Immagini della pagina
PDF
ePub

auf sein Ohr verlassen. Auch die Positionslänge erforderte eine genaue Regelung. Sie erfolgte im Anschluss an die Griechen; in der Behandlung des sprachlichen Materials finden wir manchen Unterschied zwischen der daktylischen und scenischen Poesie. Auch auf orthographische Probleme ward er dadurch gebracht; die Konsonantenverdoppelung in der Schrift wird auf ihn zurückgeführt (Festus p. 293 0. M.).

Aus dem Gesagten wird man abnehmen können, wie weit Ennius den Naevius hinter sich liess; sein Gedicht blieb das Hauptepos der Republik, das Vorleser und Commentatoren fand. Unter den Fragmenten befinden sich manche, die uns ein Bild von der Kunst des Dichters gewähren können. Vielleicht genügen, um einen ersten Eindruck zu erhalten, die zwei längeren Bruchstücke, die Cicero seinem Werk über die Wahrsagung einverleibt hat, die eindringliche Erzählung, die Ilia ihrer Schwester über ein ihr gewordenes, für die Zukunft bedeutungsvolles Traumbild gibt,1) dann die anschauliche Schilderung der Vogelschau des Brüderpaares Romulus und Remus. 2)

Titel und Zahl der Bücher. Diomedes Gramm. lat. 1 p. 484, 3 epos Latinum primus digne scripsit is qui res Romanorum decem et octo conplexus est libris, qui et annales inscribuntur, quod singulorum fere annorum actus contineant, sicut publici annales, quos pontifices scribaeque conficiunt, vel Romanis, quod Romanorum res gestas declarant. Dass die Stelle sich auf Ennius bezieht, ist zweifellos. «) Festus p. 257 0. M. citiert 7. XL, wofür aber mit Recht von Ursinus XI gelesen wird; vgl. annal. 11 p. 63 V. Kein anderes Citat führt über das 18. Buch hinaus. Aus Plinius n. h. 7, 101 geht hervor, dass Ennius selbst sein Werk in Bücher geteilt. 8) Für den Titel annales, den unsere Stelle bezeugt, aber zu unrichtigen Konsequenzen verwertet, stehen uns sehr alte Zeugnisse zur Verfügung, z. B. Lucilius p. 24 Marx: tota Ilias una est, una ut 9έois annales Enni; Varronis Menippeae 398 Buecheler poesis est perpetuum argumentum e rhythmis, ut Ilias Homeri et annalis (i. e. annales) Enni. Festus p. 198 O. M. Ennius in l. I annalium. Der Titel Romais wurde richtig von A. Reifferscheid (Fleckeis. Jahrb. 79 (1859) p. 157) und vor ihm von J. Bernays (vgl. Vahlen, Ausg. p. CXLV Anm.) Diomed. 1. c. aus Romanis hergestellt. Da weder Lucilius noch Varro den Titel Romais zu kennen scheinen, wird er auf die Erfindung eines Grammatikers der Kaiserzeit zurückzuführen sein; so hiess auch die Aeneis später Gesta populi Romani (§ 230).

