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Mystagogicon libri, ebenfalls zum mindesten zwei; De re militari"), wenigstens sechs Bücher, auf das Kriegswesen Rom's und die Kriegsführung sich beziehend; De verbis priscis ), von Festus mehrfach benutzt und citirt. Ganz unsicher ist eine. dem Cincius Alimentus zugetheilte Schrift De Gorgia Leontino 9).

Noch früher als jener L. Cincius fällt M. Fulvius Nobilior, des älteren Cato Zeitgenosse, der den Ennius auf seinem Zug gegen die Aetolier mitnahm, Consul 561 und Censor 575 u. c.; von ihm werden ebenfalls Fasti angeführt 10), offenbar ähnlicher Art, wie die oben genannte Schrift des Cincius. Aus einer Schrift De Censoribus wird eine Stelle des zweiten Buchs von Nonius 11) citirt unter dem Namen des Annalisten Cassius Hemina: s. §. 217 not. 8 ff. Weiter gehören hierher die Schriften des M. Junius Gracchanus 12), des Zeitgenossen und innigen Freundes der Gracchen (woher sein Beiname Gracchanus 13), und zwar Commentarii 14), wahrscheinlich über verschiedene Gegenstände des römischen Rechts und Alterthums sich verbreitend, wie die von Ulpian 15) und noch von Laurentius Lydus gekannte Schrift De potestatibus 16), in mehreren Büchern, worin von den verschiedenen Civilbehörden und Civilämtern Rom's, ihrer Erwählung, ihren Befugnissen, ihrem Wirkungskreis u. dgl. in nicht sowohl praktisch-juristischer als gelehrt-historischer Weise gehandelt war 17), offenbar dieselbe, die auch Cicero 18) kannte.

Endlich kann hier noch T. Manilius 19) genannt werden, welchen als einen bejahrten Mann (um 677 u. c.) Cicero in seiner Jugend kannte: seine nur wenig bekannten Schriften lassen auf die Behandlung grammatischer wie antiquarischer Gegenstände schliessen. Auch L. Aelius Stilo (620—708 u. c.), der Lehrer des Varro, scheint mit Untersuchungen, die auf das alte Rom und seine Zustände wie seine Sprache Bezug hatten, sich mehrfach beschäftigt und dadurch seinen Schüler zu ähnlichen Forschungen hauptsächlich veranlasst zu haben 20). Der von Cicero oftmals erwähnte, ihm befreundete Appius Claudius Pulcher 21), des Brutus Schwiegervater, Consul 700 u. c., ein wissenschaftlich gebildeter Mann, welcher selbst Augur war, schrieb um 703 u. c. über die Auguraldisciplin : libri augurales, wie Cicero angibt, oder auguralis disciplinae libri,

wie Festus citirt; hatte doch Cicero selbst, der auch die Würde eines Augurs bekleidete, über denselben Gegenstand eine Schrift verfasst, De auguriis 22). Eben so scheint der mit Cicero befreundete Junius Concus oder Congus 23) mit historischantiquarischen Forschungen sich beschäftigt zu haben: nach einer neueren Vermuthung 24) wäre er mit dem oben genannten M. Junius Gracchanus für eine und dieselbe Person zu halten. Gar nicht näher bekannt ist eine Schrift über die römische Staatsverfassung, welche den L. Aurunculejus Cotta, Casar's Legaten in dem gallischen Krieg, in welchem er 700 u. c. umkam, zum Verfasser hat 25).

1) S. Zumpt in d. Berl. Jahrbb. 1829. II. Nr. 12 p. 94 ff. Krause p. 68 ff. Liebaldt a. o. a. O. p. 14 ff. Merkel Prolegg. ad Ovid. Trist. p. LXXV sq. und jetzt insbesondere Hertz De Luciis Cinciis p. 28 ff. 61 ff. 2) Vergl. Hertz P. 74. Kieserling a. a. O. p. 20.

3) Bei Hertz p. 87 ff.

4) S. die Stellen bei Hertz a. a. O. und im Onomast. Tullian. p. 147. 5) S. die Fragmente bei Hertz p. 31 ff. Vergl. p. 67 ff. und Merkel a. a. 0.

6) S. über diese und die folgenden Schriften die Fragmente bei Hertz p. 40 ff.

7) S. Hertz p. 44 ff. Diese Schrift allein glaubt Liebaldt p. 14 dem älteren Annalisten Cincius Alimentus beilegen zu müssen; s. dagegen Hertz p. 76 ff. und in d. Jen. Lit. Zeit. (1843) Nr. 94 p. 381.

8) S. Hertz p. 47 ff. Dagegen Lersch (Sprachphilosophie der Alten III. p. 140) den älteren Annalisten hier als Verfasser annehmen will.

9) Vergl. Krause p. 75 und besonders Hertz p. 80.

10) S. Macrob. Sat. I. 12, 16, vergl. I. 13, 21. Varro L. L. V. Ein Mehreres bei Krause p. 125 ff.

p. 50.

