore" lesen wollen. Vergl. noch Westermann §. 25 not. 7, 8 und s. unten §. 319 not. 9. Drumann (Gesch. Rom's V. p. 144) betrachtet die Schrift als einen Theil des grösseren, an seinen Sohn gerichteten Werkes, eben so O. Jahn (Verhandll. d. Gesellsch. d. Wiss. zu Leipzig 1850. IV. p. 264) und Jordan p. CI ff.

19) S. Gellius N. Att. XIII. 19 und daselbst die Worte: „Is satis vehemens orator fuit multasque orationes ad exemplum avi scriptas reliquit."

§. 289.

Unter den Rednern, welche noch gleichzeitig mit Cato in dessen spätere Lebensperiode oder gleich nach ihm fallen, kann zuerst Tiberius Sempronius Gracchus, der Vater der beiden Gracchen, der das Consulat zweimal (577 und 591 u. c.) und die Censur (585 u. c.) bekleidete, genannt werden, dessen zu Rhodus um 590 in griechischer Sprache gehaltene Rede zu Cicero's Zeit1) noch vorhanden war: während über eine andere Rede desselben bei der gegen die Scipionen erhobenen Anklage um 567 schon Livius 2) Zweifel erhebt, wiewohl auch Valerius von Antium der Rede gedenkt. Seinen Zeitgenossen L. Papirius Fregellanus, Consul 591 u. c., bezeichnet Cicero 3) gleichfalls als einen vorzüglichen Redner unter Anführung einer im Senat zu Gunsten von Fregellae und der lateinischen Colonien gehaltenen Rede; von dem Besieger des Perseus und dem Eroberer Macedoniens L. Aemilius Paulus Macedonicus, der 572 und 586 u. c. das Consulat und 590 die Censur bekleidete, wenige Jahre nachher (594 u. c.) aber starb, wird ebenfalls eine nach seinem feierlichen Triumphzug (587 u. c.) gehaltene Rede), die sich noch zu Livius und Valerius Zeit erhalten hatte, angeführt. Weiter nennt Cicero als Redner den P. Cornelius Scipio 5), den Sohn des älteren Scipio, den Q. Caecilius Metellus Macedonicus), der 611 u. c. das Consulat und 623 die Censur verwaltete, dessen Reden, von denen jetzt nur noch wenige Spuren vorhanden sind, wenigstens zu Cicero's Zeit es noch waren; ferner den T. Annius Luscus 7), Consul 601 u. c., besonders aber hebt er den Servius Sulpicius Galba hervor 8), welcher 610 das Consulat bekleidete, ohne jedoch eine gewisse Trockenheit und Härte, so wie eine veraltete Ausdrucksweise, welche auch das baldige Verschwinden seiner

Reden bewirkte, zu verschweigen. Mit grösserem Lobe spricht Cicero 9) von der Beredsamkeit des C. Laelius (Consul 614 u. c.) und des mit ihm so innig verbundenen jüngeren Scipio, des P. Cornelius Scipio Aemilianus Africanus minor († 625), welchem Lälius für Tubero die Leichenrede schrieb 10); von beiden waren zu Cicero's Zeiten, von Scipio noch zu Fronto's Zeit, Reden vorhanden, die aber jetzt bis auf wenige Bruchstücke 11) verschwunden sind Als einen ausgezeichneten Redner, dessen Reden zu Cicero's Zeit noch müssen vorhanden gewesen sein, nennt uns Ebenderselbe 12) weiter den M. Aemilius Lepidus Porcina, Consul 617 u. c., insofern eine grössere Kunst und Sorgfalt auf den Bau der Rede, ganz den griechischen Mustern sich annähernd, ihn auszeichnete, und in dem jüngeren Carbo und Tiberius Gracchus eifrige Verehrer erweckte. Nicht näher bekannt sind uns die von Cicero, zu dessen Zeit noch Reden derselben vorhanden waren, genannten Redner L. Scribonius Libo13), Volkstribun 605 u. c., die beiden Brüder Lucius und Spurius Mummius14) (Consul 608 u. c.), dann Spurius Postumius Albinus 15) (Consul 606), L. und C. Aurelius Oresta 16), von welchen jener das Consulat 628 u. c., dieser die Prätur 624 u. c. bekleidete, Q. Pompejus 17), der 613 u. c. Consul war, C. Fannius 18), der 632 u. c. Consul war, und wie bemerkt wird, eine gegen Gracchus gehaltene Rede hinterliess, C. Persius 19), dessen gelehrte Bildung insbesondere hervorgehoben wird, C. Titius 2o), ein römischer Ritter, Zeitgenosse des Antonius und Crassus wie des Satirikers Lucilius, der selbst in der Tragödie (s. §. 60 a. not. 5) sich versuchte und als Redner von Cicero gerühmt wird. Bedeutender jedenfalls erscheint C. Papirius Carbo 21) (Consul 634), der nach dem oben genannten Lepidus sich bildete und mit dem älteren Gracchus von Cicero 22) als ausgezeichneter Redner zusammengestellt wird, während die spätere Zeit 23) an ihm Härte und Rauheit tadelte.

Tiberius Sempronius Gracchus 24), der ältere der beiden Brüder, der, kaum dreissig Jahre alt, als Tribun 621 u. c. fiel, ist uns, da kaum einige unbedeutende Reste seiner Reden noch vorhanden sind, in dieser Beziehung wenig bekannt: im Vergleich zu dem ungestümen und leidenschaftlich bewegten Vortrag seines jüngeren Bruders zeichnete ihn Anmuth und

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