Die successive Entstehung der Annalen. Gellius 17, 21, 43 cum septimum et sexagesimum annum haberet, duodecimum annalem scripsisse idque ipsum Ennium in eodem libro dicere. Plin. n. h. 7, 101 Q. Ennius T. Caecilium (L. Müller: Caelium) Teucrum fratremque eius praecipue miratus propter eos sextum decimum adiecit annalem. Von seinen Lebensverhältnissen wird Ennius passend in einem Epilog gesprochen haben. Das 12. Buch bildete sonach einen Abschluss. Es folgten aber zwei Fortsetzungen, die erste umfasste die Bücher 13-15, die zweite begann, wie aus der Pliniusstelle ersichtlich ist, mit dem 16. Buch und schloss mit dem 18. Von den ersten 12 Büchern gewahren wir noch einen Einschnitt im 7. Buch, da hier die Fragmente deutlich auf ein Prooemium hinweisen. Wenn Ennius das 12. Buch im 67. Lebensjahr, also 172 v. Chr., schrieb, so muss er, da er 169 starb, die Bücher 13-18 von 172-169 geschrieben, also in jedem Jahre etwa zwei Bücher verfasst haben. Man wird dies bei einem so gewandten Dichter nicht für unmöglich erachten. Eine Schwierigkeit könnte man noch aus dem Inhalt des 16. Buches herleiten. Dasselbe behandelte, wie aus der Nennung des Königs Epulo hervorgeht, den istrischen Krieg der Jahre 178 und 177; vgl. Liv. 41, 11. In diesem Krieg hat sich ein Brüderpaar ausgezeichnet, und dieses Brüderpaar soll nach Plinius der Anlass gewesen sein, dass Ennius seine Annalen mit dem 16. Buch fortsetzte. Wenn es nun der Fall sein sollte, wie L. Müller (Q. Ennius p. 134) annimmt, dass das Buch alsbald nach Abschluss des istrischen Krieges verfasst wurde, so kann das 12. Buch nicht 172 verfasst sein. Man hat daher die Buchzahl bei Gellius emendiert: Merula schreibt duodevicesimum, L. Müller (Q. Ennius p. 134) XVII, Baehrens XVI. Allein auch nach 172, etwa 170, konnte der Dichter die Fortsetzung des Werkes damit begründen, dass er die Ruhmestaten eines Brüderpaares verherrlichen wolle, und da er mit seiner Erzählung der Gegenwart nahe gerückt war, sagen (annal. 410 p. 74 V.): quippe vetusta virum non est satis bella moveri. Steht 2) 77 p. 13 V.

1) 35 p. 8 V.

aber fest, dass das 12. Buch einen Epilog hatte, so konnte auch hier das Praeconium des Fabius Maximus stehen, das Macrob. Sat. 6, 1, 23 dem 12. Buch zuweist. Vgl. Vahlen, Ueber die Annalen des Ennius (Abh. der Berl. Akad. der Wissensch. 1886 Abh. 1); dagegen F. Schöll, Zur Chronologie von Ennius' Annalen (Rhein. Mus. 44 (1889) p. 158). Eine Vermutung über den Inhalt des 15. Buches bei F. Marx, Deutsche Litteraturzeitung 1903 Sp. 2748. Wann Ennius mit dem Werk begann, lässt sich nicht genau sagen. Wenn man nun folgert, dass Ennius schon vor 189 eine Reihe von Büchern abgefasst habe und schon ein berühmter Dichter gewesen sei, weil ihn M. Fulvius Nobilior mit nach Aetolien nahm, um Verkünder seines Ruhmes zu sein, so fällt die Schlussfolgerung zusammen, wenn der Panegyricus auf Scipio gleich nach dessen Rückkehr aus Afrika abgefasst wurde. Ebensowenig stichhaltig ist die Argumentation F. Schölls (Rhein. Mus. 44 (1889) p. 160), dass Ennius das 6. Buch vor 184 geschrieben habe, da durchaus nicht feststeht, dass Plautus im Truculentus (Vs. 929) auf 196 p. 35 V. angespielt hat. Auch das 9. Buch gewährt keinen festen chronologischen Anhaltspunkt. In demselben werden die ehrenden Beinamen erwähnt, die M. Cornelius Cethegus von seinen Zeitgenossen in Bezug auf die Beredsamkeit gespendet wurden. Wie Cicero (Brut. 15, 57) berichtet, hat Ennius die Verse nach dem Tode des Gefeierten geschrieben, also nach 196 (Liv. 33, 42, 5). Aber sie müssen geraume Zeit nach 196 geschrieben sein, da der Dichter von einer weit zurückliegenden Vergangenheit spricht. Allein Genaueres lässt sich nicht feststellen.

Naevius und Ennius. Cic. Brutus 19, 75 Naevi, illius quem in vatibus et Faunis annumerat Ennius, bellum Punicum quasi Myronis opus delectat. sit Ennius sane, ut est certe, perfectior; qui si illum, ut simulat, contemneret, non omnia bella persequens primum illud Punicum acerrumum bellum reliquisset. sed ipse dicit, cur id faciat. 'scripsere', inquit, alii rem vorsibus' et luculente quidem scripserunt, etiamsi minus quam tu polite. nec vero tibi aliter videri debet, qui a Naevio vel sumpsisti multa, si fateris, vel, si negas, surripuisti. Ennius konnte natürlich den ersten punischen Krieg kürzer behandeln, aber nicht völlig übergehen. Mit dieser Annahme stimmen auch die Fragmente überein; vgl. Vahlen, Ausg. p. CLXXIX. Ueber das Verhältnis der beiden Dichter vgl. noch denselben p. XX; Pascal, Studi etc. p. 49.

