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bewirkt: a spondendo oder sponte, welche Worte bekanntlich schon Varro zusammengestellt hat. (Gemeinsamer Begriff: Willenserklärung.) In der Tat sehen wir die römischen Pontifices bei Weihungen, Gelübden, Gebeten, Konsekrationen, bei der kirchlichen Trauung und Scheidung, bei der Arrogation und testamenti factio, kurz bei jenen zahlreichen Anlässen, in denen der profane Mensch oder der Beamte des Staates nicht suae spontis est (cf. Celsius 1, 1) mitwirken. Ich würde daher nicht Bedenken tragen, in dem Pontifex einen spontifex zu sehen: und nur die Frage, warum in spondeo und sponte das s erhalten blieb, in pontifex aber ausfiel, bleibt ungelöst, ebenso ungelöst und ungeklärt, wie die Erhaltung des s in specio und spurcus gegenüber parum, parco oder in scala gegenüber caveo, sto gegenüber tundo usw.

Zu der Amtstätigkeit der Pontifices gehörte auch die Anordnung des Kalenders. Es ist von alters her überliefert und bekannt, daß die drei Haupttage des Monats, die Kalendae, Nonae und Idus den Mondphasen entsprachen, und zwar die Idus dem Vollmonde, die Kalendae dem Neumonde.

Für idus, altlat. eidus läßt sich dies auch aus dem Wortstamm beweisen, jenem Stamme i sid aid, der im Griechischen aido, lat. aedes, germ. Idhunn enthalten ist, und „glühen, leuchten" bedeutet. Und die Äpfel der Iduna sind die vollleuchtenden Monde. Übrigens weist Stokes in Bezzenbergers Beitr. 16 S. 51 diesen Stamm in der Bedeutung,,Mond" auch für das Keltische nach.

Den Idus stehen die Kalendae gegenüber, die man gewöhnlich als die „Ruftage" erklärt, quod his diebus calantur eius mensis Nonae a pontificibus, quintanaè an septimanae sint futurae, in Capitolio in curia Calabra sic: Dies te quinque calo, Juno Covella, Septem dies te calo, Iuno Covella. Danach wäre der Neumond nach einer sakralen Einrichtung benannt, die wenn auch noch so alt der zu bezeichnenden Naturerscheinung gegenüber immer etwas Sekundäres bleibt, und das ist unwahrscheinlich; auch würde man Kalandae erwarten, da die calatores und die „,berufenen" Versammlungen, die comitia calata deutlich den A-stamm zeigen. Hingegen läßt sich Kalendae als der Neumond, d. h. der versteckte Mond direkt aus der W. cal erklären, die in occulo, clam, celo deutlich vorliegt; vgl. auch caligo und griech. κελαινός. Und dazu stimmt denn auch jene Anrufung der Iuno Covella, d. h. der verdunkelten, verschatteten Mondgöttin. Denn scu- in obscurus heißt dunkel, z. B. obscurum caelum, obscura nocte, obscuro lumine, obscura luce, obscura luna und scûva, scûa im Angelsächsischen Schatten". Und auf diesen Stamm läßt sich die Deminutivbildung covella (für älteres *scovella) unmittelbar zurückführen. So weist auch diese Deutung auf den oben vorausgesetzten Schwund des s vor p und c zurück.

Königsberg i. Pr.

A. Döhring.

Aus der Werkstatt der daktylischen Dichter.

Im dritten und vierten Heft des XIV. Bandes dieser Zeitschrift habe ich nach dem Vorgange von Koene zu zeigen versucht, wie der Zwang des Verses auf die Sprache der lateinischen daktylischen Dichter, besonders des Catull und Ovid, eingewirkt hat. Wir hatten da schon des öfteren gesehen, wie die Rücksicht auf den Rhythmus den Dichter nötigte, statt eines gebräuchlichen Wortes, das sich dem daktylischen Versmaße nicht fügte, ein neues bis dahin nicht belegtes Wort zu setzen, das dann, wie man wohl in den meisten Fällen annehmen darf, vom Dichter selbst in usum hexametri erfunden wurde.1) Aber die Dichter hielten sich nicht innerhalb dieser engen Grenzen, sondern bei dem großen Mangel an Kürzen gingen sie bald dazu über, aus freien Stücken derartige daktylische oder einen Daktylos enthaltende Wörter entweder als Fremdwörter aus der griechischen Sprache herüberzunehmen oder selbst zu erfinden.) So entstand allmählich ein Vorrat von gebrauchsfähigen Wörtern, aus dem ein jeder der Dichter schöpfte, nicht ohne ihn mit eigenen Erfindungen zu bereichern. Denn vor allem von den daktylischen Dichtern gilt das Wort des Horaz in seiner Ars poetica v. 55-59 Ego cur acquirere pauca

