Immagini della pagina
PDF
ePub

forma philosophiae III, rerum urbanarum III, Satirarum Menippearum CL, poematum X, orationum XXII, pseudotragoediarum VI, Satirarum IIII. Dazu kommen noch einige andere unter besonderen Titeln von den Alten angeführte Schriften, wenn anders diese Titel richtig angegeben sind, oder nicht auf einzelne Theile oder Bücher der im Verzeichniss aufgeführten Schriften sich beziehen, was bei der Spärlichkeit der auf uns gekommenen Nachrichten schwer zu ermitteln ist: Libri Epistularum und Epistolicarum quaestionum, Libri rhetoricorum, de mensuris, de aestuariis, Ephemerides und de ora maritima, de gente populi Romani libri IV, de familiis Trojanis, libri tribuum, Eloayoyixos ad Pompejum, Aetiōn, de gradibus, de antiquitate literarum, de utilitate sermonis libri IV u. A. Es geht aber daraus hervor, dass Varro, wenn er versicherte 10), bei dem Eintritt in sein vierundachtzigstes Lebensjahr bereits siebenzig Hebdomaden, also vierhundertundneunzig Bücher geschrieben zu haben, sich keine Uebertreibung zu Schulden kommen liess, in so fern man die Zahl der einzelnen Bücher einer jeden der von ihm abgefassten Schriften zusammenrechnet 11); und wenn er weiter versichert, dass bei der Plünderung seiner Bibliothek manche seiner Schriften nicht wieder zum Vorschein gekommen, so wird dadurch nicht wenig die Schwierigkeit erhöht, über alle die einzelnen Schriften Varro's zu völliger Gewissheit zu gelangen. Auch stand schon die grosse Anzahl der Schriften Varro's und der bedeutende Umfang einzelner derselben der handschriftlichen Verbreitung im Wege, so hoch auch sonst das Ansehen und die Bedeutung Varro's bei der Nachwelt war, und namentlich Hieronymus wie Augustinus Varro so hoch stellten, und aus seinen grösseren Schriften, die ihnen damals wohl noch zum grösseren Theil vollständig vorlagen, vielfache Reste uns erhalten haben. Nach dem Zeitalter beider verschwindet indessen jede weitere Spur in den folgenden Jahrhunderten des Mittelalters: dass indess Varro dem Mittelalter nicht völlig unbekannt war, mag eine aus diesem Zeitalter stammende, in verschiedenen Handschriften noch vorhandene Sammlung von Sprüchen zeigen, welche auf Erziehung und Unterricht, Sittlichkeit und Lebensweisheit sich beziehen und die Aufschrift führen: Sententiae Varronis 12) ad

Paxianum oder, wie es in einer andern Handschrift heisst: ad Papirianum Athenis audientem 13), und in ihrer jetzigen Gestalt auf eine ältere Sammlung hinweisen, welche zu paränetischen oder moralischen Zwecken aus den verschiedenen Schriften des Varro, bei der oben bemerkten, fast in allen Schriften hervortretenden praktischen Tendenz, veranstaltet worden war: doch darf nicht übersehen werden, dass auch Manches aus späterer Zeit hinzugekommen und Manches, was einer älteren Zeit angehört, eine veränderte Gestalt erhalten hat, die uns kaum erlaubt, in dem Ganzen, wie es jetzt vorliegt, einen reinen Rest varronischer Spruchweisheit zu erkennen. Nachdem zuerst Barth 14) achtzehn dieser Sprüche herausgegeben hatte, erschienen dieselben, durch die bei Vincentius von Beauvais vorkommenden und andere vermehrt, in der Ausgabe von Schneider 15), dann aus andern Quellen erweitert zu einer Sammlung, herausgegeben von Devit 16) und Klotz 17), und zuletzt am vollständigsten von Chappuis 18) und hiernach von Riese 19). Ueber die historisch- antiquarischliterarischen Schriften Varro's s. §. 222 und 223; über die in das Gebiet der Philosophie und der allgemeinen wissenschaftlichen Bildung einschlägigen Schriften, so wie über die in das Gebiet der Sprache und der Grammatik (im weiteren Sinne des Worts) einschlägigen Schriften und über die Schrift über die Landwirthschaft s. in den betreffenden Abschnitten.

