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hinaufreichen, III 16, 36 excitabat enim fluctus in simpulo ut dicitur, in der Rede de harusp. resp. 11, 23 dagegen hat der aus dem 9. Jahrhundert stammende Parisinus von erster Hand si aedilis verbo aut simpuio aberravit, zudem erhält diese Lesart eine weitere Stütze durch die Benutzung der Stelle bei dem in gleichaltriger Überlieferung vorliegenden Arnobius 4, 31 si ... quispiam simpuuio deerraverit, und dieselbe Form bietet der Text des streitbaren Apologeten auch 7, 29 date quaeso immortalibus diis ut bibant scyphos brias pateras, simpubiaque depromite. Für simpuvium bei Cicero liegt überdies noch ein anderes, nicht minder wertvolles Zeugnis vor: die alten Handschriften (saec. IX/X) des Nonius lesen in einem Zitat aus de republica (6, 2) S. 398 M. quam simpuia pontificum dis immortalibus grata sint Samiaeque

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capudines. Dieselbe alte Nonius-Überlieferung bietet auch für Varro die Form simpuium, indem sie unter diesem Stichwort den Satz aus der Menippea 'est modus matulae' (bei Bücheler fr. 115) anführt S. 544 non vides ipsos deos, siquando volunt gustare vinum, derepere ad hominum fana et tamen tum ipsi illi Libero simpuio rinum dari (vinitari die Hss.), sie hebt damit das Gewicht auf, das der Laurentianus (s. XI) der Bücher de lingua Latina etwa zu gunsten von simpulum in die Wagschale werfen könnte.

An den angeführten Stellen Ciceros und Varros handelt es sich freilich immer um Flexionsformen, bei denen die Ähnlichkeit der beiden Wörter besonders groß ist: da man in republikanischer Zeit allgemein und auch später noch vielfach doppeltes u nicht zu schreiben pflegte (s. F. Solmsen, Studien zur latein. Lautgeschichte, S. 158 ff.), so besteht ja der ganze Unterschied in den meisten Kasus darin, daß wo das eine Wort I hat, das andere L aufweist, Buchstaben, die ungefähr in allen Schriftarten im gleichen Maße der Verwechslung ausgesetzt sind. Nur in zwei Fällen ist die Abweichung eine etwas größere: im Genetiv des Singulars simpui simpuli und im Dativ und Ablativ des Plurals simpuis

simpulis. Von ihnen ist der erste Kasus nicht belegt, wohl aber der andere gebraucht von Plinius n. h. 35, 138. Und hier ist denn auch die Überlieferung besonders lehrreich. Der alte Bambergensis schreibt sed fictilibus prolibatur simpuls d. h. simpuis mit eben jener man könnte fast sagen obligaten Vertauschung des i und 1, und simpuis bietet auch die C-Klasse, nur die Handschriften des Hermolaus Barbarus sollen simpulis gehabt haben.

Hat diese Musterung der Prosaliteratur zu einem für simpulum äußerst ungünstigen Ergebnis geführt, so kann doch selbst die sicherste Überlieferung eines prosaischen Textes nicht derart zwingende Argumente liefern, wie es die gebundene Rede vermag. Wie steht es nun mit dieser? Zwei Dichterstellen kommen in Betracht. Bei Juvenal 6, 343 hat zwar der Pithoeanus von erster Hand simpulum, allein der Vers fordert gebieterisch, wie der Korrektor schreibt simpuvium ridere Numae nigrumque catiпит. An der zweiten Stelle bei Prudentius peristeph. 2, 515 wäre zwar metrisch simpulum ebensogut zulässig (obwohl bei ihm der dritte Fuß des jambischen Dimeters nur selten rein ist), aber schon die charakteristische Form der handschriftlichen Lesart simpubium bürgt dafür, daß der Dichter wirklich geschrieben hat quidquid Quiritum sueverat orare simpuvium Numae.

