Immagini della pagina
PDF
ePub

Fünftes Capitel.

Von den testamentarischen, Sepulcral- und Contracts

Multen.

I. Von den testamentarischen Multen.

Durch das ganze Römische Recht geht der Grundsatz, dass eine ähnliche Gewalt wie dem Staat über seine Bürger dem Hausvater über seine Familiaren zusteht. Auf ihm beruht auch der Satz der zwölf Tafeln Uti legassit super (familia) pecunia tutelave, suae rei, ita ius esto, wodurch dem in rechtlicher Form errichteten letzten Willen in der privatrechtlichen Sphäre und nur auch über den Tod hinaus eine ähnliche Kraft beigelegt wird, wie sie die lex publica hat. So wie nun der noch lebende Hausvater Vergehen seiner Familie ahnden konnte freilich nur in factischer Weise, weil ja homines alieni iuris kein Vermögen hatten 1) so wurde auch eine wirkliche multa in Testamenten wegen Vergehen der darin bedachten und damit gleichsam dem Recht des Testators als solchen untergebenen Personen zulässig, seitdem nur überhaupt feste gesetzliche multae aufgekommen waren;

1) Also z. B. durch Entziehung der gewöhnlichen Nahrungsmittel. Hierauf geht die oben S. 25. Anm. 44. angeführte Stelle des Plautus. Wenn ein filiusfamilias oder Sclav ein peculium hatte, so konnte der Vater oder Herr im Hausgericht ihm auch davon gleichsam durch Mult etwas entziehen. Ehemals meinte man auch, dass der Ehemann seine schuldige Frau nach der Scheidung iure manus habe wirklich multieren können, jedoch nach einem Missverständniss der Worte des Cato bei Gell, 10, 23, 4. Die richtige Erklärung der Stelle sehe man bei Rein Röm. Privatr. S. 418. Rudorff R. G. §. 114. Not. 9. Bemerkenswerth ist in jeuer Stelle si quid perverse taetreque factum est a muliere, multitatur (nehmlich a iudice). si vinum bibit, si cum alieno viro probri quid fecit, condemnatur, der Gegensatz von multitare und condemnare in dem Sinne, dass dort nur Entziehung von Theilen der Dos, hier der ganzen Dos verstanden wird, indem nehmlich das letztere wie bei der publicatio oder consecratio bonorum als Ueberbleibsel der ursprünglichen Capitalstrafe wegen Ehebruchs betrachtet wurde.

[ocr errors]

denn jene Personen haben wirklich Vermögen wenn nicht sie selbst, so doch die, denen sie erwerben, wenn nehmlich eine Person in fremdem Recht honoriert ist2). Wenn wir also auch keine Zeugnisse für testamentarische Multen übrig hätten, so müssten wir deren Existenz doch schon aus allgemeinen Gründen behaupten. Es haben sich aber auch ausdrückliche Zeugnisse für diese Art von Multen erhalten.

[ocr errors]

Cic. Verr. lib. 2. 8, 21. Ad urbem quum esset, audivit, Dioni cuidam Siculo permagnam venisse hereditatem: heredem statuas iussum esse in foro ponere, nisi posuisset, Veneri Erycinae esse multatum 3). Tametsi positae essent ex testamento, putabat tamen, quoniam Veneris nomen esset, causam pecuniae se reperturum. Itaque apponit, qui petat Veneri Erycinae illam hereditatem. Non enim quaestor petit (ut est consuetudo) is, qui Erycinum montem obtinebat: petit Naevius Turpio quidam, istius excursor et emissarius, homo omnium ex illo conventu quadruplatorum deterrimus, C. Sacerdote praetore condemnatus iniuriarum. Hic hominem Veneri absolvit: sibi con

demnat1).

C. 9, 25. Accipite aliam in minore pecunia non minus impudentem calumniam. Sosippus et Epicrates fratres sunt Agyrinenses. Horum pater abhinc duo et XX annos est mortuus, in cuius testamento quodam loco, si commissum quid esset, multa erat Veneri. Ipso XX anno, quum tot interea praetores, tot quaestores, tot calumniatores in provincia fuissent, hereditas ab his Veneris nomine petita est. Causam Verres cognoscit, per Volcatium pecuniam accipit, fere ad HS. CCCC milia ab duobus fratribus. Multorum testimonia audistis antea. Vicerunt Agyrinenses fratres ita, ut egentes inanesque discederent.

