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Plautus, coetus statt coïtus vom Treffen der Gegner in der Schlacht braucht, Amph. 657, umgekehrt aber in der Spätzeit sowohl Statius Theb. XII 76 als auch Tertullian I S. 26, 6 R. (De spectac. 27) coitus da schreiben, wo das Zusammenkommen Vieler gemeint ist und der Usus coetus erwarten ließe. Denn so ist bei Statius und ebenso bei Tertullian zu drucken, und es fehlt an Anlaß, das Zeugnis der besten Hs. preiszugeben. Augenscheinlich ist die Sonderung nie ganz zur Durchführung gelangt.

vafer und faber.

Die Herkunft des verhältnismäßig seltenen Adjektivs vafer „klug, pfiffig" ist unaufgeklärt. So volkstümlich es scheint, fehlt das Wort doch bei Plautus und Terenz noch gänzlich. Ich möchte dasselbe, kurz gesagt, für identisch mit faber halten; also auch dies wieder eine Differenzierung in der Schreibung und Aussprache, die zugleich eine Bedeutungsdifferenzierung mit sich brachte; vafer ist im allgemeinen „klug“, faber speziell „der in der Handarbeit Kluge". Vafer tritt in der Literatur erst in derselben Ciceronischen Ära zutage, die auch das Wort elementa bringt, auch dies, wie wir sahen, nur eine Differenzierung zu alimenta. Solche Doppelformen kennt die Sprache auch sonst; vgl. das besprochene coïtus und coetus, sowie honos und (h)onus*) u. a.

Der Begriff des vafrum, des Klugen, Erfinderischen, war auch mit faber stets verbunden. Und so wie nun vafer das Adverb vafre bildete, so war das Adverb fabre „pfiffig" schon vorher dem Plautus bekannt; fabre ersetzt für Plautus einfach das vafre. Dies bezeugen die Stellen bei Pl. Stich. 570: apologum fecit quam fabre; Poen. 577: basilice exornatus incedit et fabre ad fallaciam; Cas. 861: nec fallaciam astutiorem ullus fecit poeta atque ut haec est fabre facta ab nobis.

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Der adjektivische Charakter von faber vafer ist hier also noch wohlerhalten, und die Identität der Wörter scheint mir augenfällig. Von der Spezialbedeutung des „Handwerkers“ weiß dies Adverbium fabre bei Plautus noch nichts; es steht eben einfach für vafre. Dazu kommen dann noch affabre und infabre; für letzteres sei Pacuv. 271 angeführt; diese Adverbien sind

*) Hierüber Der Hiat bei Plautus S. 211 f.

jünger und stehen im engeren Sinne bei technischen Verrichtungen.

Derselbe adjektivische Charakter tritt dann noch später bei Ovid. Met. 8, 159 in der Verbindung ars fabra, sowie bei Apulejus Flor. p. 11 (Krüger) im Superlativ faberrimo signaculo hervor; er entspricht dem Superlativ vaferrimus.

Aber auch auf fabrica sei acht gegeben. Die technische Bedeutung dieses Wortes, ob wir nun „Kunstverrichtung, Handwerk, Handwerkstätte" zu übersetzen haben, findet sich bei Terenz (Ad. 548) zuerst, und sie wird erst seit Ciceros Zeit herrschend. Das älteste und echte Volkslatein des Plautus kennt hingegen fabrica noch nicht in diesem Sinne, sondern nur in dem allgemeinen der List und des pfiffigen Ratschlages; so steht fabricam apparare Poen. 1099; ganz ebenso Cist. 540; Mil. 147; 772; 875; Bacch. 366; Epid. 690; nicht anders auch noch Terenz Heaut. 545: fingere fabricam. Ja, auch das Verbum fabricari heißt bei Plautus noch allgemein „klug ersinnen“: fabricare quidvis As. 102; fabricare finge quod lubet Bacch. 693; so schreibt auch Afranius 169; und wiederum erst später heißt das Wort „,verfertigen". Daraus ergibt sich klar: fabrica ist Substantiv zu vafer oder doch zu dem Adjektiv faber,,klug", das eben mit vafer identisch war.

Daneben steht endlich faber bei Plautus schon als Substantiv und bezeichnet den Handarbeiter*); das war eine Verengung der Grundbedeutung etwa von derselben Art, wie liber adjektivisch „frei" heißt, substantivisch aber liberi ganz speziell nur „die Kinder" ****

Betrachtet man die Ableitungssilbe in fa-ber und in va-fer, so liegt auf der Hand, daß sie ein und dieselbe ist, aber in verschiedenen „,Lautschichten" der lateinischen Sprache verschiedene Gestalt angenommen hat; es ist cistiber neben cistifer, fiber neben beber, exfafillare neben exfabillare bracchium u. a. m. zu vergleichen, wofür ich auf Bücheler, Rhein. Mus. 42 S. 585, verweise. Man

*) Nicht der Erfinder der Intrigue im Stück, sondern wer sie klug ausführt, wird mit dem faber verglichen: Poen. 915; Mil. 919.