Wo

Homer und Ennius. Cic. de fin. 1, 3, 7 locos quidem quosdam, si videbitur, transferam, et maxime ab iis, quos modo nominavi (Plato und Aristoteles), cum inciderit, ut id apte fieri possit, ut ab Homero Ennius, Afranius a Menandro solet. An die Seite der Ilias werden die Annalen des Ennius gestellt von Lucilius 343 p. 24 Marx und von Varro Menipp. 398 Buecheler. Die Nachahmung Homers von seiten des Ennius wurde bereits von Macrob. Sat. 6, 3, 7 erkannt; vgl. die Zusammenstellung bei Skutsch Sp. 2611. Die Nachahmung Homers benutzt E. Zarncke, Comment. philol. in honorem Ribbeckii, Leipz. 1887, p. 274, um bei den Historikern die Spuren der ennianischen Annalen nachzuweisen. wir in Darstellungen der Geschichte jener Zeit, die auch Ennius in seinen Annalen schilderte, den Homer nachgeahmt finden, da haben wir auch mit gewissen Ausnahmen, aber doch in überwiegender Mehrzahl der Fälle den Ennius." Belehrend Liv. 2, 20, 1 und Il. 3, 15; vgl. E. Hiller, Comment. in honorem Th. Mommseni, Berl. 1877, p. 747. F. Kunz, Die älteste röm. Epik in ihrem Verhältnis zu Homer. Progr. Unter-Meidling bei Wien 1890; J. Tolkiehn, Homer und die röm. Poesie, Leipz. 1900, passim; L. Valmaggi, Sul sogno di Ennio nel proemio del I libro degli Annali (Bollettino di filol. class. 3 (1897) p. 259); vgl. noch C. Dilthey, De Callimachi Cydippa, Leipz. 1863, p. 15.

....

Vorleser und Commentatoren der Annalen. a) Sueton. de gramm. 2 hactenus tamen imitati, ut carmina parum adhuc divulgata .... diligentius retractarent ac legendo commentandoque et ceteris nota facerent; ut C. Octavius Lampadio Naevii Punicum bellum, quod uno volumine et continenti scriptura expositum divisit in septem libros; ut postea Q. Vargunteius annales Enni, quos certis diebus in magna frequentia pronuntiabat. Gellius 18, 5, 2 atque ibi tunc Juliano nuntiatur avayvoorηy quendam, non indoctum hominem, voce admodum scita et canora Ennii annales legere ad populum in theatro. 'eamus' inquit 'auditum nescio quem istum Ennianistam': hoc enim se ille nomine appellari volebat. p) Sueton. de gramm. 8 M. Pompilius Andronicus (§ 195, 3) adeo inops atque egens, ut coactus sit praecipuum illud opusculum suum annalium Enni elenchorum sedecim milibus nummum cuidam vendere, quos libros Orbilius suppressos redemisse se dicit volgandosque curasse nomine auctoris. Nicht leicht zu bestimmen ist, was unter elenchi zu verstehen ist. Vahlen (Ausg. p. XXIX) erklärt unter Hinweis auf Silligs Ausg. des Plinius n. h. 1 p. 17: „Pompilius duodeviginti librorum annalium totidem numero periochas cuiuscumque eae modi erant confecisse videtur." Mit Recht hat aber O. Ribbeck (Gesch. der röm. Dicht. 12 p. 44) einen anderen Weg eingeschlagen; er interpretiert elenchi als Historische Nachweise und Untersuchungen über die Quellen und Entlehnungen". Skutsch (Sp. 2614) acceptiert von dieser Erklärung nur die Entlehnungen, indem er an die Werke des Perellius Faustus und Q. Octavius Avitus über die furta Vergils erinnert. Ich trete der Interpretation Ribbecks

bei, in die ich aber auch noch die Prüfung der historischen Tatsachen aufgenommen wissen möchte. Auch der um dieselbe Zeit lebende M. Antonius Gnipho commentierte das Epos (F. Buecheler, Rhein. Mus. 36 (1881) p. 334; vgl. § 195, 2).