1) S. Funcc. De virili L. L. aetate P. I. cap. V §. 4 ff. Fabricii Bibl. Lat. I. cp. VII p. 118 ff. G. E. Müller Einleitung u. s. w. II. p. 47 ff. Marci Vetranii Mauri libellus de vita M. Varronis (in der Ausgabe der Schrift De ling. Lat. 1563. 8. Lugd. Bat.). Vita Varronis von Ausonius Popma (in dessen Ausg. Lugd. Bat. 1601. 8.). Schneider: De Vita T. V. R. librorumque ab eo scriptt. annis (in d. Ausg. der Scriptt. rei rust. I. P. II. p. 217 ff.). K. L. Roth: Ueber das Leben des M. Terentius Varro. Basel 1857. 8. Gaston Boissier: Etudes sur la vie et les ouvrages de Varron. Paris 1861. 8. und daselbst über das Leben p. 1-26; über die Werke p. 27 ff. Vergl. auch die Zusammenstellung der ciceronischen Stellen in dem Onomastic. Tullianum p. 575 ff., namentlich über das freundschaftliche Verhältniss, in welchem Varro zu Cicero stand.

2) Diess bezeugt Hieronymus ad Euseb. Chron. Olymp. CLXVI. 1. Vergl. C. Hermann De scriptt. illustr. etc. p. 7.

3) S. Plinius Hist. Nat. III. 11 §. 101, vergl. VII. 30 §. 115.

4) S. Gellius N. A. III. 10. Cicer. Philipp. II. cp. 41, vergl. Roth a. a. O. p. 26-29. Asinius Pollio liess in die von ihm gestiftete Bibliothek (s. §. 19 not. 15 ff.) neben andern Büsten ausgezeichneter Männer die des Varro als den einzigen unter den Mitlebenden aufstellen; s. Plinius Hist. Nat. VII. 30 §. 115.

5) Hieronymus ad Euseb. Chron. Ol. CLXXXVIII. 1: „M. Terentius Varro philosophus prope nonagenarius moritur" und dazu C. Hermann a. a. O. p. 20. Dass Varro noch im dreiundachtzigsten und vierundachtzigsten Jahr literarisch thätig war, ist aus Plinius Hist. Nat. XXIX. 4, 18 und Gellius N. A. III. 10 ersichtlich. Schön hat diess Valerius Maximus VIII, 7, 3 in den Worten ausgesprochen: „Terentius Varro, humanae vitae exemplo et spatio nominandus, non annis, quibus saeculi tempus aequavit, quam stilo vivacior fuit; in eodem enim lectulo et spiritus ejus et egregiorum operum cursus extinctus est."

6) So heisst Varro schon bei Cicero ad Attic. XIV. 18 homo пolvygaparatos, vergl. Acadd. Quaest. I. 2, 3, 7. Auch Gellius N. A. IV. 9, XIX. 14 bezeichnet den Varro und nach ihm den Nigidius als die gelehrtesten Männer Rom's in dem Zeitalter des Cicero und Cäsar: daher Varro bei Seneca Consol. ad Helv. 8 „doctissimus Romanorum" genannt wird, and Quintilian Inst. Or. XII. 1, 24 schreibt: quam multa, immo paene omnia tradidit Varro"; vergl. X. 1, 95, wo es von Varro heisst: vir Romanorum eruditissimus, qui plurimos libros et doctissimos composuit, peritissimus linguae Latinae et omnis antiquitatis et rerum Graecarum nostrarumque, plus tamen scientiae collaturus quam eloquentiae." S. auch Arnobius Advs. gent. V. 8. Lactantius Institt. Divv. I. 6 §. 7: M. Varro, quo nemo unquam doctior ne apud Graecos quidem, nedum apud Latinos"; in ähnlicher Weise Augustinus De consens. Evangelist. I. 22. De Civit. Dei VI. 2, 6, IV. 31, XVIII. 2, 40. Vergl. noch Petrarca Trionfo della fame III. 37.

7) Darauf bezieht sich auch insbesondere das Lob des Cicero im Brut. 15: „Varro noster diligentissimus investigator antiquitatis" und noch näher 56: antiquitatis scientiam Varro noster acceptam abillo (L. Aelio) auctamque per sese, vir ingenio praestans omnique doctrina pluribus et illustrioribus literis explicavit." Daher auch bei Hieronymus Comment. in Ep. ad Galat. Lib. II Prooem.,,M. Varro cunctarum antiquitatum diligentissimus inscrutator."