Der Scholiast bemerkt zu diesem Capitel:

Commissa dicuntur, quae contra testatoris voluntatem facta aut non facta ab herede, multa aliqua poenaque plectuntur.

In zwei anderen Fällen, von welchen Cicero in den folgenden Capiteln 16...18 und 22... 24 spricht, war der Palästra beziehungsweise in Syracus und in Bidis im Testament die Erbschaft zugesprochen, wenn der Erbe gewisse Statuen in der Palästra nicht setzen oder sonst etwas ihm Befohlenes nicht thun würde, und Cicero bemerkt, dass die Palästriten, welche klagten, eigentlich

2) Vgl. L. 1. D. de his quae poenae causa (34, 6).

3) Ein ganz ähnlicher Fall, nur mit dem Unterschiede, dass die Erbschaft an die Palästriten, mit anderen Worten an die Stadt selbst fallen soll, wird nachher c. 14. 15 aus Syrakus erzählt.

4) Wie dieses zu verstehen sei, sieht man aus dem im folgenden Capitel angeführten Beispiel. Verres absolvierte den Dio zwar, aber nur gegen eine sehr hohe Summe Geldes, welche er ihm dafür zum Lohne zahlen musste. Cicero setzt dieses nicht genauer auseinander, weil Alles aus den Zeugenaussagen hervorging, auf die er sich nachher beruft.

die Syracusaner und Bidiner selbst gewesen seien, d. h. die für die Palästra bestimmte Casse war eigentlich nur eine Station der städtischen Kämmerei unter besonderer Verwaltung.

L. 6. pr. D. de condit. et demonstr. (35, 1) Pomponius lib. 3. ad Sabinum. Multa testamento non committitur ab herede vel legatario vel eo, qui ex ultima voluntate aliquid lucratur, qui alicuius iussu monumentum facere iussus sit, si is, cuius arbitrium est, non vivat, vel adesse non possit, aut rei arbitrari nolit.

L. 27. D. eod. Alfenus Varus lib. 5. Digestorum.

In testamento quidam scripserat, ut sibi monumentum ad exemplum eius, quod in via Salaria esset Publii Septimii Demetrii, fieret: nisi factum esset, heredes magna pecunia multare. et 5) cum id monumentum Publii Septimii Demetrii nullum reperiebatur, sed Publii Demetrii Damae erat, ad quod exemplum suspicabatur eum, qui testamentum fecerat, monumentum sibi fieri voluisse; quaerebant heredes, cuiusmodi monumentum se facere oporteret: et si ob eam rem nullum monumentum fecissent, quia non reperirent, ad quod exemplum facerent, num poena tenerentur? Respondit, si intellegeretur, quod monumentum demonstrare voluisset is, qui testamentum fecisset, tametsi in scriptura mendum esset, tamen ad id, quod ille se demonstrare animo sensisset, fieri debere. sin autem voluntas eius ignoraretur, poenam quidem nullam vim habere, quoniam ad quod exemplum fieri iussisset, id nusquam exstaret: monumentum tamen omni modo secundum substantiam et dignitatem defuncti exstruere debere.

Wir besitzen endlich noch eine für unsere Materie besonders wichtige testamentarische Bestimmung von einem offenbar vornehmen Römischen Gallier, welche eine solche Geldstrafe enthält 6). Sie ist in einer Baseler Handschrift erhalten durch eine aus dem 10. Jahrhundert stammende Abschrift, die wahrscheinlich, wenn auch nur mittelbar, von einem in der Nähe der betreffenden Grabstiftung aufgestellten Grabsteine genommen wurde, dessen beide Seiten nebst der Länge der Zeilen genau auf ihr wiedergegeben werden. Für die uns hier interessierende Stelle ist (was dem Herausgeber entgangen) zu bemerken, dass die oberste Zeile auf beiden Seiten der Inschrift, aber auch nur diese, verloren gegangen ist, so dass die Urschrift wohl auf der Vorder- und Rückseite desselben Steines stand). Das Testament, wie die Urkunde (II. 8) sich selbst

5) Mommsen vermuthet richtig multarat. Es ist dann auch vorher noch zu geminieren fieret, et und nachher ibi (statt id) monumentum zu setzen.