11) S. v. Moliri. Krause (p. 159 sq.) und Roth führen diess Fragment unter den Annalen auf. S. dagegen Hertz p. 64 not. und die daselbst Citirten, so wie Schmitter a. a. Ö. p. 45 ff.

12) S. L. Mercklin: De Junio Gracchano Comm. P. I. und II. Dorpat. 1840, 1841. 8. M. Hertz im Anhang zu der o. a. Schrift De Cinciis p. 88 ff. und in Berliner Jahrbb, 1842. Novemb. Nr. 100. Vergl. Krause p. 221 ff. 13) S. Plin. H. N. XXXIII. 2 §. 36.

14) S. Hertz p. 95 ff. Mercklin rechnet die Fragmente dieser Schrift, zu der wir auch die verschiedenen, aus Varro im Onomastic. Tullian, p. 324 citirten Stellen zählen, unter die Incerta.

15) Im Dig. I. Tit. 13 de offic. quaest. Laur. Lydus de magistr. Prooem. und I. 24.

16) S. die genaue Erörterung bei Mercklin I. p. 29 ff. und die Fragmente II. p. 3 ff. Hertz p. 88 ff.

17) S. Mercklin p. 33 ff. Vergl. das ungünstige Urtheil von Rubino

(Untersuchung. über röm. Verf. S. 317 ff.) und dagegen Mercklin p. 44 ff. Hertz p. 105 ff.

18) S. De Legg. III. 20 und mehr im Onomastic. Tullian. p. 324.

19) S. Cic. pro Rosc. Comoed. 14. Die Fragmente bei Krause p. 297 sq. Auf diesen Manilius beziehen sich auch wohl die Anführungen bei Gellius N. A. XVII. 7, bei Festus s. v. Sexagenarios p. 334 und Arnobius III. 38, 39, so wie auch bei Plinius Hist. Nat. X. 1, 2. Vergl. Léon de Closset p. 507.

20) S. das Zeugniss des Cicero Brut. 56. Fuit „Aelius omnino vir egregius et eques Romanus cum primis honestus idemque eruditissimus et Graecis literis et Latinis, antiquitatisque nostrae et in inventis rebus et in actis scriptorumque veterum literate peritus: quam scientiam Varro noster acceptam ab illo auctamque per sese, vir ingenio praestans omnique doctrina pluribus et illustrioribus literis explicavit." S. v. Heusde Disquis. de L. Aelio Stil. p. 51-57.

21) S. die Stellen des Cicero in dem Onomastic. Tullian. p. 151 ff. und daselbst insbesondere De legg. II. 13 und ad Famill. III. 4 und 11. Festus s. v. Sollistimum p. 298 Müll. Ueber seine wissenschaftliche Bildung spricht sich Cicero Brut. 77 aus: Satis studiosus et valde cum doctus tum etiam exercitatus orator et cum auguralis tum omnis publici juris antiquitatisque nostrae bene peritus fuit."

22) S. Charisius Inst. Gr. p. 98, 112 P. (123, 139 K.). Servius ad Virg. Aen. V. 237, vergl. mit Cicero De Legg. II. 36.

23) S. Cicer. de orat. I. 60, pro Planc. 24 und dazu die Scholien p. 264 Orell. Plinius Hist. Nat. Praefat. §. 7 und dazu Roth im Rhein. Mus. N. F. VIII. p. 613 ff. J. Becker a. gl. a. O.

24) Diess sucht J. Becker zu erweisen in der Zeitschr. f. Alterthumswiss. 1854 Nr. 16 p. 123 ff.

25) Wir kennen diese Schrift blos aus der Anführung bei Athenäus VI. 105 p. 273 B. Ueber den Verfasser s. Caesar. Bell. Gall. II. 11, V. 24 ff. Dio Cass. XL. 5, 6.

§. 221.

Der bedeutendste und fruchtbarste Schriftsteller Rom's auf diesem Felde ist ohne Zweifel M. Terentius Varro 1), der gelehrteste Mann seiner Zeit, wie die Mitwelt und Nachwelt bezeugt. Geboren 638 u. c. (116 vor Chr.)2) zu Reate im Sabinerland, wo seine Familie ansässig war (daher Reatinus, zum Unterschied von dem M. Terentius Varro Atacinus: s. oben §. 88, 117) und einfach erzogen, erhielt er seine wissenschaftliche Bildung in Rom und Athen; L. Aelius Stilo (8. §. 220) und Antiochus von Ascalon werden als seine Lehrer genannt, jener in Grammatik und Beredsamkeit, dieser in der Philosophie: daher seine Richtung zur akademischen Schule, deren Lehre Antiochus mit dem Stoicismus zu verschmelzen

bemüht war. Varro hatte ihn, gleich Cicero, zu Athen gehört, und dahin wohl, nach Römersitte jener Zeit, seiner eige