Spezialausg. der Annalen von P. Merula, Leiden 1595. Die Ausg. Merulas bietet Fragmente dar, welche den Verdacht der Unechtheit im höchsten Grade erregen; sie sind zusammengestellt bei Vahlen, Ausg. p. 240. Es entsteht die Frage, ob Merula sich einer Fälschung schuldig gemacht hat. Diese sucht J. Lawicki (De fraude Pauli Merulae Ennianorum annalium editoris, Diss. Bonn 1852) darzutun. Allein es ist doch möglich, dass Merula an dem Betrug keine Schuld hat; vgl. P. J. Blok, De fragmentis Ennianis a Paullo Merula editis (Mnemos. 28 (1900) p. 1). Eine neue Aufl. der Ausg. Merulas ist die von E. Spangenberg, Leipz. 1825. I frammenti degli Annali editi ed illustrati da L. Valmaggi, Turin 1900; vgl. dazu J. Tolkiehn, Wochenschr. für klass. Philol. 1900 Sp. 1314 und A. G. Amatucci, Rivista di filol. 29 (1901) p. 142.

=

Litteratur. Th. Bergk, Kl. philol. Schr. 1 p. 252 (über fragm. 421 p. 76 V., wichtig für die Bestimmung des Inhalts des 16. Buches); L. Havet, L'histoire romaine dans les derniers tiers des annales d'Ennius (Mélanges. Bibliothèque de l'école des hautes-études fasc. 35 (1878) p. 21); C. M. Francken, De zoneclips van Ennius (Verslagen en Mededeelingen 1885, 3, 1); A. Reichardt, De Q. Ennii annalibus, Halle 1889 Fleckeis. Jahrb. 139 (1889) p. 777 (über den Wortschatz); E. Wölfflin, Surus surculus bei Ennius (525 p. 95 V.), Archiv für lat. Lexikographie 6 (1889) p. 508; J. M. Stowasser, Ein übersehener Enniusvers (Wien. Stud. 13 (1891) p.325); J. Vahlen, De Ennii annalium versibus nonnullis singularibus quaest. (Ind. lect. Berl. 1892/93); Stadtgründungsaugurium bei Ennius (Sitzungsber. der Berl. Akad. 1894 p. 1143); H. Jordan, Quaest. Ennianae, Königsberg 1885; C. Trieber, Hermes 27 (1892) p. 327 (über das Gründungsjahr Roms, Vs. 501 p. 91 V.); O. Haube, Die Epen der röm. Litt. im Zeitalter der Republik, Schrimm 1895, p. 5; C. Pascal, Studi sugli scrittori latini, Turin 1900, p. 10; W. Soltau, Livius' Geschichtswerk, seine Composition und seine Quellen, Leipz. 1897, p. 42 (Verhältnis des Ennius zu Livius in der Erzählung des istrischen Krieges); H. Diels, Sitzungsber. der Berl. Akad. der Wissensch. 1898 p. 497 (will Fragment Nr. 30 der Oxyrhynchus Papyri auf die Annalen des Ennius beziehen). Ueber verschiedene Stellen der Annalen handelt L. Valmaggi im Bollettino di filol. class. Bd. 3—5 und Rivista di filol. 29 (1901) p. 249; E. Ciaceri, Per Ennio e Tito Livio (periodo Albano e fondazione di Roma), Rivista di storia antica N. S. 6 (1902) p. 58; J. Kvíčala, Quaest. Ennianae pars prior (Eos 8 (1902) p. 1); Zeitschr. für die österr. Gymn. 1906, p. 1, p. 97; L. Holzapfel, Dell' èra Enniana intorno alla fondazione di Roma (Rivista di storia antica N. S. 8 (1904) p. 108). Ueber das Akrostichon vgl. W. Meyer, Ges. Abh. 2 (Berl. 1905) p. 108.

