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dem Grävius zuerst diese Vita Caesaris unter des Celsus Namen herausgegeben 5), besitzen wir dieselbe jetzt in einer berichtigteren Gestalt in der Ausgabe von C. E. Ch. Schneider 6). Nicht minder haben in neueren Zeiten mehrere Gelehrte 7). ähnliche Biographien des Cäsar zu liefern gesucht, in ihren Schilderungen aber im Ganzen mehr das politische Leben Casar's, oder seine kriegerischen Thaten, als seine wissenschaftliche und literärische Thätigkeit zu schildern unternommen. Geboren zu Rom 654 u. c. oder 100 a. Chr. und mit grossen Geistesgaben von der Natur ausgestattet, erhielt Cäsar durch die Fürsorge seiner gebildeten Mutter Aurelia eine ausgezeichnete Erziehung und wissenschaftliche Bildung in der griechischen Sprache und Literatur wie in der römischen, zumal in der Beredsamkeit ), in der er später, nach den Zeugnissen der Alten, zumal des Cicero selbst, so Ausgezeichnetes geleistet hat: von seinen Lehrern ist uns nur Antonius Gnipho, welcher den jungen Cäsar zu Hause unterrichtete, bekannt 9); später hörte er auch zu Rhodus die Vorträge des berühmten Molo, gleich Cicero. Indessen zog ihn schon frühe der Kriegsdienst an, in dem er nachher so glänzende Thaten vollbracht, die ihn als einen der ersten Feldherrn des gesammten Alterthums darstellen; sein ehrgeiziges Streben führte ihn aber auch bald nach dem Tode des Sulla von Asien, wo er damals diente, nach Rom mitten in die bürgerlichen Unruhen und Streitigkeiten. So kam im Jahr 691 u. c. mit Pompejus und Crassus der bekannte Bund zu Stande, der ihm auf fünf Jahre Gallien überliess und dadurch die Eroberung dieses ganzen Landes, verbunden mit Zügen nach Britannien und Germanien, möglich machte. Der neue Bürgerkrieg, der nach des Crassus Tode durch den Zwist der beiden Partheihäupter ausgebrochen war, endigte sich zwar mit der für Cäsar so rühmlichen Schlacht bei Pharsalus 706 u. c. und mit der völligen Besiegung der Ueberreste jener Parthei in Africa und Spanien, aber er führte auch, als Cäsar allgebietender Dictator geworden war und zu einem neuen Kriege gegen die Parther sich rüstete, den Tod desselben herbei, am 15. März des Jahres 710 u. c. oder 44 a. Chr.

1) S. G. J. Voss. De histt. Latt. I. 13. II. 4 §. 22 ff. Fabric. Bibl. Lat. I. cap. 10.

Funcc. de virili L. L. aetat.
G E. Müller Einleitung etc.

I. cap. IX (Bd. III. S. 1 ff.). Léon de Closset a. a. O. p. 529 ff. C. E. Ch. Schneider in s. Ausg. T. I. p. I-XXIX. Fr. Kramer in s. Ausg.

2) S. Fabric. Bibl. Lat. I. p. 259 und H. Dodwell. Diss. de Julii Caesaris vita per Julium Celsum nuper edita a Graevio" hinter dessen Annal. Vellej. Quintil. Stat. Oxon. 1698. 8. Sect. XI.

3) S. darüber das Prooemium von C. E. Ch. Schneider. Aehnlichkeit der Ansichten, Urtheile und Gesinnungen mit den andern Schriften des nicht blos als Dichter, sondern als Historiker und Humanist ausgezeichneten Mannes. insbesondere auffallende Aehnlichkeit im Ausdruck und Styl selbst in gewissen Eigenthümlichkeiten der Construction und des Ausdrucks mit Petrarca's übrigen, ebenfalls in lateinischer Sprache abgefassten Schriften, nebst anderen Spuren seiner Zeit kommen hier besonders in Betracht. Zu demselben Resultat war auch, ganz unabhängig von Schneider, Domenico de' Rosetti zu Triest in seinem Werke: Petrarca, Giulio Celso e Boccacio, illustrazione bibliologica delle vite degli Romani illustri del primo di Caio Giulio Cesare attributa, al secondo e del Petrarca scritta. Trieste. 1828. 8., worin über Petrarca's Werk De viris illustribus nähere Nachrichten mitgetheilt werden. Einige andere Stücke daraus hat Schneider herausgegeben zu Breslau als Programm, 1834. 4.