Si possum, invideor, cum lingua Catonis et Enni
Sermonem patrium ditaverit et nova rerum
Nomina protulerit? Licuit semperque licebit
Signatum praesente nota producere nomen.3)

1) Ein Analogon dazu im Deutschen würde uns der Reimzwang bieten, dem zuliebe sicherlich oft auch von unseren größten Dichtern neue Wörter gebildet worden sind, obwohl eine Zusammenstellung hierüber mir nicht bekannt ist. Manches Wort, das jetzt als „,poetisch" kursiert, würde wohl so seine Erklärung finden.

2) Vgl. Hultgren, N. Jb. f. Ph 107 p. 763–764. Weise, Charakteristik * p. 99-101.

3) Einen großen Zuwachs verdankt also der Wortschatz der lateinischen Sprache dem Verszwang; denn die Römer waren im allgemeinen

Daher habe ich es der Mühe wert erachtet, alle von epischen oder elegischen Dichtern neu gebildeten Wörter, die ihnen zwei oder doch wenigstens eine kurze Silbe boten, hier zusammenzustellen1), soweit sie mir bei der Lektüre der von mir untersuchten Gedichte (Catulls Distichen, Ovids Amores, Ars amatoria und Ex Ponto I) aufgestoßen sind.

Catull.)

1. Aus anderen Dichtern übernommenes älteres Gut:

-ĕus. nivěò 68, 125. Obwohl dies Wort zuerst bei dem Auctor ad Her. II 44 sich findet, so glaube ich doch, daß es von daktylischen Dichtern gebildet worden ist, weil dieser Prosaiker seine Redeweise mit dichterischen Wörtern zu schmücken sucht3) und das Adjektiv niveus sich sonst nur bei Daktylikern findet: Catull. Verg. Hor. Tib. Ov. Val. Fl. Calpurn. Mart. Juv. Auson.; außerdem nur noch bei dem Prosaiker Seneca, der die Sprache der daktylischen Dichter sehr häufig nachahmt. Dazu kommt, daß der größte Teil der Adjektiva auf -eus dichterisch ist; denn nach Paucker, Materialien p. 105-110) sind von 100 auf -eus gebildeten Adjektiven 31, 5 Bildungen der nachhadrianischen Zeit, von den übrigen älteren Wörtern finden sich nicht weniger als 31,5 nur bei Dichtern. Ob für das Adjektiv roseus die Priorität Lucrez I 610 oder Catull 80, 1 gebührt, wage ich nicht zu entscheiden. Dasselbe gilt von dem Adjektiv sūxeă3) 64, 61 (Lucr. I 316).

sehr vorsichtig in der Neubildung von Wörtern. Dies beklagt und tadelt Quintilian VIII 3, 31 mit den Worten: nostri autem in iungendo aut derirando paulum aliquid ausi vix in hoc satis recipiuntur. Und bald darauf sagt derselbe Quintilian mit Bezug auf einige Neuerungen Ciceros und anderer: quae cur tantopere aspernemur nihil video nisi quod iniqui iudices adversus nos sumus ideoque paupertate sermonis laboramus. Vgl. auch die bekannten Worte des Lucrez I 139. 832. III 260 über die egestas patrii sermonis. s. Schubert, De Lucr. verb. form. p. 25.

1) Zugleich soll damit das Versprechen erfüllt werden, das ich ALG XIV p. 318 und 604 gegeben habe.

2) Vgl. Teufel, De Catulli Tib. Prop. vocibus singularibus, Frib. Brisig. 1872.

3) Vgl. Maas, ALG XII p. 545–546.