39. Ennius' übrige Werke. Ausser den Tragödien bearbeitete Ennius auch andere griechische Produkte. In seinem Epicharmus setzt Ennius in trochäischen Tetrametern naturphilosophische Lehren auseinander. Als die vier Elemente erscheinen Wasser, Erde, Luft, Sonne. Der Leib ist Erde, die Seele Feuer; Juppiter ist die Luft. Die Einkleidung war ein Traum; denn einer der ersten Verse lautete:

nam videbar somniare med ego esse mortuum.

Es fragt sich, wer hier der Sprechende ist. Man hat Ennius als Sprechenden angenommen; allein mit grösserer Wahrscheinlichkeit denkt man an Epicharmus selbst. Der sicilische Dichter hat in seine Komödien viele philosophische Sätze eingestreut. Irgend einem Poeten kam der Gedanke, diese epicharmische Weisheit zu sammeln und zu erweitern; er wählte das Kunstmittel der Vision, er liess den Epicharmus in die Unterwelt steigen und seine Lehren von dem Meister selbst, von Pythagoras, holen. Ennius begnügte sich mit der Rolle des Uebersetzers. Dem Epicharmus wohnte die Tendenz der Aufklärung inne. Diese Tendenz zeigt noch in verstärktem Masse der Euhemerus oder die heilige Geschichte. Euhemerus, Freund des Kassander, schrieb ein Buch, betitelt „heilige Urkunde" (iɛqà àrayqagn). Er gab nämlich vor, auf einer fernen Insel in einem Zeustempel eine Inschrift über die Urgeschichte der Welt auf einer Säule gefunden zu haben; darnach seien die Götter nichts als durch Klugheit

"

hervorragende Menschen gewesen, die man vergötterte. Aus der ennianischen Bearbeitung gibt uns Lactantius die meisten Auszüge; dieselben sind in Prosa abgefasst und zwar in einer Prosa, die gar nichts Altertümliches enthält;1) man muss daher eine Ueberarbeitung annehmen. Die gewöhnliche Ansicht, dass Ennius den Euhemerus in ein Gedicht umgesetzt habe, entbehrt der stichhaltigen Begründung. Unter dem Titel „Feinschmeckerisches" (Hedyphagetica) schrieb Ennius ein gastronomisches Gedicht, aus dem sich ein der Form nach sehr hartes Fragment über die verschiedenen Fundorte der Fische erhalten hat. Es war, wie die Vergleichung zeigt, eine Bearbeitung der Hôvлásia betitelten gastronomischen Rundreise" des Archestratus von Gela, der ein Zeitgenosse des Aristoteles war.) Sehr wenig Fragmente sind uns auch vom Sota erhalten. Sota ist die Koseform von Sotades. Dieser zur Zeit des Ptolemaeus Philadelphus lebende Dichter ist der Hauptvertreter einer meist schlüpfrigen Unterhaltungsgattung im ionischen Mass. Diese führte der Sota des Ennius in die römische Litteratur ein und mit ihr zugleich das metrum Sotadeum. Aus den Praecepta, mit denen wohl der anderweitig citierte Protrepticus identisch ist, haben wir nichts als eine Sentenz in trochäischen Tetrametern und ein Wort. Auch Epigramme schrieb Ennius; es sind uns drei erhalten; zwei beziehen sich auf Scipio, das erste ist die Grabschrift, das zweite führt Scipio selbst redend ein, indem er über die Grösse seines Ruhmes spricht, in dem dritten verbittet sich der Dichter die Tränen nach seinem Tod, denn er lebe fort im Andenken der Menschen. In diesen Epigrammen kam zum erstenmal das elegische Distichon in der römischen Litteratur zur Anwendung. Die Epigramme werden dem Dichter auch Gelegenheit geboten haben, das Akrostichon in die römische Litteratur einzuführen. Das letzte, was wir von Ennius zu verzeichnen haben, sind die Satiren. Es waren nach glaubwürdigem Zeugnis vier Bücher. Dass die dialogische Form darin vorkam, beweist der Streit zwischen Tod und Leben, der den Satiren zugeteilt wird. Dieselbe zeigt sich noch einigemal in den Fragmenten. In die Satiren war auch die äsopische Fabel von der Haubenlerche aufgenommen; am Schluss war ausdrücklich die Lehre beigefügt, dass man in dem, was man selbst tun könne, sich nicht auf die Freunde verlassen dürfe. Der Metra können wir in den Satiren verschiedene nachweisen. Als einen Teil der Satiren werden wir auch den Scipio zu betrachten haben. Es ist dies ein Panegyricus auf den Sieger von Zama, aber in verschiedenen Massen abgefasst. Bekannt sind aus demselben die schönen Verse, in denen der Dichter schildert, dass in die weite Welt tiefes Schweigen einzog, dass der grimme Herr des Meeres den wilden Wogen Ruhe gebot,

G.