4) S. die näheren Beweise dafür bei C. E. Ch. Scheider a. p. LXXXIII sq.

5) S. dessen Ausgabe des Cäsar 1697 und 1713. 8. Aenderungen, in Lemaire's Ausgabe (Paris. 1819. T. III). Schneider a. a. O. p. LXXXVII.

a. O.

daraus, aber mit Vergl. C. E. Ch.

6) Francisc. Petrarchae historia Julii Caesaris; auctori vindicavit, corr. c. interpretat. Italic. contulit C. E. Ch. Schneider. Lips. 1827. 8. Den Titel Historia, den keine Handschrift enthält, hat Schneider nach Petrarca's gewöhnlicher Ausdrucksweise gemacht. Sonst liesse sich auch Narratio oder De rebus Caesaris oder Commentarii de vita Caesaris mit Grävius schreiben. In der Reihenfolge der viri illustres mochte es vielleicht die einfache Aufschrift: C. Julius Caesar führen. So Schneider a. a. O. p. LXXXVIII. So auch Apitz: Petrarchae Vitae Caesaris descriptio" in dessen Ausg. von Cäsar De bell. civil. p. XVII – XXVII.

7) S. unter andern: Leben des Jul. Cäsar von A. G. Meissner, beendigt durch J. C. L. Haken. Berlin. 4 Voll. 8. 1799-1812. C. Julius Cäsar, aus den Quellen von Söltl. Berlin. 1826. 8. Drumann röm. Gesch. III. p. 129— 762. Pauly Realencycl. IV. p. 427 ff. Vergl. auch die ältere Abhandlung der Königin Christina von Schweden: Reflexions sur la vie et les actions de César. S. F. Arckenholtz: Mémoires concernant Christine, reine de Suede etc. (Leipzig, 1751. 1759. 4.) T. IV. Anhang p. 3-10, eigentlich ein Versuch, den Casar gegen den Vorwurf zu rechtfertigen, dass er sich Rom unterthänig gemacht: vergl. darüber Grauert: Leben Christina's II. p. 405 ff. Von Neueren s. weiter: Sulla vita et sulle opere di C. Giulio Cesare, discorso di Enr. Bindi. Prato 1844. 12. Jac. Abbot: the life of Julius Cesar. London 1850. 8. Ch. Merivale History of the Romans under the Empire (London 1850) Vol. I et II. J. Williams: the life of Julius Caesar. London 1854. 8. Fr. Schöller: C. Julii Caesaris Vita et observv. critt. Mainz 1855. 4. Troplong in der Revue Contemporaine (1855) T. XXII. p. 193 ff., XXIII. p. 193 ff. 385 ff. A. de Lamartine: histoire de César. Paris 1856. 8. Histoire de Jules César par Napoléon III. Paris 1865 ff. 2 Voll. gr. 8. Die Charakteristik von Th. Mommsen in Dessen Röm. Gesch. III. p. 428 ff.

8) Vergl. Oudendorpii orat. de J. Caesaris literatis studiis. Lugd. Batav. 1740. 4. Quintilian sagt in dieser Beziehung, Inst. Orat. X. 1 §. 114: C. vero Caesar si foro tantum vacasset, non alius ex nostris contra Ciceronem nominaretur. Tanta in eo vis est, id acumen, ea concitatio, ut illum

eodem animo dixisse, quo bellavit, appareat. Exornat tamen haec omnia mira sermonis, cujus proprie studiosus fuit, elegantia." Andere ähnliche Aeusserungen s. bei Cicero Brut. 72, 75 und daselbst Wetzel p. 202. Sueton. Caes. 55, 56. Plutarch. V. Caesar. cap. 3, 4. Tacit. Annall. XIII. 3. Gell. N. A. XIX. 8: Caesar vir ingenii praecellentis, sermonis praeter alios

suae aetatis castissimi."

