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seologie der Jünglingsjahre noch vielfach in der späteren Schrift beibehalten, so daß die Vergleichung für den Kritiker sehr lehrreich wird. Wir dürfen uns nun gratulieren, daß ihr Schüler Ziegler die Handschrift einer genauen Nachprüfung unterzogen hat, und zwar mit überraschendem Erfolge, so daß das 'Edidit' des Umschlages fast zu bescheiden klingt. Der Index 'omnium' vocabulorum wird vielen Lesern erwünscht sein; hier und da stößt man auf Ansätze zu weitergreifenden Beobachtungen, z. B. daß num (zufällig?) fehlt; über den Unterschied zwischen quod und quia, u. s. w.

Hermannus Peter: Historicorum Romanorum reliquiae. vol. II. Lips. 1908. CCX. 208 pgg.

80.

Der zweite Band der größeren Ausgabe (denn in der Bibliotheca Teubneriana lag das Buch seit Jahren abgeschlossen vor) hat über ein Menschenalter auf sich warten lassen, weil der Herausgeber von der 'sterilitas rei' abgeschreckt wurde. Auch trug er sich mit dem Gedanken, die Fragmente des Granius Licinianus in Verbindung mit Bücheler herauszugeben. Allein diese Hoffnung täuschte ihn, weil er bald erkannte, daß aus der Londoner Handschrift nichts mehr zu holen sei, und weil ihm im Jahre 1904 M. Flemisch zuvorkam. So wurde denn Granius ganz ausgeschlossen und ebenso von einer Fortführung über Konstantin den Großen abgesehen. Das fünfzigjährige Doktorjubiläum Büchelers bot ihm als einem der ältesten Schüler den willkommenen Anlaß zu der Festgabe. Die Einleitung (De scriptorum vitis et scriptis) ist größer ausgefallen als die Fragmentsammlung selbst: aber man kennt aus andern Werken die mustergültige Sorgfalt, mit welcher Peter seine literarhistorischen Untersuchungen führt und alles verwertet, was die Neueren gefunden haben; man vgl. beispielsweise das Kapitel Cornelius Nepos und die Lösung des Aemilius-Probus-Problems.

Hyginus Funaioli: Grammaticae Romanae fragmenta. Vol. prius. Bibl. Teubn. Lips. 1907. XXX, 614 pgg., 8°.

Nach den Fragmenta oratorum und historicorum Romanorum blieben die Fragmenta grammaticorum, oder wie es jetzt heißt, Grammaticae Romanae, ein dringendes Bedürfnis; nur war die Aufgabe so schwierig, daß Bücheler, dem sie am klarsten vor Augen schweben mußte, sie keinem seiner Schüler zu übertragen wagte. So mag es denn auffallen, wenn der Sammler und Herausgeber sich 'tiro' nennt, und noch mehr, daß er ein Italiener ist, freilich eben ein solcher, der nach seinem Florentiner Doktor nach Deutschland gekommen ist und hier auch sonst Proben seines Wissens (Lokativ u. Präpositionalumschreibung; Archiv XIV) gegeben hat. Drei Jahre lang hat sich Verf. des Unterrichtes und der Anregung von Bücheler erfreuen dürfen, dem er denn auch sein Werk zu Füßen gelegt hat. Der I. Band umfaßt die Grammatik bis auf Tiberius in vier Rubriken: Grammaticae primordia von Appius Claudius Caecus an, Grammatica Antevarroniana, Grammatica aetatis Varronianae, Gr. aetatis Augusteae. Der Begriff 'grammatici' ist in weitem Sinne zu

fassen, da die Schriftsteller einbezogen sind, welche sich über Etymologien äußern, ja sogar die Responsa des Mucius Scaevola und Manilius. Welche Cruces liegen in diesem Stoffe? Aus dem Zusammenhang herausgegriffene Fragmente zu deuten, bleibt in der Regel ein Wagnis; sie in den richtigen Zusammenhang einzureihen, dem richtigen Buche zuzuweisen, oft unmöglich. Ja, es bleibt oft ungewiß, ob ein Satz auf die Grammatik bezug habe oder nicht. Der gewissenhafte Herausgeber kann sich dann nur mit Dubium und Incertae sedis helfen.