1) Diesen Eindruck haben auch andere Forscher von den Fragmenten erhalten. So findet L. Müller (Q. Ennius p. 113) in ihnen , ebensowenig Verse als Archaismen". Bernhardy (Grundriss der röm. Litt., Braunschweig 1872, p. 421) sagt, dass dieselben von Späteren überarbeitet sein müssen,, wenn man die glatte Diktion dieser Prosa betrachtet". O. Ribbeck (Gesch. der röm. Dicht. 12

p. 47) findet in ihnen eine völlig modernisierte Form, welche uns von dem ennianischen Stil keine Ahnung gibt." Was Vahlen (Ausg. p. CCXXIV) beibringt, um robiginem antiquitatis zu erweisen, ist nicht sehr erheblich.

2) Ueber den Einfluss des Gedichts auf Lucilius vgl. F. Marx, Stud. Lucil., Bonn 1882, p. 78.

dass der Sonnengott der Rosse schnelle Hufe zurückhielt und dass alle Flüsse stille standen und in den Bäumen sich kein Hauch mehr regte.

Epicharmus. a) Cic. Acad. prior 2, 16, 51 idem (Ennius) in Epicharmo. Priscian. Gramm. lat. 2 p. 341, 20 Ennius protulit in Epicharmo. Varro de lingua lat. 5, 59 Epicharmus dicit. 5, 68 Epicharmus Ennii. Die Bruchstücke, die unter dem Namen des Epicharmus überliefert sind, weisen als Metrum den trochäischen Tetrameter auf. Es ist völlig verfehlt, wenn C. Pascal (Studi sugli scrittori latini, Turin 1900, p. 21; nur aus Anführungen kenne ich: Pascal, Epicharmo e gli scrittori latini, Graecia capta 1905 p. 1, p. 19) dem Epicharmus Hexameter, die am Eingang der Annalen ihren passenden Platz haben, zuweisen und folglich den Epicharmus zu einer Satire mit buntscheckigem Inhalt machen will, die er dem vierten Buch der Satiren zuteilt. 8) Ueber das Verhältnis des Ennius zu Epicharmus sind verschiedene Ansichten vorgebracht worden; die wahrscheinlichste ist die, dass Ennius ein unter dem Namen Epicharmus gehendes Gedicht nɛoi quoews übertragen hat. Dafür spricht die Analogie des Euhemerus; vgl. U. Wilamowitz, Euripides Heracles 1 (Berl. 1889) p. 30 Anm.; G. Kaibel, Comicorum graec. fragm. 1 (Berl. 1899) p. 135; Vahlen, Ausg. p. CCXVIII. Allem Anschein nach aber war dieser dem Ennius vorliegende Epicharmus eine Fälschung (vgl. dagegen E. Rohde, Psyche, Freib. 1894, p. 551 Anm. 1). Unwahrscheinlich ist die Ansicht, dass Ennius selbst aus den Komödien des Epicharmus Gedanken ausgehoben und zu einer Sammlung vereinigt hatte. y) Die Einkleidung ist ein Traum, in dem der Erzähler glaubte, in der Unterwelt zu sein. Es fragt sich, wer derjenige ist, der seinen Traum erzählt. Gewöhnlich nimmt man an, dass Ennius der Träumende ist und sich von Epicharmus, der redend eingeführt wird, in der Unterwelt belehren lässt. A. Dieterich (Nekyia, Leipz. 1893, p. 132) teilt den Traum und die Erzählung des Traumes dem Epicharm selbst zu. Wenn es richtig ist, dass Ennius ein naturphilosophisches Gedicht mit dem Titel Epicharmus übersetzte, so wird er auch das Kunstmittel des Traumes dort vorgefunden haben. Wenn auch Ennius erzählte, so hätten wir zwei Sprechende, und das Citat Epicharmus dicit wäre dann doch auffallend. Nach Cicero (Acad. pr. 1. c.) müsste man allerdings annehmen, dass Ennius der Träumende war; es liegt wohl ein Missverständnis oder eine Flüchtigkeit von seiten Ciceros vor. E. Maass, Orpheus, München 1895, p. 227 Anm.; G. Ettig, Acheruntica (Leipz. Stud. 13 (1891) p. 344). Fragmente bei L. Müller p. 77; Baehrens p. 123; Vahlen p. 220; auch Kaibel 1. c. und H. Diels, Die Fragmente der Vorsokratiker, Berl. 1903, p. 100.