9) S. Sueton. De illustr. grammatt. 7. Ueber seinen Besuch des Molo s. Plutarch Vit. Caes. 3. Ueber den Einfluss seiner Mutter auf die Erziehung des Sohnes, der, kaum sechzehn Jahre alt, seinen Vater verlor, vergl. Dialog. de oratt. 28. In der Bestimmung des Geburtsjahres, das von Einigen auf 655 u. c. (99 vor Chr.), von Mommsen (Röm. Gesch. III. p. 15) auf 652 u. c. (102 vor Chr.) verlegt wird, sind wir Fischer (Zeittafeln S. 166, 309) vergl. mit Kramer (s. p. XLIII s. Ausg.) gefolgt.

§. 225.

Mitten in diesem durch politische und kriegerische Ereignisse bewegten Leben verliess den Cäsar nie die Liebe zur Wissenschaft. Seiner poetischen Versuche haben wir schon oben §. 50 a. not. 9, §. 117 not. 3, §. 175 not. 12 erwähnt. Sie sind untergegangen, eben so wie manches Andere, das wir §. 226 und 291 anführen werden: es mag diess aber immerhin zum Beweise dienen, wie Cäsar's grosser Geist, rastlos thätig, nicht bloss in hoher Feldherrnkunst und Gewandtheit des praktischen Lebens sich bewährte, sondern auch in die verschiedenen Richtungen des wissenschaftlichen Lebens eingriff und nicht allein in der Geschichtschreibung und Beredsamkeit in den Zweigen der Wissenschaft, die zu Rom vorzugsweise gepflegt wurden sondern auch in andern entlegenen Gebieten menschlichen Wissens, in der allgemeinen oder philosophischen Sprachforschung, in der Astronomie, im Religionswesen u. s. w. sich versuchte. Unter dem, was wir davon noch kennen, nehmen die uns noch erhaltenen Commentarii de bello Gallico und De bello civili ) die erste Stelle ein. Erstere, in sieben Bücher eingetheilt, zu denen eine fremde Hand das achte (s. §. 227) hinzugefügt, enthalten in chronologischer Folge die Geschichte der Kriegszüge Cäsar's in Gallien, Britannien und Deutschland in der Weise, dass in jedem der sieben Bücher die Kriegführung eines Jahres (also von 696 u. c. oder 58 vor Chr. bis 702 u. c. oder 52 vor Chr.) dargestellt ist, und im achten Buch der Schluss des Ganzen mit der völligen Unterwerfung Galliens in dem folgenden Jahre (51 vor Chr.) bis zu dem Anfang des nächsten Jah