6) Zuerst bekannt gemacht, ergänzt und erläutert von Ad. Kiessling Anecdota Basileensia 1. 1863. Jetzt auch, zugleich mit Benutzung anderer Publicationen in Bruns' fontes iur. Rom. ed. 2. p. 147.

7) Dass vom Steinmetz Fleiss darauf verwandt wurde, auf beiden Seiten genau dieselbe den ganzen Stein bedeckende Zeilenzahl -- nehmHUSCHKE, multa u. sacramentum.

20

nennt, rührte von einem vornehmen Lingonen (in der Gegend des heutigen Langres) her und kann also schon aus der besten Kaiserzeit stammen ). Wie es uns vorliegt, ist es aber vielfach lückenund fehlerhaft, und ich gebe die betreffende Stelle sogleich mit den nöthigen Ergänzungen und Verbesserungen (die Auslassungen durch bezeichnet), welche, so weit sie von der Kiessling'schen abweichen, in besonderen Noten gerechtfertigt werden sollen.

Nachdem der Testator vorgeschrieben hat, wie sein Grabmonument nebst den umgebenden Gartenanlagen (pomaria), zu deren Pflege er für beständig von seinem Erben und Erbeserben zu erhaltende Gärtner bestellt, ausgeführt und im Stande erhalten, und dass aussen die Namen der Magistrate, unter denen der Bau angefangen, und die Zahl seiner Lebensjahre eingeschrieben werden sollen), fährt er fort:

I. 20. si quis alius aliave unquam in iis pomariis, quemadmodum eos locos oportere) fieri simulacrum indicat ipseque septis inclussi 10), combustus | sepultusve confossusve conditusve, cominusve 11) propiusve iis po maris aliquid adversus ea factum 12) fuerit, quae s(upra) s(cripta) s(unt), it(em)13) h(eres) | h(eredis)que mei (heredes)14) d(amnas) (damnates) 25. esto sunto ea omnia ita fieri neque aliter fieri. loco | autem

lich 29 herauszubringen, erkennt man aus der am Ende der zweiten Seite sehr weitläuftig werdenden Schrift, die dieses allein ermöglichte. Die fehlende erste Zeile der ersten Seite kann man dem Sinne nach ergänzen: Caput ex testamento illius. Cella cum pomariis et lacu, | quam edificavi memoriae perfici volo ad exemplar quod dedi ut u. s. w. Etwas anders Kiessling. Dass pomaria und lacus schon hier erwähnt waren, sieht man aus I. 11.

8) Die vornehmen Gallier hatten unter Claudius im J. 48 schon längst das Römische Bürgerrecht Tacit. A. 11, 23., und dieser wollte es schon allen Galliern geben Senec, de benef. 6, 19. apocol. 3, 3. 6, 1. Allen Lingonen gab es Otho Tacit. H. 1, 78., wo man die Lesart Lingones ohne Grund anficht. Vgl. die Rede an die Trevirer und Lingonen vom J. 71 bei Tacit. H. 4, 73. 74.

9) I. 18 ist statt III scribanturque offenbar inscribanturque zu lesen. 10) . . . . . . . eri. . . . ac. umii .. indussj. C. locos determinavi extra cum ipse quem induxi Kiessling nach Mommsen. Das simulacrum ist der I. 1. erwähnte Riss (exemplum). Die septa kommen II. 2. als vorher schon erwähnte vor. Wir erfahren hier zugleich, in wie fern der Testator II. 1. nur von Vollendung des von ihm schon angefangenen Baues und doch auch II. 19. von dessen Anfange nach seinem Tode sprechen konnte.