Den Ausschlag endlich gibt die Epigraphik. Freilich auf den ersten Blick scheint es sich anders zu verhalten. Denn gerade aus einer Inschrift wird die Berufsbezeichnung simpulariarius angeführt, und diese eben von simpulum abgeleitet. In der Tat könnte man auch das Wort nicht wohl anders deuten, wenn es nur wirklich beglaubigt wäre. Allein die Inschrift, der es entnommen wird, Orelli N. 4283, ist längst als eine ligorianische Fälschung (C. I. L. VI 2399*) entlarvt. So treten denn mit dem vollen Gewicht des klassischen Zeugen für simpuvium die offiziel len Akten der Arvalbruderschaft ein, indem sie das Wort im lebendigen Gebrauch eines altertümlichen Gottesdienstes vorführen: in dem Berichte des Jahres 218 n. Chr., der das Arvallied erhalten hat, steht zu lesen Z. 27 (Henzen S. CCIV C. I. L. VI S. 568) flamen et promagister scyfos argenteos cum sumpuis vino repletis ante osteum et acerras ferentes ture et vino fecerunt. Die Stelle lehrt aber noch etwas anderes. Erst durch sie wird es verständlich, wie Varro dazu kommen konnte, das Wort a sumendo abzuleiten: die ursprüngliche Form ist eben sumpuium. Und damit zerbricht auch die letzte Stütze, mit der man versuchen könnte, die auf allen Seiten erschütterte Autorität von simpulum noch aufrecht zu erhalten. Das umbrische seples der Iguvinischen Tafeln (III 17 seples ahesnes tris kazi ustintu), das als simpulis gedeutet zu werden pflegt, wird hinfort wohl oder übel aus der Diskussion über die Bezeichnung des im römischen Kultus gebräuchlichen Schöpfgefäßes auszuscheiden haben.

Wenn sich somit sumpuium

sumpuvium als die allein

echte Wortform herausgestellt hat, so kehrt doch ihr Ersatz durch simpulum in der handschriftlichen Überlieferung so oft wieder, daß man nach einer Erklärung für den Irrtum suchen möchte. Und so mißlich es ist, das Irrationale auf Gründe zurückzuführen, wird doch, abgesehen von der Häufigkeit der Vertauschung des 1 und im allgemeinen, auf zweierlei insbesondere hingewiesen werden dürfen. Einmal mag die Verbreitung und Geläufigkeit der Endung -ulum einigen Einfluß ausgeübt haben. Andrerseits scheint aber auch der Anklang an symbolum mit im Spiele gewesen zu sein. Wenigstens hat man im Mittelalter das (wie P. Weßner, Comm. philol. Jenenses VI 2 S. 124 zeigt) zuerst in Fulgentius' sermones antiqui 47 auftauchende symbolator (das mit conviva erklärt wird [C. Gl. L. VII 325] und offenbar den bezeichnen soll qui de symbolis edit από συμβολῶν δειπνεί πίνει, [vgl. das Scholion zu Attos Polypticum S. 56]) nachdem es bereits bei Fulgentius selbst zu simpolator geworden, und in dieser Schreibung oder als simpulator in die Glossare aufgenommen war (C. Gl. L. V 514, 3. 557, 49. 610, 54), geradezu mit simpulum in Verbindung gebracht. Bei Ps.-Philoxenus ist der Glosse simpulum zvados (C. Gl. L. II 184, 17, s. oben S. 140) am Rande die Notiz hinzugefügt simpolum cyatus unde simpolator. Doch wie dem auch sei, jedenfalls stellt sich simpulum als mittelalterliche Korrumpierung von simpuium den Bildungen lactatio und lentaculum (s. R. Helm, Philol. 58, 474 ff.) ebenbürtig an die Seite.

Dem Sieger aber im Streit der beiden Formen geziemt es, dem verehrten Manne, dem die lateinische Sprache für die Wiederherstellung und Deutung ihres alten Wortschatzes wie keinem anderen zu Dank verpflichtet ist, am goldnen Ehrentage seiner wissenschaftlichen Laufbahn sich zu weiterer Prüfung zu empfehlen. A. Brinkmann.

Bonn.

Miscellen.

Hercules, 5. Dekl.

Bei Plautus gehört 'Hercules' zur fünften Deklination. Der Gen. hat immer die zweisilbige Endung -e: Cas. 398 (P, A n. l.)

útinam tua quidem ísta, sicut Hérculeï praédicant (ista om. P, A n. l.; cf. Bach, Studem. Stud. 2, 216)

quondam prognatís in sortiéndo sors delíquerit' (in Non., ista in P, A n. l.);

?Most. 984 Tránio, is vel Hérculeï (-li AP) cónterere quaestúm potest' mit syllaba anceps vor der letzten jambischen Dipodie, vgl. Most. 1100, Men. 877, Pseud. 147 usw.; Pers. 2 'superávit aerumnís suis aerumnas Herculéï' (-li P, A n. l.); Rud. 161 'qui Hérculeï (-li T, -le CD, -lis B, A n. l.) sócius esse díceris'; Rud. 822 iam hoc Hérculeï (-li P, A n. l.) est, Véneris fanum quód fuit'. Der Dativ ist Herculi: Epid. 179 (AP), Stich. 233 (AP).

Auf einem titulus Mummianus (Corp. I 541, vgl. X 8075) findet sich der Gen. Herculis; dagegen müssen wir bei Naevius, com. 28, wohl eher Herculi als Herculis lesen.