Euhemerus. a) Cic. de nat. deor. 1, 42, 119 quae ratio (dass die Götter eigentlich berühmte verstorbene Menschen sind) maxime tractata ab Euhemero est, quem noster et interpretatus et secutus est praeter ceteros Ennius. ab Euhemero autem et mortes et sepulturae demonstrantur deorum. Ueber die romanhafte Einkleidung, die Euhemerus seiner rationalistischen Darstellung vorausschickte, vgl. E. Rohde, Der griech. Roman, Leipz. 1900, p. 236. Ueber das System des Euhemerus vgl. R. de Block, Euhemère, son livre et sa doctrine, Mons 1876; P. J. Maria van Gils, Quaest. Euhemereae, Diss. Amsterdam 1902, und dagegen J. Tolkiehn, Wochenschr. für klass. Philol. 1903 Sp. 540. Erste kritische Sammlung der Fragmente von G. Némethy, Euhemeri reliquiae, coll. prolegomenis et adnotationibus instr. G. N., Budapest 1889; vgl. auch J. Geffcken, Die babylonische Sibylle (Nachr. der Gött. Ges. der Wissensch. 1900 p. 95). 3) Ausser Cicero kannte die Uebersetzung auch Varro r. r. 1, 48 apud Ennium in Euhemeri libris versis. Lactantius

citiert diese Uebersetzung (div. inst. 1, 13, 14): Ennius in Euhemero dicit oder (1, 11, 44): Ennius in sacra historia, an einer Stelle 1, 14, 6 sacra scriptio. J. Vahlen hat darnach vermutet, dass die Uebersetzung den Doppeltitel Euhemerus, sacra historia führte; doch würde dem griechischen avayoagy scriptio mehr entsprechen; vgl. A. Riese, Rhein. Mus. 18 (1863) p. 448. Gegen Krahners (Grundlinien zur Gesch. des Verfalls der röm. Staatsreligion, Halle 1837, p. 37) unberechtigte Hypothese vgl. O. Sieroka, De Euhemero, Diss. Königsberg 1869, p. 5. Augustin hatte, wie Vahlen (Sitzungsber. der Berl. Akad. 1899 p. 276) gezeigt hat, die sacra historia nicht selbst gelesen. 7) Die Fragmente, die Lactantius beibringt, sind in Prosa abgefasst; er deutet mit keinem Worte an, dass Euhemerus ursprünglich ein Gedicht gewesen, sondern er stellt die sacra historia sogar den Dichtererzeugnissen gegenüber; vgl. div. inst. 1, 14, 1: aperiamus ea quae veris litteris continentur, ne poetarum ineptias_in_accusandis religionibus sequi ac probare videamur. haec Enni verba sunt. Da man Ennius nur als Dichter kannte, hat man angenommen, dass die Uebertragung des Ennius ursprünglich in Versen abgefasst war (vgl. L. Müller, Q. Ennius p. 113). Auf diese Uebertragung wollte einst Vahlen einen Hinweis in Columellas Worten (9, 2): Euhemerus poeta erblicken; allein O. Crusius (Rhein. Mus. 47 (1892) p. 63) hat mit Recht eingewendet, dass Columella den Euhemerus nicht selbst eingesehen hatte, sondern ihn nur aus Hygin kannte, und dass er, da er ihn dort mit Dichtern angeführt fand, unrichtig geschlossen habe, dass auch Euhemerus ein Dichter sei. In seiner zweiten Ausgabe hat Vahlen (p. CCXXII) selbst seinen Beweis als hinfällig anerkannt. Auch ein anderer Beweis, auf den sich

« IndietroContinua »