**) Der Bedeutungsübergang stellte sich hier folgendermaßen her. Unter dem patronus und römischen Hausherrn teilte sich seine familia regelmäßig in liberi und servi, Freie und Unfreie. Erstere aber waren die Kinder. Aus dem Zusammenleben der Hausgenossenschaft oder familia erklärt sich der Sprachgebrauch also auf das natürlichste. Die Kinder des Hauses sind die Freien des Hauses. Wie sich jedoch der Gott Liber dazu verhält, lasse ich auf sich beruhen.

beachte auch, daß das Romanische statt fabrica vielmehr die Aussprache farrica voraussetzt*), und faverrime steht wirklich Apul. Flor. p. 18, 5 (Krüger).

So muß nun aber auch die Stammsilbe va in vafer nur eine abweichende Schreibweise für die Silbe fa in faber gewesen sein.

Die Vertauschung von f und v ist zunächst aus dem Verfallslatein geläufig. Wie ital. fiasco aus vasculum hervorging, so schrieb man revellit f. refellit, vestivalia f. festivalia, scrova f. scrofa usf., wofür ich in meiner Aurumschrift S. 149 f. u. 156 f. Belege gesammelt habe. Auch b tritt nach Belieben dafür ein (scroba

Bezeichnend für die Verwechselung von f, b und v in diesen Zeiten ist, daß Albinus VII K. 312, 2 einschärfen muß: ,,vel" si coniunctio est, per v; si humorem significat, per f; si idolum, per b scribendum est. Bei Ammianus Marcellinus 22, 7,5 liest man dann weiter vedentius f. fidentius; und schon die Vorlage des Charisius **) fand bei Horaz Sat. I 9, 13 ficos statt vicos im Texte.

Andere Vertauschungen weisen uns in ältere Zeit. Daß in aufero, aufugio die erste Silbe av gesprochen wurde, habe ich a. a. O. S. 147, bes. S. 149 f. durch handschriftliche Testimonien sicher gestellt. Auch aufatim f. affatim bei Aethicus (ed. Wuttke p. 91), austullit (sic) f. abstulit bei de Rossi, inscr. christ. II p. 53 n. 3 v. 15 (7. Jahrh.) zeigt dasselbe vorkonsonantische av; dasselbe Prinzip in diufracti, d. i. divfracti f. diffracti bei Nonius I S. 105, 12 Müller. Jenes Präfix av erscheint aber als af im älteren Latein; vgl. af Lyco u. a.: af, av und ab standen also damals gleichwertig nebeneinander.

Betrachtet man, herkömmlichen Etymologien zu Liebe, dieses Beispiel vorläufig noch mit Mißtrauen, so bleibt doch jedenfalls formica neben vermis als vollgültige Analogie bestehen, die auch die Gleichung af ar erhärten kann. Denn auch jene Worte lassen sich nicht voneinander trennen, und daß die Ameise ursprünglich vormica hieß, leidet keinen Zweifel.***) Das Problem, das in dem Anlaut von formica vor uns steht, löst sich nur, wenn man es mit der Betrachtung der Parallelformen faber und vafer kombiniert.

s. Gröber im Archiv II 281.