Der Herausgeber glaubt, daß ihm stofflich nicht viel entgangen sei, da er offenbar die gesamte Literatur selbständig exzerpiert hat; daß er alles richtig interpretiert, wagt er nicht zu hoffen. Um nichts verloren gehen zu lassen, was mit dem Stoffe zusammenhängt, enthalten die Prolegomena-Kapitel: De ludis literarum; De magistris; De bibliothecis publicis privatis. Verschiedene Indices, bei denen die Seniores des Bonner Seminars mitgeholfen haben, erhöhen die Brauchbarkeit des vorzüglichen Buches. Wie uns der Herausgeber schreibt, dürfte der zweite Band umfangreicher werden als der erste.

Er. Getzlaff: Quaestiones Babrianae et Pseudo-Dositheanae. Marp. Catt. 1907. 56 pgg., Lex. 8°.

Die von Böking (1832) und Boucher (Notices et Extr. XXIII 2, pg. 501-525) aus einer Leidener und einer Pariser Handschrift gezogenen Fabeln sind lange schwer zugänglich gewesen, bis Götz sie im III. Bande des Corpus glossarum pg. 40-47 und 95-102 veröffentlichte; daher ist auch die Quellenfrage von Hausrath und Crusius wohl gestreift, aber nicht genau untersucht und endgültig gelöst worden. Im allgemeinen nahm man an, Ps.-Dositheus habe sich nicht nur in den metrischen Fabeln (welche sicher auf Babrius zurückgehen), sondern auch in den prosaischen an Babrius gehalten. Getzlaff hat nun, durch seinen Lehrer Gust. Thiele angeregt und durch dessen Material unterstützt, die ganze Frage nochmals aufgenommen. Das Ergebnis ist, daß Fab. 1. 2. 9. 11. 18 nicht aus Babrius, sondern aus einer dem Romulus nahen Quelle, 3. 6. 14. 15 aus unbekannter Quelle geflossen sind, während 5. 7 (4. 13) wenigstens nicht notwendig aus Babrius stammen. Fab. 8. 10. 12 mögen als Übersetzungen des B gelten, während 16. 17 sicher aus B. geschöpft sind. Ein Epimetrum handelt De Babrii naturae studio.

M. Petschenig: S. Aureli Augustini opera. Vol. LI
Vindob. Lips. XXIII. 387 pgg. 1908. 8o.

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Die drei in diesem Bande vereinigten Schriften: Psalmus contra partem Donati. Contra epistulam Parmeniani libri tres. De baptismo libri septem, haben das unter sich gemeinsam, daß sie alle der Bekämpfung der Donatistenpartei gewidmet sind, worüber wir das Nähere aus den Retraktationen erfahren: denn Parmenianus ist eben der Nachfolger Donats auf dem Bischofsstuhl von Karthago, und da sich die Donatisten in der Lehre von der Taufe auf den Cyprian beriefen, unternimmt es Augustin sie zu widerlegen. Daß die Behandlung dieses dog

matischen Stoffes dem klassischen Philologen nicht bietet, was etwa die Bücher De civitate dei, versteht sich von selbst, doch hat der Psalmus, ein sogenannter Abecedarius mit 12 Versen per Buchstaben und einem Refrain, das Interessante, daß er in der volkstümlichen rhythmischen Poesie verfaßt ist. Die Überlieferung der beiden ersten Schriften geht trotz nochmaliger Durchforschung der Bibliothekskataloge nicht über das XI. und XII. Jahrhundert hinaus, und doch sind einzig in der Schrift contra Parmenianum etwa 1200 Stellen gebessert, weil Amerbach nach der ersten beliebigen Handschrift griff, und auch die Mauriner ihre Schuldigkeit nicht vollständig getan haben. Zu dem Werke über die Taufe besitzen wir nicht nur 4 Handschriften aus dem IX. Jahrhundert, sondern den celeberrimus Escorialensis saec. VI, eine Uncialhandschrift, angeblich von Augustin selbst geschrieben.

Ernst Diehl: Lateinisch-christliche Inschriften.

erklärt. Bonn 1908. 48 S. 8°.