res (50 vor Chr.), wo der baldige Ausbruch des Bürgerkrieges sich vorbereitete, von Hirtius hinzugefügt erscheint Kurz zuvor, in der Ruhe des Winterlagers (52-51 vor Chr. oder 702-703 u. c.) scheint Cäsar zur Aufzeichnung dieser alsbald im Frühjahr 51 vor Chr., noch vor Ausbruch des Bürgerkrieges, veröffentlichten Commentarien geschritten zu sein 2), wobei er vielleicht auch einzelne früher schon, gleich nach den Ereignissen gemachte Aufzeichnungen, Berichte und Rapports seiner Generale u. dgl. benutzte 3): und mag die damalige politische Lage, insbesondere die Art und Weise, wie in Rom die Verhältnisse sich gestaltet hatten, ihn dazu mit veranlasst und die Veröffentlichung und Verbreitung in der römischen Welt beschleunigt haben, um seinen Mitbürgern eine richtige Einsicht in die durch ihn inzwischen vollbrachten Thaten und deren Bedeutung zu geben und damit auch die öffentliche Meinung in dem drohenden Conflict zu seinen Gunsten zu stimmen): einen Zweck, den er durch eine einfache, möglichst ruhig und leidenschaftslos gehaltene Darstellung des Thatsächlichen, ohne besondere Hervorhebung seiner. Person und mit Vermeidung alles Selbstlobes zu erreichen suchte. Die andere Schrift, die Commentarii de bello civili, enthält in drei Büchern den Anfang der Beschreibung der nun folgenden inneren Kämpfe, welche den Cäsar zum Herrn der römischen Welt gemacht haben, und in ihm wohl den gleichen Wunsch hervorrufen mochten, durch eine einfache, wahrheitsgetreue Schilderung derselben eine gerechte Würdigung seines eigenen Verhaltens bei der Mit- und Nachwelt zu veranlassen. Während die beiden ersten Bücher die Begebnisse des Jahres 705 u. c. (49 vor Chr.) erzählen, berichtet das dritte über die Kriegführung des folgenden Jahres, die Kämpfe bei Dyrrachium und Pharsalus, die Verfolgung der Pompejaner bis zum Anfang des alexandrinischen Krieges, wo die Erzählung ohne eigentlichen Schluss abbricht 5), indem Casar, wie es wohl glaublich erscheint, an einer weiteren Fortführung dieser Aufzeichnungen, die wohl erst in die Zeit der Ruhe nach Beendigung der Kämpfe in Africa und Spanien (709 u. c., 45 vor Chr.) fallen 6), durch seinen Tod verhindert ward, so dass selbst die Veröffentlichung dieser kaum in Allem vollendeten Schrift erst nach seinem Tode, wie es scheint, stattgefunden

hat. Im übrigen ist die Darstellung ganz gleich der in der Geschichte der gallischen Kriege gehalten, sie empfiehlt sich durch eine gleiche Ruhe und Objectivität, und wenn die Person des Verfassers etwas mehr darin hervortritt, so erklärt sich diess hinreichend aus dem Gegenstand und Inhalt der Schrift selbst. Beide Schriften sind Memoiren im eigentlichen Sinne des Worts, welche jetzt Hauptquellen für die Geschichte jener Ereignisse bilden und überdem in geographischer") und militärischer 8) Hinsicht gleich wichtig sind: Jenes in Bezug auf unsere Kenntniss des alten Galliens und selbst einzelner Theile von Britannien und Germanien, über welches Cäsar als der älteste Zeuge in der römischen Welt gelten muss, Dieses, insofern wir daraus die Bedeutung Cäsar's als Feldherrn und Strategen ersehen, und überhaupt mit dem römischen Kriegswesen in allen seinen Einzelheiten näher bekannt werden, wesshalb auch diese Schriften in militärischer Hinsicht mehrfach von gelehrten Militärs unserer Zeiten besprochen und untersucht worden sind. Beide Commentarien sind ohne allen Aufwand von Kunst oder rhetorischer Zuthat geschrieben, über die Erzählung des Thatsächlichen nicht hinausgehend, daher auch verzichtend auf alle und jede Betrachtung, welche die Erzählung der einzelnen Begebnisse so leicht hervorruft. Die Darstellung ist einfach und schmucklos, Alles dabei in einer so ungekünstelten Natürlichkeit, Klarheit und Reinheit gehalten 9), dass in dieser Hinsicht Nichts aus der römischen Literatur diesen Schriften an die Seite gestellt werden kann, und sie mit Recht als ein schönes Gegenbild der xenophonteischen Schriften betrachtet werden 10), geeignet darum auch besonders, um auf Schulen gelesen zu werden 11). Zwar hat schon im Alterthum Asinius Pollio 12) diesen Commentarien Mangel an Treue, oder Entstellung der Thatsachen vorgeworfen, so sehr auch das ganze Gepräge und der ganze Charakter derselben den Stempel edler Einfachheit und Wahrheit an sich trägt, und ein vorsätzliches Streben, die Facta zu entstellen, oder doch in einem andern, dem Căsar und seinen Plänen günstigen Lichte darzustellen, sich schwerlich je wird nachweisen lassen 13), selbst angenommen, dass Cäsar hier in eigener Sache rede und schreibe, mithin als unbefangener, partheiloser Zeuge so wenig gelten könne,

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