4) Cf. p. 592-593. Die Ziffern beziehen sich, wenn nichts Näheres angegeben ist, auf die Seitenzahlen des XIV. Bandes dieser Zeitschrift und verweisen auf meine beiden daselbst veröffentlichten Aufsätze unter dem Titel De sermone dactylicorum Latinorum quaestiones.

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Composita. caeticòlum1) (Enn. a. 483) 68, 138.

2. Catulls eigene Neuerungen.

a) Aus dem Griechischen hat er zuerst herübergenommen: Hydrochor) 66, 94; Oăriōn) 66, 94. Amphitryonia des3) 68, 112; Battiădae 65, 15; 116, 2. Derartige Patronymica von choriambischem Fall haben die daktylischen Dichter ganz besonders bevorzugt. Amăthus i ă 68, 51; Lātmia 66, 5; Lycaoniae 66, 66; * Māliă1) (Gr. n.) 68, 54; Stymphālia) 68, 113; Trīnācriă 68, 53; Troia 65, 7. Ariadneis) 66, 60; Pimplēum") (Gr. n.) 105, 1; * Prōtěsilāēam3) 68, 74. *Cănōpis) (Gr. n.) 66, 58. * Zephyri tis) 66, 57. - *cārpātinās 10) 98, 4; epistolium 11) 68, 2; ebenso ist das Wort podăgrā 71, 6 von Catull zuerst in die lateinische Sprache eingeführt worden, während das Adiectivum podagrosus schon von Plautus und podager von Ennius sat. angewendet wird. 12) thălămī 13) 66, 17.

Iliă cō s3) 68, 86.

B) Lateinische Neubildungen.

Daulias 65, 14.

ămārītiem 1) 68, 18; haruspicium 14) 90, 2; sāviolum 15) 99, 2. 14; *siculă 16) 67, 21.

-

pāllīdŭlūm17) 65, 6; * pellucidulī17) 69, 4; *uvidŭlām17) 66, 63. virgineis 18) 66, 14. — fulsipārēns 19) (~ vevdozáτwg) 68, 112; multivola 19) 68, 128; *ōmnivõti 2o) 68, 140.

1) Cf. Fr. Stolz, Die lat. Nominalkomposition, Innsbr. 1877. Paulus Udolph, De linguae Lat. vocabulis compositis, Vratisl. 1868. Carolus Besta, De verb. compositione Plautina, Vratisl. 1876. Fridericus Seitz, De adiectivis poet. Lat. compositis, Bonnae 1878. F. Skutsch, De nominum Lat. compositione quaest. selectae, Nissae 1888. Stolz p. 9: mit dem Aufschwung, den die Poesie durch die daktylischen Dichter im Anschluß an die Hellenen nahm, [fing] auch das früher öde Gebiet der Komposition auffallender Pflege sich zu erfreuen an.' 2) Cf. p. 579. 3) Cf. p. 579–580.

4) Mit einem Sternchen * sind die nag ɛionueva bezeichnet, mit einem Kreuz diejenigen Wörter, die nur bei einem Schriftsteller, aber zu wiederholten Malen, vorkommen; die Buchstaben (Gr. n.) bedeuten, daß das betreffende Wort sich in den uns erhaltenen griechischen Schriftdenkmälern nicht findet.

5) Cf. Teufel p. 33.

9) Cf. Teufel p. 10.

7) Codd. Pipleum; Hesych. IIλ(8)α.

6) Cf. p. 583.

Stephani p. 28. 8) Cf. Norden Verg. p. 337. 10) Cf. Teufel p. 31. Weise 18. 186.

11) Cf. Teufel p. 18, bei dem die Stellen aus Appuleius apol. 6 und 79 fehlen, vgl. oben p. 586. 592.

12) Weise p. 269. 270. 496.

13) Cf. p. 586.

14) Cf. p. 592.

15) Cf. p. 592. Teufel p. 18. Die deminutiva Catulls sind gesammelt

von Heußner p. 35-39.

16) Bei Paucker, Die Deminutiva auf -ulus p. 14 fehlt das Sigel s, mit dem er diejenigen Wörter bezeichnet, die nur bei einem Schriftsteller vorkommen.

p. 265.

17) Cf. p. 592. Teufel p. 26.