Ausgewählt und

So vortrefflich durch das Corpus inscriptionum für die Studien des einzelnen Gelehrten gesorgt ist, so schlimm steht es mit dem akademischen Unterrichte für die Studenten, wo es sich um christliche, speziell spätchristliche Epigraphik handelt. Und doch verlangt man heutzutage mit Recht von dem Theologen wie von dem Philologen, daß er auf diesem Gebiete wenigstens einigermaßen bewandert sei. Soll er nun die Folianten in das Seminar schleppen? Und wie kann man sie in der nötigen Anzahl beschaffen? Der außerordentlich tätige Lizentiat Hans Lietzmann hat es nun unternommen, eine Sammlung „kleiner“ Texte für theologische und philologische Vorlesungen und Übungen in zwanglosen Broschüren herzustellen, d. h. den passenden Stoff (die Poesie ist ausgeschlossen) auszuwählen und zu erklären. Er hat sich dafür in Verbindung gesetzt mit Freunden wie Erich Klostermann, dem Assyriologen Karl Bezold in Heidelberg, Adolf Harnack in Berlin, Liz. Karl Clemen, Prof. Rich. Wünsch, Prof. Ernst Diehl in Jena. Der Umfang der einzelnen Monographien beträgt 1-2 Druckbogen, Broschüren von 3 Druckbogen (1 Mk. 20 Pf.) sind selten, und eine solche ist die vorliegende, deren Stoff also gegliedert ist: die Klassen der christlichen Bevölkerung (Terminologie, Titulaturen). Bauinschriften. Tod und Auferstehung. Martyrer. Grabkauf. Grabgerechtigkeiten. Akklamationen. Bibelzitate. Anhang Jüdische Inschriften.

Es handelt sich weniger um die Auflösung der Abkürzungen wie s. s. (supra scriptum), d. n. (die natali), it. p. (iterum post), p. f. (pius, felix), b. m. (bonae memoriae), p. m. (plus minus), als um Bedeutungen von Wörtern wie lector, religiosus, religiosa, cantor, actuarius, notarius. Für den ersten Punkt vgl. jetzt Ludwig Traube: Nomina sacra. Versuch einer Geschichte der christl. Kürzung. München 1907. Und gleichzeitig sah sich die Archivredaktion veranlaßt, auf grund der neuen Ausgabe des Paulinus Nolanus von Dr. Philipp einen Aufsatz über die christl. Terminologie (Titulaturen) bei Paulin zu erbitten, dem wir nächstens entgegensehen dürfen. Von andern bereits erschienenen

Lieferungen des Unternehmens nennen wir: das Fragmentum Muratorianum; die Didache; 5 Festpredigten Augustins in gereimter Prosa. Von vorbereiteten: das Monumentum Ancyranum und den Maximaltariť des Diocletian, letzterer von Prof. Wilh. Heraeus.

Plazidus Glogger: Das Leidener Glossar Cod. Voss. Lat. 4o. 69. 3 Teile in 4 Programmen des Gymnasiums St. Stephan in Augsburg: I 1901 (96 S.), II 1903 (96 S., zugleich Inauguraldissertation), IIIA 1907 (72 S.), IIIB 1908 (S. 73-138).

Eine vollständige, zuverlässige Ausgabe des in erster Linie für den Germanisten, aber auch für den Latinisten interessanten Leidener lateinisch-angelsächsischen Glossars aus dem 8/9. Jahrh. war schon lange vermißt worden, als gleichzeitig und unabhängig voneinander Glogger und der Engländer Hessels eine Ausgabe mit vollständigem Kommentar unternahmen (über H.s Ausgabe, Cambridge 1906, vgl. Ref. in Berl. phil. Wochenschr. 1908 Sp. 780 ff.). Beide Arbeiten ergänzen einander aufs glücklichste. G. gibt im 1. Teile außer einer auf Traube fußenden ausführlichen Beschreibung der Hs., ihrer Schrift, Abkürzungen usw. den Abdruck des Textes mit genauem kritischen Apparat. Der 2. Teil bietet 'Erklärungsversuche' zu den einzelnen Glossen nach der Reihenfolge in der Hs., eine Anordnung, die den Vorzug der Übersichtlichkeit. hat gegenüber der von Hessels, der seinen Kommentar alphabetisch nach den Anfangsbuchstaben der Lemmata angelegt hat, wodurch die einzelnen Kapitel des Glossars, die zur Erklärung verschiedener Schriftsteller (ex Eusebio', 'ex Cassiano', 'ex diversis libris' usw.) verfaßt sind, auseinandergerissen werden. Der 3. Teil A. macht Mitteilungen über verwandte Glossarien und sonstige Ergänzungen zum 2. Teil, die insbesondere durch die inzwischen erschienene Ausgabe H.s sowie durch die fortgesetzte Nachforschung nach den Quellen (bes. Gildas) hervorgerufen sind. Der 3. Teil B endlich enthält genaue Indices zu den Glossen. Durch G.s Ausgabe ist die Kritik und Erklärung des merkwürdigen Glossars ein gutes Stück vorwärts gebracht. Immerhin harrt noch manches Rätsel der Lösung, wie sich der Herausg. nicht verhehlt, zumal in den Kapiteln, deren Quelle bisher trotz allen Suchens nicht ermittelt werden konnte. Wertvoll ist die Ausgabe auch durch die überaus reichen Literaturnachweise. Nachgetragen sei zu der interessanten Glosse mordacius: clofae (angelsächs. engl. cloves 'Kloben') in einem leider unbestimmbaren Kapitel, daß Meyer-Lübke 'Zu den lateinischen Glossen' S. 16 auf das abgesehen vom Geschlecht übereinstimmende spanische mordaza 'Mundknebel', 'Knebel' aufmerksam macht. Wir kennen aus den lateinischen Glossen noch zwei andere Ausdrücke für diesen Begriff: curcilla (nach Roensch Coll. phil. 302 aus coercilla) und oppilago. In Ansehung des letzteren Wortes ist es wohl nicht Zufall, daß die nächst folgende Glosse oppilavit: gigisdae (= stopfte) lautet. Daß die scheinbar interpretationslose Glosse turnodo im Sulpicius-Kapitel durch Haplographie aus turno: nodo entstanden ist, wird durch das Werdener Glossar (turno, id est nodo) zur Gewißheit, wie auch G. III, 5 annimmt. Ebenso sicher ist G.s Beziehung auf Sulp.