nen Bildung halber sich begeben, ehe er in die öffentliche Laufbahn eintrat. In dieser finden wir ihn als Quästor 677 und das Jahr darauf in Spanien, wo er längere Zeit verweilte, unter Pompejus im Heere dienend; zwischen die Jahre 683687 u. c. fällt das von ihm bekleidete Volkstribunat und die Aedilität, später, nachdem er auch dem Pompejus als Legat im Kriege gegen die Seeräuber gefolgt war 3), die Prätur. Bei dem Ausbruch des Kampfes zwischen Cäsar und Pompejus stand er auf Seite des Letztern, kehrte aber wahrscheinlich, wie Cicero, mit dem er schon vorher in freundschaftlichem Verkehr gestanden, um 707 nach Italien zurück, um hier ganz den Wissenschaften zu leben. Nach dem Tode Căsar's, der ihm die Aufsicht über die anzulegende Bibliothek zugedacht hatte (s. §. 19 not. 14), ward er zugleich mit Cicero durch Antonius auf die Proscriptionsliste gesetzt, entging aber dem Tode, nachdem er jedoch durch Plünderung seine Bibliothek, und, wie es scheint, auch seine meisten Güter verloren hatte *): in stiller Zurückgezogenheit fortan blos den Wissenschaften und einer literarischen Thätigkeit zugewendet bis an sein Lebensende, erreichte er ein hohes Alter und starb, fast neunzig Jahre alt, um 729 u. c. 5).

Varro war ein Mann, thätig fast in allen Zweigen menschlichen Wissens und in diesem Sinne selbst die Poesie (s. §. 141, vergl. 121, 175) behandelnd; seine zahlreichen Schriften verbreiteten sich fast gleichmässig über die verschiedensten Gegenstände der Wissenschaft, so dass Varro, als der gelehrteste aller Römer, auf den Namen eines Polyhistor den gegründetsten Anspruch hat 6). Nicht blos Philosophie und Beredsamkeit, Sprache und Literatur war der Gegenstand seiner gelehrten Forschung, sondern es erstreckte sich dieselbe auch bis zur Landwirthschaft und Feldmesskunst, zur Medicin wie zum bürgerlichen Recht. Aber den Mittelpunkt seiner gelehrten, bis in das späteste Lebensalter unermüdet fortgesetzten Thätigkeit") bildete, so weit wir diess bei dem Untergang der meisten Schriften Varro's jetzt zu bemessen im Stande sind, sein römisches Vaterland, die Erkenntniss der römischen Welt und der Zustände des römischen Lebens, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart und mit der bestimmten Absicht, auf diese einzuwirken und eine Besserung der

selben, namentlich auch in sittlicher Hinsicht, herbeizuführen, damit aber auch gründliche wissenschaftliche Bildung durch Unterricht und Lehre zu verbinden. So durchdringt ein ächt patriotischer Geist seine Schriften, welche den ächten Römer nirgends verläugnen, der bemüht ist, nach den verschiedenen Seiten und Richtungen des Lebens durch eine literärische Thätigkeit, die Zustände der römischen Welt zu fördern und zu bessern, ihr die Schätze griechischer Wissenschaft mitzutheilen und dadurch den Sinn für höhere geistige Bildung zu erfrischen und zu beleben.

Von dieser umfassenden, wahrhaft encyclopädischen, literarischen Thätigkeit des Varro ist uns kaum noch Etwas vollständig erhalten; nur die Schrift über die Landwirthschaft und die über die lateinische Sprache, aber auch diese nur zu einem kleinen Theil, hat sich erhalten: alles Andere ist untergegangen und uns nur aus einzelnen Anführungen mehr oder minder bekannt. Ein Verzeichniss aller einzelnen Schriften, welches die gesammte literärische Thätigkeit dieses Mannes befasst, hatte der Kirchenvater Hieronymus, vielleicht auf Grund eines älteren, von Varro selbst am Ende seiner Laufbahn gefertigten Verzeichnisses, aufgestellt zur Vergleichung mit der Zahl der Schriften des Origenes 8): dieses Verzeichniss ist in neuester Zeit aus einigen Blättern einer Handschrift von St. Vaast bei Arras hervorgezogen und veröffentlicht, später auch in zwei Pariser Handschriften aufgefunden worden; hiernach schrieb Varro 9): XLV (oder vielmehr XLI) Bücher Antiquitatum, IV de vita populi Romani, XV Imaginum, LXXVI Aoyiσtogix☎v, XXV de lingua Latina, IX disciplinarum, V de sermone Latino, V quaestionum Plautinarum, III Annalium, III de origine linguae Latinae, III de poematis, III de originibus scenicis, III de scenicis actionibus, III de actibus scenicis, III de proprietate scriptorum, III de bibliothecis, III de lectionibus, III de similitudine verborum, III legationum, III suasionum, III de Pompejo, X singulares, III de personis, XV de iure civili, noμὴν antiquitatum ex libris XLII libros VIIII, ἐπιτομὴν ex Imaginum libris libros IIII, nitoμηv de lingua Latina ex libris XV libros VIIII, de principiis numerorum VIIII, rerum rusticarum III, de valetudine tuenda I, de sua vita III, de

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