8) S. Hieronymus de viris illustr. 54 und die Epistola ad Paulam in Rufini Apolog. II. 20 (Rufini Opp. p. 372 Vall.), jetzt vervollständigt aus einem Blatt der Handschrift Nr. 849 von St. Vaast in Arras und erstmals gedruckt von Sir Thomas Philipps, dann hiernach von Ritschl in d. Rhein. Mus. N. F. VI. p. 481 ff., insbesondere 485 ff., nebst dem Facsimile der Handschrift in dem Index Lectt. 1849-1850 von Bonn., und unabhängig davon aus der Handschrift zu Arras von Dom Pitra in dem Spicilegium Solesmense Vol. III. p. 311 ff., darauf mit Benutzung der zwei Pariser Handschriften Nr. 1628 und 1629, von welchen die erstere auch aus St. Vaast stammt, von Chappuis (Sentences de M. T. V. et liste de ses ouvrages etc. Paris 1856. 8.), und hiernach von Gaston Boissier a. a. O. p. 32 ff. und wieder von Ritschl im Rhein. Mus. N. F. XII. p. 149 ff.

9) Wir theilen hier dieses Verzeichniss mit, unter Benützung der von Ritschl an den a. O. gegebenen Berichtigungen einzelner Verderbnisse des Textes der Handschrift.

10) S. bei Gellius N. A. III. 10 am Schluss.

11) Ausonius Profess. Burd. 20, 10 spricht von sexcentis voluminibus des Varro. Nach der von Ritschl (Rhein. Mus. N. F. VI. p. 545 ff.) angestellten Berechnung würde die Gesammtzahl der von Varro überhaupt verfassten Werke nicht über 74 hinaus gehen, die der Bücher auf etwa 620 sich belaufen.

12) S. Fabricius a. a. O. p. 132. Schneider a. a. O. p. 240 ff. Devit in s. Ausgabe (s. not. 16). Klotz in d. Jahrhb. d. Philol. Suppl. IX. p. 582 ff. Mercklin (im Philologus II. p. 480 ff., vergl. XIII. p. 740 ff.) hält die ganze Sammlung für unvarronisch und überhaupt für kein Product der classischen Zeit; er verlegt dieselbe in die karolingische Zeit, und ist geneigt, muthmass

lich dieselbe auf den Grammatiker Virgilius Maro zurückzuführen. S. dagegen Oehler in d. Jahrbb. d. Philol. LIV. p. 135 ff. 138 ff. S. noch H. Düntzer in d. Jahrbb. d. Philol. Suppl. XV. p. 193 ff. Auch Orelli (im Suppl. zu Carmm. sentent. vett. Romm. p. 49) hält die Sprüche für Producte des fünften oder sechsten Jahrhunderts. Vergl. noch Gaston Boissier a. a. O. p. 119–126.

13) So steht in der Handschrift von Arras Nr. 305 und in einer Cölner; die Handschrift von Padua Nr. 101 hat ad Paxianum (was Dom Pitra a. gl. a. O. p. 318 vorzieht, indem er Paramum vorschlägt), Vincens von Beauvais hat ad Atheniensem auditorem; s. Klotz a. a. O. p. 584 ff. 591. Riese a. gl. a. O. p. X.

14) Adverss. XV. 19, darnach bei Fabricius a. a. O. und in Orelli Carmm. sentent. poett. vett. Romm. (Lips. 1822. 8.) T. I. p. 74 und dazu das Suppl. (Lips. 1824. 8.) p. 49 ff. nebst Oehler De Varron. Sat. p. 8 ff.

15) S. a. a. O. p. 241 ff., wo die Gesammtzahl noch nicht fünfzig Nummern erreicht. Hauptstellen des Vincentius sind in dessen Specul. histor. VII. 58, 59, vergl. V. 168, VI. 12, II. 31, 33.

16) Sententias M. T. V. majori ex parte ineditas ex cod. ms. bibl. sem. Patav. ed. et commentario illustr. Vincentius Devit. Patavii 1843. 8. Eine Anzahl von Sprüchen gab Quicherat aus einer Handschrift von Arras heraus in der Biblioth. de l'école des Chart. Ser. III. T. I. p. 3 ff.: aber es ist eigentlich nichts Neues darunter : s. Baiter in d. Jahrbb. d. Philol. LIX. p. 161 ff. Aus einer Handschrift zu Arras und einer Pariser gab Dom Pitra a. a. O. p. 318 ff. eine Anzahl Sprüche heraus, die bei Devit und Quicherat fehlen, oder doch davon sehr abweichen.