**) s. Jeep, Rhein. Mus. 51 S. 435.

***) s. Archiv f. Lex. XI S. 174 Anm. und A. Walde, Latein. etymolog. Wörterbuch.

Der eigenartige Umstand, daß im ältesten Latein sporadisch die Schriftzeichen V und F zum Ausdruck ein und desselben Lautes verwendet wurden und daß dann nachträglich auch in ihrer Aussprache eine Sonderung eintrat, erklärt sich m. E. aus dem Schriftzeichen F selbst, das im griechischen und in mehreren italischen Alphabeten ja doch nur v bedeutete, im latein. Alphabet aber auf den Konsonanten, den wir in historischer Zeit als f kennen, übertragen wurde. Gibt uns die uralte Maniosfibula das FHE FHAKED, so ist da noch durchaus unsicher, ob wir nicht vh zu lesen haben.*) In der Verbalendung von ama-vit schrieb man durchgängig v, obschon sie die gleiche ist mit der des oskischen amanafed.**) Weiter steht ebenbürtig im Latein mavors und maforte nebeneinander, und dem dialektischen Safini entspricht nicht etwa bloß lat. Sabini, sondern Varro (und vielleicht auch Florus) schrieb vielmehr Savini, und dies v ist gewiß echt und authentisch; denn es kehrt ebenso in der griechischen Transkription Zavvita, d. i. Savnitai, wieder.***) Ist fascinum wirklich altes Lehnwort und aus Bάoxavov hervorgegangen, so wird sein Anlaut doch auch nur auf demselben Wege verständlich. Es darf sonach als wahrscheinlich gelten, daß das f italisch ursprünglich nicht das rauh geblasene f war, das Quintilian 12, 10, 28 beschreibt, sondern nach Art des deutschen u weicheren Klang hatte. Ging es doch auch aus aspirierter Media, vielfach bh hervor. Wie wir durch Velius Longus wissen, klang auch das lat. v „cum aliqua aspiratione". Das ist eine nützliche Mitteilung. Und so trat also endlich auch formica neben vermis; so trat faber neben vafer. Die Wörter, die ursprünglich identisch oder desselben Stammes waren, entfremdeten sich im Lauf der Zeit, da man F von V in der Aussprache zu sondern begann, immer mehr, bis ihre Zusammengehörigkeit unkenntlich wurde.

Der Altlateiner hätte den Handwerker oder den Klugen wohl

* Eingehenderes hierüber Der Hiat bei Plautus S. 16; Rhein. Mus. 51 S. 77.

**) Die Dopplung des f in aamanaffed entspricht der in umbrisch avrei, lat. ciuues u. a.; s. Aurumschrift S. 49 f.; dazu Rauuennae C. I. L. III 8836. ***) Weitere Nachweise a. a. 00. sowie Aurumschrift S. 148 f. und 136. Lavveitai auch auf einem Papyrus, s. Philol. 58 S. 560 u. 564. So wie bei Livius 22, 14, 12 Sabnite, d. i. Savnitae, sich erhalten hat, so tritt umgekehrt Samnis f. Sabinis ein bei Sueton S. 225, 10 ed. Roth. Der Familienname Arillius wurde früher mit Afillius identifiziert; W. Schulze, Lat. Eigennamen S. 114, setzt dagegen verschiedenen Ursprung an.

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auch fafer schreiben können. Warum tat er dies nicht? Das zweifache f erschien mißliebig. Das zweifache f in forfex ist nicht ursprünglich, und für zu forderndes avavus schrieb man stets sinnwidrig abavus. So stellen sich auch vafer und faber als zwei Versuche dar, jenem kakophonen fafer zu entgehen.

Schließlich sei aus Seneca Apotheos. 6 das Herculi minime fabro zitiert. Ist dies wirklich für vafro verschrieben, so muß die Irrung doch auf lautlichem Wege erklärt werden. Die ursprünglich identischen Wörter waren demnach wieder zusammengefallen.

nevel und neve.

Das Problem, von dem ich hier ausgehe, ist der Anfang des Arvalliedes, den ich unlängst im Anschluß an Büchelers erste Fassung folgendermaßen konstituiert habe: enos lases iuvate nevel verve Marmar sins incurrere in pleores, wo nevel etwa die Funktion eines neve ausübt: „iuvate, nos, Lares, neve sinas, Mars, ver ad plures abire," wobei jedoch unsicher bleibt, ob wir für nevel lange oder kurze erste Silbe anzusetzen haben.*) Ich sehe mich in der Lage, das Wort nevel und überhaupt enklitisches vel noch weiter sicherstellen zu können, wobei ich zugleich das in diesem Archiv XI S. 190 Gesammelte wiederhole. Zunächst steht das Hauptzeugnis im Corp. gloss. V S. 528, wo uns neve mit nevel erklärt, das letztere also offenbar als allgemein bekannt vorausgesetzt wird. Daran reiht sich Horaz Sat. II 5, 89, wo dasselbe nevel in einer Anzahl bester Hss., auffälligerweise als Pyrrhichius, steht: Nev desis operae nevel immoderatus abundes.

Solch pyrrhichisches nevel könnte nur Imperativ zu nevolt sein. Anders Cledonius. Wenn dieser Grammatiker V K. 74 ausführlich über enklitisches vel redet, eine Ausführung, auf die W. Kohlmann, De vel imperativo, Marburg 1896, die Aufmerksamkeit lenkte, so denkt auch er dabei offenbar vornehmlich an dasselbe nevel (was sonst soll er gemeint haben?), aber er betrachtete als ersten Bestandteil des Wortes die Konjunktion né, maß das Wort demnach trochäisch. Denn nur unter dieser Voraussetzung konnte vel als Enklitikon gelten. Diese Messung bestätigt nun Ausonius Ludus sept. sap. 81 auf das schönste. lesen wir:

Da

*) Vgl. jetzt auch v. Grienberger in Indogerm. Forsch. XIX (1906) S. 156.

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