Wackernagel hat Archiv XIV 5 mit Recht behauptet, daß ein griechischer Eigenname auf -ns im Lateinischen eher zur 3. oder 5. als zur 1. Deklination übergeführt wurde (doch Apella Epid. 626, vgl. Poen. 1271), während bei Worten wie poeta, tarpessita der Übergang in die erste Deklination sich unter Vermittlung des Plurals (gr. -a, lat. -ae) vollzog. Da nun nur eine beschränkte Anzahl von Nominativen der 3. Dekl. auf -es (canes usw., nicht vates, nubes, caedes, strages usw.) im Latein des Plautus erscheint, so lag die Anwendung der 5. Dekl. (vgl. fames, sorderum) näher als die der dritten.

Die Deklination dieser Namen auf -es ist folgende: Nom. -es. Gen. 1) : Calliclei Trin. 1183 (-li P, An. l.), Charmidei Trin. 359 (-di ut vid. A, -de P), Periphanei Epid. 246 (-ni A, -ne P), 508 (-ni AP), 635 (-ni P, A n. 1.); 2) -ē?, ei? Philolache<i> Most. 374 (-e P, A n. l.); 3) -î, die gewöhnliche Form in den Hss. Dat. i z. B. Agorastocli Poen. 1341 (AP), Callidamati Most. 938 (AP) etc. Acc. -em. Voc. -es. Abl. -e: Naucrate Amph. 860. Ich weiß nicht, ob es Zufall oder Absicht ist, daß der Abl. immer ans Ende des Verses gerückt erscheint, wo die Quantität des e nicht bestimmt

werden kann (Bacch. 686, Capt. 546. 565, Epid. 251, Trin. 403. 420), ausgenommen Most. 245 (wo wir aber wegen der Elision im gleichen Fall sind): Philolache omnis. Ist es Absicht, so müssen wir vielleicht mit Guyet Amph. 860 lesen: Naucrate id cognato cognoscam (cognato id P, A n. l.).

Der Name Atrides begegnet uns im Nom. plur. Bacch. 925 (-dae A, des CD, das B1, e superscr. B2). Capt. 975 ist Philocrates (-tes CD, -tis B), wie ich glaube, der Vokativ, nicht der Genetiv. Bei Pseud. 989 haben wir die Wahl zwischen Polymachaeroplagides Nom. und -di Gen. (-di ut vid. A, des P). Der nachplautinische Gen. sing. Achilli, Socrati etc. steht so wie dii für diei, progenii usw

St. Andrews, Schottland.

W. M. Lindsay.

Persona.

Vor vielen Jahren hat unser Jubilar bereits aus historischen Erwägungen heraus sich für die Wahrscheinlichkeit einer gegenseitigen Beeinflussung des Lateinischen und Etruskischen ausgesprochen. Der experimentelle Beweis für die Richtigkeit dieser Ansicht ist jüngst von W. Schulze in großartigster Weise geführt worden. So wird man den Versuch, ein lateinisches Wort, für das im Latein anscheinend keine Verwandten zu finden sind, als etruskisches Lehnwort zu erklären, wenigstens nicht von vornherein belächeln dürfen.

Bei einem Besuch der Nekropole von Corneto Tarquinii im Jahre 1902 besichtigte ich auch die zuerst von Dasti (N. Sc. 1878, 129 ff.), dann von Helbig (Bullet. Corr. Arch. 1878, 184 ff.) geschilderte tomba degli auguri, deren Inschriften nach jenen Publikationen auch von Gamurrini Appendice al Corpus Inser. Ital. (1880) S. 67 f., aber ungenau, abgedruckt sind. Ich las übereinstimmend mit Dasti und Helbig sowohl ,,nella parete a sinistra presso il volto mascherato di un mimo“ wie auf der rechten Wand bei der gleichfalls maskierten Person, die einen Hund hetzt, die Beischrift persu (nicht pertu oder versu, wie Gamurrini angibt). Etruskisch persu muß im Lateinischen perso klingen wie aplu Apollo ist, persipnai Persephone usw. Dies * *perso konnte wohl nur wie caupo, -õnis u. dgl. flektiert werden; ein denominatives Verbum,,maskieren" mußte nach Analogie von cauponari u. dgl. *personare lauten (personata fabula Naevi Fest. p. 217). Wer sich nun erinnert, wie oft aus den Verben auf -āre durch retrograde Ableitung Nomina auf -a geschaffen sind (proba „Probe" aus probare, lucta aus luctari, pugna aus pugnare usf.; vgl. Bezzenb. Beitr. 21, 90), übersieht den Weg, auf dem etrusk. persu zu lat. persona werden konnte.

*

Es wäre ein sonderbarer Zufall, wenn persu als Beischrift zweier maskierter Leute und das lateinische persona nichts miteinander zu Archiv für lat. Lexikogr. XV. Heft 1.

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