17) In d. Jahrbb. d. Philol. Suppl. IX. p. 594 ff.; die Gesammtzahl beträgt 165 Nummern.

18) In der not. 8 angeführten Schrift p. 62-116; die Gesammtzahl beträgt hier 156 Nummern.

19) Am Schluss von M. T. V. Saturarum Menipp. Reliqq. (Lips. 1865. 8.) p. 265 ff., wo in Allem 158 Sentenzen sich finden.

*) Die Fragmente der Schriften Varro's, und zwar zunächst der Schriften historischen Inhalts, finden sich in den §. 214 not. 8 genannten Sammlungen der Fragmente latein. Historiker von Riccobonus, Ausonius Popma (auch in der Ed. Bipont. von Varro De ling. Lat. 1788. T. II.), Röth (p. 389 ff.) und in den verschiedenen Ausgaben des Sallustius, insbesondere von Wasse (1718), Corte (1724), Havercamp (1742) und Frotscher (1825). Vergl. auch Fabricius a. a. O. I. p. 124 ff. Schneider a. a. O. I. 2 p. 230. Die Fragmentensammlungen einzelner Schriften werden wir am gehörigen Orte anführen: eine Sammlung der Fragmente im Ganzen erscheint als ein eben so nothwendiges wie wünschenswerthes Unternehmen.

§. 222.

Von den zahlreichen Schriften Varro's, wie wir sie oben (§. 221) aufgeführt, bezog sich ein namhafter Theil auf Ge

genstände des römischen Alterthums, auf römische Zustände und Verhältnisse der gegenwärtigen wie der vorausgegangenen Zeit, die Varro von der politischen wie von der moralischen und literärischen Seite zu erforschen und in der Weise auch darzustellen unternommen hatte, dass daran selbst praktische Zwecke der unmittelbaren Gegenwart, auf die er dadurch einzuwirken suchte, sich knüpften. In den Kreis dieser sämmtlich untergegangenen und nur durch einzelne Bruchstücke jetzt noch mehr oder minder bekannten Schriften gehören vor Allem die Antiquitates rerum humanarum (libri XXV) et divinarum (libri XVI) 1), ein äusserst umfassendes und eben so wichtiges Werk, welches uns durch die Mittheilungen des Augustinus 2), so wie aus einzelnen Anführungen des Plutarchus 3) und der späteren römischen Grammatiker, insbesondere des Servius, noch etwas näher bekannt ist. Varro hatte. in diesem auf gründlicher Forschung und sorgfältigem Zurückgehen auf die heimischen Quellen beruhenden Werke das gesammte römisch-italische Volks- und Staatsleben in seiner geschichtlichen Entwickelung, dann aber auch das gesammte rūmisch-italische Religionswesen darzustellen unternommen; in der ersten Hälfte, welche in vier Abtheilungen, jede von sechs Büchern, zerfiel und mit einem einleitenden Buche versehen war, hatte er den Menschen, wie die Oertlichkeit und das Land, dessen Geschichte in der zeitlichen Folge wie die Entwickelung der staatlichen Einrichtungen zum Gegenstande genommen; er war darin von der Schöpfung des Menschen, seinem Körperbau und seiner ganzen Natur ausgegangen, hatte dann über das alte Italien und seine Bewohner, über Aeneas und seine Ankunft auf italischem Boden, die Gründung Rom's und dessen frühere Geschichte, unter sorgfältiger Berücksichtigung und Behandlung der alten Chronologie (Aera Varronis *), wie der Geographie sich verbreitet und überhaupt Alles, was zur Aufklärung der Geschichte Rom's wie der sittlichen und politischen Zustände desselben in der früheren Periode dienen konnte, in den Kreis seiner Forschung gezogen; in dem andern Haupttheile des Ganzen (Rerum divinarum libri 5) hatte Varro jedenfalls das umfassendste und gründlichste Werk, so weit wir auch jetzt noch darüber zu urtheilen im Stande sind, über die italischen und

« IndietroContinua »