18) Cf. p. 593

19) Cf. Teufel p. 28. Hupe p. 25-27. Reisig-Haase, Vorlesungen

20) Cf. Teufel p. 29.

cōnscelĕrāsse1)) 67, 24; hiulcăt) abgeleitet vom Adjektiv hiulcus (Plaut. Cic.) 68, 62. *perdepsuit)) (simpl. depso Cic.) 74, 3. *těpĕfactět) (nach Bergks Konjektur für die Lesart der codices tepefacit).

Ovid.

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Von den Neuerungen älterer daktylischer Dichter hat Ovid verwertet:

a) Griechische Wörter.

Tegeaeă

Aeněă den (außer bei Accius, der dieses Patronymicon in dem Titel eines Stückes anwendet Non. 484, nur bei Daktylikern seit Lukrez) P. I 1, 35. Aeăci des) (Enn. a. 179) a. II 736; Aesoniden®) (Prop. I 15, 17) a. II 103. P. I 4, 36; Alcīdēs) (Verg. Aen. VI 801) am. III 8, 52. a. III 156; Maeonides (Verg. Aen. XI 759) am. I 15, 9; -en III 9, 25; Phillyrides ®) (Verg. g. III 550) a. I 11; Phylăcides (Prop. I 19, 7) a. II 356; -ae am. II 6, 41; -en a. III 17; Priămides (Verg. Aen. III 295) a. III 759. (Verg. g. I 18. Gr. n.) a. II 55. Priame ius) (Verg. Aen. II 403. Gr. n.) a. II 5; Rhodopēĭus (Verg. g. IV 461) a. III 321; Teià (Hor. c. I 17, 18) a. III 330. Argolica (Cic. Arat. 227 in anderem Sinne, von dem Schiff Argo gebraucht; in demselben Sinne, auf das Land Argolis bezogen div. II 30. 63 in einem hexametrischen Gedichte) P. I 3, 70; Gětico) (Verg. Aen. III 35) P. I 1, 2; -i I 8, 55; -is I 9, 45. I 10, 32. Gōrgoně ō (Verg. A. VII 341. Gr. n.) a. III 504; Hectorěō (Verg. A. III 304) a III 778; Herculeō (Verg.) A. VII 669) a. I 68; Tartăreōs (Cic. poet. Tusc. 10) II 22) a. III 322. Achaemeniis) (Hor. c. III 1, 44) a. I 226; Aesonios (Prop. III 11, 12)

1) Cf. p. 596.

2) Cf. Paucker, Verborum denominativorum a substantivis declinatorum in are breviarium, Anhang z. Beitr. z. lat. Lexik. und Wortb., Dorpati 1875 p. 1 sqq. Die verba denominativa auf -are, Zeitschr. f. vgl. Sprachf. XXVI (1883) p. 261-301.

3) Cf. Teufel p. 35.

4) Paucker, Die mit Präpositionen zusammengesetzten Verba, Materia5) Cf. p. 598. Teufel p. 38.

lien p. 1-26.

7) Cf. p. 581.

8) Cf. p. 584.

6) Cf. p. 580.

9) Vielleicht aus Ennius entlehnt. Vgl. Norden, comm. Verg. p. 158. 10) Obwohl diese Stelle aus den Tusculanen jambische Verse enthält, habe ich sie dennoch hier angeführt, weil sie mehrere choriambische Wörter aufweist, die außer bei Cicero fast nur bei daktylischen Dichtern vorkommen: Tartareus Cic. Tusc. Verg. Ov. Val. Fl. Stat. Claudian.; femineus Cic. Tusc. Verg. Ov. Val. Fl. Lucan. Sil. It. Juv. Stat., außerdem bei zwei Prosaschriftstellern, die meist mit den Dichtern übereinstimmen, Quintilian und Plinius d. Ä. Überdies hat an dieser Stelle Cicero einen Tragiker benützt, was Norden Verg. p. 128 aus anderen Gründen erschließt, und da zwischen der epischen und der tragischen Diktion fast gar kein Unterschied besteht (Norden p. 364), so ist es leicht möglich, daß Cicero, der sehr oft aus Ennius geschöpft hat, dieses epische Wort dem Ennius entlehnt hat. Vgl. auch p. 583.

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