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Sev. Dial. I 27, 2 audistis me . . . nihil cum fuco aut coturno loquentem, denn offenbar las der Glossator cuturno oder conturno (beide Schreibungen sind in Hss häufig) und faßte dies als cum turno, umsomehr als cum fuco vorhergeht. Übrigens kann auch diese Glosse für die nicht aspirierte Schreibung coturnus zeugen, die alle alten und maßgebenden Hss. ohne jedes Schwanken bieten, wie auch eine Inschrift in guter Orthographie C. I. L. X, 1948 Carm. ep. 1510, 1: das griechische Wort war eben früh und vollständig latinisiert, nicht bloß in der Endung (nach diurnus, Saturnus). Es wird manchem wunderlich klingen, daß soweit ich sehe erst in Humanistenhandschriften gelegentlich die offenbar mit Bewußtsein wiederhergestellte Aspiration in diesem Wort erscheint. Aus dieser kam sie wie so manche unantike Schreibung in die alten Ausgaben und wird noch jetzt mit zähem Vorurteil in den Texten festgehalten, mit wenigen Ausnahmen, wie Keller im Horaz (doch Vollmer neuerdings wieder coth.), Lindsay im Martial, Hense im Seneca (s. ep. 76, 31 die Anm.). Brambachs Regel 'coturnus und cothurnus' ist, wie so viele, irrig.

Offenbach a. M.

Wilhelm Heraeus.

Georg Misch: Geschichte der Autobiographie. I. Band. Leipzig u. Berlin 1907. VIII, 472, 8°.

Auf Anregung des Herrn Stadtrat Prof. Walter Simon wurde von der Preuß. Akad. d. Wiss. (Sitz.-Ber. 1900, S. 55) das Thema einer Geschichte der Autobiographie formuliert. Im Jahre 1905 (Sitz. 686 f.) wurden drei Bände im Manuskript vorgelegt (I. das Altertum; II. bis in das 17. Jahrh.; III. bis zur Gegenwart), aber weder ein Preis erteilt, noch ein Urteil veröffentlicht. Das von Teubner verlegte Buch ist Wilh. Dilthey gewidmet und durch Männer wie Leo, Wilamowitz, Wendland befruchtet. Der Stoff schien damals darstellbar und die geschichtlich vergleichende Betrachtung ergebnisreich. Wer wird es nicht loben, den Tatenbericht des Darius neben das monumentum Ancyranum des Augustus zu stellen, die Dichtungen des Solon,,an sich" neben den Mark Aurel? Die Analogie wird dann lehren, daß Augustus nicht geschrieben hat, um sich vor der Demokratenpartei zu rechtfertigen, sondern im Angesichte der Ewigkeit. Im Hinblick auf die spärliche Überlieferung muß man staunen, was Verf. aus dem Stoffe zu machen verstanden hat, aber darin liegen auch gerechte Bedenken, und die Redaktion des Archives hat doppelten Grund zurückzuhalten, da für die Geschichte der lateinischen Sprache nichts herauskommt und herauskommen kann. Die Unterschiede zwischen feci (Rutilius) und Caesar fecit (bzw. facit mit Praes. hist. vgl. Evoqov ¿ñoíŋoɛ,) sind bald erschöpft. Will man aber eine Vorstellung von dem Gedankenreichtum des Buches gewinnen, so durchblättere man nicht das Sachregister, sondern die Inhaltsangaben über den einzelnen Seiten.

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