11) consitusve C. positusve oder zu streichen cj. Kiessl.

12) facturus C.

13) id C. Der Testator verpflichtet seinen Erben und Erbeserben, das für seine Ruhestätte Vorgeschriebene insbesondere auch dann zu thun und nichts dem Widriges zuzulassen, wenn ein Anderer dort begraben oder sonst etwas (aliquid aliud quid) Widriges geschehen würde.

=

14) heredes que mei Kiessling. Der Testator hat aber nur Einen heres eingesetzt und spricht auch I. 17. II. 2. nur von dessen Erben,

. II.

huic lex haec in perpetuum dicitur: neq(ue) quisquam post me do minium potestatemve eorum locorum habeto nisi in hoc (ut) melius collantur perficianturque. Aditum iter actum viam ad id aedificium do lego 15) ad id colendum pedibus et vehiculis et staticulis.

Si vero quae supra) s(cripta) s(unt) facta non fuerint, sive quis alius aliave unquam 16) | combustus suffossusve monimentumve factum illatave ossa propius, imponi ut | queant, quibus factum fuerit 17), ibi iis pomariis et locis et septis. eorum, quem ad modum supra scripsi, Sex. Iulius Sex. Iuli Aquilini filius) Aquila et h(eres) h(eredes) que eius si quae) s(upra) s(cripta) s(unt) 18), ita factum non fuerit adversusve (ca)19) aliquit factum fuerit, aut non caverint 5. ab herede heredibusque suis, ut ita omnia serventur quemadmodum supra) s(cripta) s(unt), d(are) | d(amnas) (damnates) e(sto) s(unto) in public(um) 20) civitatis Ling(onum) sestertium n(ummum) C. (milia). Haec poena omnibus dominis huius possessionis in perpetuum inferatur.

Es kommt ausserdem noch eine Mult in einer Inschrift vor 21), die zwar eine blosse Grabschrift ist, aber wegen der Verbindung, in welche die Mult mit einem Vermächtniss gesetzt ist, nur aus einem Testament entlehnt sein kann. Danach hatte der Verstorbene, Mitglied des Collegium der Dendrophoren in Rom, diesem 10,000 Sesterze vermacht (reliquit) mit dem Auftrage, er solle

15) itum actum ad id aedificium habeant quicunque und hinter staticulis noch adibunt ergänzt Kiessl. Die drei Arten des aditus iter actus via entsprechen offenbar den drei Arten der Bewegung pedibus et vehiculis et staticulis, indem die letzten (rohe Balken oder Steinblöcke), mit denen Kiessling nichts Sicheres anzufangen weiss, unmittelbar auf dem Boden fortzubewegen nur dem zusteht, der die via hat. L. 7. pr. D. de serv. pr. rust. (8, 3).

16).... Ubi vero quis Kiessling. Dass aber auch die Versäumniss dessen, was die Erben positiv thun sollten, unter die Strafdrohung gestellt war, zeigen die Worte II. 4.

17) Nehmlich monumentum. imposita quidve a quibus factum fuerit Kiessling. Am Schluss der Zeilen sind hier einige Buchstaben (in dieser ut) abgeschnitten.

18) si sicut) s(upra) s(cripsi) Kiessling.

19) Durch Gemination.

20) s. desit public. C. s(upra) scripsi) | d(are) (damnas damnates) e(sto) s(unto) rei publicae Kiessling. Vgl. die lex Mamil. c. 55. sestertium v. M. n. in publicum eorum, quorum intra fines is ager erit, dare damnas esto. Eben so in der Lex Flav. Malac. 61.

21) Murat. 515, 5 Orell. 4076. In den Tagen unmittelbar vor den Terminalien fanden die Parentationen an den Gräbern in Rom statt. Mein Röm. Jahr und dessen Tage S. 35. 185. Nicht hierher gehört Orell. 4433., welche Inschrift nur von der Translation von annua legata und eines niessbrauchartigen Rechts an einer Localität auf ein anderes Collegium und andere Personen spricht, wenn der erst genannte Legatar den Modus nicht erfüllt hat.

« IndietroContinua »